Das vorliegende Papier behandelt die Rückwirkungen der Erkenntnisse der Behavioural Finance auf die Geldpolitik. Nach einer Begriffsdefinition und abgeleiteten generellen Implikationen werden speziell die Indikatorebene und der Transmissionsprozess der Geldpolitik dahingehend analysiert. Als Grundlage dienen ausgewählte Phänomene der verhaltenswissenschaftlichen Literatur. Im Ergebnis führen diese Phänomene zu einer Erhöhung des geldpolitischen Unsicherheitsbereiches, komplexeren Modellen und einem verstärkten Bedarf nach robusten geldpolitischen Verfahren. ; The present paper analyses the implications of the findings of Behavioral Finance for monetary policy. After a definition of terms and general implications, we turn our attention to indicator variables and the transmission process of monetary policy. The starting point in each case are selected phenomena of the behavioral economics literature. As a result, these phenomena lead to an increase of monetary policy uncertainty, more complex models and an increased demand for robust monetary policy strategies.
Im Kampf gegen den Klimawandel scheint 2015 ein Wendepunkt gewesen zu sein: In diesem Jahr einigte sich die Welt auf das erste universelle Klimaabkommen, und die Vereinten Nationen verabschiedeten die Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung. Das Pariser Abkommen umzusetzen heißt, die globale Erwärmung auf unter 2° C zu begrenzen, angestrebt werden 1,5° C. In der Praxis bedeutet das die radikale Dekarbonisierung unserer Wirtschaftssysteme und grundlegende Veränderungen in der Finanz¬welt: "Green finance" ist das Schlagwort. Green finance – ein positiver Wandel auf dem Weg der Weltwirtschaft zu Nachhaltigkeit – steht für die Finanzierung öffentlicher und privater Investitionen und staatlicher Politiken, die grüne Initiativen stärken. Ihre zwei Hauptaufgaben sind die Internalisierung externer Umweltkosten und die Reduzierung der Risikowahrnehmung, um umweltfreundliche Investitionen zu fördern. Die wichtigsten Akteure der Entwicklung von green finance sind Banken, institutionelle Investoren und internationale Finanzinstitutionen wie Zentralbanken und Aufsichtsbehörden. Einige setzen politische und regulative Maßnahmen für einzelne Anlageklassen um, die das Finanzsystem ökologisch nachhaltiger machen sollen, z. B. Vorgaben für die prioritäre Kreditvergabe, Verzinsung unter Marktniveau durch Zinssubventionierung oder eine präferentielle Zentralbankrefinanzierung. Der tatsächliche Finanzbedarf für grüne Investitionen wird sehr unterschiedlich eingeschätzt. Eines steht jedoch fest: Die öffentliche Hand hat längst nicht genug Geld dafür. Daher besteht großer Bedarf an privatem Kapital. Die Mobilisierung von Kapital für grüne Investitionen wird jedoch durch verschiedene mikroökonomische Hürden behindert, etwa Probleme bei der Internalisierung von Umweltkosten, Informationsasymmetrien, geringe Analysekapazitäten und eine unklare Definition von "grün". Es bestehen Fristeninkongruenzen zwischen langfristigen grünen Investitionen und den eher kurzen Zeithorizonten der Sparer und vor allem der Investoren. Finanzielle und umweltpolitische Konzepte sind oft nicht aufeinander abgestimmt. Und viele Regierungen sagen nicht klar, wie und inwieweit sie die grüne Transformation fördern. Fünf Maßnahmen tragen entscheidend dazu bei, den Anteil privater Mittel an grünen Investitionen zu erhöhen: Erstens muss ein Umfeld geschaffen werden, in dem Rechtsstaatlichkeit, das Geschäftsklima und ein Investitionsregime green finance fördern. Zweitens muss klar definiert werden, was genau green finance ist. Drittens würden Offenlegungsstandards und -regeln die Entwicklung grüner Kapitalanlagen fördern. Freiwillige Prinzipien und Leitlinien für grüne Finanzierung müssen für alle Anlageklassen, Bankkredite, Anleihen und gesicherte Anlagen, umgesetzt und überwacht werden. Viertens müssen freiwillige Leitlinien, die unzureichend sein können, durch finanzielle und regulative Anreize ergänzt werden. Fünftens sollten Finanz-, Umwelt- und Regulierungspolitik, wie in China, besser koordiniert werden.
