Auch zehn Jahre nach Beginn des Syrien-Konfliktes ist die EU führender Geber von humanitärer Hilfe. In ihrem militärischen Engagement ist sie jedoch weiterhin zögerlich und ringt darum, vor Ort Frieden herzustellen. Es stellt sich die Frage, warum die EU, trotz ihrer relativen Misserfolge in Syrien, ihr Engagement nicht deutlich verstärkt. Neben externen Einflüssen wird dies durch interne Faktoren verursacht, die zeitweise die gesamte EU lähmten. Zu diesen Faktoren zählen das Einstimmigkeitsprinzip in der Gemeinsame Außen- und Sicherheitspolitik, das außenpolitische Entscheidungen anfällig macht für Blockaden einzelner Mitgliedsstaaten und Einflussnahme von außen. Zu den Faktoren zählen auch gegensätzliche Ziele und Interessen einzelner Mitgliedsstaaten. Zudem beeinflussten auch globale Ereignisse, die scheinbar keine Verbindung zum Syrienkonflikt aufweisen, das Engagement der EU.
Afrikas Friedens- und Sicherheitsarchitektur ist auf die Unterstützung Europas angewiesen, um auf dem Kontinent dauerhaft Frieden zu schaffen – und damit die Voraussetzung für sozioökonomische Entwicklung. Dies ist ein langfristiger Prozess, der politischen Willen und eine verlässliche Finanzierung erfordert. Seit 2004 ist die Afrikanische Friedensfazilität (AFF) für die Förderung von Friedensmissionen (PSO) der Afrikanischen Union (AU) unersetzlich. Ihr Mehrwert und ihr Potenzial, den Frieden in Afrika zu fördern, wurden 2005 und 2011 durch unabhängige Evaluierungen bestätigt. Die Kommissionen von AU und EU sind vom Nutzen der AFF überzeugt und wollen ihre Flexibilität und Effizienz steigern. Aus rechtlichen Gründen wird die AFF aus dem Europäischen Entwicklungsfonds (EEF) finanziert: Nach den Verträgen über die Europäische Union dürfen Militäreinsätze nicht mit Gemeinschaftsmitteln bezahlt werden. Der EEF ist nicht Teil des EU-Haushalts, sondern wird von den Mitgliedstaaten direkt finanziert und unterliegt anderen Regeln. Die zugrundeliegende Konstruktion war als Übergangslösung gedacht und ist nicht nachhaltig, besonders wenn die Mitgliedstaaten beschließen, den EEF in den EU-Haushalt zu integrieren. Mittelfristig werden das gesamte Spektrum der Beziehungen zwischen der EU und ihren Partnerstaaten und die entsprechenden Finanzierungsinstrumente auf den Prüfstand kommen, wenn das Cotonou-Abkommen 2020 ausläuft. Von diesen mehr technischen Fragen abgesehen ist das größte Problem der AFF ihre Leistungsfähigkeit. In ihrer jetzigen Form wird sie den Bedarf der nächsten Jahre kaum decken können, denn der Druck, die AU-Mission in Somalia auszuweiten, wächst, und neue Missionen werden nötig. Eine dauerhafte Finanzierungsquelle für PSO in Afrika muss gefunden werden. Die kommenden EUHaushaltsverhandlungen bieten Gelegenheit, das komplexe Thema zu überdenken. Unter dem Strich hat die EU drei Möglichkeiten: 1. Die AFF weiter aus dem EEF zu finanzieren, vor allem wenn der Fonds bis 2020 außerhalb des EU-Haushalts bleibt. 2. Die AFF aus dem EU-Haushalt zu finanzieren, ggf. in Verbindung mit dem Instrument für Stabilität (IfS) oder der Gemeinsamen Außen- und Sicherheitspolitik (GASP). 3. Ein völlig neues Instrument außerhalb des EU-Haushalts zu schaffen, speziell, um PSO zu unterstützen, die von multilateralen Nicht-EU-Organisationen unterstützt werden. Die EU und ihre Mitgliedstaaten haben ein strategisches Interesse an dauerhaftem Frieden und Stabilität in Afrika. Europäer sind zudem moralisch verpflichtet, einen Beitrag zur Konfliktprävention und zu friedlichen Beziehungen innerhalb und zwischen Gesellschaften in Afrika beizutragen. Die Kosten von Soldaten aus Drittländern zu tragen, ist ein notwendiger Bestandteil der gemeinsamen Strategie zur Verwirklichung dieser Ziele, und ein angemessenes Finanzierungsinstrument bereitzustellen sollte nicht jenseits der Möglichkeiten Europas liegen. Die dritte Option böte die beste Quelle für berechenbare finanzielle Unterstützung von PSO in Afrika.
