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"[…] there is nothing so practical as a good theory" (Lewin 1951: 169) Der Sammelband "Theory in Action: Theoretical Constructionism" diskutiert das Theoretisieren, sowie die Konstruktion von Theorien als Forschungsstrategie und demnach als eigenständige Form der Generierung wissenschaftlichen Wissens. Die Herausgeber, Peter Sohlberg, Professor für Philosophie der Sozialwissenschaften und Håkon...
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Wir sollten akzeptieren, dass KI-gestützte Lehre der neue Normalfall sein wird. Wie verändert das unser Selbstverständnis und unsere Rolle als Hochschullehrende? Ein Gastbeitrag von Marie Luise Schreiter.
Marie Luise Schreiter ist wissenschaftliche Mitarbeiterin und Dozentin am Psychologischen Institut der Universität Tübingen. Foto: privat.
BEVOR KI-SYSTEME perfekte Sätze formulieren konnten, die klingen, als würde ein Experte aus Wissenschaft, Politik oder Gesellschaft reden, war künstliche Intelligenz (KI) ein Nischenthema. An der University of Sussex, wo ich studiert habe, waren die Fragen nach der Schnittstelle von KI, Robotik und Bewusstsein und ihrer Interaktion mit der menschlichen Intelligenz dagegen schon früh Thema für Wissenschaftler aus verschiedenen Disziplinen.
Was ich davon gelernt habe, was ich in der heutigen Debatte manchmal vermisse und was ich selbst heute als Wissenschaftlerin vertrete: Bei all dem Hype um die rasante Entwicklung der Künstlichen Intelligenz, all den (berechtigten und unberechtigten) Spekulationen über ihre Fähigkeiten und ihr gesellschaftliches Veränderungspotenzial ist zentral, dass wir Menschen unsere eigene Rolle im Umgang mit KI-Systemen besser verstehen. Nur dann können wir künftige KI-Entwicklungen mitgestalten. Als Lehrende und Forschende müssen wir uns fragen: Wie beeinflussen KI-Systeme die universitäre Lehre und die wissenschaftliche Arbeit? Und wie verhalten wir uns dazu?
Es ist unbestritten, dass generative KI die Geschwindigkeit, Präzision und möglicherweise auch die Qualität der Wissenschaft grundlegend verändern kann. KI-gestützte Literaturrecherche hilft bereits heute Neulingen, sich im Meer aus Publikationen zurechtzufinden. Noch während meines Studiums bedeutete die Einordnung neuer Literatur in den aktuellen Forschungsstand stundenlange Recherchen in Online-Bibliotheken und Fachzeitschriften. Natürlich hatte ich Zugang zu den einschlägigen Suchmaschinen für wissenschaftliche Recherchen, und die Ergebnisse wurden mir digital, organisiert und übersichtlich angezeigt. Aber welcher Autor in einem Bereich einflussreich war oder welcher Ansatz stark kritisiert wurde, musste ich mir durch Lesen und Schreiben selbst erarbeiten.
Die Studierenden in meinem Studiengang können heute die gleichen Herausforderungen in einem Bruchteil der Zeit bewältigen. Aktuelle wissenschaftliche KI-Anwendungen, die den wissenschaftlichen Prozess unterstützen, ermöglichen es, Forschungsartikel zu jeder Forschungsfrage in jedem Fachgebiet in Sekundenschnelle zusammenzufassen, die Zitieraktivität über viele Jahre hinweg von Originalarbeiten bis hin zu Folgepublikationen in einer interaktiven Netzgrafik farblich gekennzeichnet darzustellen oder die fachliche Kritik an einer bestimmten Methode oder Theorie wiederzugeben.
Perfekter Wissenschaftsjargon, in Text gegossener Einheitsbrei
Die Zeiten und Arbeitsmethoden ändern sich schnell. Während vor zwei Jahren meine Studierenden noch sehr unsicher auf die Frage reagierten, ob sie jemals ChatGPT für ihre Hausarbeit verwendet hätten, antwortete mir der diesjährige Jahrgang mit einem erstaunten bis mitleidigen Gesichtsausdruck: "Immer!" Bedauernd vielleicht deshalb, weil unsere Studierenden sehr wohl wissen, dass die derzeitige universitäre Lehre nur oberflächlich auf den Einsatz von künstlicher Intelligenz zur Generierung von wissenschaftlichen Texten, Forschungsberichten, Analysen und Ideen vorbereitet ist. Mitleidig, vielleicht auch, weil ich als ihre Dozentin kaum überprüfen könnte, ob eine Prüfungsarbeit in Form eines Forschungsberichts oder eines Essays von einem Roboter namens ChatGPT geschrieben wurde. Wenn ich mich entschlösse, diese neuen Werkzeuge in dem Repertoire meiner Studierenden zu ignorieren, würde ich mich wahrscheinlich regelmäßig an hervorragenden Aufsätzen erfreuen: perfekter Wissenschaftsjargon und dem wissenschaftlichen Konsens entsprechender, in Text gegossener Einheitsbrei.