Über die Klimakrise, nachhaltige Mineralölförderung und grüne Zementhersteller: Sustainable Finance, Green Bond Standards, Offenlegung und die EU Taxonomie Verordnung. Einige Begriffe, die Finanzdienstleister, große, industrielle Unternehmen und die Politik nicht nur aktuell, sondern auch langfristig und nachhaltig beschäftigen werden. Antizipationen über den globalen Klimawandel, die 1997 zur Unterzeichnung des Kyoto Protokolls durch 184 Länder führten, schufen Bewusstsein über die Notwendigkeit von CO2-Einsparungen. Die Industrieländer haben sich dazu verpflichtet, ihren CO2-Ausstoß von 1990 bis 2012, später bis 2020 verlängert, auf zumindest 5 % im Vergleich zu 1990 zu senken. In einem weiteren Schritt wurde im Rahmen des Pariser Klimaabkommens 2015 beschlossen, dass die globale Klimaerwärmung unter 2C, idealerweise auf 1,5C beschränkt werden sollte. Um dieses Ziel zu erreichen, strebt die Europäische Union bis 2030 eine Verringerung der Treibhausgase um 55 % von denen im Jahre 1990 in die Umwelt eingebrachten Emissionen an. Bis 2050 soll weiters Net Zero, eine ganzheitliche Klimaneutralität, im EU-Raum erreicht werden. Die Europäische Kommission hat zur Erreichung ihrer definierten Klimaziele 2018 einen Aktionsplan zur nachhaltigen Finanzierung veröffentlicht. In diesem Maßnahmenplan wurde angestrebt, die beiden Aspekte, Finanzierung und Nachhaltigkeit zu kombinieren. Der 2019, ebenfalls von der Europäischen Kommission, präsentierte "Green Deal", ist ein umfassendes Konstrukt- und Maßnahmenbündel, um die Wirtschaft der Europäischen Union nachhaltiger zu gestalten. Zur Umsetzung der Pariser Klimaziele und des EU-Aktionsplans werden jährlich rund 180 Mrd. Euro benötigt. Die Klassifizierung von Grünen Anleihen ist bisweilen nicht unionsweit einheitlich standardisiert. Sie soll dazu beitragen, das Maßnahmenpaket der EU zu finanzieren, in dem es Gelder mobilisiert. Um der Problematik "Greenwashing", der fälschlichen Klassifizierung von Geldern als nachhaltig entgegenzuwirken, arbeitet die Technical Expert Group, im Auftrag der Europäischen Kommission an der Erstellung des Green Bond Standard, der noch 2021 erwartet wird. Der Green Bond Standard, wird nicht nur durch die Technische Expertengruppe näher konkretisiert, sondern ist unausweichlich mit der Taxonomie-Verordnung gekoppelt. Diese ist ein freiwillig anwendbares Klassifizierungssystem zur Ausweisung nachhaltiger Aktivitäten. In dieser Arbeit wird zunächst untersucht, was Green Finance ist. Es wird näher darauf eingegangen, wie die Bewertung dessen vollzogen werden kann und die Qualität des Produkts oder der Dienstleistung für die Allgemeinheit dargestellt wird. Im Hauptteil wird auf die Taxonomie- Verordnung, Verordnung (EU) 2020/852 des europäischen Parlaments und des Rates vom 18. Juni 2020 über die Einrichtung eines Rahmens zur Erleichterung nachhaltiger Investitionen und zur Änderung der Verordnung (EU) 2019/2088, und der delegierten Offenlegungs-Verordnung eingegangen. Aufbauend zu den der Erläuterungen zur Taxonomie-Verordnung wird näher auf den Technical Report der Expertengruppe eingegangen. Die gegenständliche Arbeit wurde für das Amt der niederösterreichischen Landesregierung, Abteilung für Umwelt- und Energiewirtschaft und der Gesellschaft für Forschungsförderung Niederösterreich erstellt. Im finalen Kapitel wird daher auf die Anwendungsmöglichkeiten der Taxonomie-Verordnung eingegangen und potenzielle Chancen aufgezeigt. ; eingereicht von Vanessa Zugriegel ; Diplomarbeit Universität Linz 2021
Supply Chain Finance (SCF) ist eine auf die Finanzströme innerhalb der Supply Chain ausgerichtete Stossrichtung im Working Capital Management (WCM), die eine vorteilhafte Lösung für alle Partner in der Supply Chain sucht. Für Unternehmen, die ihr WCM optimieren und verstärkt im Bereich SCF tätig sein wollen, bieten sich mehrere Ansätze an. Die vorliegende Arbeit vergleicht die WCM-Performance ausgewählter Schweizer Grossunternehmen anhand verschiedener Kennzahlen mit Vergleichsgruppen aus Deutschland und Österreich. Zudem erfolgt eine Analyse unterschiedlicher SCF-Instrumente, mit dem Ziel, die für Schweizer Unternehmen geeignetsten SCF-Instrumente zu identifizieren. In einem ersten Schritt wurden die Geschäftsberichte von Schweizer Grossunternehmen und den ausländischen Vergleichsunternehmen ausgewertet, um WCM-spezifische Kennzahlen zu berechnen. Im Anschluss erfolgte eine deskriptive und eine explorative Primärforschung. Die deskriptive Forschung fand als Online-Umfrage mit ausgewählten Schweizer Grossunternehmen statt. Die Ergebnisse dieser Umfrage zeigen die Wichtigkeit des WCM sowie die Verbreitung von SCF-Instrumenten auf. Im Rahmen der explorativen Forschung fanden Interviews mit ausgewählten Schweizer Grossunternehmen statt, um vertiefte Erkenntnisse zu den Anforderungen an das WCM und die SCF-Instrumente zu gewinnen. Im Vergleich der WCM Kennzahlen stehen die Schweizer Grossunternehmen insbesondere bezüglich den Days Payables Outstanding (DPO) und den Days Inventories Held (DIH) schlechter da