Der Hansische Wirtschaftsraum ist definiert als der Raum zwischen England und Flandern im Westen und Westrußland im Osten, zwischen den skandinavischen Ländern im Norden und dem mitteldeutschen Raum im Süden, in dem das Gros der Hansekaufleute wirtschaftliche Interessen verfolgte.
Diese Studie ist im Rahmen eines Verbundprojektes mit dem Titel ´Wirtschaftliche Wechsellagen im hansischen Wirtschaftsraum 1300-1800´ angefertigt worden. Das Forschungsprojekt ´Wirtschaftliche Wechsellagen im hansischen Wirtschaftsraum 1300-1800´ wurde von der Volkswagen-Stiftung im Rahmen ihres Förderungsschwerpunktes ´Forschungen zur frühneuzeitlichen Geschichte: Das Alte Reich im europäischen Kontext´ gefördert. Es handelt sich um ein internationales Verbundprojekt mit Zentrum an der ´Forschungsstelle für Geschichte der Hanse und des Ostseeraums´ am Amt für Kultur der Hansestadt Lübeck.
Das Teilprojekt ´Wirtschaftliche Wechsellagen der Hansestadt Brügge´ wurde von Marc Andries geleitet. Die Studie "Brügge" umfasst insgesamt 6 Zeitreihen aus dem Zeitraum zwischen 1490 und 1660. Ihrer Funktion nach handelt es sich ausschließlich um Zeitreihen zur Gewerbliche Produktion, wobei hier die städtischen Einnahmen an der Produktion in Form von Steuereinnahmen erfasst werden.
(HISTAT) Auflistung und Beschreibung der einzelnen Zeitreihen nach dem Schema Reihe_ID: Titel der Reihe (Zeitraum von – bis)
Z119 Brügge: Besteuerung von Getreide, 1496-1660 Z247 Brügge: Besteuerung von Wein in Groten, 1496-1660 Z248 Brügge: Besteuerung von Brügger Bier, 1496-1660 Z249 Brügge: Besteuerung fremder Biere, 1496-1660 Z527 Brügge: Besteuerung von Brandy in Groten, 1562-1660 Z250 Brügge: Tonnengeld der Brauer
Wissenschaftliche Publikationen, die neben den genutzten Primärquellen in den Archiven bei der Erhebung der Daten herangezogen wurden, waren:
Vandewalle, André: Beknopte inventaris van het Stadsarchief van Brugge. Deel I: oud archief, Brügge, 1979, S. 206-210. Wyffels, Carlos / Vandewalle, André: De rekeningen van de stad Brugge (1280-1319). Tweede deel (1302-1306), (Brussel, 1996), een fundamenteel titanenwerk dat hopelijk wordt verder gezet.
Mehr als ein halbes Jahrhundert nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs und der Gründung zweier deutscher Staaten wurde in einem umfangreichen Forschungsvorhaben die deutsche Sozialpolitik in dieser Zeit und die unterschiedliche Entwicklung in der Bundesrepublik Deutschland und in der ehemaligen DDR wissenschaftlich aufgearbeitet und, nach Perioden gegliedert, in elf Bänden dokumentiert. Herausgeber der Reihe sind Bundesministerium für Arbeit und Soziales und das Bundesarchiv. Die Ergebnisse des Forschungsprojektes "Geschichte der Sozialpolitik in Deutschland seit 1945" sind in 11 Darstellungsbänden mit Dokumentation veröffentlicht (Nomos Verlagsgesellschaft, Baden-Baden). Der erste Band führt in das Thema Geschichte der Sozialpolitik in Deutschland seit 1945 ein und begründet die Periodisierung des Gesamtwerks. Die weiteren Bände der Publikationsreihe folgen der Periodisierung nach Phasen und Zäsuren in der Geschichte der Sozialpolitik. Band 2 schildert die Zeit der Besatzungszonen (1945 – 1949); Band 3 bis Band 7 beschreiben die Sozialpolitik in der Bundesrepublik bis 1989; die Bände 8 – 10 sind der Entwicklung in der DDR gewidmet; Band 11 befasst sich mit der Wiedervereinigung und der Sozialpolitik bis 1994. Im Rahmen der vom Bundesministerium für Arbeit und Soziales und Bundesarchiv gemeinsam herausgegebenen "Geschichte der Sozialpolitik in Deutschland seit 1945" hat Hermann Berié Daten der amtlichen Statistik zur Sozialpolitik der Westzonen und der Bundesrepublik Deutschland bis 1997 zusammengestellt, die den an dem genannten Werk beteiligten Autorinnen und Autoren seinerzeit als Hilfsmittel zur Verfügung gestellt worden sind. (Zu Band 8 bis Band 10 siehe auch Steiner, André, 2006, Statistische Übersichten zur Sozialpolitik in Deutschland seit 1945; Band "Sowjetische Besatzungszone / DDR"; Archiv-Nr.: ZA8416; in histat.)
Datentabellen in HISTAT: Im Folgenden ist lediglich die thematische Hauptgliederung der Datentabellen angegeben: 00. Rahmenbedingungen 01. Arbeitsverfassung / Arbeitsrecht 02. Arbeitsschutz 03. Arbeitsmarktpolitik und Arbeitslosenversicherung 04. Gemeinsame Fragen der Organisation und des Rechts der sozialen Leistungen 05. Sicherung bei Alter, Invalidität und Tod 6. Gesundheitswesen und Sicherung bei Krankheit und im Pflegefall 07. Unfallversicherung 08. Rehabilitation und Hilfen für Behinderte 09. Fürsorge / Sozialhilfe 10. Familien- / Jugend- / Altenpolitik 11. Bildungspolitik 12. Entschädigung für Kriegs- und Diktaturfolgen, soziales Entschädigungsrecht; Integration und soziale Sicherung von Flüchtlingen und Vertriebenen 13. Beschäftigung, soziale Integration und soziale Sicherung von Ausländern 14. Soziale Infrastruktur und soziale Dienste 15. Wohnungspolitik 16. Vermögenspolitik 17. Internationale Sozialpolitik
Verzeichnis der Tabellen in HISTAT: (Im Folgenden ist lediglich die thematische Gliederung der Datentabellen angegeben!)
