Die Parlamentswahl vom 12. Juni 1996 war für Bangladesch in mehrfacher Hinsicht bemerkenswert. Erstmals in der Geschichte des Landes fand ein verfassungsgemaßer Machtübergang von der amtierenden Regierung auf die Opposition statt, die, ebenfalls erstmalig in der Geschichte des Landes, die Wahl gewonnen hatte.
Es ist eine Ironie der Geschichte, dass genau die Armee, die 1996 Suharto dabei unterstützte, die PDI-Vorsitzende Megawati Sukarnoputri als potentielle Präsidentschaftskandidatin zu verhindern, fast auf den Tag genau fünf Jahre später Amien Rais und der GOLKAR dabei halfen, ihr den Weg in den Präsidentenpalast zu ebnen, den sie ihr damals verbaut hatten. Und es erscheint als eine merkwürdige Duplizität der Ereignisse, dass Megawati es nicht verhinderte, dass jemand, den sie als ihren älteren Bruder betrachtet und achtet, genau dem demütigen den Vorgang einer Amtsenthebung durch eine angeblich demokratische Entscheidung eines legitimierten Gremiums ausgesetzt wurde, den sie selber durch den Parteitag der PDI in Medan 1996 durchgemacht hatte.
Im Jahr 2000 bemerkte Wilfried Loth, dass unter deutschen Historikerinnen und Historikern bislang selten systematisch über Internationale Geschichte nachgedacht worden sei. Bis heute ist mit dem Ansatz der Internationalen Geschichte des 20. und 21. Jahrhunderts eher eine Perspektive auf die "große Politik" und auf die klassische Diplomatiegeschichte verbunden. Daran hat auch die inzwischen weitgehend etablierte Umbenennung der "Geschichte der internationalen Beziehungen" in "Internationale Geschichte" nur wenig geändert. Die Bände, die in der von Loth gemeinsam mit Eckart Conze, Anselm Doering-Manteuffel, Jost Dülffer und Jürgen Osterhammel seit 1996 herausgegebenen Reihe "Studien zur Internationalen Geschichte" erschienen sind, öffneten sich zwar durchaus sozial- und kulturhistorischen Ansätzen. Das Repertoire der Globalgeschichtsschreibung ist hier aber noch nicht ausgeschöpft worden. Innovative globalhistorische Monographien, wie beispielsweise Sebastian Conrads Untersuchung zu "Globalisierung und Nation im Deutschen Kaiserreich", liegen für die deutsche Zeitgeschichtsforschung noch nicht vor. Für das 'lange 19. Jahrhundert' hat Conrad es verstanden, gerade das Deutsche Kaiserreich als nationales Gebilde in den Bezugsrahmen Internationaler Geschichte einzuspannen und hierbei den deutschen Nationalismus "auch als Produkt und Effekt von Interaktionen, Austausch und Zirkulation innerhalb einer zunehmend vernetzten Welt" zu analysieren.
Ägypten mit all seinen Fassetten zog über Jahrtausende hinweg Europa in seinen Bann und ergriff die Herrschenden ebenso wie die normale Bevölkerung. 1896 gelangte Ägypten schließlich im Zuge der Berliner Gewerbe-Ausstellung, einer Großinszenierung der Berliner Industrie und des Handels, in die deutsche Hauptstadt. Über 20.000 Palmwedel wurden aus dem Land der Pharaonen nach Berlin transportiert, um Kiefernbäume in Palmen und die Spree in den Nil zu verwandeln. Das Prinzip der Gewerbeausstellung war nicht neu, doch war die Berliner Gewerbe-Ausstellung von 1896 die erste große Ausstellung im Reich, die gezielt unterhaltende Elemente einsetzte, um sowohl ein größtmögliches Publikum anzusprechen als auch systematisch für politische und gesellschaftliche Ideen zu werben. Dabei war die Sonderausstellung "Kairo" mit über zwei Millionen Besuchern eines der erfolgreichsten Unternehmen der Gewerbe-Ausstellung. Vor dem Hintergrund der Berliner Gewerbe-Ausstellung liegt der Fokus der Magisterarbeit auf der Frage, wie Ägypten in der Sonderausstellung "Kairo" inszeniert wurde. Gab es ein konkretes Ägyptenbild in der Gesellschaft, das in "Kairo" umgesetzt wurde? Inwieweit hatten andere Institutionen, wie das Ägyptische Museum Berlin, Einfluss auf die Inszenierung? Durch welche Interessen wurde die Sonderausstellung "Kairo" geprägt? Um sich der Fragestellung anzunähern, wird daher zunächst die Rolle Ägyptens in der Gesellschaft des 19. Jahrhunderts fokussiert. In Anlehnung an Stephanie Mosers Untersuchungen zum British Museum und ihrem Ergebnis, dass das britische Ägyptenbild maßgeblich durch die Konzeption des Museums geprägt wurde, werden zunächst die Geschichte und die Entwicklung des Ägyptischen Museums Berlin in ihren Grundzügen beschrieben. In einem zweiten Schritt befasst sich die Arbeit mit dem zeitgenössischen Ausstellungswesen im Allgemeinen und den Völkerschauen im Speziellen. Nach Abschluss der einleitenden Untersuchung steht die Sonderausstellung "Kairo" im Mittelpunkt der Analyse und mit ihr die Fragen: Wie wurde ...