als die Vergleichsgruppen aus Deutschland und Österreich. Aus der Primärforschung ging hervor, dass die untersuchten SCF-Instrumente nicht weit verbreitet sind und nur vereinzelt eingesetzt werden. Reverse Factoring, Invoice Discounting und Dynamic Discounting stellen die am häufigsten eingesetzten Instrumente dar. Für die Zukunft sind bei den untersuchten Unternehmen nur selten neue Einsätze von SCF-Instrumenten geplant. Zudem gilt, dass die Optimierung des Working Capital, respektive die Maximierung der Liquidität, aktuell nicht bei allen Unternehmen als wichtiges Ziel gesehen wird. Aufgrund der entspannten Liquiditätssituation und der Negativzinsen sehen sich Unternehmen vor allem mit der Herausforderung konfrontiert, dass hohe Bestände an liquiden Mitteln zu Zinsaufwänden führen und möglichst zu vermeiden sind. Die schnellstmögliche Begleichung von Lieferantenrechnungen zur Realisierung der Skonti ist bei den befragten Unternehmen ein wichtiges Mittel, um dieser Herausforderung zu begegnen. Grundsätzlich führen die expansive Geldpolitik und die entspannte Liquiditätssituation bei der Mehrheit der untersuchten Unternehmen dazu, dass die Implementierung von SCF-Instrumenten keine Priorität geniesst. Mit Dynamic Discounting existiert jedoch ein SCF-Instrument, mit dem überschüssige Liquidität profitabel eingesetzt wird. Es eignet sich folglich optimal, um die aktuellen Anforderungen an das WCM zu erfüllen. Dynamic Discounting wird aus diesem Grund, und aufgrund der im Vergleich einfachen Implementierung, als Instrument mit grossem Potential für Schweizer Unternehmen bewertet.
Alexander Bassen und Kerstin Lopatta, Universität Hamburg, sind der Ansicht, dass sowohl marktliche als auch regulatorische Maßnahmen das Thema Sustainable Finance in der Coronakrise eher verstärkt haben. Aufgrund der zu erwartenden weiteren Zunahme gesellschaftlicher Risiken und daraus abgelei-teter regulatorischer Maßnahmen werde Sustainable Finance für den Kapital-markt in den nächsten Jahren weiter an Bedeutung gewinnen. Karsten Löffler und Sebastian Rink, Frankfurt School – UNEP, sehen in dem Sustainable-Finance-Ansatz einen wichtigen Beitrag zur nachhaltigen Trans-formation der Volkswirtschaft und damit zum Erreichen sowohl der nationalen und internationalen Klimaziele. Dabei sollte Sustainable Finance als Zusam-menspiel aller relevanten Akteure und der Befähigung des Finanzsektors ver-standen werden, Nachhaltigkeitsrisiken und die Nachhaltigkeitswirkungen im Hinblick auf die eigenen Kreditvergabe-, Investment- und Beratungsaktivitäten als ein zentrales Element in seine Entscheidungskalküle einzubeziehen. Christa Hainz, Tanja Stitteneder und Johann Wackerbauer, ifo Institut, zeigen die besonderen Herausforderungen, vor die der Sustainable-Finance-Ansatz kleine und mittelständische Unternehmen stellt. Deshalb solle z.B. die Anwendung der Taxonomie auf Finanzanlagen nicht verpflichtend sein und nicht auf alle Finanzprodukte angewendet werden. Sylvie Goulard, Banque de France, spricht sich dafür aus, dass die Zentralban-ken die Herausforderungen des Klimawandels in ihre Handlungen einbeziehen sollten. Da der Klimawandel systemisch wirke, bedrohe er die Stabilität des Fi-nanzsystems und die Fähigkeit der Zentralbanken, ihr vorrangiges Ziel zu ver-folgen. Sabine Mauderer, Deutsche Bundesbank, sieht im Klimaschutz eine gesamtge-sellschaftliche Aufgabe. Deshalb müssten auch Notenbanken ausloten, wie sie im Rahmen ihres Mandats wesentliche Beiträge zum Klimaschutz leisten kön-nen. Entsprechend ihrem bankaufsichtlichen und finanzstabilitätspolitischen Auftrag müssten sie sicherstellen, dass Klimarisiken als Quelle von finanziellen Risiken angemessen im internen Risikomanagement der Institute berücksichtigt werden. Im Übergang zu einer grüneren Wirtschaft liegen neben Risiken für Finanzinsti-tute auch beachtliche Chancen. Denn im Rahmen der wirtschaftlichen Neuaus-richtung eröffnen sich Banken neue Geschäftsfelder. Deshalb sieht Andreas Dombret, ehemals Deutsche Bundesbank, Handlungsbedarf auch für die Ban-kenaufsicht. Die Bankenaufsicht sei in der Verantwortung, die Institute für kli-mabezogene Risiken zu sensibilisieren; Aufsicht und Zentralbanken sollten eine Funktion als Vorbild und Katalysator anstreben. Nach Meinung von Michael Leister, Commerzbank, löse die Coronakrise am Kapitalmarkt zwar keine grüne Revolution aus, verstärke aber die Evolution ei-nes bereits zuvor stark expandierenden Marktsegmentes. Die Politik bleibe hierbei die treibende Kraft. Um die grüne Gesinnung der Marktteilnehmer zu schärfen, verfüge die EU mit ihrem Wiederaufbaufonds über Möglichkeiten. Green Finance und Nachhaltigkeit seien im Asset Management nicht mehr wegzudenken, meint Ingo Speich, Deka Bank. Green Finance dürfe jedoch kein Selbstzweck sein, sondern müsse einen Vorteil bei der Risikobetrachtung oder beim Ertrag liefern. Erst wenn sich Nachhaltigkeit für den Anleger auszahle und Asset Manager Nachhaltigkeit in ihre Prozesse integrierten, könne auch eine realwirtschaftliche Lenkungsfunktion erfolgen.