Der Work-in-Progress Workshop »Politik und Geschlecht« richtet sich an alle Mitglieder des AK Politik und Geschlecht und insbesondere an NachwuchswissenschaftlerInnen des AK, die gerne ihre Forschungsarbeiten vorstellen und diskutieren wollen. Der Workshop soll ein offenes und anregendes Forum für die Diskussion unterschiedlicher Themen und Zugänge der feministischen Politikwissenschaft bieten. Er bietet Beiträge der feministischen Politikwissenschaft, u.a. aus den Bereichen feministischer Demokratie- und Politiktheorien, der internationalen Beziehungen, der intersektionalen Politikforschung, der Friedens- und Konfliktforschung, der Demokratie- und Partizipationsforschung sowie der transnationalen und vergleichenden Politikforschung. Programm 14.00 Christoph Holzhey: Begrüßung 14.10 Brigitte Bargetz (ICI Berlin/AK Politik und Geschlecht): Einführung Politik und Repräsentation 14.20 Alexandra Scheele (HU Berlin): Krise und Geschlecht 15.35 Elke Wiechmann (FernUniversität Hagen): Stagnation der politischen Repräsentanz von Frauen – Erklärungsansätze am Beispiel deutscher Kommunen Discussant: Patricia Graf (Universität Potsdam) 16.45 Kaffeepause Staat, Arbeit und der Begriff des Politischen 17.15 Diana Auth (Universität Gießen): Wohlfahrtsstaatliche Organisation von Pflegearbeit aus Geschlechterperspektive im Kontext des demographischen Wandels: Ein Vergleich zwischen Deutschland, Schweden und Großbritannien Discussant: Annette Henninger (Universität Marburg) 18.30 Teresa Orozco (FU Berlin): Jacques Derridas Beitrag zur Aufdeckung phallokratischer Traditionen des Politischen Discussant: Luca Di Blasi (ICI Berlin) ; Politik und Geschlecht , workshop, ICI Berlin, 1 July 2011
Der "demokratische Frieden" und seine außenpolitischen Konsequenzen Demokratien führen gegeneinander keine Kriege; oder jedenfalls "fast" keine. Dieser statistische Befund ist ziemlich robust gegenüber Veränderungen in der Definition von "Demokratie" und von "Krieg". Demokratien erfreuen sich überdies im Durchschnitt größeren Wohlstands, vermeiden erfolgreich Hungersnöte, bieten ihren Bürgerinnen und Bürgern mehr Freiheit und lassen sich eher auf internationale Organisationen und auf die Rechtsbindung in internationalen Verträgen ein als Staaten mit anderen Regierungsformen; dies sind natürlich Durchschnittswerte, von denen es Abweichungen gibt. Aber die Nachricht ist ziemlich klar: Demokratien bieten eine vergleichsweise bessere Form von "Good Governance" als andere Systeme.
