In sieben Beiträgen ( 1. Beckert, Jens u. Wolfgang Vortkamp: Westlicher Universalismus? 2. Schworck, Andreas: Anmerkungen zum schwierigen Begriff "Fundamentalismus"; 3. Schmolke, Oliver: Transmoderne und Pragmatismus; 4. Hafez, Kai: Das Islambild in der deutschen Öffentlichkeit; 5. Böhm, Andrea: Protestantischer Fundamentalismus in den USA; 6. Ther, Philipp: Ende des katholischen Sonderweges in Polen; 7. Brauch, Julia: Zur Situation der israelischen Rechten) wird unter weltweiter Perspektive eine Auseinandersetzung mit Erscheinungsformen und Begrifflichkeit des Fundamentalismus gesucht. Ausgehend von den universalistischen Ansprüchen des westlichen Gesellschaftsmodells wird der Begriff des Fundamentalismus analysiert und die Herausforderung des Fundamentalismus an die Moderne dargestellt. Zusätzlich zur Problematik des islamischen Fundamentalismus wird auch auf Erscheinungen des protestantischen Fundamentalismus in den USA und des katholischen Fundamentalismus in Polen sowie auf die fundamentalistische Rechte in Israel eingegangen. (FUB-Hng)
Die Vielfalt der Kommunikationsformen und -anlässe in modernen Gesellschaften beinhaltet Chancen und Risiken gleichermaßen. Kommunikation lässt sich offenbar weder im Schriftlichen noch im Mündlichen beliebig beschleunigen oder verdichten. Eine mögliche Reaktion auf diese Überforderungen ist die Sehnsucht nach radikaler Komplexitätsreduktion – bis hin zur Flucht in Fundamentalismen, die ihrerseits neue Ängste heraufbeschwören. Wie können wir Phänomenen der Unerreichbarkeit kommunikationswissenschaftlich gerecht werden? In welchen gesellschaftlichen Domänen lassen sich Phänomene der kommunikativen Unerreichbarkeit beobachten? Welche Strategien zur Überwindung kommunikativer Unerreichbarkeit werden in der Praxis angewandt? Der Band versammelt Beiträge zum 8. Kolloquium «Transferwissenschaften», die sich aus unterschiedlichen Perspektiven den Problemen kommunikativer Autarkie nähern
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Ein besonderes Problem des indonesischen Islam stellt das ambivalente Verhältnis der islamischen Führungspersönlichkeiten zur Gewalt dar. Ein Blick in die Vergangenheit zeigt, dass Extremismus und religiös motivierten Gewalt in Indonesien kein neues Phänomen darstellen, sondern Elemente eines Modernisierungsprozesses sind, der sich sowohl gegen autochthone Traditionen als auch gegen den als imperialistisch erlebten Westen richtet. Religiös motivierte Gewalt geht nicht nur von terroristischen Gruppen aus, sondern entzündet sich auch an Spannungen zwischen Muslimen und Christen auf den Außeninseln nach dem Sturz Suhartos. Im indonesischen Kernland ist die "Front zur Verteidigung des Islam" eine gewaltbereite islamistische Gruppe. Staat und Gesellschaft Indonesien stehen heute an einem Wendepunkt, an dem sich die Zukunft des Landes zwischen den Alternativen Islamstaat und pluraler Gesellschaft entscheidet. (ICE2)
Mutterschaft wird in Deutschland 'fundamentalistisch' diskursiviert: Die Leitbilder der 'guten' Mutter sowie deren negative Schattenseiten sind moralisch und politisch überfrachtet, so dass scheinbar nicht nur das Wohl und Wehe der Kinder, sondern auch das der ganzen Nation an der Erfüllung spezifischer Normen von Mutterschaft zu hängen scheinen. In der alltäglichen Praxis von Mutterschaft brechen sich diese phantasmatischen Bilder allerdings – der Familien- und Mutteralltag ist vielmehr geprägt von vielfältigsten, durchaus eigensinnigen und nach Ungleichheitslagen differenzierten Arrangements sowie entsprechender 'Identitäten' von Müttern. In unserem Beitrag skizzieren wir diese Gemengelage zunächst als Effekt von Reflexivierungsprozessen, die nicht zuletzt der Zweiten Frauenbewegung, aber auch den unterschiedlichen Traditionen in der DDR und der BRD geschuldet sind. Auch die derzeitige 'Ökonomisierung des Sozialen' bildet eine wesentliche Rahmenbedingung für gegenwärtige Diskurse rund um