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Wir machen andere Menschen zu Fremden, indem wir sie durch Wort und Tat ausgrenzen. Der vorliegende Beitrag zeigt, wie Fremdheit und Fremdsein Folge und nicht Ursache von Ausgrenzung sind, wie häufig wieder suggeriert wird. Der Mechanismus zur Genese des Fremdenhasses wird durch ein Modell mit folgenden Variablen erklärt: (1) Zeitgeschichte: Kulturelle Tradition, Strategien und Kontinuität des Ein-, Ab- und Ausgrenzens, Unterdrückung, Kriege, Abgeschlossenheit statt Nachbarschaft; (2) öffentliche Stigmatisierung; (3) vorhandene Ressentiments; (4) flankierende Mythen (z. B. "Instinktgemeinschaft"); (5) vorhandene Alltagstheorien (z. B. "Welt-als-Dschungel"); (6) Lebensgeschichte: Entwicklung von Unbarmherzigkeit, geringes Mitgefühl, geringe Menschenachtung, Aggressionsbereitschaft, antisoziale Gefühlsreaktionen. (ICE)

Der Beitrag untermauert die These, daß Fremdenhaß in erster Linie ein Produkt der entsprechenden alltäglichen Gesellschaftsstrukturen sei, während offene, gewalttätige Pogrome nur dessen spektakulärer Ausdruck wären. Der Autor vergleicht die Ursachen rassistischer Ausschreitungen der letzten Zeit mit der Entwicklung des Nationalsozialismus im Deutschland der 30er Jahre. Es wird festgestellt, daß damals wie heute in weiten Teilen der Bevölkerung, vor allem bei Gruppen, die wirtschaftliches oder politisches Interesse an der Unterdrückung von Minderheiten entwickelten, die Pogrome gebilligt würden. Die These vom strukturellen Fremdenhaß belegt der Autor am Beispiel des Wohnungsmarktes, wo zwar der einzelne Vermieter durchaus kein Rassist sein müsse, der Wohnungsmarkt trotzdem aber fremdenfeindlich strukturiert sei. Die gegenwärtige Welle von Gewalttätigkeit in der Bundesrepublik habe angesichts der Effizienz objektiver Fremdenfeindlichkeit den Charakter einer anachronistischen Rebellion, die getragen sei von Diskriminierten und von Diskriminierung Bedrohten. Der "Rassismus von unten", in dem sich die Marginalisierten gegen jene wenden, die noch ärmer dran sind, sei das Spiegelbild, das die Zukurzgekommenen ihren Herren vorhalten mit der untertänig-rebellischen Aufforderung zur Komplizenschaft. (rk)

Fremdenbeschimpfung und Ausgrenzung. Kinder auf der Flucht vor dem Holocaust. Protest durch Lichterketten. Wurzeln des "gewöhnlichen Antisemitismus". Anfälligkeit und Widerstandsfähigkeit junger Menschen gegenüber dem Antisemitismus. Unterricht über den "gewöhnlichen Antisemitismus". "Ihr seid etwas spät dran". "Zu den Akten gelegt". "Judenwitz - Türkenwitz - Auschwitz???".

Der Verfasser setzt sich zunächst mit Begriff und Selbstverständnis des Bürgers sowie mit den unterschiedlichen Ebenen der Bürgergesellschaft auseinander. Er versteht Bürgerbewegung als ein durch kollektive Identität abgestütztes Handlungssystem mobilisierter Netzwerke von Bürgern, Gruppen und Organisationen, die unter Wahrnehmung ihrer Verantwortung als Bürger politische Verhältnisse und Einzelentscheidungen mit Protestmitteln herbeiführen, verhindern oder rückgängig machen wollen. Im weiteren beschreibt der Verfasser Aktivitäten von solchen Bewegungen im Zusammenhang mit der Eskalation rechtsextremer Gewalt in der ersten Hälfte der neunziger Jahre. Es sind dies die Vorgänge in Rostock- Lichtenhagen, Gegendemonstrationen in Berlin 1992, der Möllner Brandanschlag, die Lichterkettenbewegung und deren Folgeinitiativen, das Antirassistische Telefon sowie das Kirchenasyl. Der Verfasser würdigt abschließend die Verdienste der Bürgerbewegungen. Er charakterisiert diese als wirkliche Manifestation von Bürgersinn sowie als genuin demokratische Protestpraxis. (BIOst-Wpt)

