Der Band verbindet unterschiedliche sozialwissenschaftliche Perspektiven auf den als Wettkampf organisierten Zuschauersport Fussball. Alle zwei Jahre findet ein Wettkampf der Fussballnationen - oder solchen, die es werden wollen - als internationales Event unter gröt︢er öffentlicher Anteilnahme statt. Der Band "Wettkampf im Fussball - Fussball im Wettkampf" verbindet unterschiedliche wissenschaftliche Perspektiven auf den als Wettkampf organisierten Zuschauersport Fussball. Er nimmt die regelmäi︢gen Sportspektakel zum Anlass und fragt aus sozial-, geistes- und kulturwissenschaftlichen Blickrichtungen nach der Ambivalenz zwischen sportlichem Wettkampf und friedvollem Spektakel, Körperinszenierungen und Heteronormativität, Party und Nationalismus, Bildungschance und Ideologie
Fußball begeistert! Die Weltmeisterschaft in Südafrika hat jüngst gezeigt, was für eine Magnetwirkung dieser Sport im neuen Jahrtausend hat. Fußball bezaubert aber nicht nur in einem professionellen Rahmen mit modernen Arenen, Sponsoren und TV-Übertragungen. Er ist schon lange nicht mehr das simple Bewegungsspiel, bei dem das Runde ins Eckige muss. Fußball kann mehr. Das vorliegende Fachbuch umreist die Wirkung des Fußballs in seinen außersportlichen Ebenen. Ist Fußball etwa kein Politikum? Welche Chancen bzw. Gefahren birgt der Fußball? Zuerst umreist der Autor das Ausmaß des Einflusses der Politik auf den Sport und umgekehrt. Hier wird aufgezeigt, inwiefern der beliebteste Sport der Welt von politischen Entscheidungen abhängig ist oder für dessen Zwecke benutzt wird. Angefangen bei Medieneklats über Staatskrisen und "Nationbuilding" bis hin zum sogenannten Fußballkrieg zeigt der Autor eindeutig auf, welcher Einfluss vom Fußball ausgeht bzw. auf ihn einwirkt. Die Vereinten Nationen erließen 2003 mit der Resolution 58/5 ein klares Signal zur Einbindung des Sports in der Entwicklungspolitik. Im zweiten Teil wird besprochen, welchen Platz das runde Leder in der täglichen Entwicklungsarbeit einnehmen kann. Kann Fußball eine Lösung für schwieriges Sozialverhalten, Religionskonflikte, Kriegstraumata und Versöhnungsarbeit oder Gleichberechtigung der Geschlechter sein? Diese Fragen werden mit konkreten Beispielen von Non-Goverment-Organisations wie "Grassrootsoccer" oder "Streetfootballworld" veranschaulicht und bewertet, die bereits seit Jahren den Sport als Instrument für ihre konkreten Entwicklungsziele nutzen. Sowohl Erfolge als auch Schwierigkeiten dieser nicht immer einfachen, aber äußerst wichtigen Unterstützung der konventionellen Entwicklungsorganisationen werden hier aufgezeigt. Zuletzt widmet sich das Buch jedoch auch den Problemen des Profigeschäfts Fußball aus afrikanischer Perspektive. Gerade die Berichterstattung der vergangenen Weltmeisterschaft in Südafrika hat gezeigt, wie populär dieser Sport auf dem schwarzen Kontinent ist. Unzählige Kinder und Jugendliche in den Slums träumen von einer Karriere als Fußballstar bei einem europäischen Spitzenklub. Tägliche landen bis zu zehn afrikanische Spieler auf dem belgischen Flughafen Brüssel-Zaventem. Wenige schaffen den Sprung in das vermeintlich bessere Leben. Viele landen in der Illegalität. Dahinter steckt eine Masche dubioser Manager, die als moderne Sklavenhändler bezeichnet werden können. Warum gerade in Belgien immer mehr Afrikaner in der Illegalität leben, was dagegen schon in Afrika getan wird und warum das schon lange keine sportliche Angelegenheit ist, wird hier sehr konkret und eindrucksvoll dargestellt. Das Buch umreist sehr einhellig und konkret die Wirkungen des Sports auf Felder, die man im ersten Moment nicht mit ihm in Verbindung bringt. Es zeigt sowohl Kräfte als auch Gefahren des Sports auf. Eine lesenswertes Buch für alle Fußball-, Sport und Politikinteressierten.