Pierre Monnet (geb. 1963), seit 2011 Direktor des Institut Français d'Histoire en Allemagne in Frankfurt am Main, ist "directeur d'études" an der Ecole des hautes études en sciences sociales (EHESS). Er studierte Geschichte an der Sorbonne, der Ecole normale supérieure sowie der EHESS. Nach seiner Promotion an der EHESS 1994 lehrte er mittelalterliche Geschichte an der Universität Dijon-Bourgogne. Von 1996 bis 2003 war er stellvertretender Direktor, anschließend Direktor der Mission historique française en Allemagne. Nachdem seiner Habilitation im Jahr 2002, war er bis 2005 Professor für mittelalterliche Geschichte an der Universität Versailles Saint-Quentin-en-Yvelines. Von 2007 bis 2011 war er stellvertretender Direktor, anschließend Direktor der Deutsch-Französischen Universität. Seine persönlichen Arbeitsschwerpunkte sind: Mehrsprachigkeit in der mittelalterlichen Stadt, politische Kultur des spätmittelalterlichen Reiches unter den Luxemburgern, Geschichte der Stadt Frankfurt im Spätmittelalter. ; Pierre Monnet (né en 1963), depuis 2011 directeur de l'Institut Français d'Histoire en Allemagne à Francfort-sur-le-Main est directeur d'études à l'EHESS. Il a étudié l'histoire à la Sorbonne, l'ENS puis l'EHESS. Après son doctorat en 1994 obtenu à l'EHESS, il est maître de conférences en histoire médiévale à l'université Dijon-Bourgogne. De 1996 à 2003, il est nommé directeur adjoint puis directeur de la Mission historique française en Allemagne. Après son habilitation à diriger des recherches en 2002 il est professeur d'histoire médiévale à l'université de Versailles Saint-Quentin-en-Yvelines de 2003 à 2005. De 2007 à 2011, il est vice-président puis président de l'Université Franco-Allemande. Ses travaux de recherche personnels sont consacrés au plurilinguisme dans la ville médiévale, à la culture politique de l'Empire sous les Luxembourgeois et à l'histoire de la ville de Francfort au Moyen-Age tardif.