Mutterschaft. Im Beitrag werden auch Aspekte der familien- und sozialpolitischen Regulierung von Mutterschaft skizziert. Insgesamt diagnostizieren wir einerseits die Pluralisierung von Mutterschaftsbildern, die andererseits aber hochgradig widersprüchlich ist. Mütter nehmen diese Konflikte – etwa zwischen der 'guten Mutter', die ganz in der langjährigen Vollverfügbarkeit für die Kinder aufgeht, und der 'guten Mutter', die durch die Brille ihrer eigenen Karriere ihre Kinder als Humankapital betrachtet, in das sie investiert – individualisiert wahr, was wir entlang einiger exemplarischer 'Druckstellen' darstellen. Der Beitrag schließt mit einem Plädoyer für die gesellschaftliche Aufwertung fürsorgebasierter Beziehungen und damit mit einer Kritik an der Fetischisierung von Autonomie. ; In Germany, motherhood is "fundamentally" discursive: the model of the "good" mother – as well as her darker side – is morally and politically overloaded. No longer are only the children's wellbeing and woes dependant on her, but the entire nation seems to be dependant on the performance of specific norms of motherhood. However, in the daily practice of motherhood, these phantasmagoric images fall apart – the daily life of family and the mother is more affected by variegated, absolutely stubborn, and unequally differentiated configurations as well as the appropriate "identities" of mothers. In our contributions, we sketch this situation foremost as the result of processes of reflection that are very much due to the second wave women's movement, but also to the differing traditions in the GDR and the BRD. Moreover, the current "economic restructuring of the social" is an important basic condition of today's discourse surrounding motherhood. The contribution also sketches aspects of family and the social-political regulation of motherhood. On the one hand, we diagnose a diversification of images of motherhood, images that, on the other hand, are highly contradictory. Individually, mothers recognize these conflicts – for example, between the "good mother" that completely loses herself in her constant availability to her children, and the "good mother" that, because of her career, sees her children as human capital. We show this by pinpointing exemplary pressure points. The contribution closes with a demand for the societal reevaluation of care-based relationships and thus with a critique of the fetishization of autonomy.
"Der Ausdruck 'religiöser Fundamentalismus' wird als Sammelbezeichnung gebraucht für solche Protestbewegungen, die 'das Heilige' und die überkommenen 'Hüter' des Heiligen durch moderne Strukturen und Prozesse innerhalb und außerhalb des 'religiösen Feldes' relativiert sehen und gegen diese Bedrohung 'der heiligen Ordnung' zu Felde ziehen. Diese 'heilige Ordnung' wird als superiorer Letztwert behauptet, ihr suchen religiöse Fundamentalisten religionsintern und -extern (wieder) Geltung zu verschaffen. Der katholische Fundamentalismus läßt sich als Antwort auf die gesellschaftliche und politische Marginalisierung der Kirche und auf ihre strategisch riskanten 'Anpassungen' an die Moderne verstehen, welche zur Erosion solcher Symbolelemente beigetragen haben, die als spezifisch katholisch galten und für die Anhänger des fundamentalistischen Protests von persönlicher Identitätsrelevanz sind. Die enorme - nach einem Sechsfelderschema typologisierbare - Vielfalt katholisch-fundamentalistischer Gruppen hat ihre Gründe und ihre Folgen." (Autorenreferat)
Fundamentalismus ist heute eines der meistdiskutierten Themen: Heinrich Wilhelm Schäfer versteht Fundamentalismen als spezifische Strategien unterschiedlicher Modernen. Fundamentalismen wandeln Interessenkonflikte in Identitätskonflikte um. Ziel ist zumeist die Verbesserung der Lage gesellschaftlicher Zwischenschichten. Das Gemeinsame der Fundamentalismen ist daher abhängig von den Interessen, aus denen heraus die verschiedenen Gruppen agieren.