Die vorliegende Masterarbeit untersucht die Berichterstattung von europäischen Banken bezüglich der von ihnen verwendeten Sustainable Finance Praktiken. Unter Sustainable Finance werden Finanzierungsansätze verstanden, welche neben ökonomischen, auch ökologische und soziale Aspekte beachten. Im ersten Teil der Arbeit erfolgt die theoretische Untersuchung der gesetzlichen und freiwilligen Rahmenbedingungen für die Nachhaltigkeitsberichterstattung für Bankinstitute in Europa. Den gesetzlichen Rahmen in der EU gibt die Richtlinie 2014/95/EU vor, welche die Erstellung einer nichtfinanziellen Erklärung fordert. Es werden drei freiwillige Rahmenwerke dargestellt, welche zur konkreten Ausgestaltung der grob gehaltenen Inhaltsanforderungen verwendet werden: (1) die auf Klimabelange bezogenen Empfehlungen der TCFD, (2) die auf finanzielle Wesentlichkeit fokussierte SASB Materiality Map, sowie (3) die umfassenden, modular aufgebauten GRI Standards. Den zweiten Teil der Arbeit stellt die praktische Analyse der Geschäftsberichte der 15 größten europäischen Banken bezogen auf die Bilanzsumme im Jahr 2018 dar. Bezüglich der Einheitlichkeit des Berichterstattungsumfangs und der Themenwahl wird ein Ländervergleich für französische Banken, Banken mit Sitz im Vereinigten Königreich, sowie Banken mit Sitz in anderen Ländern Europas vorgenommen. Der Vergleich der Themenwahl beschränkt sich auf die drei Sustainable Finance Instrumente nachhaltige Finanzierung und Investments, Sektorpolitik, und Mikrofinanzierung. Die Analyse legt nahe, dass ein starker Zusammenhang zwischen der geografischen Lage des Unternehmenssitzes und dem Umfang, sowie der Themenwahl der Berichterstattung besteht. ; This paper examines disclosures relating to sustainable finance practices of European banks. Sustainable finance refers to financial services which take into account not only financial, but also environmental and social considerations. The first part of this paper presents theoretical research into the statutory and voluntary frameworks for the disclosure of non-financial information for banks in Europe. The statutory framework is set by the Directive 2014/95/EU of the European Parliament, which requires certain companies to annually report on non-financial matters. Three voluntary frameworks are presented which help businesses transpose the Directives highly general content requirements into their reports: (1) the climate-related recommendations of the TCFD, (2) the SASB Materiality Map focused on financially material issues and (3) the wide-ranging, modular structured GRI Standards. A practical analysis of the 15 largest European banks annual reports is conducted in the second part of the paper. For the purpose of investigating the homogeneity of reporting volume and topic coverage, a group comparison is performed between French banks, UK banks and other European banks. The emphasis of the comparison of the topic coverage lies on three sustainable finance instruments: sustainable investing, sector policies and microfinance. The analysis suggests that the geographical location of the banks registered offices strongly correlates with the reporting volume and topic coverage. ; Christine Rechberger, BSc ; Zusammenfassung auf Deutsch und Englisch ; Abweichender Titel laut Übersetzung des Verfassers/der Verfasserin ; Karl-Franzens-Universität Graz, Masterarbeit, 2020 ; (VLID)5113336
Die Finanzfluesse in oeffentlichen Haushalten sind heute hochkomplexe Gebilde. Mit interaktiven Visualisierungen können oeffentliche Finanzen transparenter und verstaendlicher werden. Diese sogenannten Open Finance Apps helfen mit, dass sich Bevoelkerung und Politik rasch ein objektives Bild der relevanten Finanzen verschaffen und vertiefte Informationen abrufen koennen. Immer haeufiger werden Open Finance Apps auch für partizipative und kollaborative Projekte eingesetzt.