00. Rahmenbedingungen 00.1 Bevölkerung und Erwerbstägige 00.2 Sozialbudget 00.3 Volkswirtschaftliche Gesamtrechnungen 00.4 Preisindizes für die Lebenshaltung
02. Arbeitsschutz 02.1. Arbeitsunfälle und Berufskrankheiten 02.2 Gewerbeaufsicht
03. Arbeitsmarktpolitik und Arbeitslosenversicherung 03.1 Erwerbstätige 03.2 Abhängig Beschäftige 03.3 Arbeitslose 03.4 Offene Stellen und Arbeitsvermittlungen 03.5 Arbeitsförderung
04. Gemeinsame Fragen der Organisation und des Rechts der sozialen Leistungen 04.1 Beitragssätze u. a. Größen 04.2 Entgelt u. a. Werte 04.3 Sozialgerichtsbarkeit 04.4 Träger und Personal 4.5 Bundeszuschuss zur Rentenversicherung
05. Sicherung bei Alter, Invalidität und Tod 05.1 Rentenversicherung der Arbeiter und Angestellten 05.3 Rentenversicherung der Angestellten 05.4 Knappschaftliche Rentenversicherung 05.5. Alterssicherung der Landwirte
6. Gesundheitswesen und Sicherung bei Krankheit und im Pflegefall 06.1 Krankenversicherung 06.2 Soziale Pflegeversicherung 06.3 Im Gesundheitswesen tätige Personen 06.4 Art des Krankenversicherungsschutzes der Bevölkerung 06.5 Krankenhäuser
08. Rehabilitation und Hilfen für Behinderte 08.1 Schwerbehinderte 08.2 Rehabilitation der Rentenversicherungen 08.3 Behinderte in Werkstätten. Rentenversicherung
11. Bildungspolitik 11.1 Schulentlassene, Auszubildende, Studenten. Überblick 207 250 11.2 Auszubildende 11.3 Beschäftigte in beruflicher Ausbildung. Ende Juni 1996 212 258 11.4 Berufliche Förderung 11.5 Studenten 11.6 Ausbildungsförderung
12. Entschädigung für Kriegs- und Diktaturfolgen, soziales Entschädigungsrecht; Integration und soziale Sicherung von Flüchtlingen und Vertriebenen 12.1 Bundesversorgung 12.2 Lastenausgleich 12.3 Wiedergutmachung 12.4 Sonstige Entschädigungen
13. Beschäftigung, soziale Integration und soziale Sicherung von Ausländern 13.1 Ausländische Wohnbevölkerung 13.2 Ausländische Schüler und Studenten 13.3 Ausländerbeschäftigung 13.4 Förderung der sozialen Integration
Ronge berechnet in seiner Untersuchung einen durchgehenden historischen Aktienindex anhand eines durchgehend gehaltenen Aktienportfolios, der die Entwicklung mit einem konsistenten Indexkonzept bis in das 19. Jahrhundert zurückverfolgt.
Der Autor konstruiert einen wöchentlichen Performanceindex aus 30 Standardwerten unter der Annahme eines hypothetischen Portfolios von der Gründerzeit bis Ende 1959. Dabei wurde von einer möglichst passiven Anlagestrategie ausgegangen, so dass lediglich laufende Reinvestitionen sowie die normalerweise jährliche Aktualisierung der Indexstruktur zu Käufen und Verkäufen führen.
Die Zusammensetzung erfolgte nach dem Kriterium der Börsenkapitalisierung. Historische Besonderheiten des deutschen Aktienmarktes wie Handelsbräuche und Sonderfaktoren (Börsenschließungen, mehrmalige Währungsumstellungen, Stoppkurse, Steuerungseingriffe der Nationalsozialisten, alliierte Zerschlagungen) wurden berücksichtigt.
Soweit die Entwicklung eines Aktienmarktes langfristig auch durch Krisen und Strukturveränderungen gekennzeichnet ist, müssen diese auch bei der Index-berechnung berücksichtigt werden. Die langfristige Rendite wird daher durch eine vollständige Erfassung des gesamten Untersuchungszeitraumes gemessen.
Wegen der mehrmaligen Währungsumstellung war eine Preisbereinigung der berechneten Indexziffer unumgänglich. Da die Bereinigung mit deutschen Lebenshaltungskosten die schleichende Entwertung der deutschen Währung während des Preisdiktats im Dritten Reich nicht abbildet, führt Ronge auch eine alternative Preisbereinigung aus der Sicht eines hypothetischen Schweizer Anlegers ein. Er liefert damit nicht nur für den Gesamtzeitraum, sondern auch für besonders kritische Teilperioden erstmals verlässliche Ergebnisse aus realwirtschaftlicher Sicht.
Die Indexermittelung erfolgt somit konsequent über sämtliche strukturelle Brüche hinweg. Der erstellte Index wird durch konsistente Verknüpfung mit dem Index von R. Stehle (1991, 1996, 2007) bis in die jüngste Zeit fortgeschrieben.
HINWEIS: In die Datenbank HISTAT sind lediglich die Zeitreihen der Indexstände 1870 bis 1959 aufgenommen. Der Gesamtbestand der archivierten Daten dieser Studie ist unter der Archivnummer ZA8281 auf Anfrage erhältlich.
Themen:
Sachliche Gliederung der Datentabellen in HISTAT: A.1 Wochenwerte des nominalen Aktienindex 1870 bis 1959; A.2 Monatsdurchschnitte nominal und preisbereinigt 1870 bis 1959 (Bereinigung aus Sicht eines hypothetischen Schweizer Anlegers; Bereinigung mit deutschen Lebenshaltungskosten); A.3 Jahresrenditen nominal und preisbereinigt 1871 bis 1959 (Bereinigung aus Sicht eines hypothetischen Schweizer Anlegers; Bereinigung mit deutschen Lebenshaltungskosten).
B. Aktienindex bis 2000 nach R. Stehle: B1.1 Vergleich der nominalen Aktienindizes von Ronge und Stehle (1946-1959)
Gegenstand der Studie : Gewerbliche Produktion kann nur dann von Erfolg gekrönt sein, wenn die Produkte konsumiert werden. Die Infrastruktur für den Konsum wird wiederum durch Märkte und dem Handel gebildet. Eine Industriegesellschaft ist ohne Konsum nicht denkbar, und die Industrialisierung hat neben vielen anderen Faktoren auch die Entstehung des Einzelhandels als Bedingung. Der Autor analysiert die Entwicklung des modernen Kleinhandels als den entscheidenden Träger des Warenangebotes während der Industrialisierung sowie seine Bedeutung als zentrale Stimulationsinstanz moderner Wirtschaft. Vor dem Hintergrund eines tiefgreifenden Wandels von Anzahl der Handels-Dienstleistungen, Form der Handels-Dienstleistungen und der Handels-Betriebe (Einzelhandelsgeschäfte) selbst erweist sich der Kleinhandel als Vorreiter moderner Dienstleistungen und somit als unverzichtbare Basis der entstehenden Konsumgesellschaft.
Zeit und Ort der Untersuchung:
Die zeitliche Begrenzung von 1850 bis 1914 zentriert die Arbeit auf den strukturellen Wandlungsprozeß, der massenhaft erst seit der Mitte des 19. Jahrhunderts einsetzte. Der Autor bezieht dennoch das in wenigen Großstädten schon um 1800 sich entwickelnde Kleinhandelswesen mit ein. "Die Geschichte der Konsumgesellschaft reicht bis weit in das 18. Jahrhundert zurück, die entscheidenden Weichenstellungen aber erfolgten in der Mitte und am Ende des 19. Jahrhunderts. Die Arbeit endet mit dem Beginn des ersten Weltkrieges. Zu diesem Zeitpunkt bestand im Deutschen Reich ein ausgebautes und hochdifferenziertes Distributionssystem, welches sich nicht allein auf die wachsende Zahl größerer und mittlerer Städte beschränkte, sondern sich direkt und indirekt auch in immer weiteren Teilen des Landes etablieren konnte" Spiekermann (1996), S. 14.