Der islamistische Fundamentalismus wird gemeinhin mit einem religiös motivierten Fundamentalismus verbunden. Der kulturelle Fundamentalismus bedeutet hingegen, dass eine Kultur den Anspruch auf Alleingültigkeit stellt und versucht, andere kulturelle Ausgestaltungen zu verdrängen und zu ersetzen. Mit diesem weit über das Kulturschaffen im engeren Sinne hinausgehenden Kulturbegriff ist die Organisation der Gesellschaft in allen Bereichen gemeint. Weltweit wird der kulturelle Fundamentalismus der Vereinigten Staaten vor allem wirtschaftlich wahrgenommen, denn die Ausbreitung des US-amerikanischen Wirtschaftsmodells ist Teil der Globalisierung. Militärische Interventionen der Vereinigten Staaten können nicht unmittelbar als Teil dieses kulturellen Fundamentalismus bezeichnet werden, sondern sind lediglich ein Mittel zu diesem Zweck und werden immer als möglichst kurzfristige und vorübergehende Aktionen geplant. Die Autorin beleuchtet vor diesem Hintergrund einige Aspekte des Einwirkens von US-amerikanischem kulturellen Fundamentalismus auf Europa und geht der Frage nach, inwieweit die Religion die US-amerikanische Außenpolitik beeinflusst. (ICI2)
'Aufgrund der vielen Angebote an religiösen und weltanschaulichen Gruppen und Ideen ist auch in Österreich die religiöse Landschaft immer unübersichtlicher geworden. Die Grundlage für diesen Artikel bilden die Erfahrungen katholischer Weltanschauungsreferenten. Sie bieten einen Überblick über diesen 'Markt der Religionen'. Dabei zeigt sich, dass die beiden Strömungen Fundamentalismus und Esoterik wesentlich sind und sich in vielen Angeboten finden. Der Artikel kommt zum Ergebnis, dass diese beiden Strömungen ihre Bedeutung behalten werden und dass aufgrund des zunehmenden Individualismus die Zahl der religiösen und weltanschaulichen Gruppen weiter steigen wird.' (Autorenreferat)
"Fundamentalismus" ist ein Schlüsselbegriff der gegenwärtigen Weltpolitik. Er meint gemeinhin eine gewaltbereite Form religiösen Fanatismus. Wenn in diesem Buch Fundamentalismen angesprochen werden, die den Sport bedrohen, ist der Begriff weiter oder anders konzipiert. Er meint hier die Aufhebung der Arbeitsteilung zwischen den Sinnfeldern durch den Hegemonieanspruch der sich mächtig wähnenden und dadurch scheinbar gerechtfertigten Übergriffe in deren sinneigene Abläufe. Solche fundamentalistischen Anmaßungen bedrohen nicht nur den Sport, sondern eine menschengerechte Gestaltung unserer Welt überhaupt. Aber eben auch den Sport. Der Band bearbeitet das Grundthema mit folgenden Schwerpunkten: Für eine gehaltvollere Fassung des Begriffs Fundamentalismus wird tiefer gebohrt als üblich. Bedrohungen des Sports durch verschiedene Formen von Fundamentalismus werden in dem Spannungsfeld zwischen Selbstzweckhaftigkeit des Sports als eines autonomen Kulturgutes und Versuchen zu seiner Instrumentalisierung als Dienstleister für außersportliche Zwecke verortet. Sport in der kommunalen Kulturpolitik wird exemplarisch als Form von "fundamentalismus-resistenter Gegenwelt" porträtiert.