Die Wahrheit ist jedoch, dass wissenschaftlicher Fortschritt nicht durch die bedingungslose Akzeptanz und blinde Reproduktion des wissenschaftlichen Konsenses entsteht. Wie viele andere Wissenschaftler betrachte ich es als Teil meiner Aufgabe, offen für Innovationen zu sein und im besten Fall den Fortschritt voranzutreiben. Um die nächste Generation von Wissenschaftlern entsprechend vorzubereiten, muss dies auch bedeuten, dass ich in der Lehre die relevanten Fähigkeiten zur Innovationsfähigkeit und zum kritischen Hinterfragen vermittle.
Für mich heißt das in erster Linie zu akzeptieren, dass KI-gestützte Lehre der neue Normalfall sein muss. Generative KI-Systeme gehören längst zum Handwerkszeug eines jeden Studierenden, ob es mir nun gefällt oder nicht. Für die Studierenden in meinem Studiengang bedeutet das, dass die Pflichtlektüre auch von einer KI zusammengefasst werden kann. Oder dass ein wissenschaftlicher Chat-Roboter für unsere Forschung konsultiert werden sollte, um neue Forschungsfragen zu generieren oder einfach um kleine methodische oder technische Fragen zu beantworten, die während der Diskussion im Seminar unbeantwortet geblieben sind. Die Integration von KI in unseren Lehrplan hat also Raum und Zeit geschaffen, damit ich meinen Studenten kritisches Hinterfragen, Medienkompetenz, Recherchefähigkeiten und die Nutzung von KI beibringen kann.
Prüfungsaufgaben, die sich nicht von einer KI täuschen lassen
Was bedeutet das praktisch? Eine Herausforderung für mich als Lehrende bestand darin, den Leistungsfortschritt von Studierenden mit einer Aufgabe zu prüfen, bei der die Nutzung von KI nicht automatisch zur Lösung führt. Das bedeutete eine Prüfungsleistung zu stellen, die gezielt die Aspekte der menschlichen Intelligenz in meinen Studierenden prüft, die eine KI (bisher) nicht ersetzen kann. Das ist in der wissenschaftlichen Arbeit gar nicht so schwer, da die Evidenzlage oft ausreichend unklar ist, um auch weit verbreitete und vielzitierte Theorien und Studien kritisch zu hinterfragen.
Generative KI produziert Informationsausgabe auf Basis von Trainingsdaten in Form öffentlich zugänglicher Ressourcen. Das bedeutet, dass tendenziell eine mehrheitlich überwiegende Informationslage wiedergegeben wird. In Bezug auf die Wissenschaft bringt das ein wichtiges Problem mit sich, denn Kontroversen oder unklarer Forschungsstand werden möglicherweise im Output einer KI fehlerhaft wiedergegeben. Zum Beispiel dann, wenn neue Forschungsergebnisse einen bis dato etablierten Wissenschaftsansatz in Frage stellen, herrscht für eine gewisse Zeit ein Ungleichgewicht in Publikationszahl und Zitationen. Somit kann generative KI unter Umständen diese bereits in den Trainingsdaten vorhandene Verzerrung reproduzieren. An diesen Unsicherheiten müssen innovative Lehrformen und Prüfungsleistungen ansetzen, denn genau dort sind weiter menschliche Fähigkeiten wie kritische Analyse, methodische Kompetenzen, Logik und experimentelle Kreativität im wissenschaftlichen Prozess sowie ein grundlegendes Verständnis des Publikationssystems gefordert.
Wenn Hochschulen die Rahmenbedingungen schaffen, dass genau diese Fähigkeiten in Kombination mit der Nutzung neuer KI-Systeme gelehrt werden, ist nicht nur die Vorbereitung unserer Studierenden auf die reale Arbeitswelt optimal, sondern es wird schneller möglich sein, die Antworten auf aktuelle wissenschaftliche Fragen zu finden. Zu diesen Rahmenbedingungen gehört, dass Studierenden und Lehrenden ein sicherer, kostenfreier und barrierefreier Zugang zu wissenschaftlicher KI-Software ermöglicht wird. Vor kurzem wurde hier im Blog sogar dafür plädiert, dass Hochschulen ihre eigenen KI Sprachmodelle entwickeln sollten. Eine unterstützenswerte Forderung, doch egal ob durch das Trainieren von hochschul-internen Modellen oder mehr Public-Private-Kollaborationen mit der in Deutschland ansässigen KI-Industrie: Der digitale Ausbau innovativer Bildungstechnologien muss so schnell wie möglich formal und praktisch in die Hochschullehre und Forschung eingebunden werden, fordert auch der Wissenschaftsrat.