Räumlich bezieht sich die Studie auf das Gebiet des Deutschen Reichs in den Grenzen von 1871. Die Entwicklung im Kleinhandel verlief jedoch regional sehr unterschiedlich. Nur im Wechselspiel von Einzelentwicklungen vor Ort und die Bewertung der Bedeutung dieser Einzelereignisse für die gesamte Entwicklung läßt sich die Entwicklungsstruktur des Kleinhandels in Deutschland erkennen bzw. beschreiben. Hierfür wurden die Großstädte Hamburg und München als lokale Orte der Analyse ausgewählt. Aufgrund der schlechten Datenlage hat der Autor keine Städteauswahl mit Hilfe einer Clusteranalyse vorgenommen.
Der Autor vertritt die These, "dass die Entwicklung des Kleinhandels im Untersuchungszeitraum ein universeller Prozeß war, der trotz spezifischer zeitlicher und regionaler Unterschiede in jeder deutschen Großstadt nachzuweisen wäre" (Spiekermann (1996), S. 15. Damit ist die Auswahl von zwei Großstädten unter Berücksichtigung der lokalen Besonderheiten gerechtfertigt, während die Ergebnisse einer Clusteranalyse aufgrund der schlechten Datenlage unsicher und willkürlich seien.
Der Autor spezifiziert seine Fragestellung wie folgt:
Der Kleinhandel wird im Rahmen der Studie als eine wirtschaftliche Tätigkeit verstanden, durch die die handelnde Person durch Absatz von Waren an Endverbraucher ein Einkommen und Gewinne erzielen kann. Hierbei werden nicht einzelne Konsumgüter getrennt betrachtet, da eine Trennung der Handelsvorgänge nach Warenposten in der Analyse nicht möglich ist, aber auch, weil mit dieser Trennung die Einordnung der einzelnen Branchen in den Wandlungsprozeß des gesamten Kleinhandels offen bliebe. Die Untersuchung konzentriert sich auf den ladengebundenen Kleinhandel, wie er in der Reichsstatistik unter der Bezeichnung Warenhandel aufgeführt ist. Er schließt die damals neuen Betriebsformen und Vertriebsformen ein. Daneben werden Marktwesen, das städtische Wandergewerbe, Versandgeschäfte und Automatenhandel analysiert. Der Autor verweist auf eine ihm vorliegende "Denkschrift über die äußere Entwicklung des Kleinhandels", in der darauf hingewiesen wird, dass der neue Kleinhandel in seiner Eigenart und Ausprägung zu der gleichen Zeit entstanden ist, wie die modernen Großbetriebe des Detailhandels, Warenhäuser, Konsumvereine, Filialgeschäfte, etc. Alle diese neuen Erscheinungen müssen als Versuche gewertet werden, die Bedürfnisse einer Bevölkerung zu befriedigen, die an Zahl, Wohlstand und an Ansprüchen gestiegen ist, lokal durch das Zusammenrücken von Orten verschoben und sozial durch die Entstehung der Arbeiterschaft und des neuen Mittelstandes umgeschichtet wurde (Spiekermann (1996), S. 15). Trifft das zu, wird den neuen Be- und Vertriebsformen ihre Rolle als Modernisierungsagenten aberkannt. Der Kleinhandel und seine Mitkonkurrenten (Märkte, Warenhäuser, Filialgeschäfte, Konsumvereine) hätten dann gleichermaßen zur Modernisierung des Handels beigetragen. "Die Frage nach der Entstehung und Entwicklung des Kleinhandels wird daher ergänzt werden müssen, um die Frage nach der Entstehung und Entwicklung der prägenden Institutionen des Kleinhandels, nach deren Trägern, nach den Ursachen ihres Wandels, nach ihrer Bedeutung für die Ausbildung einer Konsumgesellschaft" (Spiekermann (1996), S. 15).
Quellenproblematik:
Aufgrund der sehr schlechten empirischen Quellenlage ist auf dem Gebiet des Klein- und Einzelhandels sehr wenig bis gar nicht geforscht worden. Es fehlt eine zuverlässige Kleinhandelsstatistik. Klar umgrenzte Archivbestände fehlen und die Statistiken sind mangelhaft (Spiekermann (1996), S. 20). Daher hat der Autor sehr heterogene Quellen herangezogen. Neben zeitgenössischer Sekundärliteratur stellt die amtliche Statistik auf Reichs-, Länder- und Stadtebene eine wichtige Quelle dar, obwohl sie die Kriterien einer modernen Wirtschaftsstatistik nicht erfüllt. "Es fehlen Erhebungen über Umsätze, Kapitaleinsatz, Investitionen, Gewinne und Löhne. In der Reichsstatistik wird bis 1924 nicht zwischen Groß- und Kleinhandel unterschieden und gesicherte quantitative Zählungen des Kleinhandels im Kaiserreich existieren nicht. Das statistisch definierte Handelsgewerbe umfasst zudem nur einen Teil des Kleinhandels. Dennoch lohnt sich eine Auswertung dieser Statistiken. "Trotz mangelnder Klarheit hinsichtlich absoluter Angaben ermöglichen sie eine verhältnismäßig gute Darstellung der relativen Entwicklung des Warenhandels. Haupttrends sind dadurch erkennbar, Stadt-Land-Unterschiede werden deutlich, ebenso regionale Disparitäten. Die Angaben der Berufs- und Gewerbezählungen können zudem durch speziellere Angaben der statistischen Landesämter ergänzt werden. Dadurch wird ein quantitativer blick auf Hausierer, Märkte, Detailreisende sowie einzelne Be- und Vertriebsformen möglich, … . Unverzichtbar sind die landesstatistischen Erhebungen selbstverständlich vor 1872 … . Trotz immenser quellenkritischer Probleme bietet gerade die preußische, sächsische und bayerische Statistik dieser Zeit wichtige Basisinformationen über den nachhaltigen Wandel des Distributionssystems. Weniger Material enthält dagegen die Kommunalstatistik … . Spezielle Erhebungen über den Kleinhandel fehlen, doch vereinzelte Ladenzählungen, Mieten- und Gewerbesteuerstatistiken erlauben weitergehende Schlüsse zur Entwicklung und wirtschaftlichen Lage des Kleinhandels. Die Defizite der amtlichen Statistik können zumindest seit den späten 1880er Jahren durch eine Reihe halb- bzw. nichtamtlicher Erhebungen gemildert werden" (Spiekermann (1996), S. 23). Hierzu gehören groß angelegte Enqueten des Vereins für Socialpolitik (über Wucher, über den Einfluß des Zwischenhandels auf die Preise, über das Hausierergewerbe, die Handwerkerenquete, die Wirtschaftsenquete), empirische Untersuchungen der Handelskammern (Enqueten unter Federführung der Handelskammern Konstanz, Braunschweig und Hannover). Die Zeitschrift "Handel und Gewerbe" enthält umfangreiches empirisches Material. Veröffentlichungen und Berichte der Konsum- und Rabattvereine wurden als weitere mögliche Quellengrundlage genutzt. Weiterhin wurden Stadt-Adressenbücher herangezogen und statistisch aufbereitet. Für die Städte Dortmund, Hamburg und München wurden die teils bis in die 1. Hälfte des 19. Jahrhunderts zurückreichenden Einzelangaben zum Kleinhandel aufbereitet und so umgerechnet, dass sie mit der Reichsstatistik sowohl nach den Kategorien des Jahres 1875 als auch mit der wesentliche höher differenzierten Erhebung von 1907 vergleichbar war. Allerdings bleibt das Problem der mangelnden Repräsentativität durch die Auswahl von nur 3 Städten bestehen. Daher hat der Autor das Material durch die Auswertung archivalischer Quellen ergänzt, damit lokale und regionale Besonderheiten in die Analyse mit einbezogen werden.
