"Die Terrororganisation Boko Haram wird auf mittlere Sicht die innen- und sicherheitspolitische Agenda in Kamerun bestimmen. Für das Land erwächst daraus eine doppelte Herausforderung, denn es weist ungeachtet der von Boko Haram ausgehenden Bedrohung eine unterschätzte, strukturell und politisch bedingte Krisen- und Konfliktanfälligkeit auf. Die Fähigkeiten von Staat und Gesellschaft Kameruns, diese zweifache Herausforderung zu meistern, sind sehr viel begrenzter, als es das oft bemühte Diktum vom »regionalen Stabilitätsanker« erwarten lässt. Die deutsche Außenpolitik sollte jetzt Ansätze für die Krisenprävention entwickeln." (Autorenreferat)
Fast drei Jahre nach Beginn des Aufstands in Syrien haben sich islamistische Gruppen verschiedener Ausrichtung als dominierende Kraft unter den Rebellen durchgesetzt. Die Jihadisten stellen mit der "Nusra-Front" und dem "Islamischen Staat im Irak und Syrien" zwei besonders mächtige Gruppierungen. Ihr Erstarken hat nicht nur dazu geführt, dass die internationale Unterstützung für die Rebellen nachgelassen hat. Es hat auch gewaltsame Konflikte unter den Aufständischen nach sich gezogen. Dies hat die Position des Präsidenten Asad gestärkt, der seit 2011 argumentiert, dass es sich bei seinen Gegnern um Terroristen handele. Heute sind islamistische Terroristen tatsächlich vor Ort und machen die Suche nach einer Syrien-Strategie für den Westen noch schwieriger. Weder ein Fortbestand des Asad-Regimes noch eine Machtübernahme durch die Aufständischen sind im deutschen Interesse. Solange dieses Dilemma fortbesteht, sollte sich Deutschland neben humanitärer Hilfe vor allem auf die Terrorismusbekämpfung konzentrieren und zu diesem Zweck die Zusammenarbeit mit der Türkei verbessern. (Autorenreferat)
In den letzten Monaten haben sich die bewaffneten Auseinandersetzungen in Syrien immer weiter zugespitzt. Regime und Aufständische sehen sich in einem Überlebenskampf, der keine Kompromisslösung erlaubt. Externe Unterstützer beider Seiten betrachten den Konflikt als Nullsummenspiel mit weitreichenden, teils existentiellen Konsequenzen für ihre eigene strategische Position. Daher sind sie entschlossen, einen aus ihrer jeweiligen Sicht nachteiligen Ausgang des Bürgerkriegs zu verhindern. Durch ihre diplomatische, finanzielle und teils auch militärische Unterstützung fachen sie die Auseinandersetzung weiter an und stärken die Hardliner auf beiden Seiten. Es spricht viel dafür, dass der Konflikt auf absehbare Zeit weder politisch geregelt noch militärisch entschieden werden kann. Für Deutschland und seine europäischen Partner sollte es Priorität haben, die Gewalt einzudämmen und inklusive zivile Strukturen zu unterstützen. Letztere können dazu beitragen, die Lebensbedingungen auf lokaler Ebene zu verbessern und den radikalen und zentrifugalen Tendenzen entgegenzuwirken. (Autorenreferat)
"The article examines shifts in the social make-up of the Bavarian officer corps during the German confederation and the development of the role the officers played in Bavarian society. The study explores social patterns of recruitment and careers as well as the military conditioning of the officers as it related to their social status. It analyses the social prestige, the inner coherence and the social self-concept of the Bavarian officer corps and detects continuities and changes in these sectors as well as their reciprocal relations over the period of examination of five decades. The analysis clearly shows that the development of the Bavarian officer corps had different characteristics than that of the Prussian. The Bavarian officer corps emerges as a socially inhomogeneous military elite lacking the Prussian social exclusiveness. The officers stayed in constant touch with the milieu of their family background. Only the military reform beginning in 1868 based on the Prussian model created an unprecedented level of education and assimilation of the officers and led to an increasing convergence to the situation of the Prussian officer corps." (author's abstract)
"Sanctions have been imposed on number of rogue regimes including Iran, Cuba, Myanmar, and North Korea by the U.S., European Union, or the United Nations. The situations have varied in their strength and objective. This paper discusses the effectiveness of sanction efforts." (adapted from the source document)