Das Kino war das Leitmedium einer modernen Populärkultur, die sich in den Großstädten um 1900 herausgebildet hat. Hier setzt der vorliegende Sammelband ein. Er dokumentiert eine interdisziplinäre Tagung zur urbanen Kinokultur, die das Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde in Kooperation mit den Technischen Sammlungen Dresden im November 2019 veranstaltet hat. Vertreterinnen und Vertreter der Geschichtswissenschaft, Kulturanthropologie, Soziologie, Medienwissenschaft und Architektur fragen in 15 Beiträgen nach Kontinuitäten und Umbrüchen des Kinos in der Großstadt zwischen 1895 und 1949, ergänzt um gelegentliche Ausblicke auf die Entwicklungen der folgenden Jahrzehnte. Gruppiert um die drei Schwerpunkte "Urbane Kinokultur: Das Beispiel Dresden", "Kino im urbanen Raum – Kino als urbaner Raum" und "Urbane Kinokultur: Die Klein- und Mittelstadt" gilt das Interesse den Akteurinnen und Akteuren innerhalb und außerhalb des Kinos, der Kinorezeption sowie wirtschafts- und technikgeschichtlichen Parametern, die mit der Entwicklung der Lichtspieltheater verknüpft werden.:Wolfgang Flügel, Merve Lühr, Winfried Müller Vorwort Carola Zeh Bewegte Bilder – bewegte Geschichte. Zur Entwicklung des Kinos in Dresden Wolfgang Flügel Das frühe Dresdner Kino im Blick des Kinopioniers Heinrich Ott Sophie Döring Zwischen Kalklicht und Samtsessel. Mobile Kinopraxis in Sachsen 1896–1910 Winfried Müller Ein neues Medium wird geadelt. König Friedrich August III. von Sachsen geht ins Kino Mona Harring Kino- und Filmpolitik in Dresden zwischen 1945 und 1949 Lina Schröder Licht lockt Leute: Als der Mensch in die Schöpfung eingriff und Tag und Nacht aufhob – ein Werkstattbericht Kaspar Maase Kinderkino zwischen Kontrolle, Kommerz und Krawall. Anmerkungen zu einer Hamburger Initiative aus dem frühen 20. Jahrhundert Fabian Brändle Wildwest und ein Schnäuzchen wie Clark Gable. Zürcher Kinokultur und Urbanität von 1900 bis 1940 Sonja Neumann Konservenmusik und Elektrokapital. Tonfilmtechnik in München im Jahr 1929 Sven Eggers Vor der ...
Die folgende Arbeit beschreibt die Beteiligung des ambulanten professionellen Pflegepersonals an der Entstehung der Pflegeversicherung in dem Zeitabschnitt zwischen 1993-1996. Mit der Methode der Diskursanalyse nach Michel Foucault (2003), die nicht nach dem Ursache-Wirkungs-Prinzip fragt, sondern nach dem Entdeckungsmoment des kritischen Hinterfragens von scheinbaren Wahrheiten, wurde das Zusammenspiel der politischen Diskurse, in denen sich die ambulante professionelle Pflege befand, untersucht und analysiert. Die Aufdeckung des Bedingungsgefüges für die Entstehung und Entwicklung des Diskurses erlaubt Rückschlüsse auf die Inhalte und Formen des gegenwärtigen Diskurses zu ziehen. ; From the perspective of community nursing, this study deals with the effects of the German long-term care insurance at the time of its introduction 1993-1996. Questions are raised within the framework of critical discourse analysis following the ideas of Michel Foucault (2003). The questions surround the participation of professional care givers when political debates on long-term care insurance evolved and developed. Especially the discourse streams on community care and the interdependencies to other streams are worked out. The discourse cords are identified and represented.