Abschließende Zusammenfassung, Aufbau der Arbeit:
Im Gegensatz zu anderen Wirtschaftszweigen war der Kleinhandel durch eine immense Formenvielfalt gekennzeichnet, was eine Periodisierung der Entwicklung des Kleinhandels nur in groben Zügen möglich macht. Unter Vorbehalt umreißt der Autor drei Entwicklungsphasen, die zeitlich vom frühen 19. Jahrhundert bis in die frühen 1860er, dann von den frühen 1860er bis ca. 1890 und schließlich von den frühen 1890er Jahren bis zum Beginn des Ersten Weltkrieges reichen. Die Kennzeichen dieser drei Phasen werden eingehend beschrieben. Der Autor zieht den Schluss, dass "vor dem Hintergrund dieser Entwicklung [es falsch ist], dem Kleinhandelssektor während der Früh-, Hoch- oder Spätindustrialisierung relative Rückständigkeit gegenüber der produzierenden Wirtschaft zu konstatieren. Vom Kleinhandel gingen vielmehr wichtige Impulse für die industrielle Entwicklung aus, seine Tätigkeit verdeckte vielfach die noch im frühen 20. Jahrhundert meist mangelhafte Absatzorientierung der (Konsumgüter)Industrie." Er entwickelte sich zum Motor des Absatzes, so daß "die Industrialisierung […] ohne einen leistungsfähigen Kleinhandel nicht möglich gewesen [wäre], der wirtschaftliche Aufschwung des Deutschen Reiches […] ohne ihn nicht denkbar [ist]" (Spiekermann (1996), S. 519). Dabei "veränderte der Kleinhandel während des Untersuchungszeitraumes sein Aufgabenprofil grundlegend von einer Vermittlungsinstanz zur Überwindung der naturbedingten örtlichen und zeitlichen Knappheit an Gütern zu einer zentralen Stimulationsinstanz der modernen Wirtschaft. Die absolute Dominanz der Investitionsgüterindustrie darf nicht verdecken, daß der menschliche Konsum direktes bzw. indirektes Ziel jeglicher Produktion war und ist. Die quantitative Entwicklung des Kleinhandels zeigt eine Entwicklung, der der allgemeine Konsum […] folgte" (Spiekermann (1996), S. 620).
Datentabellen in HISTAT (Thema: Handel):
A. Entstehung des Kleinhandels
(24 Datentabellen )
B. Formaler Wandel des Kleinhandels
B.1 Der Laden als Basisinnovation: Durchsetzung gegen alte Formen des Handels wie z.B. dem Markthandel. B.2 Markthallen und Märkte B.3 Konsumvereine, Filialbetriebe und Versandhandel B.4 Handelsreisende, Hausierer und Jahrmärkte
C. Der Wandel des Handels-Betriebs
C.1 Einkaufsgenossenschaften und Rabattvereine C.2 Veränderung des Sortiments und der Waren C.4 Buchführung und Kalkulation
D. Tabellen im Anhang
D.1 Das Handelsgewerbe in Preußen und im Deutschen Reich: regionale Verteilung der Klein- und Großhändler.
D.2 Betriebs- und Beschäftigtenstruktur des Handelsgewerbe D.3 Stadt-Land-Unterschiede und regionale Verteilung des Handels D.4 Die Versorgung durch Märkte D.5 Andere Betriebsformen des Handels D.6 Haupt- und Zweiggeschäfte, Filialen D.7 Umsatz und Produktivität des Handels D.8 Die Entwicklung des Wandergewerbes und der Märkte D.9 Entwicklung des Sortiments (Anzahl der Marken pro Warengruppe) D.10 Unkosten, Gewinne und Konkurse
Wirtschaftlich ist die Roheisenindustrie innerhalb des Sektors der eisenschaffenden Industrie vor allem gegen die Stahlindustrie abzugrenzen, mit der auf betrieblicher Ebene häufig eine enge Verflechtung besteht. Nach dem systematischen Warenverzeichnis für die Industriestatistik der Gegenwart (Ausgabe 1970, Stuttgart und Mainz, S. 37 f.) ist der Hochofenindustrie (synonymer Begriff für 'Roheisenindustrie') die Produktion von Roheisen nebst Ferolegierungen zuzurechnen, nicht jedoch die von Rohstahl. Diese Definition ist metallurgisch und technologisch begründet. Roheisen ist auf dem Transformationsgang zwischen Eisenerz und dem fertigen Walzstahl ein Zwischenprodukt, das nicht schmied- oder walzbar ist, und somit im Sinne der Stahlindustrie noch kein verwertbares Produkt darstellt. Gleichfalls bedeutsam ist die Abgrenzung zum Gießereisektor. Die Roheisenindustrie lässt sich hier nicht so eindeutig abgrenzen. Metallurgisch ist das Roheisen nach erneutem Aufschmelzen und Vergießen in Gussformen kein grundsätzlich neues Produkt. Jedoch ergibt sich eine ähnliche ökonomische Position des Roheisens in der Transformation zwischen Eisenerz und dem Endprodukt wie bei der Unterscheidung zwischen Roheisen und Stahl: auch hier ist Roheisen ein Zwischenprodukt, das erst nach dem Vergießen zu einem ökonomisch nutzbaren Fertigprodukt wird.
Unter dem Begriff Roheisenindustrie ist demnach eine Industrie zu verstehen, die ein reines Vorprodukt für Gießereien und Stahlwerke herstellt.
Der geographische Erhebungsraum, der dieser Studie zugrunde liegt, ist das deutsche Zollgebiet, also im wesentlichen das Deutsche Reich und das Großherzogtum Luxemburg. Das Großherzogtum Luxemburg wurde aus zweierlei Gründen mit berücksichtigt: zum einen sind sämtliche einschlägige amtliche Angaben im Bereich der Montanstatistik und des Außenhandels auf das Zollgebiet bezogen. Eine Umrechnung auf das Reichsgebiet ist praktisch undurchführbar. Zum anderen war Luxemburg durch eine lange Zugehörigkeit zum Zollverein wirtschaftlich ein Teil des Deutschen Reichs.
Hinsichtlich der zeitlichen Abgrenzung stößt man auf ein Spannungsfeld zwischen politischer Geschichte und Wirtschaftsgeschichte. An sich war 1871, das Gründungsjahr des Reichs, wirtschaftlich kein besonders herausragendes Datum. Sinnvoller für eine wirtschaftshistorische Untersuchung wäre das Jahr 1873, der Höhepunkt des Gründerbooms. 1871 hat sich jedoch in der Wirtschaftsgeschichte als übliches Anfangsdatum für Untersuchungen des Kaiserreiches eingebürgert. Für dieses Jahr, 1871, als Anfangsdatum sprechen pragmatische Gründe: der Hauptvorteil einer Untersuchungsperiode von 1871 bis 1913 liegt in der vom Kaiserlichen Statistischen Amt grundsätzlich gleichartig erhobener Datenbasis. 1913, der Endzeitpunkt der Untersuchung, war das letzte Jahr, in dem die wichtigsten ökonomischen Rahmenbedingungen zu dieser Zeit – relativ freier Welthandel und Friedenswirtschaft – noch galten. Der mit Kriegsbeginn einsetzende Wandel ökonomischer und politischer Bedingengen macht cheine Ausdehnung des Betrachtungszeitraumes bis auf das Jahr 1918 (gesamter Zeitraum der Existenz des Kaiserreichs) wenig sinnvoll. Die Entwicklung der deutschen Roheisenindustrie in der Zeit des ersten Weltkrieges und der damit eng verbundenen Wiederaufbauphase erfordert angesichts der politischen unökonomischen Strukturbrüche eine eigene Untersuchung.