Die Analyse politischer Akteurinnen in Widerstandsgesellschaften beruht auf selbst erhobenem Material. Es ist eine empirische Arbeit, deren Grundlage neben Aufenthalten in den Konfliktgebieten vor allem Interviews mit Akteurinnen bilden. Hinter der Thematik steht sowohl die kritische Auseinandersetzung damit, wie Staaten mit gewaltsamen Herausforderungen umgehen, denen sehr wohl Ungerechtigkeiten zugrunde liegen, als auch damit, wie die davon Betroffenen versuchen, diese zu ihren Gunsten zu ändern und inwieweit ihre Problemdefinitionen und Widerstandsstrategien dafür geeignet sind. Im Anschluss daran erfolgen die Darstellungen der historischen Entwicklungen der Konflikte mit dem Schwerpunkt auf Frauen als Akteurinnen. Die historischen Kontexte und die jeweilige politische Partizipation von Frauen werden dann miteinander verglichen und schließlich die wichtigsten Gemeinsamkeiten und Unterschiede zusammengefasst. Zu den historischen Kontexten zählen dabei neben den politischen Entwicklungen innerhalb der Widerstandsgesellschaften auch ihre sozialen Strukturen, ökonomische Aspekte und solche der Geschlechterverhältnisse, sowie die internationalen Rahmen und kulturellen Deutungsmuster. Die Konfliktdynamik wird verstanden als eine Wechselwirkung zwischen einer Strategie der Konfliktentgrenzung des Widerstandes und die der Begrenzung durch den Staat, wobei beide Strategien Paradoxien erzeugen, die der des Gegners in die Hände spielen. In diesem Kontext werden die Strategien und die Dynamik vorgestellt, ohne die Kategorie Geschlecht zu berücksichtigen. Dies bedeutet, dass die Aussagen der Interviewpartnerinnen verwendet werden, die als typische Aussagen von Angehörigen einer Widerstandsgesellschaft bzw. ihrer Widerstandsgesellschaft gelten können. Resultat dieser Dynamik ist eine Omnipräsenz des Politischen in der Widerstandsgesellschaft, die dem Widerstand zugute kommt - allerdings nur in dem Sinne, dass er sich selbst reproduzieren kann und nicht im Hinblick auf seine angestrebten politischen Ziele. Abschließend werden die geschlechtsspezifischen Aspekte der Strategien und der daraus resultierenden Dynamik thematisiert. Es wird gezeigt, wie Weiblichkeit als politische Ressource des Widerstandes eingesetzt wird, welche Ambivalenzen innerhalb der Widerstandsgesellschaft daraus entstehen und worauf diese zurückzuführen sind. (ICF2)
In: Discussion Papers / Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung, Forschungsschwerpunkt Zivilgesellschaft, Konflikte und Demokratie, Forschungsgruppe Zivilgesellschaft, Citizenship und Politische Mobilisierung in Europa, Band 2009-401
"Der Beitrag zeichnet die Entwicklung des föderalistischen Schweizer Bürgerrechts zwischen der Bundesstaatsgründung im Jahr 1848 und der Verankerung einer restriktiven Einbürgerungs- und Niederlassungspolitik in der Zwischenkriegszeit nach. Ausgehend von der schwierigen staatsbürgerlichen Integration der ausländischen Wohnbevölkerung in Geschichte und Gegenwart der Schweiz fragt die Autorin nach den Ursachen für die Gewährung und Verweigerung des Schweizer Bürgerrechts. Dabei wird deutlich, dass sich die Entwicklung und Ausprägung des Zugangs zum Schweizer Bürgerrecht nicht allein auf Vorstellungen von der schweizerischen Nation oder auf staatliche Interessen reduzieren lassen. Vielmehr waren sie Ergebnis eines permanenten politischen Aushandlungs- und Koordinationsprozesses zwischen Bund, Kantonen und Gemeinden: Das Gemeindebürgerrecht bildete aufgrund seiner armenrechtlichen Bedeutung bis weit ins 20. Jahrhundert hinein das Nadelöhr für Einbürgerungen. Im Gegensatz dazu versuchten der Bund und einzelne Kantone wie Zürich, Basel und Genf die seit den 1880er Jahren stark angestiegene Zahl der ausländischen Wohnbevölkerung durch die Liberalisierung der Einbürgerung zu verringern. Der Ausbruch des Ersten Weltkriegs setzte diesen Bestrebungen ein Ende. Im Zuge des Aufstiegs einer 'neuen Rechten' seit 1900, der Gründung der Eidgenössischen Fremdenpolizei im Jahr 1917 und der Institutionalisierung der behördlichen 'Überfremdungsbekämpfung' wurde das schweizerische Staatsangehörigkeitsrecht nachträglich ethnisiert. Die kulturelle 'Assimilation' an die 'schweizerische Eigenart' galt nun als Voraussetzung dafür, um Schweizer Bürger zu werden. Dabei verband sich die neue bundesstaatliche Fremdenabwehr mit der traditionell restriktiven Politik der Gemeinden, eine unheilige Allianz, die erst in den 1980er Jahren aufzubrechen begann." (Autorenreferat)
Der 27. Dezember 2009 markiert den ersten Jahrestag des Beginns des Gazakriegs. Der bis dato letzte Akt im israelisch-palästinensischen Gewaltkonflikt verdeutlicht eine Entwicklung, die weit über den kleinen Küstenstreifen am Mittelmeer hinausgeht. Regionalpolitisch verdeutlicht er vor allem die gestiegene Bedeutung von arabisch-islamistischen Organisationen wie Hamas und Hisbollah und untermauert die generelle Kräfteverschiebung der nahöstlichen Ordnung zulasten traditioneller Akteure wie Ägypten und Saudi-Arabien. (GIGA)