Die Kommunkationsvernetzung der Welt, die zahlreichen Satelliten und eine Hochtechnologie im Bereich Mobilfunk erlauben die Versorgung mit Nachrichten rund um den Globus, Verbindungen in die entlegensten Gegenden und in realtime. Werden wir dies im Hinblick auf die Lebensverhältnisse der Menschen als einen Fortschritt nutzen können? Wird es dadurch leichter, sich als Adressat von Nachrichten ein objektives Bild von der Welt zu machen? Gängige Meinung ist, daß Nachrichten aufklärerische Wirkung haben und daß sie den Nachrichtenempfänger in die Lage versetzen sollen, ein der Wahrheit möglichst nahekommendes Abbild einer aktuellen Begebenheit oder Lage zu entwickeln. Aber welcher Lage, welcher Begebenheit? Das Informiert-Sein über die Wetterlage heute und die Wetteraussichten auf die Zukunft scheint rund um den Globus der einzige universell interessierende Nachrichteninhalt zu sein (und wird entsprechend inszeniert, animiert und zelebriert). Die Wetternachricht ist allerdings auch die einzige Nachricht, deren Wahrheitsgehalt sich vom einzelnen Nachrichtenempfänger unmittelbar überprüfen läßt: Er weiß, wie das Wetter in seinem Lebensbereich heute war, und er kann morgen erfahren, ob die Vorhersage gestimmt hat oder nicht.
Nowadays, the issues women and peace are connected strongly on the level of UN's security policy as a consequence of resolution 1325 (2000). Which are the legal and factual impli-cations of this development both for the UN and for the Member States? Does their implementation meet the expectations? The study outlines the structure of today's WPS-agenda and discusses how the UN deals with it. Germany's activities to implement her obligations are also discussed. ; Heute sind die Themen Frauen und Frieden auf der Ebene der Sicherheitspolitik der Vereinten Nationen als Resultat von Resolution 1325 (2000) eng miteinander verbunden. Welche rechtlichen und tatsächlichen Konsequenzen haben sich aus dieser Entwicklung einerseits für die Arbeit der Vereinten Nationen selbst, andererseits für die Mitgliedstaaten ergeben und wie steht es um ihre Umsetzung? Die Studie zeichnet die WPS-Agenda nach und diskutiert die diesbezüglichen Aktivitäten der Vereinten Nationen. Die Umsetzungsmaßnahmen Deutschlands werden im Anschluss untersucht und bewertet.
Es gehört zu den erklärten strategischen Interessen Berlins und Brüssels, regionale Integrationsprozesse im Rahmen der Association of Southeast Asian Nations (ASEAN) zu fördern. Dabei ist Indonesien als selbsternannte regionale Führungsmacht und Motor regionaler Integration zentraler Partner deutscher wie europäischer Außenpolitik. Unter der seit Oktober 2014 herrschenden Regierung Joko Widodos ("Jokowi") ist jedoch ein Wandel zu beobachten. Die politische Führung ist der Auffassung, Indonesiens nationalen Interessen müsse in allen außenpolitischen Belangen oberste Priorität eingeräumt werden. Dies hat inner- und außerhalb der Region Besorgnis hervorgerufen, Indonesien könnte sich von der ASEAN abwenden. Um die Veränderung indonesischer Außenpolitik gegenüber der ASEAN unter Jokowi einordnen zu können, wird in dieser Studie untersucht, welche Rolle Indonesien in der ASEAN seit 1998 spielte. Festzuhalten ist, dass sich die Rolle des Landes in der Regionalorganisation von Politikfeld zu Politikfeld stark unterscheidet. Während Indonesien sich beispielsweise in der Sicherheitspolitik als Vorreiter profilierte, hat es im wirtschaftlichen Bereich regionale Integrationsschritte nur äußerst zögerlich umgesetzt oder gar offen blockiert. Einiges spricht dafür, dass sich Jakartas Abwehrhaltung unter Jokowi bei Fragen wirtschaftlicher Integration noch verstärken wird. Gleichzeitig jedoch ist ein vollständiges Abrücken Indonesiens von der ASEAN nicht zu erwarten, da unter den Entscheidungsträgern im Land nach wie vor die Überzeugung vorherrscht, dass die ASEAN das wichtigste regionale Instrument für Frieden und Stabilität bildet. (SWP-Studien)