Inhaltlich ist die Studie in zwei große Themenkomplexe unterteilt. Im ersten Teil wird mit Hilfe eines neoklassischen Produktionsmodells das Wachstum der Roheisenindustrie in seine Komponenten zerlegt und intrasektoral erklärt. Die notwendige intersektorale Betrachtung dieses Wachstums wird in einem zweiten Abschnitt durchgeführt. Vor allem mit dem statistischen Hilfsmittel von Input-Output-Tabellen wird zunächst die nach Liefersektoren untergliederte Bezugsseite der deutschen Roheisenindustrie untersucht, sodann in einem zweiten Schritt die Absatzseite beschrieben. Sie spiegelt die Nachfrage wieder, die auf Umweg über Gießereien und Stahlwerke auf die Roheisenindustrie trifft. Untersuchungen über sektorenspezifische Wachstums- und Konjunkturverläufe sowie über den Beitrag zum Sozialprodukt und der Gesamtbeschäftigung runden das Bild ab.
Untergliederung der Studie (Tabellenverzeichnis Datenbank HISTAT):
01 Der gewerkschaftliche Organisationsgrad der Roheisenarbeiter 1907-1913. 02 Die Entwicklung der Roheisenproduktion in Tonnen. 03 Die Anzahl der Werke und die Produktion pro Werk in Tonnen. 04 Der Eisenerz-, Schlacken- und Schrotteinsatz in Tonnen. 05 Der Einsatz von Kalksteinen und sonstigen Zuschlägen in Tonnen. 06 Verbrauchsvergleich zwischen Holzkohle und Koks beim Erschmelzen einer Tonne Roheisen 1881-1896. 07 Der Koksverbrauch pro Tonne Roheisen in vier Regierungsbezirken der Rheinprovinz 1871-1909. 08 Der Koksverbrauch pro Tonne Roheisen in ausgewählten Regierungsbezirken der Provinz Hannover 1871-1905. 09 Der Koksverbrauch pro Tonne Roheisen im Regierungsbezirk Oppeln. 10 Der Koksverbrauch in drei preußischen Provinzen und im Zollgebiet pro Tonne Roheisen. 11 Der Kokseinsatz in Tonnen. 12 Der Einsatz von Eisenbahn-Transportleistungen in Millionen Tonnenkilometern. 13 Der Arbeitseinsatz. 14 Die Entwicklung der Arbeitsproduktivität (A-Pr,) und der Kapitalintensität (K-I). 15 Die Hochofenstatistik. 16 Der Kapitalstock (= Kapazität in 1000 Tonnen auf ganze 5 oder 10 tausend Tonnen gerundet). 17 Der Produktionswert in 1000 Mark. 18 Die Entwicklung des deutschen Durchschnittspreises für 1 Tonne Roheisen ( = durchschnittlicher Produktionswert) ab Hütte. 19 Die Entwicklung deutscher Eisenerz-Durchschnittspreise für 1 Tonne Erz ( = durchschnittlicher Produktionswert) ab Grube. 20 Die Erzkosten in 1000 Mark. 21 Die Entwicklung deutscher Kalkpreise für 1 Tonne Kalkstein ab Grube. 22 Die Zuschlagskosten in 1000 Mark. 23 Die Entwicklung deutscher Kokspreise (Dortmund-Essener Börsenpreis für 1 Tonne Hochofenkoks 1. Sorte ab Zeche). 24 Die Energiekosten in 1000 Mark. 25 Die Materialtransportkosten pro Tonne Roheisen in Mark. 26 Die Transportkosten in 1000 Mark. 27 Durchschnittliche Jahreslöhne der Hochofenarbeiter in Rheinland-Westfalen in Mark. 28 Durchschnittliche Jahreslöhne der Hochofenarbeiter im Regierungsbezirk Oppeln in Mark. 29 Die durchschnittlichen jährlichen Pro-Kopf-Einkommen der Beschäftigten der Roheisenindustrie in Mark. 30 Die Lohnkosten in 1000 Mark. 31 Die Rohgewinnentwicklung in 1000 Mark. 32 Die Stückgewinnentwicklung. 33 Die Kostenstruktur der Roheisenindustrie in 1000 Mark absolut und relativ Produktionswert = 100. 34Die Entwicklung der totalen Faktorproduktivität. 40 Der Anteil der Wertschöpfung der Roheisenindustrie am Nettosozialprodukt zu Marktpreisen in Preisen von 1913, absolut in Millionen Mark und in Prozent. 41 Der Anteil der Beschäftigten der Roheisenindustrie an der Gesamtbeschäftigung (GB) in Prozent. 42 Die Roheisenproduktion nach Sorten in Tonnen. 54 Die wichtigsten Konkurrenzpreise für deutsches Gießereiroheisen in Mark pro Tonne 1866-1913. 55 Die wichtigsten Konkurrenzpreise für deutsches Stahlroheisen in Mark pro Tonne 1887-1913.