Dieser Artikel beschreibt die Entwicklung des Islamischen Finanzwesens in der Golfregion und sucht zu erklären, wie es dieser Region gelang, ihre führende Rolle in dieser Industrie zu steigern. Er nutzt hierzu die einschlägige Sekundärliteratur und die Statistiken des Islamic Financial Services Board (IFSB). Der Artikel behandelt sowohl die Staaten des Golf-Kooperationsrats als auch Iran. Diese Länder verfügen weltweit über die Mehrheit der islamischen Finanzanlagen. Die Golfregion spielt eine zentrale Rolle im Islamischen Finanzwesen und dieses verbindet die Golfregion mit anderen Weltregionen. Diese beherrschende Rolle der Golfregion beruht auf den Präferenzen ihrer Bevölkerung für shari'a-konforme Produkte, ihre Finanzkraft, die politische Unterstützung der Regierungen und die Internationalisierungsbestrebungen ihrer islamischen Finanzinstitute. Der Artikel beleuchtet auch die Unterschiede innerhalb der Region. ; The article aims at describing the development of Islamic finance in the Gulf region and to explain how the region was able to increase its leading role in this industry. It uses and interprets relevant secondary literature and the statistics of the Islamic Financial Services Board (IFSB). This article includes both the countries of the Gulf Cooperation Council (GCC) and Iran. These countries own the majority of the Islamic financial assets world-wide. The Gulf region plays a central role in Islamic finance and Islamic finance connects the Gulf region with other world regions. This dominating role of the Gulf region is caused by the preference of its population for shari'a-compliant products, its financial strength, the political support of the governments and the internationalization efforts of its Islamic financial institutes. The article will also throw light on the differences within the region. ; Bu makale, Körfez bölgesinde İslami finansın gelişimini anlatmak ve bölgenin bu endüstrideki öncü rolünü nasıl geliştirdiğini açıklamayı amaçlamaktadır. Makalede ilgili ikincil literatür ve İslami Finansal Hizmetler Kurulu'nun (Islamic Financial Services Board, IFSB) istatistikleri kullanılmış ve yorumlanmıştır. Bu makale hem Körfez İşbirliği Konseyi (Gulf Cooperation Council, GCC)) ülkelerini hem de İran'ı içermektedir. Bu ülkeler, dünya genelindeki İslami finansal varlıklarının önemli bir bölümüne sahiptir. Körfez bölgesi, İslami finans alanında merkezi bir rol oynamakta ve İslami finans, Körfez bölgesini diğer dünya bölgelerine bağlamaktadır. Körfez bölgesinin bu baskın rolü, nüfusunun şer'i hükümlere uygun ürünleri tercih etmesinden, mali gücünden, hükümetlerin politik desteğinden ve İslami finans kurumlarının uluslararasılaşma çabalarından kaynaklanmaktadır. Makale, bölge içi farklılıklara da ışık tutacaktır.
In comparison to other countries in the rest of the world, Germany (as one of the industrialized countries) is characterized by relatively high living standards in terms of GDP per capita and wages. German politicians often argue that exports and innovation are important fields for the German economy to sustain these welfare achievements. According to the World Trade Organization (WTO), Germany has ranked as one of the three top exporters (in US value) since 1953 in their time series of trade statistics. Therefore, the exporting economy is important from a historical perspective. In addition, Germany achieves a high position (15th out of 141 countries) for the global innovation index in 2012, according to the World Intellectual Property Organization (2012). In the following, this dissertation sheds light on the impact of finance on trade and the determinants of innovating activities within start-ups. The economic literature emphasizes an existing relationship between the innovating behavior of firms and their foreign operations. Many authors distinguish the participation in international trade between the probability of starting to export and the propensity (exports relative to total sales) of it in their analysis. Several empirical papers which examine this interrelation typically find a positive relationship between innovation and trading patterns of firms (e.g., Damijan et al. (2010), Roper and Love (2002), Sterlacchini (2001), Wagner (2001) or Wakelin (1998)) but the direction of causality remains unclear. Here, the focus is not on this explicit link between both fields but on different aspects within them. Chapter 2 starts with the provision of a comprehensive and detailed literature review on finance and trade. In particular, we concentrate on various aspects which are relevant for the subsequent three chapters: the general differences between exporters and non-exporters, the interrelation between finance and trade flows and the literature on trade in services. The following three chapters rely on a data set (MiMiK) which collects data on bank-firm relationships and is provided by Deutsche Bundesbank. The massive decline in international trade in 2008/09 (known as the 'Great Trade Collapse') is often attributed to the global deterioration in financial conditions after the bankruptcy of a US investment bank, Lehman Brothers. In a first step, Chapter 3 estimates the exporter premium in bank lending and highlights potential differences between exporters and non-exporters (independent of the financial crisis). We examine credit relationships in Germany, covering all loans of more than 1.5 million euro over the period from 2005 to 2010. The MiMiK data base itself provides only information about the (quarterly) credit exposure between borrower and lender. Therefore, we establish a unique data match with another data set which is also provided by Deutsche Bundesbank, Ustan. It contains (yearly) balance sheet information of firms, including export sales. The results show that there is an export premium in bank lending of about 16%. Chapter 4 primarily focuses on the empirical importance of external (bank) finance for exporters during (and after) the financial crisis. The previous MiMiK-Ustan match is extended with bank balance sheet data from BAKIS. We use this information to identify banks which are especially 'affected' by the financial crisis. The chapter investigates in a descriptive manner whether a correlation between exports and credit supply exists and whether banks which are classified as 'affected' decreased their credit exposures. Finally, we perform a nearest neighbor matching to identify similar firms which engage in foreign operations. Then, we show that firms which exhibit credit relationships with 'affected' banks do not export less than comparable firms which receive finance from healthy banks. Chapter 5 extends the previous analysis by estimating the exporter premium in bank lending for goods and service exporters separately. The MiMiK-Ustan match is enlarged with detailed transaction level data about service exports, the German International Trade in Services (SITS) statistics. Therefore, we are able to identify firms which primarily export services or goods and can evaluate our previous results on a more disaggregated level. First, we estimate the export premium in bank lending for goods exporters vs. non-exporters. Then, we examine whether service exporters depend more on external finance than goods exporters which would coincide with higher entry barriers for service exporters. Goods exporters have an export premium of 16% vs. non-exporters and service exporters a premium of 17% relative to goods exporters. Furthermore, we analyze the determinants of innovations within start-ups in a separate section. Chapter 6 deals with the question whether entrepreneurs with technical education are more innovative than economists in high-tech industries. Until now, the field of entrepreneurship has been relatively unexplored due to data limitations. To analyze this question, we examine a novel data set (KfW/ZEW Start-Up Panel) which contains a random cross-section of German start-up companies for 2007 and 2008. It provides information about entrepreneurial characteristics, especially details about the subject that was studied prior to the foundation of the start-up. In addition, the KfW/ZEW Start-Up Panel was exclusively designed to analyze research questions in the field of innovation. For this reason it contains multiple proxies to measure the innovating behavior of entrepreneurs. We show that natural scientists indeed are more engaged in R&D activity and more likely to release something new on the market than economists. The results depend largely on the definition of innovation and on the form of start-up (single vs. team).
