Crisis? What Crisis? Anmerkungen zu H.-P. Spahn: "Neoklassik und Linkskeynesianismus" in Leviathan, Heft 4/79
In: Leviathan: Berliner Zeitschrift für Sozialwissenschaft, Band 8, Heft 2, S. 250-258
ISSN: 0340-0425
In der Replik auf Spahns Aufsatz in Leviathan 4/79 werden die Ziele des Memorandum-Kreises beschrieben. Ausgangspunkt ist die Analyse der Entwicklung des Kapitalismus. Der Staat übernimmt zunehmend Aufgaben des Regulierens und Stabilisierens. Da er dem unmittelbaren Zugriff der Kapitale entzogen ist, eröffnet diese Entwicklung einen Spielraum für Wirtschaftspolitik - auch zugunsten der abhängig Beschäftigten. Darauf richten sich die Vorschläge der Memorandum-Gruppe, sie richten vor allem an die Gewerkschaften und die SPD. Im Einzelnen diskutiert werden die Aussagen und Spahns Kritik zu den Themen: Krise und Einkommensverteilung; Sparen - Investieren; Staatsverschuldung - Inflation; Spahns Marktbekenntnis; Spahns Kritik der Kritik der Memo-Gruppe an Sachverständigenrat und Bundesregierung; Spahns Kritik der Vollbeschäftigungsforderung und Spahns Überlegungen zum "Optimismus der marxistischen Geschichtsphilosophie". Spahn sei entgegenzuhalten: Die fiskalischen Kosten der Staatsverschuldung könnten erheblich verringert werden, s. Vorschläge des Memo von 1980. Spahns Kritik der Vollbeschäftigungsforderung der "Linkskeynesianier" grenze an Zynismus ebenso seine Thse, wegen des hohen Vergesellschaftungsgrades der Wirtschaft seien unternehmerische Ziele mit gesamtgesellschaftlichen, nationalen Zielen identisch. Gerade die ökologischen Probleme, die Spahn zu der These verleiten, die Produktivkräfte seien zu weit entwickelt, zeigten, daß die privatkapitalistische Umsetzung der produktiven Potenzen gesellschaftlicher Arbeit immanente Grenzen hat. Die Lösungsstrategien im Ökologiebereich seien in jeder Hinsicht staatlich vermittelt. Spahns Argumentation, die Arbeitnehmer sollten einsehen, daß aus technisch- ökologisch-energetischen Gründen Vollbeschäftigung nicht möglich sei, stelle das Verhältnis von Natur und gesellschaftlicher Aneignungsform auf den Kopf. (KA)