Die Landwirtschaft nimmt durch die Versorgung der Bevölkerung mit Nahrungsmittel eine zentrale Position im wirtschaftlichen Zusammenhang eines Landes sowie für den Industrialisierungsprozeß ein. So weist schon Walt W. Rostow 1960 darauf hin, dass das Vorhandensein ausreichender Nahrungsmittelreserven erst ein nachhaltiges Wirtschaftswachstum ermöglicht hat (Stadien wirtschaftlichen Wachstums. Göttingen, 1960). Durch Rationalisierungsmaßnahmen und Fortschritte auf dem Gebiet der Agrartechnologie wird nicht nur die landwirtschaftliche Nettoproduktion erhöht, sondern es werden Arbeitskräfte freigesetzt, die in der Industrie benötigt werden (Jean Fourastié oder William Patty: Drei-Sektoren-Hypothese. Vergl.: Fourastié J.: Die große Hoffnung des 20. Jahrhunderts. Köln 1954, S. 135f.). "Das wichtigste Kennzeichen der Entwicklung der Landwirtschaft in den heute industrialisierten Ländern ist der relative Rückgang des Gewichts der Landwirtschaft – im Verhältnis zur Summe der anderen Wirtschaftsbereiche – und das zur gleichen Zeit zu beobachtende Ansteigen der Arbeitsproduktivität der landwirtschaftlichen Bevölkerung, …" (Friedrich Wilhelm Henning (1968), Stadien und Typen in der Entwicklung der Landwirtschaft in den heutigen Industrieländern. In: Th. Heidhues et. al: Die Landwirtschaft in der volks- und weltwirtschaftlichen Entwicklung. BLV, München, S. 42). Dabei wurden die Ertragssteigerungen zunächst – in einer ersten Phase – durch verbesserte Ausnutzung der landwirtschaftlichen Nutzfläche, durch neue Anbaumethoden und Fruchtfolgen sowie durch verbesserte Fütterung in der Tieraufzucht erreicht, aber nicht durch den Einsatz neuer Techniken. "Der Einsatz ganz neuer, wissenschaftsbasierter, industrieller Inputs wie sie die moderne Agrarentwicklung seit Ende des 19. Jahrhunderts zunehmend charakterisiert, so daß man für das 20. Jahrhundert vom Übergang zur industrialisierten Landwirtschaft sprechen kann, spielte für neuzeitliches Agrarwachstum so gut wie keine Rolle. … Ganz im Gegenteil, während der neuzeitlichen Agrarrevolutionen kamen quasi alle Ressourcen für Agrarwachstum, von der Arbeit bis zum Wissen immer noch aus dem landwirtschaftlichen Sektor selbst. … (Es kam während der) neuzeitlichen Agrarrevolutionen zu einem … langanhaltenden Ertrags- und Produktivitätszuwachs nur mit den Mitteln traditioneller, vorindustrieller Technologie: höhere Arbeitsintensivität, flächendeckende Anwendung von schon lange bekannter hochintensiver Fruchtfolgen, graduelle Verbesserung althergebrachter Arbeitsgeräte, verbesserte organische Düngung und vermehrter Einsatz tierischer Zugkraft" (vergl. Kopsidis, Michael (2006): Agrarentwicklung. Historische Agrarrevolutionen und Entwicklungsökonomie. S. 9). Mit diesen Mitteln gelang es der Landwirtschaft, der steigenden Nachfrage durch den fortdauernden Urbanisierungsprozeß, das anhaltende Bevölkerungswachstum und die Veränderung der Berufsstruktur im 19. Jahrhundert durch Produktionssteigerung zu begegnen. Mit Ausnahme des von Liebig entwickelten wasserlöslichen Phosphatdüngers zwischen 1846 und 1849 kamen ansonsten technische Erneuerungen nur in relativ begrenztem Umfang zur Anwendung. Eine bedeutend wichtigere Rolle nahm der Zugang der einzelnen Regionen zu zentralen Märkten in Ballungsgebieten ein. Denn die Erwirtschaftung eines Ernteüberschusses lohnt sich nur, wenn dieser Überschuss auch auf Märkten angeboten werden kann. Erst sehr viel später, im 20. Jahrhundert, nahmen Forschung und Technik einen großen Einfluß auf die landwirtschaftliche Produktionsweise, die dann in die industrialisierte Landwirtschaft überging.
Es soll versucht werden, die quantitative Entwicklung der verschiedenen landwirtschaftlichen Bereiche Bodennutzung, Anbau und Ernte von Feldfrüchten, Obstanbau, Tierhaltung und Herstellung tierischer Produkte über einen möglichst langen Zeitraum wiederzugeben, um so aufbereitete Zeitreihen der Forschung zur Verfügung zu stellen.
Die vorliegende Datensammlung zum Themenbereich 'Landwirtschaft' enthält insgesamt 84 Zeitreihen, die sich schwerpunktmäßig auf den Zeitraum vom Beginn der Amtlichen Statistik zur Zeit des Deutschen Reiches im Jahr 1870 bis zur heutigen Bundesrepublik in den Grenzen vom 3. Oktober 1990 erstrecken; es soll also, soweit es die Quellen erlauben, der Zeitraum von 1870 bis 2010 statistisch wiedergegeben werden. Aufgrund von veränderten Erhebungssystematiken sowie durch die Folgen des 1. und des 2. Weltkrieges können nicht für alle Zeitreihen kontinuierlich Daten für den gewünschten Zeitraum zur Verfügung gestellt werden. Entweder liegen für die Zeitabschnitte während der Kriege keine Daten vor oder aber die Vergleichbarkeit insbesondere bei unterschiedlicher Erhebungssystematik ist stark eingeschränkt. Letzeres Problem tritt in besonderer Weise für die Statistik aus der Zeit der ehemaligen Deutschen Demokratischen Republik auf, aber auch die Statistik der früheren Bundesrepublik Deutschland (das Gebiet der alten Länder) kann erhebliche Brüche in der Systematik aufweisen.
Die Zeitreihen zum Bereich 'Landwirtschaft und Fischerei' decken folgende Gebiete ab: • A Betriebsgrößen, wirtschaftliche und landwirtschaftliche Nutzflächen - A01: Landwirtschaftliche Nutzfläche nach Betriebsgrößen, Besitzverhältnisse unberücksichtigt (1871-2010) - A.02: Wirtschaftsfläche nach Hauptnutzungs- und Kulturarten (1871-2010) • B Pflanzliche Produktion - B.01: Anbauflächen wichtiger Fruchtarten (1871-2010) - B.02: Erntemengen wichtiger Fruchtarten (1871-2010) - B.03: Ertrag je Hetkar wichtiger Fruchtarten (1871-2010) - B.04: Obstbäume und Weinernte (1871-2010) - B.05: Duengemittel (1871-2010) • C Tierhaltung und Gewinnung tierischer Erzeugnisse - C.01: Landwirtschaftliche Betriebe nach Tierarten auf ihrem Hof/Gut (1871-2010) - C.02: Tierbestand nach Tierarten (1871-2010) - C.03: Milcherzeugung und -verwendung (1871-2010) - C.04: Schlachtungen und Fleischgewinnung (1871-2010) • D Hochsee- und Küstenfischerei - D.01: Anlandungen der Hochsee- und Küstenfischerei (1871-2010)
Aufbau und Tabelleninhalt:
Zeitreihen zu Betriebsgrößen und wirtschaftlichen und landwirtschaftlichen Nutzflächen: A.01: Landwirtschaftliche Nutzfläche nach Betriebsgrößen, Besitzverhältnisse unberücksichtigt (1871-2010): Nutzfläche aller Betriebe zusammen (eigenes und gepachtetes Land), Nutzfläche gegliedert nach Betriebsgrößen (nur eigenes Land), Nutzfläche aller Betriebe zusammen (nur gepachtetes Land).
A.02: Wirtschaftsfläche nach Hauptnutzungs- und Kulturarten (1871-2010): Wirtschaftsfläche insgesamt; darunter landwirtschaftlich genutzte Fläche insgesamt und landwirtschaftlich genutzte Fläche zum einen für den Ackerbau, zum anderen für Weiden; genutzte Fläche für Holzungen und Forsten; unkultivierte Wirtschaftsflächen; bebaute Wirtschaftsflächen.
Zeitreihen zur pflanzlichen Produktion: Anbauflächen, Erntemengen und Ernteerträgen der wichtigsten Feldfrüchte, von Obst und Wein und Düngereinsatz: B.01: Anbauflächen wichtiger Fruchtarten (1871-2010): Ackerland insgesamt; darunter Ackerlandfläche für den Anbau von Getreide, Ackerlandfläche für den Anbau von Hackfrüchten, Ackerlandfläche für den Anbau von Futterpflanzen.
B.02: Erntemengen wichtiger Fruchtarten (1871-2010): Erntemengen der Getreidesorten und der Hackfrüchte in 1000 Tonnen.
B.03: Ertrag je Hetkar wichtiger Fruchtarten (1871-2010): Hektarerträge (d.h. Erntemenge je Hektar Ackerfläche) der Getreidesorten und der Hackfrüchte.