This dissertation aims at advancing our understanding of the state-finance nexus in times of globalized financial market capitalism. It sheds light on the profound changes that have occurred on both sides of this relationship since OECD countries have transitioned into debt states since the 1970s. This is done in a first part by examining the financialization of the state in the area of government debt management. Based on the development of a concept that makes it possible to measure this phenomenon, a discernible trend is shown according to which states have aligned their handling of debt with financial markets along two dimensions. First, the sense-making frameworks that guide action in debt management, nowadays, originate from financial economics, so that a portfolio view on indebtedness has found its way into the public realm. Second, the financial market has become the predominant governance mechanism in which economic coordination takes place in this area. Thus, states have increasingly adopted financial market logics and practices in public finance, one of the core areas of modern democracies. At the same time, governments have made a decisive contribution to the development of modern financial markets by the increasing orientation towards international investors and marketability of public debt. These interpenetrations of politics and finance are not limited to the national, but also extend to the subnational level. Local governments in Germany, the US and UK have introduced financial derivatives since the 1980s and continue to use them in some cases, even though they suffered major losses from these instruments during the financial crisis. By combining political economy with an economic sociological perspective, the causes that led to the local manifestation of this phenomenon are scrutinized. It is shown that the chronically underfinanced municipalities hoped to regain financial and political leeway through the use of financial innovations, which were strongly promoted and lobbied by financial institutions. The second part of the thesis analyzes the state-finance nexus from the perspective of the financial industry and the business with public debt, which is embodied in the emergence of pure public sector lending banks in the German mortgage banking sector. Unpacking the manifold state-banks relations demonstrates that the historical emergence of this crisis-ridden business model focusing on public finance closely interacts with the different roles played by the state in financial markets as economic policy maker, borrower, regulator and supervisor. The state is deeply involved in the process of coping with competition between banks by enabling change and stabilization of the social structures in which banks' activities play out. Overall, this dissertation reiterates that the relationship between the state and finance is by no means one-sided, but rather characterized by mutual conditionality. It further highlights that the state-finance nexus is a complex configuration that also arises from the multilayered nature of the two entities themselves. Neither the financial sector nor the state are monolithic, but highly differentiated social arenas in which different actors and interests coexist. It is therefore of great importance that intra-state politics and dynamic relations within both entities are taken into account when studying relations between state and finance.
Um mehr unabhängige Forschung zum Einnahmesystem der Europäischen Union anzustoßen und um die gegenwärtige politische Debatte über mögliche Reformen zu bereichern, hat das Bundesministerium der Finanzen ein Forschungsprojekt zur Zukunft der Finanzen der Europäischen Union angestoßen und finanziert. Das Vorhaben hat eine Gruppe von Wissenschaftlern aus verschiedenen Ländern mit überwiegend ökonomischem, aber auch juristischem Hintergrund zusammen gebracht. Die Beiträge untersuchen die Notwendigkeit von Reformen des Einnahmesystems der EU sowie die Möglichkeiten zu deren Umsetzung aus verschiedenen Perspektiven. Eine englischsprachige Sammlung der Arbeitspapiere wurde auf dem Symposium "The Future of EU Finances" vorgestellt, das das FiFo Köln, die FAU Erlangen-Nürnberg und das BMF am 14. Januar 2016 in der nordrhein-westfälischen Landesvertretung in Brüssel durchgeführt haben. Eine Synthese gibt einen Überblick über die Erkenntnisse und zieht einige Schlussfolgerungen im Hinblick auf die Reform des Einnahmesystems der EU. Der vorliegende FiFo-Bericht Nr. 22 bietet die deutschen Fassungen dieser Arbeitspapiere. Der Band wird eingeleitet durch eine deutsche Fassung des Vortrags von Bundesfinanzminister Dr. Wolfgang Schäuble auf dem Brüsseler Symposium. ; In order to initiate academic research on the EU revenue system and to enrich the current political debate about possible reforms, the German Federal Ministry of Finance has sponsored a research project on the future of EU finances. It brought together a group of scholars mainly from an economic but also from a law background and from different European countries who explore both the need and the options for reforms of the EU revenue system from different perspectives. The project resulted in a collection of policy papers on various specific topics that shed light on strengths and weaknesses of the current system of funding the EU. A collection of the working papers in English was presented at the Brussels symposium on the 'The Future of EU Finances' on 14 January 2016. A synopsis gives an overview about the findings and draws some conclusions with regard to the reform of the EU revenue system. Now, FiFo-Report No 22 offers the German versions of these papers. The collection is preceded by the German translation of the speech given by Federal Minister of Finance Wolfgang Schäuble at the Brussels symposium.