Die Integration von KI in die Hochschullehre ist unausweichlich. Studierende nutzen sie bereits für ihre Arbeiten, es liegt an uns Lehrenden, ihnen den verantwortungsvollen Einsatz nahezubringen. Zugleich lädt uns die Nutzung generativer KI dazu ein, unsere Forschungs- und Lehrmethoden zu überdenken. Es ist an der Zeit, das volle Potenzial dieser Technologie für die Zukunft der Wissenschaft auszuschöpfen.
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Ideen für eine aktive und aktivierende Bildungsplattform zur deutschen Besatzung Polens 1939-1945 und zur deutsch-polnischen BeziehungsgeschichteSeit einiger Zeit wird öffentlich darüber diskutiert, wie in Deutschland angemessen an die deutsche Besatzung Polens 1939-1945 erinnert werden kann. Zu den Konzepten zählen das 2017 erstmals angeregte "Polendenkmal"[1] in der Mitte Berlins, ein Projekt, das das Deutsche Polen-Institut seitdem eng begleitet, aber auch eine damit zusammenhängende oder getrennt davon einzurichtende Dokumentation. Allerdings kommt ein wesentlicher Bestandteil unserer Vorschläge stets zu kurz, nämlich das Ansinnen, durch die Bildungsarbeit einer "Fliegenden Akademie" des Deutschen Polen-Instituts Wissen über deutsche Verbrechen auf polnischem Boden in die deutsche Gesellschaft hineinzutragen.Es fällt leichter, darüber zu streiten, wie ein Denkmal, eine künstlerische Dauerinstallation oder ein musealer Bau aussehen könnten und was davon sich besonders wirksam in Szene setzen kann. Die eher schwammige "Bildung" ist hingegen ein breites Feld. Dabei beinhaltet sie großes Potenzial, wenn es um die Erschaffung eines "lebenden" erinnerungskulturellen Projektes geht: Ein Projekt, das keinen Schlussstrich ziehen möchte, sondern Perspektiven eröffnet, indem es Wissen für eine möglichst breite Öffentlichkeit erschließt. Bildung hilft dabei, emotionale Zugänge zum Thema zu entwickeln oder zu vertiefen, denn erst, wer Bescheid weiß und verstanden hat, kann überhaupt Empathie empfinden. Genau das ist der springende Punkt: Es fehlt massiv an Wissen und an Empathie mit dem Leid Polens im Zweiten Weltkrieg, das durch den deutschen Überfall auf Polen und die grausame deutsche Besatzungsherrschaft in Polen mit all ihren Spezifikationen bedingt wurde – und das in Polen bis heute stark nachwirkt. Die Generierung von diesem Wissen und dieser Empathie war bereits den Erstunterzeichnern des Polendenkmal-Aufrufs ein Kernanliegen. Was kann Bildungsarbeit leisten?Bei der Bildung bzw. erinnerungskultureller Bildungsarbeit kommt der menschliche Faktor ins Spiel. Menschen begegnen anderen Menschen – ob persönlich oder in der virtuellen Welt –, sie bilden sich (weiter) – und das zuvorderst in einer institutionalisierten Form. Sie wird oft professionell initiiert und gelenkt, findet je nach der eigentlichen Bildungssituation aber oft auch freiwillig bzw. ehrenamtlich statt. Modernes, nachhaltiges Bilden bzw. Lernen erfolgt zugleich möglichst partizipativ und erfahrungsbasiert und dockt möglichst nah an das bestehende Wissen von Menschen in ihrer jeweiligen Lebenswelt an. Als Mehrwert können und sollen thematische Netzwerke entstehen, um inhaltliche Synergien zu erzeugen und so noch lange nach der konkreten Bildungssituation noch positive Nachwirkungen zu stimulieren. Beinahe "selbstverständlich" erscheint die Bildung als Ergänzung zum traditionellen Gedenkstein oder -bau, da moderne erinnerungskulturelle Instrumente heute nahezu automatisch einen Schwerpunkt auf Bildungsarbeit samt Didaktik legen. Denn es liegt auf der Hand, dass dies hilft, ein bestimmtes Anliegen klarer und breiter in der Öffentlichkeit zu verdeutlichen. Und dies wiederum unabhängig von dem jeweiligen zeitlichen Kontext, auch über Generationen hinweg, wenn Zeitzeugen nicht mehr am Leben sind oder Zeremonien nicht mehr ausgerichtet werden. Gewissermaßen löst sich also durch Bildungsarbeit der Inhalt von dem konkret verorteten Element der Erinnerungskultur und verselbständigt sich, er geht langsam vom kommunikativen ins kulturelle