In einer eingehenden Analyse der Verlautbarungen und Schriften von der Friedensbewegung zurechenbaren Gruppen und Publizisten aus den Jahren 1979-1983 rekonstruieren die Autoren die vielfältigen Kriegsgefahrenwahrnehmungen unter Zuhilfenahme von Kategorien, die sich aus der einschlägigen sozialwissenschaftlichen Literatur über Kriegsursachen, Eskalationsprozesse, Krisendynamik und ähnlichem mehr anboten. Die so gefundenen sieben Hauptthesen der Friedensbewegung über gegenwärtige Kriegsgefahren werden sodann mit den verfügbaren Befunden der einschlägigen sozialwissenschaftlichen Forschung konfrontiert, um den Grad der Realitätsnähe dieser Wahrnehmungen abzuschätzen. Als Resultat der Untersuchung werden insbesondere zwei Gefahrendiagnosen bestätigt: (1) Die Gefahr eines Atomkrieges (in Europa) besteht vor allem darin, daß in einer weltpolitischen Krise Fehleinschätzungen von politischen Entscheidungseliten über die Risikobereitschaft der Gegenseite wirksam werden. Fallen solche Fehleinschätzungen mit technischen Pannen und menschlichen Fehlern bei der Handhabung atomarer Systeme zusammen, rückt ein "Atomkrieg aus Versehen" in den Bereich des real Möglichen. (2) Eine weitere ernsthafte Atomkriegsgefahr (in Europa) ergibt sich ferner dann, wenn den beiden Supermächten aufgrund von Fehleinschätzungen die politische Kontrolle über einen Dritte-Welt-Konflikt, in dem für sie beide strategische Interessen auf dem Spiele stehen, entgleitet und in eine militärische Konfrontation mündet. Alle anderen von der Friedensbewegung herausgestellten Kriegsgefahren (atomare Abschreckung und Rüstungswettlauf, atomare Ernstschlagfähigkeit und regionale Begrenzbarkeit von Kernwaffeneinsätzen sowie die System- bzw. Hegemoniekonkurrenz der Supermächte) rechtfertigen nach Ansicht der Autoren die daran von der Friedensbewegung geknüpften extremen Befürchtungen nicht. (TR)
Ausgehend von 5 maßgeblichen amerikanischen Studien zum Thema (u.a. UCS-Report, OTA-Studie, Stanford-Report) werden vor allem folgende Fragen untersucht: Welche Aussichten bietet SDI für die Überwindung der auf Offensivwaffen gestützten nuklearstrategischen Abschreckung? Welche Konsequenzen hätte ein neues Mischungsverhältnis zwischen strategischen Offensivwaffen und Defensivwaffen für Abschreckung und Stabilität? Was bedeutet SDI für Rüstungskontrolle? Aus der Analyse ergeben sich erhebliche Bedenken gegen das SDI-Programm. Eine umfassende Rüstungskontrollvereinbarung bei Verzicht auf SDI erscheint unter dem hier diskutierten sicherheitspolitischen Gesichtspunkt eindeutig als vorzugswürdig. Grobgliederung: 1. Überwindung des derzeitigen Abschreckungssystems? 2. Ergänzung des Abschreckungssystems durch Raketenabwehrwaffen? 3. SDI und die strategische Rüstungskontrolle. (BIOst-BwD/Giz)