Zu Beginn der 1920er Jahre zählte der Komponist und Konzertpianist Eduard Erdmann (1896-1958) zur musikalischen Avantgarde. 1923 erwarb er einen Sommersitz in Langballigau an der Flensburger Förde und ließ dort einen kleinen gemauerten Pavillon errichten. Hier erarbeiteten Erdmann, von seiner Frau Irene (1896-1978) kongenial unterstützt, und sein baltischer Landsmann Gustav Specht (1885-1956) als Librettist vor allem in den Sommern 1924 und 1925 eine politische Farce, die «monströse» Operette Die entsprungene Insel op. 14. Das Werk, das im Entwurf dem bedeutenden Pianisten Artur Schnabel (1882-1951) gewidmet ist, verschwand kurz vor Fertigstellung in der Schublade. Der Maler Hans Holtorf (1899-1984) entwarf die Kostümfigurinen und bemalte 1925 die Wand des runden Pavillons, ein wesentlicher Ort der Werkentstehung, mit den beseelten dramatis personae vor angedeutetem Bühnenprospekt: stets präsente Selbstvergewisserung des gemeinsamen künstlerischen Projektes. Die Malerei, mit Ölfarben auf Zementputz ausgeführt, widerstand den Zeiten trotz Malschichtverlusten, Kalkschleier und Algenbewuchs erstaunlich gut und ist der Nachwelt als frisch-freches Kunstwerk und Kulturerbe erhalten. Die Sicherung von Bauwerk und Malerei hat begonnen. Der vollständige handschriftliche Klavierauszug Erdmanns, das Textbuch Spechts als Typoskript und eine Sammlung von Liedtexten befinden sich im Eduard-Erdmann-Archiv der Akademie der Künste in Berlin. Das musikalische Material liegt mittlerweile in einer aufführungsreifen Bearbeitung vor (Henry Koch, 2015). Die musikalisch-literarischen Primärdokumente erlauben über die szenischen Inhalte des Bühnenwerks auch die «Ikonografie» der im Pavillon abgebildeten Kostümfigurinen nachzuvollziehen. Die Korrespondenz der am Entstehungsprozess Beteiligten und autobiografische Äußerungen veranschaulichen die Geschichte der Werkentstehung und die Beziehung zwischen musikalischem Werk und Ausmalung im Pavillon. Nach fast neunzig Jahren «Dornröschenschlaf» ist anlässlich des 83. Tags für Denkmalpflege am 7. Juni 2015 eine erstmalige kammermusikalische Präsentation der Operette in Auszügen geplant, auf dem Flensburger Museumsberg und unter der künstlerischen Leitung Vladimir Stoupels. Dies soll ein erster Schritt sein zur musikalischen und szenischen Aufführung des Gesamtwerks. Aus der interdisziplinären Zusammenarbeit entstehen Synergien für den Erhalt des Pavillons in situ. Ein lohnendes Ziel, zumal an einem Ferienort, scheint die behutsame touristische Inwertsetzung, die Kulturdenkmal und Bühnenstück intermedial in einer künstlerischen Installation verbindet und vergegenwärtigt.
Am 23. März wurden in Taiwan der Staatspräsident sowie die Nationalversammlung (Guomin-dahui) neu gewählt. Da die Wahlen vor einer atemberaubenden Zuspitzung der seit dem letzten Sommer anhaltenden militärischen Spannungen in der Taiwan-Straße begleitet wurden, blickte die ganze Welt ungewöhnlicherweise auf die Insel. In der Vergangenheit hatte die Nationalversammlung gemäß Art. 27 der Verfassung der Republik China von 1947 die Aufgabe, den Staatspräsidenten und dessen Stellvertreter zu wählen. Durch die Verfassungsreform von 1994 sieht Art. 2 der sog. Ergänzungs- und Veränderungsartikel vor, den Präsidenten und Vizepräsidenten ab 1996 von der Bevölkerung in der "freien Region" der Republik China (Taiwan) direkt zu wählen.1 2Es handelt sich bei den jüngsten Wahlen um die erste Direktwahl des Staatsoberhauptes in der Geschichte nicht nur von Taiwan, sondern auch von ganz China.
NEW DIRECTING VOICES IN SOUTH AFRICAN CINEMA: GRADUATES FROM FILM SCHOOLS IntroductionAlthough1994 saw the birth of democracy in South Africa our film industry is much older; in fact, our great documentary film tradition dates back to 1896 and the Anglo Boer War.(1) While celebrating the past ten years of democracy we shouldn't forget those filmmakers, who created films against all the odds. Jans Rautenbach (Jannie Totsiens)(2), Ross Devenish (Marigolds in August)(3) and the younger generation of the 1980s challenged moral and political censorship, a severe lack of audience development and inadequate film distribution to shape progressive texts, which became the foundation of a new, critical South African cinema during the 1990s. Publications by Balseiro and Masilela (2003), Botha and Van Aswegen (1992), Blignaut and Botha (1992), Botha and Dethier (1997), Davis (1996), Gutsche (1972), Louw and Botha (1993) and Tomaselli (1989) documented developments in South.