Gedächtnis, in den aktuellen Bildungskanon einer Gesellschaft über. Da dieser Bildungskanon im Zeitverlauf aber nicht starr, sondern wieder flexibel gestaltbar ist, wirkt wiederum neue Bildung auf den neuen Bildungskanon prägend ein.Bei meiner mehrjährigen Begleitung der Arbeit der "Polendenkmal"-Initiative habe ich immer mehr den Eindruck gewonnen, dass das derzeit noch angestrebte – also weder bereits errichtete noch politisch beschlossene – konkrete erinnerungskulturelle Ziel, thematische Leerstellen zu schließen, alleine durch die intensive Auseinandersetzung mit dem Thema Gestalt angenommen hat. Das "Polendenkmal" hat sich in den Köpfen der deutschen Öffentlichkeit als potenzielles Projekt des Verstehens und der Verständigung festgesetzt. Insofern entstand inzwischen also schon ein "virtuelles Denkmal", das vor allem durch die immer wieder vom Deutschen Polen-Institut organisierten öffentlichkeitswirksamen Veranstaltungen unter der Beteiligung von Wissenschaftler*innen (z. B. für Multiplikator*innen aus Politik, Verwaltung, Wissenschaft und Zivilgesellschaft), zahlreiche Interviews und publizierte sowie regelmäßig versendete Informationsmaterialien an Wirkung und Strahlkraft gewonnen hat. Zudem formen die Unterstützer*innen der Denkmalinitiative, Wissenschafter*innen und Journalist*innen ein hilfreiches deutsch-polnisches Netzwerk, das die Entwicklung des Projektes zumeist wohlwollend, gelegentlich auch konstruktiv-kritisch begleitet. Gedenken am Askanischen Platz in Berlin am 1.9.2020 (Foto: Katarzyna Mazur).Die "Fliegende Akademie"Was ist nun aber konkret mit einer "Fliegenden Akademie"[2] des Deutschen Polen-Instituts gemeint, die wir im Rahmen der "Polendenkmal"-Initiative angeregt haben und gerne in Zukunft umsetzen würden? Welche Einzelthemen könnte diese beispielsweise aufgreifen? Welche Zielgruppen könnte die Akademie in den Blick nehmen und welche Aktivitäten auf den Weg bringen? Und wozu wäre das am Ende gut?Wir möchten eine Plattform schaffen, die Bildung und Informationen zu Polen im Zweiten Weltkrieg vermittelt. Dabei könnte es sich um interdisziplinäre Angebote für eine breite Öffentlichkeit in Deutschland handeln, die mehr im Sinne der im Sinne einer "civic/citizenship education" stünden, also eines aktivierenden Lernens für Demokratie und für Zivilgesellschaft, als dass sie traditionelle "gesellschaftspolitische Bildung" wären. Zugleich sollte diese Plattform ein Netzwerk für bereits bestehende Angebote bilden und vorhandene Expertise verbinden, indem sie möglichst nichts dupliziert, sondern kreativ an diese Angebote anknüpft. Die "Fliegende Akademie" würde vom Deutschen Polen-Institut koordiniert und sollte im Idealfall mit einem mehrköpfigen Mitarbeiter*innenteam, ergänzt durch einen Berater*innenkreis von ausgewiesenen wissenschaftlichen Expert*innen zu Polen und dem östlichen Europa, in der gesamten Bundesrepublik aktiv werden. Darüber hinaus wären in spezifischen Projekten Synergien über die Grenzen Deutschlands hinaus förderlich.Gerade die beiden zuletzt genannten Ansprüche sind kaum ohne ressourcensparende Kooperationen mit bereits in dem Feld tätigen Institutionen aus dem In- und Ausland denkbar. Daher muss die "Fliegende Akademie" noch vor Beginn der Aufnahme ihrer Tätigkeit die Fühler ausstrecken. Stiftungen, Vereine und Verbände sowie Akademien bzw. Träger der gesellschaftspolitischen Bildung kommen als Teile des Netzwerks in Frage. Erste Recherchen brachten bereits interessante Erkenntnisse zu Tage: Geschichtliche Formate stellen bei den meisten Akademien der gesellschaftspolitischen Bildung in Deutschland derzeit keine thematischen Arbeitsfelder dar, und zur deutschen Besatzungszeit in Polen existieren nur vereinzelt Angebote. Im Sinne einer aktivierenden Bildung, die sich künftig auf die deutsch-polnische Verständigung und die Zukunft der Demokratie und Zivilgesellschaft positiv auswirken sollte, wäre es aber wünschenswert, dass dies anders aussieht. Hier könnten wir daher mit der angeregten "Fliegenden Akademie" alsbald einspringen.Die konkreten Einzelthemen, die die Akademie aufgreifen könnte, wären natürlich vorrangig geschichtlicher Natur: angefangen von der Vermittlung von Fakten über die deutsch-polnische Beziehungsgeschichte, über deutsche Besatzungsherrschaft in den besetzten Gebieten Polens (sowie in den Nachbarstaaten), über Zwangsmigrationen/"Vertreibungen", Zwangsarbeit und Zwangsgermanisierung, Pol*innen in Konzentrationslagern, Displaced Persons aus Polen und dem östlichen Europa in Deutschland bis hin zu weiteren von der Besatzung gezeichneten Schicksalen von Menschen in Polen 1939-1945, auch im grenzüberschreitenden Vergleich. Sie könnten davon ausgehend erinnerungskulturelle Felder wie die Fülle an polnischen (und anderen) Erinnerungsorten an den Zweiten Weltkrieg in Deutschland oder auch polnische Gewalterfahrungen in den Fokus nehmen, aber auch deren Nachwirkungen in diversen europäischen Ländern und Gebieten. Es sind darüber hinaus aber auch zahlreiche weitere interdisziplinäre Verbindungen und sowie Bezüge zur Nachkriegszeit und Gegenwart denkbar.Bildung für wen? Bildungsangebote selbst können dabei für unterschiedliche Zielgruppen entstehen, wie etwa für Multiplikator*innen der Erwachsenenbildung, für Jugendliche (Schüler*innen ab 8./9. Klasse), für Lehrer*innen und Multiplikator*innen der außerschulischen Bildung sowie für Wissenschaftler*innen. Ebenso wäre ein Metaangebot für "Multiplikator*innen der Multiplikator*innen" sinnvoll, um die Inhalte an einzelne Institutionen der Bildungsarbeit weiterzuvermitteln sowie das angestrebte Netzwerk in diesem Bereich anzustoßen. Je nach Zielgruppe würden unterschiedliche Materialien und Methoden ausgewählt und genutzt – wo es bereits Materialien und Best practices gibt, sollte darauf zurückgegriffen werden und wo nicht, müssten diese erstellt werden. Digitale sowie hybride Angebote (eine Mischung aus Präsenz- und digitalem Format) würden, wo sinnvoll, zusätzlich zu reinen "Präsenzveranstaltungen" auch über die aktuelle Corona-Pandemiezeit in Gebrauch kommen. Aber auch gut ausgearbeitete traditionellere Bildungsinstrumente wie Publikationen und Tafelausstellungen wären nach wie vor gefragt.Beim Deutschen Polen-Institut existieren längst Tätigkeitsfelder, an die eine "Fliegende Akademie" nahtlos ansetzen kann: Wie schon erwähnt, fanden und finden für die interessierte Öffentlichkeit zahlreiche Begleitveranstaltungen im Rahmen des "Polendenkmal"-Projektes statt. Aus der letzten Zeit sei die Durchführung einer Gedenkstunde am 1. September 2020 in Berlin (auch online[3]) oder die Vorführung des teilweisen animierten Filmes "POLEN 39. Wie deutsche Soldaten zu Mördern wurden" mit Diskussion zur deutschen Erinnerung an den Überfall auf Polen und Beginn des Zweiten Weltkriegs[4] inkl. Facebook-Streaming genannt. Bei der schulischen Bildung kann das Deutsche Polen-Institut an die Kompetenz und die Erfahrungen anknüpfen, die es mit der Online-Plattform "Polen in der Schule"[5] und dem "Polenmobil"[6] bundesweit gesammelt hat.Filmdiskussion im Holocaust-Manhmal am 1.9.2020 (Foto: Katarzyna Mazur). Fliegende Akademie als "Zukunftsort"Und wofür wäre die Arbeit der "Fliegenden Akademie" nun am Ende gut? Erst sie würde das "Polendenkmal"-Projekt nachhaltig lebendig und aktivierend gestalten. Bereichert durch die praktischen Bildungsangebote der "Fliegenden Akademie" und zahlreiche menschliche Begegnungen wäre der neu eingerichtete Ort der Erinnerung an die deutsche Besatzung Polens nicht nur ein Gedenkort, sondern auch ein hoffnungsvoller "Zukunftsort" – ein Ort, an dem ausgehend vom von dort aus vermittelten Wissen an die grausame deutsche Besatzung Polens die Weichen für die gemeinsame, friedvolle deutsch-polnische Zukunft in Europa gestellt werden und an dem man bestenfalls Erkenntnisse zur Sicherung und Festigung von Demokratie insgesamt erwerben könnte. [1] Denkmal für die Opfer der deutschen Besatzung Polens 1939-1945 in der Mitte Berlins, s. https://www.polendenkmal.de/.