B.04: Obstbäume und Weinernte (1871-2010): Bestand der Obstbäume nach Sorten (Apfelbäume, Birnbäume, Pflaumenbäume, Kirschbäume) sowie Rebflächen, Weinmost-Ertrag, Weinmost-Erntemenge.
B.05: Düngemittel (1871-2010): Angaben der Düngemittelversorgung insgesamt in 1000 t Reinnährstoff und je Hektar Ackerland in Kg. Reinnährstoff, und zwar für die Nährstoffe Stickstoff insgesamt (N), Phosphat insgesamt (P2O2), Kali insgesamt (K2O), Kalk insgesamt (CaO), Stickstoff (N) je ha., Phosphat (P2O2) je ha., Kali (K2O) je ha., Kalk (CaO) je ha.
Zeitreihen zu Betrieben mit Tierhaltung, zu Tierbeständen und zur Gewinnung tierischer Produkte: C.01: Landwirtschaftliche Betriebe nach Tierarten auf ihrem Hof/Gut (1871-2010): Anzahl der landwirtschaftlichen Betriebe mit Pferden, mit Rindern, mit Milchkühen, mit Schweinen und mit Schafen.
C.02: Tierbestand nach Tierarten (1871-2010): Anzahl der Pferde, der Rinder insgesamt und darunter der Milchküche, der Schweine, der Schafe, des Geflügels insgesamt und darunter der Hühner, der Ziegen, und der Bienenvölker. Die Tierbestände werden in 1000 angegeben.
C.03: Milcherzeugung und -verwendung (1871-2010): Anzahl der Milchkühe; Jahresmilchertrag (Milchmenge je Kuh); jährliche Gesamtmilcherzeugung; Milchverwendung für die Molkerei, Milchverwendung für die Verfütterung an Kälber, Milchverwendung für die Verarbeitung im Haushalt des Milchkuh-Halters.
C.04: Schlachtungen und Fleischgewinnung (1871-2010): Jeweils die Anzahl der geschlachteten Rinder, Kälber und Schweine zum einen durch gewerbliche Schlachtung, zum anderen durch Hausschlachtung; Fleischgewinnung insgesamt.
Zeitreihen zur Fischerei: D.01: Anlandungen der Hochsee- und Küstenfischerei (1871-2010): Anlandungen in Tonnen aller Betriebsformen der Hochsee- und Küstenfischerei zusammen, Anlandungen der Große Hochseefischerei, der Großen Heringsfischerei, und der Kleinen Hochsee- und Küstenfischerei.
Zu den einzelnen Bereichen
Die Verwendung des Bodens (wirtschaftliche Nutzfläche) Der Boden ist die Grundlage für die Erzeugung der menschlichen Nahrungsmittel. Die landwirtschaftliche Nutzung lässt sich in verschiedene Nutzungsarten untergliedern. Von besonderem Interesse ist hier die Nutzung des Bodens für den Ackerbau zur Erzeugung pflanzlicher Produkte und für Weideland. Darüber hinaus übernimmt er weitere, verschiedene Funktionen. Während auf der einen Seite die für die Landwirtschaft nutzbare Fläche durch Bodenverbesserungsmaßnahmen wie etwa die Trockenlegung von Sümpfen oder die Reduzierung von Waldbeständen, vergrößert wurde, wird auf der anderen Seite die Verfügbarkeit des Bodens durch andere Verwendungsarten wie Siedlungs- und Straßenbau stark eingeschränkt. Die Entwicklung der verschiedenen konkurrierenden Nutzungsarten des Bodens, von der die landwirtschaftliche Nutzung nur eine Möglichkeit ist, soll durch die Wiedergabe der Entwicklung der Bodenflächen, die für die jeweiligen Nutzungsarten verwendet werden, über einen längeren Zeitraum dargestellt werden.
Die Bedeutung der Betriebsgröße
Die Betriebsgröße kann an der vorliegenden Menge von Produktionsfaktoren, Erträgen und erwirtschafteten Überschüssen (Überschuss= Erträge – Saatgut – Eigenverbrauch) gemessen werden. Im Rahmen dieser Studie soll mit Hilfe des wichtigsten Produktionsfaktors, der Flächenausstattung, die Betriebsgröße beschrieben werden. Die flächenmäßige Betriebsgrößenstruktur ist im Wesentlichen Resultat eines Anpassungsprozesses an die geografischen, historischen und wirtschaftlichen Gegebenheiten. Für Deutschland ist im 21. Jahrhundert eine Zweiteilung hinsichtlich der geografischen Verteilung der Betriebe erkennbar: Große Betriebe finden sich überwiegend im Osten und Norden, kleinere hingegen im Südwesten Deutschlands. "Eine Ursache für diese Verteilung ist die Gutswirtschaft zur Zeit des späten Mittelalters, die den Grundstein für diese groß strukturierte Landwirtschaft im Osten des heutigen Deutschlands legte. Den größten Einfluss übte jedoch die Phase der sozialistischen Landwirtschaft in der ehemaligen DDR aus." (Statistische Ämter des Bundes und der Länder, 2011, S. 6). Diesen großflächigen Betrieben stehen heute in Nordwestdeutschland Betriebe mittlerer Größenordnung und in Süddeutschland eher kleinere Familienbetriebe gegenüber. Das früher in Süddeutschland vielerorts übliche Realerbteilungsrecht begünstigte die Entstehung dieser eher klein strukturierten Landwirtschaft dadurch, dass der Grundbesitz oftmals unter den Erbberechtigten aufgeteilt und so eine Zersplitterung der Betriebe herbeigeführt wurde. (Vergl.: Statistische Ämter des Bundes und der Länder (Hrsg.): Agrarstrukturen in Deutschland… . Stuttgart 2011. S. 6-10.) Seit Mitte der 1950er Jahre besteht ein Trend zur technischen Modernisierung und Vergrößerung der landwirtschaftlichen Betriebe, hervorgerufen durch den technischen und züchterischen Fortschritt sowie nicht zuletzt durch wesentliche Änderungen in der Agrarpolitik, verbunden mit einem massiven Abbau von Subventionen. Durch den stärker werdenden Druck auf die Betriebe veränderte sich die Produktionsweise hin zur Spezialisierung auf wenige Produktionszweige und oft auch hin zu einer Vergrößerung des Betriebes. Die Darstellung der landwirtschaftlich genutzten Wirtschaftsfläche nach Betriebsgrößen soll die Bedeutung und das Zusammenspiel der Klein- Mittel- und Großbetriebe im Zeitverlauf wiedergeben. Es wird deutlich, dass sich kleinere Familienbetriebe trotz geringerer Ausstattung mit den Ressourcen Kapital und Arbeit bis in die heutige Zeit gegenüber den Großbetrieben behaupten konnten (vergl. dazu: Kopsidis, 1996, S. 10f; Schulze, 2007, S. 9ff).