Festschrift der DSS-Arbeitspapiere für Prof. Dr. sc. mil. Rolf Lehmannn zu dessen 75. Geburtstag am 5. Mai 2004.:Redaktionelle Vorbemerkungen zu Prof. Dr. Rolf Lehmann. Grußworte an den Jubilar: Hans Süß, Klaus Freiherr von der Ropp, Wolfgang Demmer, Wolfgang Knorr, Gustav Urbani. Autorenbeiträge: - Hans Modrow, Frieden ist mehr als nur ein Wort … - Werner von Scheven, "Den Menschen dienen heißt ein Leben lang lernen und sagen was ist". - Paul Heider, Zu den Ursprüngen der Dresdener Studiengemeinschaft Sicherheitspolitik e. V. aus der Sicht eines Militärhistorikers. - Wilfried Schreiber, Die Botschaft der Akademie wurde gehört – Eine Erinnerung. - Wolfgang Scheler, Konfrontative oder gemeinsame Sicherheit. - Hermann Hagena, Angriff die beste Verteidigung? Zur wechselvollen Geschichte dieses Prinzips. .- Horst Großmann, Die "neuen Kriege" – Logisches und Historisches. - Max Schmidt, Europäisierung der Friedenssicherung – Macht die OSZE noch Sinn? - Lothar Schröter, Anspruch versus Logik militärischer Machtentfaltung der Europäischen Union (EU). - Ernst Woit, Menschenrechte und bewaffnete Intervention. - Joachim Klopfer, Abrüstung und Rüstungskontrolle – durch Krieg? - Siegfried Schönherr, Gemeinsame Sicherheit – zu welchen Kosten? - Günther Oppermann Zur Sicherheit in der Wirtschaft im Spiegel der Thermodynamik. - Dietmar Schössler, Kasernenstaat Nordkorea. Anhang: Publikationen Rolf Lehmann (Auswahl) Autorenverzeichnis
Armed conflict terminates the life of its victims and radically transforms the realities of its survivors. Participation in conflict and its transitions is constrained by its (gendered) social contexts (Sjoberg (2016) quoted in Kaufman/Williams 2016a: 205). The Autonomous Region of Bougainville (ARoB) is a region where a decade long conflict caused death and devastation, which was followed by new beginnings in the form of significant change in gender relations and women's political participation in particular. The initial cause for this transformation was the locally called Bougainville Crisis (1989-1998), the second longest and deadliest conflict in the South Pacific since the end of World War II in Papua New Guinea's (PNG) easternmost province (Boege 2009: 206). A mining dispute about revenue shares, employment opportunities, and environmental damage caused the conflict (Regan 2010: 17). After failed negotiations with the mining company and central government, protest formed, followed by repressive action of government forces that led to a secession war from Papua New Guinea (PNG) (Boege 2008b: 1–2). Turning from a war of civilians against 'foreign' government troops, the conflict later escalated into a war among Bougainvilleans themselves. Due to customary principles and methods, traditional dispute settlement in Bougainville requires the participation and the commitment of all members of the parties involved in a conflict (Boege 2011: 448). Bougainville's women played a leading role in resolving this conflict: Their contributions to peacebuilding, both in localized contexts and within formalized peace processes, are celebrated within the country and have been accorded respect across the Pacific Islands region (George 2019: 475). Women then used this opportunity, and the post-war period of political transformation to successfully negotiate for more political representation. In 2004, as the first and so far, only island in the Pacific region, Bougainville introduced three seats in its regional parliament that ...