[2] Der Name geht auf den Begriff "fliegende Universität" (Auf Poln.: uniwersytet latający) zurück, der auf eine Praxis des Studierens und Lernens vor allem im polnischen Untergrundstaat zurückgeht, die Ende des 19./Anfang des 20. Jahrhunderts begonnen hat und zu kommunistischen Zeiten im Sinne der Demokratieerziehung durch oppositionelle Kreise wiederaufgegriffen wurde.
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Nach sieben Jahren Verhandlungsdrama schließen Deutschlands Wissenschaftseinrichtungen einen Fünf-Jahres-Vertrag mit Elsevier. Das Ergebnis kann sich sehen lassen. Aber es gibt auch eine andere Seite.
Foto: klimkin / Pixabay.
DASS DAS keine normalen Verhandlungen waren, konnte man bereits an der Pressemitteilung erkennen, die am Mittwochvormittag von der Pressestelle der Hochschulrektorenkonferenz (HRK) verschickt wurde. Überschrift: "The DEAL Consortium and Elsevier Announce Transformative Open Access Agreement for Germany". Deutsche Übersetzung: Fehlanzeige. So wie auch der gesamte Meldungstext und die beigefügten Statements rein englischsprachig waren. Weil die HRK, Konsortialführer von DEAL, nichts mehr von Wissenschaftskommunikation auf Deutsch hält? Wohl kaum.
Die tatsächliche Erklärung dürfte darin bestehen, dass nach sieben Jahren Verhandlungs-Drama, Teile davon auf offener Bühne, die Erleichterung über den abgeschlossenen Open-Access-Transformationsvertrag zwar groß war und die Stimmung unter den neuen Partnern gut. Aber nicht so gut, dass die HRK sich eine eigenständige Übersetzung der mit Elsevier sicherlich bis ins Detail verhandelten Pressemitteilung erlauben zu können glaubte. Eine Abstimmung aber hätte wiederum ein derart komplexes Räderwerk erneut in Bewegung gesetzt, das nicht zu dem Zeitdruck passte, raus zu wollen mit der Agreement-Nachricht.
Schaut man sich an, was DEAL, dieser Zusammenschluss hunderter deutscher Hochschulen und Forschungseinrichtungen, mit Elsevier, dem weltgrößten Wissenschaftsverlag, vereinbart hat, muss man allerdings sagen: Die Partner können sich ruhig etwas locker machen. Denn zumindest auf dem Papier kann sich das Ergebnis sehen lassen, das am Mittwoch auch per – natürlich rein englischsprachiger – Pressekonferenz verkündet wurde.
Was sind die zentralen Inhalte? Um es an dieser Stelle leichter zu machen, zitiere ich aus dem Schreiben, das ebenfalls gestern an die Chefetagen der deutschen Hochschulen und Hochschulbibliotheken ging und das die HRK, offenbar ganz in eigener Verantwortung, auf Deutsch verfasst hat. Unterzeichnet hat es HRK-Präsident Walter Rosenthal.
Opt-In, Opt-Out und angeblich eine Preisersparnis um 40 Prozent
o "Beim Vertrag handelt es sich um einen sogenannten Opt-In-Vertrag", kann man da lesen. "Das heißt, dass nur die Einrichtungen von den angebotenen Konditionen profitieren, die sich mittels eines unterzeichneten Teilnahmevertrages aktiv für einen Beitritt zum zum Vertrag entscheiden." Mit anderen Worten: Anders als die älteren – und teilweise heftig kritisierten – DEAL-Verträge mit den Verlagen Wiley und Springer Nature ist das Mitmachen freiwillig, keiner wird gezwungen.
o Auch können Einrichtungen jeweils zum Jahresende ihre Partizipation an der vom 1.September 2023 bis 31. Dezember 2028 laufenden Vereinbarung kündigen ("opt out"), wenn ihnen die Angelegenheit zu teuer wird. Heißt aber auch, wie die HRK fast drohend formuliert, dass die Teilnahme "zwingende Voraussetzung" sei, damit die Publikationen der Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der eigeneren Einrichtung Open Access veröffentlicht werden." Woraus sich ein nicht unbedeutender Haken ergibt, dazu gleich mehr.
o Rund 1.800 Core-Hybrid-Zeitschriften von Elsevier, etwa 50 Titel der Marken Cell Press and The Lancet und dazu nochmal etwa 660 Gold-Open-Acess-Zeitschriften sind Bestandteil des Vertrages, der Open-Access-Rechte und den Lesezugriff umfasst.