In: Totalitarismus und Demokratie: Zeitschrift für internationale Diktatur- und Freiheitsforschung = Totalitarianism and democracy, Band 6, Heft 2, S. 341-357
"Im Jahr 2001 wurde der ägyptische Außenminister Amr Musa zum neuen Generalsekretär der Arabischen Liga ernannt. Unter seiner Führung sollte eine Ära der Reform und Modernisierung in der Regionalorganisation sowie in der gesamten Arabischen Welt anbrechen. Sieben Jahre später, im Vorfeld der vom 27. bis 29. März 2008 in Damaskus geplanten Gipfelkonferenz der Liga, gibt es noch immer keinen Reformplan, der von allen Mitgliedern unterstützt wird. Gescheiterte Konferenzen, politische Machtkämpfe innerhalb der Liga und öffentliche Kritik an den mangelnden Ergebnissen ihrer Arbeit werfen die Frage auf, wie fähig und willens zur Reform die Arabische Liga tatsächlich ist. Die Arabische Liga ist in ihrem gegenwärtigen Zustand arbeitsunfähig. Die Meinungen über eine Lösung dieses Problems gehen allerdings weit auseinander. Einige arabische Staaten proklamieren bereits den Tod der Liga, während andere bemüht sind, die Organisation zur modernen politischen Institution umzugestalten, die sowohl den Gegebenheiten der arabischen Welt als auch globalen Entwicklungen Rechnung trägt. Weiterbestehen und Funktion der Arabischen Liga sind dabei von verschiedenen Faktoren abhängig: Die ursprünglichen Gemeinsamkeiten wurden inzwischen von Differenzen zwischen den einzelnen Mitgliedern überlagert. Darüber hinaus haben die Mitgliedsstaaten begonnen, sich politisch und wirtschaftlich stärker außerhalb der arabischen Region zu orientieren. Geopolitische Veränderungen haben dazu geführt, dass die regionale Homogenität im Nahen Osten und in Nordafrika aufgebrochen ist. Die daraus resultierenden Konflikte erschweren ein einheitliches Agieren der arabischen Staaten. Neben interner Kritik gibt es spätestens seit dem 11. September 2001 auch verstärkt externen Druck auf die Liga, ein Reformprojekt in der gesamten Region voranzutreiben. Im Zuge des Irakkrieges entwickelten die USA die 'Greater Middle East Initiative', welche die Demokratisierung des Nahen Ostens über die Grenzen der arabischen Welt hinaus anstrebt. In der Arabischen Liga herrscht jedoch Uneinigkeit über den Umgang mit externen Initiativen, obwohl alle arabischen Regierungen betonen, dass eine Modernisierung der Region nur aus einem arabischen Kontext heraus entstehen kann. Ereignisse wie die Entwicklung im Irak seit 2003, die gegenwärtige Krise im Libanon um die Wahl des Präsidenten und vor allem der nach wie vor ungelöste Nahostkonflikt behindern die Arbeit der Liga nachhaltig." (Autorenreferat)
Anlässlich der XXIX. olympischen Sommerspiele in Peking beschäftigt sich die August-Ausgabe der Recherche Spezial mit den zahlreichen sozialwissenschaftlichen Aspekten und Facetten, die der bevölkerungsreichste Staat der Erde zu bieten hat.
Der rasante Aufstieg zur Wirtschaftsmacht innerhalb von nur drei Jahrzehnten hat dem chinesischen Staat zwar internationale Anerkennung gepaart mit ängstlicher Ehrfurcht beschert, ist aber gleichzeitig auch Ursprung einer Reihe von sozialen Problemen im Innern. Während die Städte unter Überbevölkerung und Luftverschmutzung ächzen, verharren die ländlichen Gegenden weiterhin in anachronistischer Rückständigkeit. Die vielzitierte Schere zwischen Arm und Reich klafft weiter denn je auseinander und der rücksichtslos forcierte kapitalistische Aufschwung wird häufig auf Kosten zahlloser Fabrik- und Wanderarbeiter realisiert.
Hinzu kommt die rigide innenpolitische Linie der kommunistischen Staatsführung, die mit Pressezensur, unterdrückter Meinungsfreiheit und einer rücksichtslosen Familienpolitik das Leben der chinesischen Bevölkerung erschwert.
Auch auf der Bühne der internationalen Politik wird China aufgrund seines Bevölkerungsreichtums und seiner machtpolitischen Stärke mehr gefürchtet denn respektiert. Der fortdauernde Tibet-Konflikt, der Wille zum Aufstieg zur asiatischen Hegemonialmacht, die undurchsichtige Rolle Chinas im Dafur-Konflikt - all jene Determinanten lassen westliche Beobachter zunehmend skeptisch gen Osten blicken.
Die vorliegende August-Ausgabe der Reihe "Recherche Spezial" widmet sich der Vielzahl unterschiedlicher Aspekte, die in der sozialwissenschaftlichen Betrachtung jenes asiatischen Landes auftauchen. In fünf thematisch abgegrenzten Kapiteln sind aktuelle Literatur- und Forschungsnachweise aus den GESIS-Datenbanken SOLIS und SOFIS sowie aus den internationalen CSA-Datenbanken aufgeführt.