Cada uno de los textos aquí reunidos recalca un aspecto importante de la historia española "de la Guerra Civil a la Transición", y tomados en su conjunto permiten seguir reconstruyendo la historia española de las últimas décadas: Reinhold Werner: Presentación / Walther L. Bernecker: Introducción / Santos Juliá: Proyectos de transición en la oposición antifranquista / Julio Aróstegui: La memoria de la Guerra Civil en la sociedad española de la Transición / Klaus-Jürgen Nagel: La Transición y las Comunidades Autónomas en España / Walther L. Bernecker: El papel político del Rey Juan Carlos en la Transición / Salustiano del Campo: Los valores de los españoles
La sentencia Bondora representa un nuevo hito en el cerco del Tribunal a los procesos monitorios nacionales motivado por la frecuente incompatibilidad de su régimen con la protección europea de los consumidores frente a las cláusulas abusivas. La nueva aportación deja claro que, en el Régimen del Reglamento, el juez que conozca de un proceso monitorio europeo puede solicitar que se aporte documentación complementaria con la finalidad de comprobar que el requerimiento no se basa en cláusulas abusivas. Pero el interés de Bondora radica, de forma destacada, en que el Tribunal de Justicia se ha visto por primera vez obligado a resolver una cuestión que, por su materia, queda sometida a normativas europeas con objetivos dispares, el Reglamento 1896/1996 y la Directiva 93/13. A través de una interpretación conciliadora, que deja abiertas algunas aristas, el Tribunal de Justicia ofrece una respuesta bien fundada que preserva la coherencia con decisiones anteriores y resulta, políticamente hablando, muy correcta. Bondora sitúa el reproche sobre el régimen español del proceso monitorio europeo al no permitir la entrega de esa documentación, lo que apunta hacia una modificación legislativa. El buen entendimiento del régimen doble, europeo y nacional, del proceso monitorio europeo resultan claves para el examen de la necesidad y sentido de esa reforma. ; The Bondora ruling represents a new milestone in the Court's supervision of national monitoring processes motivated by the frequent incompatibility of their regime with the European regime for consumer protection. The new contribution makes it clear that, the judge hearing a European order for payment procedure may request that complementary documentation be provided in order to verify that the requirement is not based on unfair terms. But Bondora's interest lies, notably, in that the Court of Justice has been forced for the first time to resolve a question that, due to its subject matter, is dealt with by two European norms with disparate objectives, the Regulation 1896/1996 and the Directive 93/13. Through a conciliatory interpretation, which leaves some loose ends yet to cover, the Court of Justice offers a well-founded answer that preserves consistency with previous decisions and is, politically speaking, very correct. Bondora pinpoints the flaws of the Spanish regime of the European order for payment procedure by not allowing the delivery of additional documentation, which very much points to a future legislative amendment. A good understanding of the double European and national dimension of the European order for payment procedure is key in determining the need and scope of this reform. ; Unidad de Excelencia de Investigación Sociedad Digital: Seguridad y Protección de Derechos ; Grupo de Investigación SEJ 175 Unión Europea, Derecho internacional privado y Derecho comparado