o Die sogenannten Publish-and-Read-Fees (PAR) für die Publikationen in allen Core-Hybrid-Zeitschriften liegen 2024 bei 2.550 Euro zuzüglich Umsatzsteuer. Sollten mehr als 90 Prozent der deutschen Hochschulen mitmachen, wird es 50 Euro billiger. Dann aber so oder so jedes Jahr bis 2028 um drei Prozent teurer. Mit den Fees ist der Lesezugriff auch für die Produkte von Cell Press und The Lancet abgegolten, aber nur dieser. Denn für deren – in der Community besonders angesehenen – Hybrid-Journals beträgt die gesonderte Article Processing Charge (APC) anfangs bei 6.450 Euro und ist mit sogar vier Prozent pro Jahr dynamisiert. Für die Gold-Open-Access-Zeitschriften von Elsevier wiederum wurden APC-Rabatte in Höhe von 20 Prozent gegenüber dem Listenpreis vereinbart, bei Cell Press und The Lancet 15 Prozent.
o Noch ein bisschen Kleingedrucktes: Es gibt für Einrichtungen eine Mindestgebühr für die Teilnahme am DEAL-Vertrag, und die den Vertrag abwickelnde MPDL Services (Hauptgesellschafter sind seit 2022 die DFG, die Max-Planck-Gesellschaft, die HRK und weitere Forschungsorganisationen) erhebt künftig für jede Publikation eine Servicepauschale, das werde so künftig für alle neuen DEAL-Verträge gelten. Und wurde da noch die Option vereinbart, dass die MPDL Services gegen eine Einmalzahlung von zehn Millionen Euro plus Umsatzsteuer für alle teilnehmenden Wissenschaftseinrichtungen den dauerhaften Zugang zu 10,7 Millionen bis 2022 archivierte Journal-Artikel erhält – also auch für die Jahre des Elsevier-Boykotts. Die zehn Millionen hat die MPDL Services bei der DFG beantragt.
Klingt ein wenig nach Heldenerzählung
"DEAL ist überzeugt, ein gutes Verhandlungsergebnis erzielt zu haben, das den deutschen Einrichtungen attraktive Konditionen bietet und die Gesamtausgaben der Wissenschaftseinrichtungen bei Elsevier im Vergleich zur Situation vor Beginn der Verhandlungen deutlich senken wird", schreibt HRK-Präsident Rosenthal an die Hochschul- und Bibliothekchefs – und erinnert daran, dass die "stetig steigenden Ausgaben" für Elsevier-Publikationen und "eine zugespitzte, nicht nachhaltige Preisgestaltung des Verlages" Auslöser für die DEAL-Gründung gewesen seien. Im Jahr 2016 hätten die Gesamtausgaben der deutschen Einrichtungen bei rund 55 Millionen Euro gelegen, jetzt sänken sie um rund 40 Prozent "bei gleichzeitiger Steigerung des Leistungsumfangs". Was man als Prozentwert erst einmal so glauben muss.
Wesentlichen Anteil an der DEAL-Einigung hatte in jedem Fall Günter Ziegler, im Hauptberuf Präsident der Freien Universität Berlin, der die Rolle als DEAL-Verhandlungsführer vom Horst Hippler übernommen hatte – mitten in der jahrelangen Funkstille zwischen deutscher Wissenschaft und Elsevier. Wichtig war auch die in der Folgezeit eingeleitete Umstrukturierung des DEAL-Konsortiums mit dem Umbau der MPLD, um ein geeigneter Vertragspartner der Großverlage zu werden, und schließlich halfen personelle Änderungen in der Elsevier-Führungsetage der Kompromissbereitschaft im Verlag nach.
In Rosenthals Schreiben geht die Geschichte so: Den Weg zu diesem Vertrag geebnet hätten "der seit 2018 fast flächendeckende Boykott, der zwischenzeitliche Abbruch der Verhandlungen und die Beharrlichkeit der Einrichtungen und ihrer Forschenden." Klingt ein wenig nach Heldenerzählung, und die ist auch nötig. Denn der potenziell bedeutsame Haken an der Vereinbarung ist der Passus, dass der Transformationsvertrag zwar eine Laufzeit ab 1. September 2023 hat – aber dauerhaft erst im Kraft tritt, wenn so viele Einrichtungen mitmachen, dass mindestens 70 Prozent des Publikationsaufkommens in den Elsevier-Zeitschriften und mindestens 90 Prozent in den deutlich teureren Journals von Cell Press und The Lancet erreicht wird.
Und eine Deadline dafür gibt es auch: Es ist der 15. Januar 2024. Also in nur vier Monaten. Die Zeit tickt. Und DEAL muss jetzt ordentlich trommeln. Sonst ist selbiger zumindest mit Elsevier schnell wieder vorbei. Wobei der Haken dann vielleicht doch nicht so gefährlich ist, weil das Quorum von 70 Prozent vermutlich schon dadurch fast erreicht wäre, wenn neben Helmholtz & Co die großen Universitäten der U15 und TU9 mitmachen.
