"Made in Germany": die Bundesrepublik als Wissensgesellschaft und Innovationssystem
In: Modell Deutschland: Erfolgsgeschichte oder Illusion?, S. 44-60
Betrachtet man die Spitzentechnologie und High-Tech-Sektoren, so ist die Bundesrepublik Deutschland weniger innovativ als es etwa die Vereinigten Staaten sind. Der Beitrag nimmt "Made in Germany" stärker unter die Lupe und zeichnet ein Bild von der Entwicklungen, die Deutschland in diesem Bereich kennzeichnen: Die Stärke und Spitzenstellung von Forschung und Wissenschaft in Deutschland liegt in den inkrementellen Innovationen, also den kleinteiligen Verbesserungen in jenen hochwertigen Technologien, die traditionell den Pfad des technischen Wandels hierzulande bestimmt haben, etwa in der Automobil- und Elektroindustrie, der Chemie und dem Maschinenbau. Im internationalen Vergleich war Deutschland während der Zwischenkriegszeit, so der Autor, eine einmalig verwissenschaftlichte Gesellschaft, die durch die keineswegs wissenschaftsfeindliche NS-Forschungspolitik zwar deformiert, auf ihrem Pfad in die moderne Wissensgesellschaft zugleich jedoch weitergeführt wurde. Der Autor belegt am Beispiel des Maschinenbaus, dass der deutsche Innovations- und Technikpfad seit rund hundert Jahren erstaunlich geradlinig verlaufen ist - trotz aller Kriege und Systemwechsel. Die Erfolgsspur auf dem Feld der diversifizierten, also auf individuelle Bedürfnisse abgestimmten Qualitätsproduktion zu verlassen, wäre riskant. Zugleich aber macht der Autor darauf aufmerksam, dass Deutschland noch immer zu sehr orientiert ist am Leitbild der Industriegesellschaft und im Bereich der wissensintensiven Dienstleistungen einigen Nachholbedarf hat. (ICB2)