Hochschulen sehen sich derzeit mit einer Reihe von Anforderungen bezüglich ihrer gesellschaftlichen Funktionen konfrontiert. Dazu zählen u.a. hochschulpolitische Forderungen, wie sie im Rahmen des Qualitätspakt Lehre formuliert werden, "Maßnahmen zur […] Ausgestaltung der Studieneingangsphase im Hinblick auf eine heterogener zusammengesetzte Studierendenschaft" (BMBF, 2010, S. 2) zu entwickeln. Der inflationäre Gebrauch des Heterogenitätsbegriffs (Hanft, Zawacki-Richter, & Gierke, 2015) führt allerdings zu unterschiedlichen Bedeutungsvarianten, die wiederum in vielfältige Aktivitäten seitens der Hochschulen münden. In diesem Zusammenhang fehlt es nicht nur an empirischen Untersuchungen, wie die institutionellen Reaktionen an den Hochschulen konkret aussehen, sondern auch an theoretischen Erklärungsansätzen. Vor diesem Hintergrund behandelt der vorliegende Beitrag die Forschungsfrage, wie Hochschulen auf Forderungen nach einem angemessenen Umgang mit Heterogenität reagieren, diese in ihren lokalen Kontext übersetzen und welche Definitionen und Aktivitäten daraus resultieren. Aus einer organisationstheoretischen Perspektive kann der Umgang mit Heterogenität als eine Idee beschrieben werden, die in der Umwelt von Hochschulen "herumwandert" (Czarniawska & Sevon, 1996). Das Übernehmen dieser Idee durch die Hochschulen kann mit dem theoretischen Konzept "translation" (Czarniawska & Joerges, 1996) erklärt werden: Demnach erfährt die Idee während ihrer Übersetzung in den lokalen Kontext Anpassungen, wobei sie mit vorherrschenden Deutungsmustern ausgelegt wird. Dabei handelt es sich um einen aktiven, performativen Prozess, in dem sich Ideen sowohl in sprachlichen (und symbolischen) Entsprechungen als auch in materiellen Praktiken manifestieren (Sahlin & Wedlin, 2008). Die Kopplung zwischen diesen zwei Ebenen kann dabei mit organisationalen Narrativen unterstützen werden. Diese "organisierenden Geschichten" (Czarniawska, 2015; Weick, 1976) gelten als zentrale Form der Wissensvermittlung innerhalb von Organisationen und dienen der Verständigung über aktuelle Probleme und deren Lösungen, wobei sie tieferliegende Sinnzuschreibungen transportieren. Um Übersetzungsprozesse auf der lokalen Ebene zu untersuchen, werden im Rahmen des BMBF-Forschungsprojekts StuFHe Fokusgruppen-Diskussionen an vier Partnerhochschulen durchgeführt. Die Fokusgruppen-Teilnehmenden rekrutieren sich aus Projektverantwortlichen für Studieneinstiegsangebote, wobei die Diskussionen vorrangig dem Erfahrungsaustausch bezüglich der Gestaltung von Angeboten für den Studieneinstieg und deren Beitrag zum Umgang mit Heterogenität dienen. Die Diskussionen wurden transkribiert und mithilfe der qualitativen Inhaltsanalyse nach Kuckartz (2012) ausgewertet. Um neben den immanenten Sinngehalt der Redebeiträge auch kollektiv verankerte Orientierungsmuster zu identifizieren, ist die Auswertung zusätzlich von der dokumentarischen Methode informiert (Bohnsack, 2013). Dies dient dem empirischen Zugriff auf 'tacit knowledge' im Sinne eines handlungsleitenden, impliziten Alltagswissen, das auf der Grundlage von Erzählungen und Beschreibungen expliziert wird (Liebig & Nentwig-Gesemann, 2009). Dementsprechend legt der vorliegende Beitrag ein besonderes Augenmerk auf die Identifikation von Geschichten über Studierende bzw. den Umgang mit studentischer Heterogenität. Die Analyse der Fokusgruppen-Diskussionen zeigt, dass die Projektteilnehmenden Heterogenität auf der Ebene der sprachlichen Entsprechungen anhand individueller und sozialer, aber auch organisationaler Heterogenitätsmerkmale definieren. Hinsichtlich des praktischen Umgangs mit Heterogenität stellen die Teilnehmenden Problemdiagnosen auf, die sich in Zuschreibungen von Schwierigkeiten an bestimmte Studierendengruppen niederschlagen. Auf der Basis ihrer Diagnose gelangen die Teilnehmenden zu Lösungen, die sich aus ihrer Sicht besonders für den Umgang mit Heterogenität eignen. Die Problemsichten und Lösungsansätze weisen dabei auf miteinander konkurrierende Deutungsmuster hin, die sich in übergeordnete Spannungsfelder entladen. Diese werden mittels organisierender Geschichten kommuniziert, die bestimmte Bilder von Studierenden und dem Umgang mit Heterogenität transportieren.