Die andere Seite – die von Elsevier
So oder so zeigt auch dieser Passus, dass es bei all der demonstrativen DEAL-Begeisterung über den Verhandlungserfolg noch eine andere Seite gibt – die von Elsevier. Deren Chefs dürften sich nicht weniger als Gewinner fühlen, auch wenn sie sich betont bescheiden geben. Elsevier-CEO Kumsal Bayazit wird in der anfangs erwähnten Pressemitteilung sehr erfreut zitiert, dass der Verlag die deutschen Wissenschaftler unterstützen könne: DEAL und Elsevier hätten gemeinschaftlich und pragmatisch zusammengearbeitet, um Deutschlands weltführenden Forschungseinrichtungen dabei zu helfen, dass sie ihre Forschungsziele zum Wohle der Gesellschaft erreichen könnten.
Tatsächlich mussten das DEAL-Konsortium jedoch im Gegenzug den jährlichen Preisanstieg schlucken, der deutlich über der mittelfristigen Inflationsrate liegen dürfte – und die Publikationskosten dauerhaft kräftig erhöht. Obwohl manche Kritiker schon alle APCs über 1000 Euro als überteuert und unangemessen empfinden. Ein anderer Gewinn für Elsevier aber besteht ganz allgemein darin, dass der Verlag seine Marktposition in Deutschland gegenüber seinen Konkurrenten wieder verbessern kann – sicherlich auch auf Kosten der kleineren Verlage, von denen viele die auf Großverlage konzentrierte DEAL-Strategie ohnehin als Gefahr für ihre Zukunft betrachten. Gleichzeitig tut Elsevier etwas gegen sein Image als renditegieriger Verlag, der im Zweifel lieber einen Boykott in Kauf nimmt als einen Kompromiss.
Wieviel der Amsterdamer Geschäftsführung am Vertragsabschluss lag, kann man auch daran sehen, dass Elsevier bei der ihm sonst so wichtigen Nutzung von Nutzerdaten deutliche Zugeständnisse gemacht hat. Das DEAL-Abkommen schließt explizit die Generierung, Verfügung, Speicherung, Weitergabe oder Verkauf persönlicher Daten ohne das Einverständnis der Betroffenen aus, sofern die Daten nicht für die inhaltliche Bereitstellung notwendig sind. Volle IP-Adressen dürfen nicht gespeichert werden, hinzu kommt ein sehr datenschutzstriktes Cookie-Management, das Elsevier vorhalten und betreiben muss.
Eine Reaktion auf den Zeitgeist in Europa
Auch wenn die Auswertung der nicht personalisierten Datenströme für Elsevier sicher noch attraktiv genug ist: Der Verlag und sein sich zunehmend auf das Geschäft mit Daten konzentrierender Mutterkonzern RELX reagieren auf den politischen Zeitgeist in Europa. So wurde die Kritik am kommerziellen Verlagswesen in Wissenschaft und Politik zuletzt deutlich wie nie formuliert wird: Ende Mai warnte sogar der Rat der EU vor dem Einfluss privater Unternehmen auf das wissenschaftliche Publikationswesen und forderte Kommission und Mitgliedsstaaten auf, "Maßnahmen in Bezug auf ein gemeinnütziges Open-Access-Modell des wissenschaftlichen Publizierens in mehreren Formaten ohne Kosten für Autorinnen und Autoren oder Leserinnen und Leser zu unterstützen".
In diesem Umfeld ist es für Elsevier an sich schon ein Erfolg, dass sich die DEAL-Organisationen auf eine so langfristige Vereinbarung eingelassen haben. Was der Verlag sicherlich künftig in seiner Öffentlichkeitsarbeit – in Deutschland und international – zu nutzen wissen wird, wann immer ihm Kritik an seinem Geschäftsmodell begegnet.
Unterdessen versichert auch HRK-Präsident Rosenthal in seinem Schreiben, man habe mit Elsevier über Fragen des Datenschutzes und des Science Trackings sogar in einer eigens eingerichteten Arbeitsgruppe gerungen – und verweist auf die "umfassend formulierte Datenschutzklausel". Zudem seien mit Elsevier "nächste Schritte zu einer weiteren Verbesserung des Datenschutzes vereinbart" – was im Umkehrschluss bedeutet, dass die HRK an der Stelle immer noch Bedarf einräumt.
Nach Elsevier ist übrigens vor Wiley und Springer Nature – denn deren DEAL- Verträge laufen Ende 2023 schon wieder aus. Der Erwartungsdruck bleibt also hoch. Kommt es zu da zu Nachfolgeabkommen, wird auch der Vergleich mit dem Elsevier-Agreement zeigen, wie gut die deutsche Wissenschaft bei letzterem tatsächlich weggekommen ist.
Nachtrag am 07. September, 21 Uhr: Ich habe die Passagen zur Datennutzung im Nachhinein geändert/präzisiert.
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