In recent decades self-regulation of politicians and political parties has become less acceptable and public control over the design of such rules and their evolutionary mechanisms gains paramount importance. In line with this statement my cumulative dissertation presents four papers on transparency regulation of political finance and conflict of interest. It not only conceptually defines and embeds these types of regulation into the overall anti-corruption regulatory framework but also provides interested readers with a theoretical framework on why countries change these sensitive rules and hereby often go for various designs. This thesis develops further already classical theoretical approaches of neo-institutionalism used to study party finance reforms by discussing the importance of international factors and existing regulatory traditions. To test the theoretical propositions, I construct original data sets inter alia from the evaluation and compliance reports provided by the Group of States against Corruption (GRECO) as well as from personally conducted in-depth interviews. Although political finance regimes, at least in Europe, in general tend to converge, we lack empirical evidence that countries adopt similar transparency regulation on political finance and conflict of interest. A detailed discussion of findings concludes that domestic political competition to a large extent determines the launch of reforms, apart from scandals. Also, international organisations, like GRECO, contribute to the reforms´ initiation by drawing public attention to political corruption upon examining loopholes in existing practices, and to some extent empowering civil society in combating corruption. Political parties which favour transparency reforms and control the veto points as well as successful regulatory experience in similar contexts significantly affect the positive outcome of reforms. Overall, the outcome of transparency reforms is a product of domestic competition between political parties, costs of domestic implementation of these reforms as well as reputational benefits and loses for the country in the international arena. Thereby, democratic dissent seems to be the central mechanism for diminishing corruption and establishment of an effective anti-corruption regulatory framework. Suggestions for future research round up each of the chapters.
Dieser Aufsatz untersucht die Verschiebung von Finanzialisierungsprozessen unter dem Vorzeichen von klima- und entwicklungspolitischen Agenden auf das Terrain der Stadt. Mit der Fokussierung von Finanzmärkten auf ökologisch nachhaltige Projekte sowie deren Involvierung in entwicklungspolitische Handlungsstrategien hat sich das Engagement von Finanzmärkten nicht nur sektoral, sondern auch geographisch verbreitet und vertieft. Die globale Governance von Klima- und Entwicklungspolitik zielt verstärkt auf Städte in sogenannten "emerging markets". Die damit einhergehenden organisatorischen, diskursiven und regulativen Verschiebungen werden in kritischen Teilen der Wirtschaftsgeographie (Bracking 2015a; Ouma/Johnson/Bigger 2018), der Entwicklungsforschung (Mader 2017; Mawdsley 2018) und der Nachhaltigkeitsforschung (Asiyanbi 2017) randständig auch ihrer städtischen Dimension diskutiert. Die neue Bedeutung der Stadt als Akteur, Objekt und Ort von klima- und entwicklungspolitischen Interventionen, die auf Vertiefung und Ausweitung von Kapitalflüssen aufbauen, ist jedoch in gegenwärtigen stadtpolitischen und Stadtforschungsdebatten noch nicht ausreichend erfasst. Ziel unseres Beitrags ist es, die beschriebenen Entwicklungen nachzuzeichnen und ihre Wirkung im Kontext finanzialisierter Stadtentwicklungsdynamiken herauszuarbeiten. Theoretisch nehmen wir Bezug auf Ansätze der politischen Ökonomie und politischen Ökologie, um zu beleuchten, inwiefern die Verknüpfung von klima- und entwicklungspolitischen Agenden auf dem Terrain der Stadt Prozesse der Reregulierung, Disziplinierung und Entpolitisierung befördert. Abschließend leiten wir daraus eine Agenda für zukünftige Forschung ab. ; This paper examines how shifts in climate and development finance and related global action agendas become manifest at the urban scale. In recent years, the increasing focus of financial markets on environmentally sustainable projects has gone hand in hand with their heightened engagement in global development strategies. These entangled shifts have widened the scope of financial market activity, in terms of economic sectors but also geographically, particularly as global climate and development policies are increasingly targeting cities in so called "emerging markets". Parts of economic geography (Bracking 2015a; Ouma/Johnson/Bigger 2018), development studies (Mader 2017; Mawdsley 2018), and environmental studies (Asiyanbi 2017; Bigger 2018) have critically discussed the related organizational, discursive, and regulatory shifts. Yet these literatures have only paid marginal attention to their urban dimension. Concomitantly, urban research has not sufficiently reflected the new relevance of Southern cities as actors, objects, and sites of intervention for climate and development agendas, which build on the deepening and expansion of global capital flows. Our aim in this paper is to trace relevant dynamics in climate and development finance and to analyse their effects on cities and urban development. Theoretically, this paper builds on political economy and political ecology perspectives to show how the increasing entanglement of climate and development finance on the terrain of the city advances processes of reregulation, disciplining, and depoliticisation. Our conclusion proposes an agenda for future research.