Das de facto politisch unabhängige Taiwan wird von der Volksrepublik China und deren Wiedervereinigungsanspruch immer stärker unter Druck gesetzt. Neben militärischen Drohgebärden nutzt Peking dabei wirtschaftliche und politische Mittel sowie Cyberangriffe und Desinformationskampagnen. Dies gefährdet Stabilität und Status quo in der Taiwan-Straße. Taiwan ist in Ostasiens geopolitischen Dynamiken von immenser Bedeutung: geostrategisch als Teil der ersten Inselkette, die den Zugang der VR China zum Pazifik einschränkt, und wirtschaftlich-technologisch als führender Produzent von Mikrochips. Im globalen Systemkonflikt zwischen liberal-demokratischen und autoritären Gesellschaftsordnungen besitzt Taiwan als konsolidierte, pluralistische Demokratie und politisches Gegenmodell zum autoritären System der VR China eine herausragende Stellung. Deutschlands und Europas Interesse liegt darin, Frieden und Stabilität in der Taiwan-Straße zu wahren, Taiwans ökonomische und technologische Potentiale besser zu nutzen und wertebasierte Unterstützung für dessen freiheitliches Gesellschaftssystem zu leisten. Deutschland bekennt sich zu einer Ein-China-Politik, welche die diplomatische Anerkennung Taiwans ausschließt. Trotzdem existieren Spielräume, um die Beziehungen zu Taiwan auszubauen und zu intensivieren und so Chinas Politik der Einschüchterung und Isolation Taiwans entgegenzuwirken. Die Taiwan-Politiken der USA, Japans, Singapurs, Südkoreas, Australiens, Indiens sowie europäischer Partner offenbaren Möglichkeiten, engere Beziehungen zu Taiwan zu gestalten und zugleich an der Ein-China-Politik festzuhalten. Handlungsoptionen bestehen in der Außen- und Sicherheitspolitik, der Handels- und Wirtschaftspolitik sowie der Kulturpolitik.
Unter Präsident Álvaro Uribe Vélez und dem Einfluss neuer Strömungen innerhalb der Friedens- und Konfliktforschung änderte sich nach Abbruch der Friedensgespräche zwischen kolumbianischer Regierung und linksgerichteter Guerillaorganisation FARC-EP im Jahr 2002 zunehmend die Perzeption des seit Jahrzehnten andauernden internen Konflikts. Dieser Wandel zeichnete sich vor allem durch eine Klassifizierung der noch aktiven Guerillaorganisationen als vorrangig kriminelle Akteure aus. Doch inwieweit wird diese neue Sicht der Dinge der kolumbianischen Realität gerecht?rnrnIm Zentrum dieser Arbeit steht der Versuch die illegale kolumbianische Guerillaorganisation FARC-EP für den Zeitraum zwischen 2002 und 2009 zu klassifizieren. Als empirische Grundlage der Analyse dienen dabei heterogene Dokumente der FARC-EP sowie Interviews mit Kommandanten und ehemaligen Mitliedern der Organisation.rn ; Due to the security strategy of president Álvaro Uribe Vélez and the influence of new tendencies within international peace and conflict studies the perception of the ongoing Colombian conflict has changed after the failure of peace talks between government and leftwing guerrilla group FARC-EP. Mentioned change is characterized by a new classification of the guerrilla groups considering them as mainly criminal actors. But to what extent does this changed perception describe the Colombian reality?rn rnThis thesis aims to classify the Colombian guerrilla group FARC-EP during the period from 2002 to 2009. The investigation is based on different kinds of empirical data such as FARC-EP documents and interviews with commanders and former members of the group. rn
Die Arbeit widmet sich der Fragestellung, inwieweit die Southern African Development Community (SADC) und Südafrika sowie die Economic Community of West African States (ECOWAS) und Nigeria einen Beitrag zum Frieden in regionalen Konflikten leisten. Die Analyse zeigt, dass subregionale Organisationen auf dem Kontinent an Bedeutung gewonnen haben. Insbesondere ECOWAS fungiert für Afrika inzwischen als ein Modell einer eigenständig praktizierten Konfliktregulierung. Trotz dieser positiven Erfahrungen tragen die subregionalen Akteure allerdings nicht ausreichend zum Frieden bei. Zum einen fehlt der politische Wille, auch in der Sicherheitspolitik Kompetenzen an überstaatliche Instanzen abzugeben. Zum anderen fehlen Ressourcen. Daher definiert sich Kooperation in strukturschwachen Regionen stark über Schlüsselstaaten wie Nigeria und Südafrika, die meist größere Truppenkontingente zur Verfügung stellen. Zugleich löst ihre Dominanz intra-regionale Spannungen aus und behindert Kooperation. ; This book examines to what degree the Southern African Development Community (SADC) and South Africa as well as the Economic Community of West African States (ECOWAS) and Nigeria contribute to peace in regional conflicts. The analysis shows that sub-regional organisations play an important role on the continent. Particularly, ECOWAS seems to be a model for an Africa-based conflict-resolution. Nevertheless, neither organisation restores or keeps peace successfully. On the one hand, their members lack political will to hand over competences to supra-national bodies. On the other hand, resource constraints hinder the implementation of an effective peacekeeping. This is the reason why cooperation between states in economically and politically weak regions depends on key states like Nigeria or South Africa. They provide the interventions with significant contingents of troops. However, these states often act in a dominant way that causes intra-regional tensions and weakens cooperation.