Verfügbarkeit an Ihrem Standort wird überprüft
Dieses Buch ist auch in Ihrer Bibliothek verfügbar:
In diesem Jahr feiert der Frauenfußball sein 50-jähriges offizielles Bestehen. Das ist nicht nur ein guter Grund, den mutigen Pionierinnen auf dem Rasen und in den Verbänden zu gratulieren. Es ist auch ein Anlass, die Kritik am modernen Fußball ernst zu nehmen. Ob Korruption und Wettskandale, überbordende Kommerzialisierung und Gewalt gegen Schiedsrichter*innen oder Rassismus und Homophobie auf den Tribünen – die negativen Konsequenzen des sportlichen Leistungsstrebens sind nicht mehr zu übersehen. Auch ist die Sorge berechtigt, dass sie nicht auf den Männerfußball beschränkt bleiben, sondern mit fortschreitender Popularität des Frauenfußballs auch diesen erfassen. Die gute Nachricht ist: Ein anderer Fußball ist möglich! Gegenwärtig wird er vor allem abseits der Verbände und Vereine von politisch motivierten Fußballer*innen organisiert. Neben LGBTI-Turnieren oder antirassistischen Fußballfestivals wird auch an feministisch inspirierten Alternativen gearbeitet. Dieser Beitrag widmet sich der frauenbewegten und feministischen Kritik am modernen Fußball und zeigt Möglichkeiten, wie Konkurrenz und Wettstreit zugunsten von Solidarität und Gemeinschaft dezentriert werden können.
"Fußball ist weder Krieg noch ein Allheilmittel für Konflikte. Er ist, was wir aus ihm machen. Fußball kann weltweit quasi als Antibiotikum dienen, das bei bestimmten Symptomen zur Linderung von sozialen Problemen beitragen kann. Er kann politisch funktionalisiert werden, regiert aber auf keinen Fall die Welt." (Autorenreferat)
"Der Fußball spielte im Leistungssportsystem der DDR eine Sonderrolle. Wegen seiner Massenwirksamkeit wurde er bald zum Objekt politischer Interventionen. Diese galten zunächst der Zerschlagung des alten Vereinswesens. Mannschaften wurden verschoben oder zusammengelegt; erst in den siebziger Jahren spielte der DDR-Fußball international erfolgreich." (Autorenreferat)
Rassismus im Fußball beschränkt sich keineswegs nur auf das tumbe Gebrüll neonazistischer Fans in den Stadien, vielmehr gilt auch hier: Rassismus kommt aus der Mitte der Gesellschaft und ist in Funkionärskreisen wie auf noblen Sitzplatzrängen anzutreffen. Prominente Bundesliga-Stars und kritische Sportautoren beschäftigen sich in diesem Buch mit dem Problem, das der offizielle Fußball nur zu gerne und viel zu lange ignoriert hat: mit dem Rassismus auf den Rängen, in den Verbänden und unter Funktionären. Rassismus, insbesondere gegen schwarze Spieler, ist seit Jahrzehnten im europäischen Fußball zu beobachten. Dieses Buch informiert über die Hintergründe, die Geschichte und stellt Fan- und Vereinsinitiativen gegen Rassismus vor. Profis wie Souleyman Sané, Richard Golz und Dietmar Beiersdorfer schildern ihre Erfahrungen. Als die Hardcoverausgabe dieses Buches erschien, löste das bei einigen DFB-Funktionären heftige Reaktionen aus, die in einem Vorwort dokumentiert werden.