Im Zentrum des Diskurses um Alphabetisierung und Grundbildung/Basisbildung stehen überwiegend Alphabetisierungskurse und die Förderung des Lesens und Schreibens. Der vorliegende Beitrag diskutiert die begriffliche Fassung, die Ziele und die Relevanz dreier weiterer Inhaltsbereiche: Finanzen, Politik und Gesundheit. Die Autorinnen führen hierzu bereits vorhandene didaktische Konzepte, einzelne Projekte und Angebote aus dem deutschsprachigen Raum zusammen. Abschließend plädieren sie für die Weiterentwicklung der Inhaltsbereiche der Grundbildung/Basisbildung. Dies würde die Chance bieten, neue Strategien der Zielgruppenansprache zu entwickeln, neue Lernorte zu finden und eine neue Lernkultur in der Grundbildung/Basisbildung zu entwickeln. (DIPF/Orig.) ; The focus of the discourse on literacy and basic education is primarily on offering literacy courses and promoting reading and writing. This article discusses the conceptual framework, goals and relevance of three additional areas of content: finance, politics and health. The authors bring together previously existing didactic concepts, individual projects and offerings from the German-speaking world. In conclusion, they call for further development of the areas of content of basic education. This would provide the opportunity to develop new strategies for reaching target groups, to find new learning venues and to develop a new culture of learning in basic education. (DIPF/Orig.)
In der vierten Veranstaltung der "Gesprächsreihe zu Strukturreformen im europäischen Bankensek-tor" diskutierte Dr. Elke König, Präsidentin der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin), die Wiederherstellung privater Haftung und die zukünftige Rolle der Aufsicht, insbesondere im Hinblick auf die Vorschläge der Liikanen-Kommission. König warnte, dass man systemische Risiken, die vor allem während der Finanzkrise zu Problemen geführt hätten, noch nicht im Griff habe. Sowohl die Bankenaufsicht als auch die Wissenschaft suche immer noch nach einer geeigneten Lösung dieses Problems. Systemische Risiken führen dazu, dass komplexe und stark vernetzte Institute von Staaten gestützt werden, wenn diese ins Straucheln gera-ten. In der Finanzkrise hatte dies zur Folge, dass Banken letztlich vom Steuerzahler gerettet wurden. Diesen Quasi-Insolvenzschutz systemrelevanter Institute müsse man aufheben, um Fehlanreize im Markt zu korrigieren, so König. Verantwortung und Haftung für unternehmerisches Handeln müssten wieder in einer Hand liegen, und zwar in der der Institute, seiner Eigner und Gläubiger. König ist deshalb der Meinung, dass ein einheitlicher Abwicklungsmechanismus für Banken notwen-dig sei, der auch grenzüberschreitend wirke. Als einen wichtigen Bestandteil dieses Mechanismus nannte sie die Umsetzung eines breiten Bail-ins. Durch Bail-in werden Eigentümer und Gläubiger von Bankinstituten an einer Restrukturierung beteiligt. Eine Umwandlung von Fremdkapital in Eigenkapi-tal kann darüber hinaus dazu dienen, ein Brückeninstitut mit Kapital auszustatten. Zur konkreten Ausgestaltung von Bail-in-Instrumenten gibt es unterschiedliche Ansätze: Die Liikanen-Kommission plädierte in ihrem Vorschlag für eine Schaffung konkreter Bail-in-Anleihen, vergleichbar mit den Contingent Convertible Bonds (CoCo-Bonds), die in der Schweiz bereits eingeführt wurden. Die BaFin setze dagegen, ähnlich wie die Europäische Kommission, auf einen möglichst breiten An-satz und habe sich gegen die Emission einer neuen Gattung vertraglicher Bail-in-Instrumente ausge-sprochen, sagte König. Die Höhe der bail-in-fähigen Instrumente sowie die Reihenfolge der Haftung müssten aber trotzdem für jedes Institut klar definiert sein. König betonte, dass es wichtig sei, nun die institutsspezifischen Sanierungs- und Abwicklungspläne zu entwickeln. Die BaFin habe mit der Erstellung der Abwicklungspläne auch schon begonnen. Bail-in sei dabei nur ein Baustein in dem wesentlich umfangreicheren Instrumentenkasten der Sanierungs- und Abwicklungspläne. In der anschließenden Diskussion sagte König, dass es eine Abwicklungsbehörde für Institute, die in Zukunft einer europäischen Aufsicht unterliegen, derzeit nur auf nationaler Ebene geben könne. An-dernfalls sei eine Änderung der europäischen Verträge notwendig, da die Mittel, die für eine Abwick-lung aufgewendet werden müssten, aus nationalen Haushalten kämen. Bei einer Abwicklungsbehör-de auf europäischer Ebene würden die Haushaltsbelastung und die Entscheidung über die Verwen-dung der Mittel auseinanderfallen.