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Einführungen zu Fichte sind rar, die letzte von H. Seidel bei Junius (BA 2/98) stammt aus 1997. Deshalb kommt die Neuauflage der bewährten Werkeinführung von Peter Rohs gelegen (im Original: BA 11/91). Rohs ist emeritierter Philosophieprofessor und hat den Text der Erstauflage nur leicht modifiziert, Zitatnachweise und Bibliografie aktualisiert. Nach einer knappen biografischen Skizze liefert Rohs einen Abriss der kantischen Philosophie, ohne die man die Positionen Fichtes kaum verstehen kann, der ja verschiedentlich als Vollender Kants apostrophiert wurde. Ohne Umschweife verurteilt Rohs Fichtes notorischen Antisemitismus, der sein Rechtsdenken ruiniert habe. Den Hauptteil bildet die Darstellung der verschiedenen Stadien der "Wissenschaftslehre", wobei Rohs deren argumentative Mängel klar herausstreicht. Von Interesse sind die Abschnitte über den Atheismusstreit (1798) und über Fichtes "Reden an die deutsche Nation" (1807). Der Text ist kompromisslos nüchtern, stets mit den Primärtexten arbeitend, daher sehr gehaltvoll. Aufgrund der Komplexität des Themas kaum für Schüler geeignet, trotzdem: (2)

Noch gründlicher, umfassender und detailreicher als Wilhelm G. Jacobs in seiner Studie über Johann Gottlieb Fichte (ID-A 15/12) stellt Manfred Kühn (zuletzt BA 3/04) Leben und Werk dieses Philosophen vor: seine Kindheit, seine Familie, seine Entwicklung und seine Philosophie. Nicht nur Fichte selbst, auch seine Freunde, Kontrahenten und viele seiner Zeitgenossen werden mit all ihren Stärken und Schwächen differenziert charakterisiert. Der geduldige Leser erhält so ein anschauliches Bild von einer Epoche, die nicht nur durch Kant, Hegel und Schopenhauer, sondern auch durch Goethe, Schiller und Wilhelm von Humboldt geprägt war. Der Autor überzeugt durch subtile Analysen und Überlegungen, mit gelegentlichem kritischen Blick auf die angewachsene Sekundärliteratur. Auch Fichtes Rolle im Atheismusstreit wird plausibel erklärt. Seine "berühmt berüchtigten öffentlichen Reden an die deutsche Nation" mit ihren verhängnisvollen Auswirkungen kommen ebenfalls zur Sprache. Alles in allem dürfte Kühn seinem Protagonisten voll und ganz gerecht geworden zu sein. Fesselnde Lektüre, mit ausführlichem Anhang. (3) (Ursula Homann)

Einführung / Jean-Christophe Merle -- Die Unabhängigkeit des Rechts von der Moral (Einleitung) / Wolfgang Kersting -- The efficacy of the rational being (first proposition: [Nr.] 1) / Frederick Neuhouser -- Die Bestimmung der Sinnenwelt durch das vernünftige Wesen (Folgesatz: [Nr.] 2) / Claude Piché -- Die transzendentale Notwendigkeit von Intersubjektivität (zweiter Lehrsatz: [Nr.] 3) / Axel Honneth -- Deduktion des Rechts (dritter Lehrsatz: [Nr.] 4) / Alain Renaut -- Leib, Materie und gemeinsames Wollen als Anwendungsbedingungen des Rechts (zweites Hauptstück: [Nr.] 5-7) / Günter Zöller -- Die Theorie des Urrechts ([Nr.] 8-12) / Rolf-Peter Horstmann -- Zwangsrecht ([Nr.] 13-16) / Matthias Kaufmann -- Die Verfassung und ihre Garantie : das Ephorat ([Nr.] 16, 17 und 21) / Ingeborg Maus -- Eigentumsrecht ([Nr.] 18-19) / Jean-Christophe Merle -- "Eine Fessel, die nicht schmerzt und nicht sehr hindert" : Strafrecht ([Nr.] 20) / Alessandro Lazzari -- Family law (first annex) / David Archard -- Das Völkerrecht (zweiter Anhang) / Carla De Pascale

Der Beitrag betrachtet die politische Philosophie Johann Gottlieb Fichtes. Fichte ist nicht nur einer der wichtigsten Denker des deutschen Idealismus, sondern zugleich auch ein politischer Denker von herausragender Bedeutung. Er verkörpert geradezu paradigmatisch den Übergang des politischen Denkens in Deutschland vom aufgeklärten 18. Jahrhundert, gipfelnd in der Begeisterung für die Französische Revolution, zum 19. Jahrhundert mit seinem aufbrechenden Nationalismus und einer zunehmenden Verherrlichung des Staates. Zunächst beschreibt der Beitrag Fichtes philosophischen Ausgang vom autonomen Ich. Anschließend werden die politischen Konsequenzen bei Fichte aufgezeigt: Revolutionsbejahung und demokratischer Staat. Schließlich widmet sich der Beitrag Fichtes Kehre, die aber bereits im Ansatz seines frühen Denkens angelegt ist: die Wendung zur höheren Einheit - Gott, Staat und Nation. Der Beitrag schließt mit Überlegungen zu Fichte und dem 19. Jahrhundert. (ICB2)

Fichte's System of Ethics, published in 1798, is the most important work in moral philosophy written between Kant and Hegel. This volume offers a new translation of the work together with an introduction that sets it in its philosophical and historical contexts