Untersucht wurde die Auseinandersetzung um das Autobahnbauvorhaben A 17 Dresden - Prag zwischen 1990 und 1995 als ein Beispiel der Stadtentwicklung Dresdens. Seit 1935 als Reichsautobahn ins Sudetenland geplant, sollte dieses Verkehrsprojekt nach 1990 als "Lückenschluß im europäischen Autobahnnetz" umgesetzt werden. Angesichts des hohen Konfliktpotentials erlangte der Fall überregionale Aufmerksamkeit und Beispielcharakter für die neuen Bundesländer. Die Kontroverse gipfelte im ersten Bürgerentscheid der Geschichte Dresdens im Jahre 1995. Das Entscheidungsprocedere wurde erstmals anhand der Theorie des Entscheidungsautismus (SCHULZ-HARDT, 1996) dargestellt. Daraus abgeleitet werden Wege zur Reduzierung von dessen Defiziten aufgezeigt. Dieser Fall wurde dazu aus umwelt-, sozial- und entscheidungspsychologischer Sicht im Hinblick auf die Repräsentation in verschiedenen gesellschaftlichen Gruppen, auf den politischen Kontext und die Partizipationsmöglichkeiten analysiert. Im Mittelpunkt standen dabei Strategien, Handlungsspielräume und Interessen sowie Werte- und Motivstrukturen beteiligter Entscheidungsträger. Die zugrundeliegenden gesellschaftlichen Veränderungen mit ihren Auswirkungen auf die Stadt- und Verkehrsplanung spiegelten Visionen, Interessenlagen und Machtverhältnisse wider und ermöglichten Rückschlüsse auf das Demokratie-, Stadt- und Naturverständnis der jeweiligen Akteure. Für den auf Übertragbarkeit zielenden Forschungsansatz hinsichtlich komplexer und folgenreicher Entscheidungsprozesse erwiesen sich Dresdner Beispiele als besonders geeignet, weil man hier auf eine fast mythologisch erscheinende Verklärung der Stadt und ihrer Geschichte trifft. Sie ist bis heute mit einer engagierten Anteilnahme der Bevölkerung an Stadtentwicklungsprozessen verknüpft. Nach der den Ruf einer europäischen Kunstmetropole begründenden Augustäischen Epoche (1694-1763) verlief die Großstadtwerdung dank vorbildlicher Bauordnungen relativ geordnet. Neben der hohen Baukultur sorgte die oft ideal wirkende Einbeziehung der ...
Die vorliegende Masterarbeit befasst sich mit den Romanen Theodor Fontanes "Frau Jenny Treibel" (1892) und "Die Poggenpuhls" (1896). Das Ziel ist die Gesellschaft des Preußen-Deutschlands im 19. Jh. am Beispiel dieser Romane zu analysieren. Die Elemente des Realismus kommen besonders zum Ausdruck, indem auf die realen Umstände dieser Zeit, bzw. auf die preußische Wirklichkeit des 19. Jhs. referiert wird. Dabei wird der Schwerpunkt auf die sozialen und politischen Veränderungen gelegt und Fontanes Einstellungen den unterschiedlichen sozialen Schichten gegenüber werden besonders berücksichtigt. Mit der Analyse sollen die Romane im Kontext der Zeit, in der die Handlung spielt, verstanden werden, was auch gleichzeitig die Frage der Gesellschaftskritik bzw. was und warum Fontane kritisiert beantworten sollte. Mit dem Roman "Frau Jenny Treibel" thematisiert Fontane den Aufstieg der Bourgeoisie, sowie den Konflikt zwischen Bildung und Besitz. Als die Vertreterin der Bourgeois-Gesellschaft verkörpert die Titelheldin Jenny Treibel die Haupteigenschaften ihres Standes. Mit einer satirischen Darstellung kritisiert der Autor eigentlich den Egoismus, den Geiz und den Mangel an Empathie dieser neuerlich entstandenen sozialen Schicht. Ein Gegenbild dazu stellt 'die Welt der Bildung' dar mit Idealen, wie Disziplin, Authentizität und kritische Denkweise. Zu den Vertretern gehören Jennys Jugendfreund, der Professor Schmidt mit seinem Freundeskreis sowie seine Tochter Corinna. Als Figuren symbolisieren sie Fortschritt und Vernunft. Damit zeigen sie nicht nur die notwendigen Grundlagen einer gesunden Gesellschaft, sondern geben auch eine hoffnungsvolle Perspektive auf die Zukunft. "Die Poggepuhls" ist auch ein politischer Roman, der sich mit dem Niedergang des Adels befasst. Im Mittelpunkt der Geschichte steht die verarmte adlige Familie Poggenpuhl, deren Vater bei Gravelotte gefallen ist. Mit finanziellen Schwierigkeiten konfrontiert, erleben alle sechs Mitglieder der Familie die politischen und sozialen Veränderungen ihrer Zeit ...