Behandelt wird die US-Teilnahme an den israelisch palästinensischen Versöhnungsversuchen 1993-98. Erstrangig sind die Anschauungen der Friedens- und Konfliktforschung und das Theorem des Dritten. Die Breite, die Tiefe und die Zielrichtung der amerikanischen Diplomatie werden mithilfe eines komplexen theoretischen Rahmens erforscht. Die Struktur und Intensität des Konflikts, innenpolitische, regionale und internationale/globale Dimensionen des Verhaltens des Dritten sowie dessen praktische Schritte werden hier berücksichtigt – all dies beleuchtet durch das Konzept der Zivilisierung des Konflikts und seiner gerechten Lösung. Dementsprechend ist die US-Regierung als ein ambivalenter Dritter anzusehen. (Starke) staatliche dritte Parteien sind nicht nur funktional zu analysieren. Sie können eigene außen/innenpolitische Interessen verfolgen und/oder relevant für die Konfliktstruktur/austragung sein. Politisch moralische Überlegungen sind stärker in die Analyse des Dritten einzubeziehen. ; Central is the U.S. involvement with the Israeli-Palestinian reconciliation attempts 1993-98. Leading are the premises of peace/conflict research and the theory of third party. A complex theoretical framework has been constructed to analyze the width, depth and objectives of the U.S. diplomacy. The conflict structure and intensity, domestic political, regional and international/global dimensions of the performance of the third party as well as its practical steps have been considered in this regard – all that illuminated through the concept of the civilization of conflict and its just resolution. Accordingly, the U.S. government is to be seen as an ambivalent third party. (Strong) state actors acting as third parties are to be considered not only in their functional capacity. They can pursue their own foreign and domestic political goals or be relevant for the conflict structure/development. Moral political considerations are to be coupled stronger with the analysis of third parties.
Vor dem Hintergrund ordnungs- und sicherheitspolitischer Herausforderungen im 21. Jahrhundert (Wandel der Gewaltformen, Möglichkeiten und Grenzen von Präventions- und Interventionsmaßnahmen) stellt sich die Frage, welchen theoretischen und praxeologischen Beitrag die friedenswissenschaftlich relevanten Teildisziplinen Friedens- und Konfliktforschung, Internationale Beziehungen und Regionalwissenschaften leisten können. Damit verbunden ist das Problem, inwieweit ein "Trialog" zwischen den Teildisziplinen möglich ist und ob die bislang voneinander abgekoppelte Forschungslandschaft sinnvoll verbunden bzw. überwunden werden kann. Die Klärung dieser doppelten Problematik stand im Mittelpunkt des Workshops zu den "sich kreuzenden Blickwinkeln auf innerstaatliche Gewalt und Krisenprävention". Die vorliegende Zwischenbilanz bietet nicht nur eine Bestandsaufnahme der jeweiligen Forschungslogiken und Zugänge sowie eine Identifikation erkennbarer friedenspolitischer Defizite, sondern benennt auch Anknüpfungspunkte für die theoretische und methodische Weiterentwicklung und institutioneller Kooperationsformen. ; Multifaceted challenges in the normative patterns of international order and security policy in the 21st century (changing forms of violence, opportunities and limits in conflict prevention and intervention) raise serious questions – theoretically and practically – to the disciplines of peace and conflict studies, international relations and area studies. This issue is interlinked with the question, in how far a "trialogue" among the disciplines is possible and how gaps could be overcome. In trying to clarify these problems, the workshop "interlocking perspectives on intra-state violence and crisis prevention" offers a starting point for future debates and research strategies. In particular, this paper presents a summary of the particular research logics and theoretical approaches as well as it reveals observable deficits in current peace policies. Moreover, it provides focal points for theoretical and methodological developments and further forms of institutional co-operation.
