"Die Autorin vermittelt einen Einblick in die eher zermürbende alltägliche Kleinarbeit des Zusammenwachsens verschiedenster Ebenen und Gruppierungen, wobei sie Analogien zur Logik erfolgreicher Partner- und Familienberatungen herstellt. Die Ähnlichkeiten sind schon verblüffend: Dort wie im Prozess der Parteibildung sind Respekt, Würdigung, Anerkennung, Verhandlungen auf gleicher Augenhöhe oft die Antwort auf zahlreiche Probleme." (Textauszug)
Es wird gezeigt, "welches vorherrschende Begriffsmodell die Parteienforschung gewöhnlich bei ihren Forschungsanstrengungen zugrundelegt, welche Grundannahmen und -ansichten dieses Vorstellungsbild prägen und welche Konsequenzen sich für die Aussagekraft der Forschungserträge im Hinblick auf die Beschreibung und Erklärung der Realität ergeben." Ausgehend von einem systemtheoretischen Ansatz wird ein alternatives strukturelles Eigenschaftsmodell der politischen Partei vorgestellt, das bisher vernachlässigte Bereiche der Organisationswirklichkeit entscheidend hervorhebt. Gegenstand ist der "Parteitypus der moderaten demokratischen Partei Westeuropas und Nordamerikas." Das Modell dient dazu, empirischen Analysen und theoretischen Verallgemeinerungen der Parteienforschung neue Impulse zu geben. (HA)
Im vorliegenden Kapitel werden die Einstellungen der Mitglieder der deutschen Parteien untersucht. Dabei stehen nicht nur die reinen Positionen der Mitglieder im Jahr 2009 im Vordergrund der Betrachtung, sondern auch ihre Veränderungen im Verlauf eines guten Jahrzehnts sowie die Unterschiede zwischen den Positionen der Parteimitglieder und denen der Wähler derselben Parteien. Leitend ist dabei die demokratietheoretisch relevante Frage, ob die deutschen Parteimitglieder die Meinungen der Wählerschaft in ausreichendem Maße repräsentieren. Die zeitliche Entwicklung weist interessante Trends auf: Betrachtet man alle deutschen Parteimitglieder, so lässt sich ein leichter Trend nach rechts beobachten. Dieser geht allerdings, was man bei einer differenzierteren Betrachtung der Entwicklung in den einzelnen Parteien deutlich erkennen kann, auf einen Trend zur politischen Mitte zurück. Die Parteien des linken Lagers entwickeln sich nach rechts, die Unionsparteien bleiben in ihren mittleren Positionen konstant oder entwickeln sich leicht nach links. Nur die FDP macht eine deutliche Entwicklung nach rechts durch, ohne ihre Rolle als Partei der Mitte im Hinblick auf die politische Links-Rechts-Einschätzung ihrer Mitglieder zu verlieren. Gleichzeitig werden die politischen Einstellungen der Mitglieder fast aller Parteien im Zeitverlauf homogener. Stark abweichende politische Positionen gehen in ihrer Zahl zurück. Nur bei der Linken lässt sich eine Heterogenisierung der Einstellungen ihrer Mitglieder beobachten, die auf die Fusion von PDS und WASG mit der Zusammenführung zweier durchaus unterschiedlicher Mitgliedschaften zurückgehen dürfte. (ICI2)
Obwohl die amerikanischen Verfassungsväter aus Furcht vor der Spaltung des neu gegründeten Gemeinwesens gegenüber Parteien, Parteiungen und Fraktionierungen prinzipiell kritisch eingestellt waren, kam es bereits in der Frühphase der Republik zur Herausbildung eines Zweiparteiensystems, in dem die Demokratische und die Republikanische Partei seit mehr als 100 Jahren die dominante Rolle spielen. Der vorliegende Beitrag analysiert das Parteiensystem hinsichtlich dreier Begriffe bzw. Aspekte: (1) party organization beschreibt die Parteiorganisation, die von der Nachbarschaft bis zur Bundesebene eine lockere Föderation bildet, die aber nicht mit den durchstrukturierten bürokratischen Apparaten deutscher Parteien verwechselt werden darf; (2) party in Congress bzw. party in public office oder party in government bezeichnet jene Gruppe von Kongressmitgliedern bzw. von Amtsinhabern, die zwar unter dem Abzeichen der gleichen Partei gewählt worden ist, aber nicht wie im parlamentarischen Regierungssystem durch Fraktions- und Parteidisziplin zusammengehalten wird; (3) party in the electorate meint schließlich eine in Meinungsumfragen und bei Wahlen erkennbare Wählerkoalition, die sich aus unterschiedlichsten sozialen, ethnischen, rassischen und religiösen Bevölkerungsgruppen verschiedener regionaler Herkunft zusammensetzt und sich mittel- oder langfristig gebildet hat. In der politischen Realität sind die hier angeführten Parteibegriffe miteinander verbunden. Sie lassen sich daher nicht immer voneinander trennen. Dennoch dienen sie in ihrer je unterschiedlichen Akzentuierung bei der Darstellung der Geschichte und Gegenwart der amerikanischen Parteien als Leitfaden. (ICA2)
Der Beitrag zur politischen Kommunikation in der Schweiz betrachtet die Rolle der Parteien im Zuge des rasanten Wandels des Mediensystems seit den 1960er Jahren. Die Studie untersucht aus Sicht der Parteienforschung die Entwicklung der Schweizer Parteien und arbeitet so die Stellung der Parteien in der 'Mediendemokratie' heraus. Dabei wird der Frage nachgegangen, ob die Parteien nach wie vor ihre Funktion erfüllen und ob es der Demokratie damit besser oder schlechter geht. Die Analyse beleuchtet folgende Bestandteile der parteipolitischen Kommunikation: (1) die Einführung von Publikationsorganen der Parteien als Reaktion auf die schwindende Bedeutung der Parteipresse, (2) die Nutzung von Radio und Fernsehen durch die Parteien, (3) die zunehmende Bedeutung von Öffentlichkeitsarbeit und Politikmarketing, (4) die neuen Kommunikationsformen E-Mail und Internet sowie (5) die zukünftige Herausforderung des elektronischen Wählens und Abstimmens. Politikberichterstattung ist günstig, planbar und lässt sich, wenn die PolitikerInnen etwas mithelfen, auch gut inszenieren. So deutet vieles darauf hin, dass die Schweizer Parteien bisher die Herausforderungen der Mediendemokratie einigermaßen erfolgreich gemeistert haben. (ICG2)