Der Autor widerlegt im vorliegenden Beitrag anhand von Umfragedaten das gängige Vorurteil von einer allgemein vorhandenen Ausländerfeindlichkeit in Deutschland. Dies wurde seiner Meinung nach vor allem durch die seit 1992 regelmäßig durchgeführten Massendemonstrationen genährt, die vor einem Rechtsruck in der Bundesrepublik warnten. Bei den ausländerfeindlichen Anschlägen im Jahr 1991 handelt es sich seiner Ansicht nach nicht um ein Anwachsen des Rechtsextremismus und des Ausländerhasses, sondern um eine Symptomverschiebung. D.h. die schon länger angewachsene Gewaltbereitschaft, vor allem unter Jugendlichen, begann sich auf Ausländer zu konzentrieren und es erfolgte eine Übernahme der rechten Symbolik. Stimuliert werden rechtsextremistische Orientierungen durch das "Aufschaukeln von Betroffenheitsdemonstrationen" und die Aufmerksamkeit der Medien. Anhand von Umfragedaten wird im folgenden belegt, daß die Ablehnung rassistischer Bewegungen in der Bundesrepublik so stark wie fast in keinem anderen Land ist. Abschließend fragt der Autor nach den wahren Gründen für die Demonstrationen gegen Ausländerfeindlichkeit. Hierzu zählt er u.a. die Einstellung in den Führungsgruppen des Landes. "Hier sieht sich die Mehrzahl immer noch als Demokraten auf Bewährung, umstellt von einem internationalen Mißtrauen, das bei dem geringsten Anlaß sofort eine Wiederholung des Nationalsozialismus in Deutschland heraufkommen sieht." (psz)

In essayistischer Form geht die Autorin der Situation von Ausländern in der ehemaligen DDR nach. Analysiert werden sollen die Wurzeln der Ausländerfeindlichkeit inmitten des "abgeriegelten Raumes DDR". Der "unreflektierte Zugriff" auf Zahlen, die die Zunahme des Phänomens Fremdenhaß im Osten dokumentieren sollen, bringe wegen denkbarer statistischer Erhebungsprobleme kaum Erkenntnis. Die Autorin beschreibt die Mauer um die DDR auch als "Wunsch, alles Fremde kontrollieren zu können" und erklärt Ausländerfeindlichkeit in Ostdeutschland als Ventil, bei dem man mangels Erfahrungen auf alte Stereotype zurückgreifen müsse. Die Autorin versucht Schlaglichter des Lebens in der DDR aufzuzeigen (Wohnsituation in Plattenbauten, Gastarbeiter, Kriminalität etc.). Die Autorin geht von einer Zunahme der Ausländerfeindlichkeit im Zuge der europäischen Einigung aus und plädiert für eine stärkere Auseinandersetzung mit dem Thema, da das Beispiel DDR zeige, was aus unterdrückten Konflikten entstehen könne. (rk)

Mit Beiträgen von: Daniel Barenboim - Dieter Baumann - Jurek Becker - Senta Berger - Alfred Biolek - Karl Dietrich Bracher - Ignatz Bubis - Ralf Dahrendorf - Klaus Engelhardt - Björn Engholm - Marie-Luise Marjan - Anja Fichtel-Mauritz - Alfred Grosser - Stefan Heym - Yilmaz Karahasan - Helmut Kohl - Lew Kopelew - Otto Graf Lambsdorff - Karl Lehmann - Robert Leicht - Kurt Masur - Wolfgang Niedecken - Witta Pohl - Edzard Reuter - Christian Richter - Dieter Stolte - Friedrich Schorlemmer - Antje Vollmer - Richard von Weizsäcker - Ulrich Wickert