Ein Strang der aktuellen Konfliktforschung behauptet, Frieden würde durch militärische Siege befördert. Sie brächten, so die These, weniger stark gespaltene Post-Konflikt-Gesellschaften hervor, was Wiederaufbau und wirtschaftliche Entwicklung erleichtere. Diese Sichtweise impliziert, dass internationale Akteure entweder einer Seite zum Sieg verhelfen oder Konflikte sich selbst überlassen sollten, statt sich für Verhandlungslösungen einzusetzen. Das vorliegende Papier argumentiert, dass weniger für einen "Siegfrieden" spricht als dessen Befürworter behaupten. Die erfolgreichsten Konfliktlösungen sind jene, die die Konfliktursachen angehen und viele verschiedene Akteure einbeziehen. Ein Blick auf den Ausgang von Bürgerkriegen seit 1946 legt die Vermutung nahe, dass militärische Siege etwas besser stabilisierend wirken als andere Kriegsausgänge. Eine genaue Analyse von Kontext und Inhalt von Friedenskonsolidierung zeichnet ein ganz anderes Bild. Die häufigste Form der Beendigung von Bürgerkriegen ist weder ein militärischer Sieg noch ein Friedensabkommen, sondern eine Fortdauer der Auseinandersetzung mit begrenzterer Gewaltanwendung. Die Bürgerkriege, die mit einem Friedensabkommen schlossen, dauerten durchschnittlich achtmal länger als jene, die ein militärischer Sieg beendete. De facto gibt es einseitige Siege fast nur, wenn Kämpfe Tage oder Monate, nicht Jahre dauern. Das weist darauf hin, dass Langzeitkonflikte kaum enden, wenn ihnen freier Lauf gelassen wird, und dass Verhandlungen der einzige Weg sind, lang andauernde Kriege zu beenden. Die unterschiedliche Konfliktdauer bedeutet auch, dass die Hindernisse für einen Wiederaufbau nach einer Verhandlungslösung deutlich höher sind als nach einem militärischen Sieg. Internationale Akteure, die nach einem Friedensschluss am Wiederaufbau mitwirken wollen, stehen Gesellschaften mit mehr Opfern, tieferer Spaltung und größeren materiellen Schäden gegenüber. Gleich, wie ein Konflikt ausgeht – der wichtigste Faktor für anschließende Stabilität ist eine geordnete Demobilisierung ehemaliger Kämpfer. Zudem kommt es darauf an, zugrunde liegende Missstände durch gewaltfreie Politik zu beseitigen, etwa indem die Besiegten Gelegenheit erhalten, eine politische Partei zu gründen und/oder sich an der Regierungsarbeit zu beteiligen. Langfristig erfolgreiche Konfliktbearbeitung verlangt die Demontage der Strukturen zur Truppenmobilisierung wie auch jener zur Repression. Armee und Milizen müssen in Kasernen zurückkehren und unter zivile Kontrolle gestellt werden. Externe Akteure können am besten helfen, indem sie Anlaufstellen einrichten, wo Missstände vorgebracht und friedlich beseitigt werden können. Folgende Empfehlungen leiten sich aus diesem Papier ab: Lang anhaltende Konflikte lassen sich nur mit Gesprächen über die Konfliktursachen beenden.