Das System Gefängnis: oder: Ist das Gefängnis mit System zu ändern?
In: Neue Kriminalpolitik: NK ; Forum für Kriminalwissenschaften, Recht und Praxis, Volume 7, Issue 2, p. 30-34
ISSN: 0934-9200
Der Autor beschreibt in dem Beitrag "Gefängnis" mit systemischen Kategorien und präsentiert einige Überlegungen zu Möglichkeiten systemischer Veränderungsarbeit im Strafvollzug. Er stellt zunächst fest, daß Organisationen dazu dienen, Komplexität zu reduzieren, Sicherheiten zu schaffen, Verhalten zu trivialisieren, also Menschen und Gruppen berechen- und steuerbar machen. Durch die besonders prekäre Situation in Gefängnissen erfolgt eine Überhöhung der Beherrschbarkeit von Menschen durch Normen und Zwangsmittel, was zu einer blühenden Subkultur nicht nur unter den Gefangenen führt. Nach Meinung des Autors stellen die derzeitigen Gefängnisse "zu Stein gewordene Katastrophen dar". Die gegenwärtigen Handlungskonzepte des Strafvollzuges werden zur Lösung der anstehenden Probleme als untauglich eingeschätzt. Der Autor plädiert abschließend für die Anwendung systemischer Konzepte im Strafvollzug, was nicht einfach eine Modernisierung der Organisation, sondern auch eine Beeinflussung der Sinngebung und der Identität der Gefängnisse bedeutet. "Ob danach eine Nachfrage besteht, ist eine andere Frage. Vielleicht gibt es eine verborgene Systemlogik, deren zufolge Rückständigkeit ein erwünschtes Strafübel ist, nutzloser Verschleiß der Arbeitskraft der Vollzugsmitarbeiter seinen Sinn macht, weil frustrierte Bedienstete erfolgreicher für den Frust der Gefangenen sorgen." (psz)