Anbauflächen, Erntemengen und Ernteerträge: Die landwirtschaftliche Nutzung des Bodens lässt sich in verschiedene Nutzungsarten untergliedern. Von besonderem Interesse ist in der vorliegenden Datenzusammenstellung die Nutzung des Bodens für den Ackerbau und für Weideland. Im Verlauf der Geschichte wurde die natürliche Pflanzendecke an geeigneten Standorten allmählich durch vom Menschen gezüchtete Pflanzen ersetzt und in Ackerland oder in Weideland umgewandelt. Der Statistiker Viebahn hat feststellen können, dass eine Ertragssteigerung im Ackeranbau infolge einer verbesserten Fruchtwechselwirtschaft und eines steigenden Anbaus von Hackfrüchten – insbesondere der Kartoffel – erreicht werden konnte. Hinzu kam der Futtermittelanbau, durch den eine gute Fütterung der Tiere auch im Winter unterstützt wurde. Die Verwendung der Ackerfläche für verschiedene Getreidearten, Hackfrüchte und für den Anbau von Futterpflanzen soll daher in Form von säkularen Zeitreihen bis zur Gegenwart veranschaulicht werden. Das Ackerland wurde zunächst vornehmlich für den Getreideanbau genutzt. Dabei nehmen die verschiedenen Getreidesorten eine unterschiedliche Position im Anbau ein. Der Roggen, der in kalten Regionen als widerstandsfähige Pflanze gut gedeihen konnte, hatte als Brotgetreide zunächst die größte Bedeutung. Hafer war früher sowohl Grundnahrungsmittel als auch Tierfutter. Weizen ist die älteste Getreidegattung und gedeiht am besten in gemäßigten Zonen. Gerste folgt als weniger anspruchsvolle Frucht im Fruchtwechsel dem Weizen. Die Einführung der Kartoffel als eine bedeutende Hackfrucht konnte den Ernteertrag bedeutend erhöhen, forderte aber auch eine intensivere Bearbeitung des Ackerbodens während der Wachstumsperiode. Insgesamt trug der Kartoffelanbau dazu bei, dass sich Anzahl und Intensität der Hungerkrisen in Deutschland verringerten. Wie sich die Bedeutung der unterschiedlichen Fruchtarten im Verlauf der Zeit geändert hat, verdeutlichen die Anbauflächen, die für diese Fruchtarten verwendet werden. Es zeigt sich, dass der Weizen heute die bedeutendste Getreideart ist, während die Anbauflächen für den Hafer stark gesunken sind. Die Ernteerträge je Hektar Anbaufläche geben einen Einblick, wie sich der Erfolg der landwirtschaftlichen Produktion im Zeitverlauf verändert hat. In diesem Zusammenhang soll auch auf die Anbauflächen und Erträge der Weinernte eingegangen werden, da es sich hierbei um ein Gut handelt, das in der Zivilisation seit jeher eine zentrale Rolle einnimmt.
Der Düngereinsatz: Verbrauchte Nährstoffe durch den Anbau und die Ernte von Pflanzen müssen ersetzt werden, damit die Ackerfläche für die pflanzliche Nahrungsmittelproduktion weiterhin verwendet werden kann. Diese Anforderung stellte in der Landwirtschaft ein nicht zu unterschätzendes Problem dar, dem man zunächst durch die Dreifelderwirtschaft begegnete. Die gesamte Anbaufläche wurde in drei Teile geteilt; jeder dieser Teile lag ein Jahr brach, damit sich der Boden regenerieren konnte. Neben den Vorteilen der Fruchtfolge im Jahresturnus Sommergetreide, Wintergetreide und Brache eingerichtet, die sich auch auf den Nährstoffgehalt des Bodens positiv auswirkten, blieb jedoch das Problem, dass immer ein Drittel des Bodens nicht genutzt werden konnte. Nährstoffe wurden durch Einbringen von Dung aus der Viehhaltung, Humus und Streu aus den Wäldern ersetzt. Diese Form der Nährstoffanreicherung der Ackerböden war jedoch nicht immer ausreichend. Die Folge waren schlechte Ernten oder Mißernten, verursacht durch nährstoffarme Böden. Später, zwischen 1846 und 1849, kam die Entwicklung des chemischen Düngers durch die Industrie hinzu. Liebig entwickelte den wasserlöslichen Phosphatdünger, der die Ernte und somit die Nahrungsversorgung in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts deutlich verbesserte. Der englischen Agrochemikers John Bennet Lawes stellte zur gleichen Zeit aus einem Gemisch aus Knochenmehl und Schwefelsäure "Superphosphat" her, den ersten künstlichen Mineraldünger, und gründete die erste Düngemittelfabrik der Welt. 1909 entdeckte der deutsche Chemiker Fritz Haber, wie man Stickstoffdünger in Form von Ammoniaksalzen herstellen konnte. Das vom Chemiker Karl Bosch weiterentwickelte Haber-Bosch-Verfahren erlaubte ab 1913 die Massenproduktion von Ammoniak aus Luftstickstoff und Wasserstoff. Mit Hilfe des Kunstdüngereinsatzes konnten die Böden auf bequeme Weise wieder mit Nährstoffen aufgefüllt werden. Die Entwicklung des Düngereinsatzes insgesamt und pro Hektar Ackerfläche sollen daher in Form von Zeitreihen nachgezeichnet werden.
Die Tierhaltung: Erwirtschaftete Überschüsse aus dem Ackerbau ermöglichen die landwirtschaftliche Tierhaltung. Die Einführung der Hackfrüchte (Kartoffeln und Rüben) und die Stallfütterung waren in diesem Zusammenhang fördernde Faktoren für die Tieraufzucht. Vor allem die Schweinehaltung hat zunächst für die Fleischproduktion in der deutschen Landwirtschaft eine zentrale Rolle eingenommen. Da Milch und Butter leicht verderbliche Nahrungsmittel darstellten, hatte die Herstellung dieser Produkte zunächst insbesondere in den abgelegeneren Regionen ein geringeres Gewicht. Neben Pferden und Rindern spielten in der Tierhaltung auch kleinerer Tierrassen wie z.B. Ziegen für die Produktion von Milch oder Schafe für die Wollproduktion eine bedeutende Rolle. Auf der anderen Seite waren Tiere wichtige Arbeitskräfte auf dem Hof. Pferde und Ochsen nahmen somit eine zentrale Aufgabe wahr, die im Verlauf der landwirtschaftlichen Mechanisierung an Relevanz verlor. Die Bedeutung der einzelnen Tierarten, die in der Landwirtschaft genutzt werden, hat sich im Verlauf der Zeit verändert. Aus diesen Gründen soll die Entwicklung der Tierhaltung in der Landwirtschaft anhand von langen Zeitreihen sowohl zu der Anzahl der Betriebe mit Tierhaltung als auch zu den Beständen der einzelnen Tierarten dargestellt werden.
Herstellung tierischer Produkte und Fleischerzeugung: Mit fortschreitender Urbanisierung und Industrialisierung sowie einem weiteren Bevölkerungswachstum steigt die Nachfrage nach pflanzlichen Nahrungsmitteln sowie nach Nahrungsmitteln aus der Tierhaltung, wie z.B. Milch und Fleisch. Die Vergrößerung der Anbauflächen, die Verbesserung der Bodenbearbeitung sowie die verbesserte Tieraufzucht inklusive einer gehaltvollen Tierfütterung ermöglichten eine erhebliche Steigerung der landwirtschaftlichen Produktion auch auf dem Gebiet der Milch-, Butter- und Fleischerzeugung, so dass dieses veränderte Nachfrageverhalten befriedigt werden konnte. Die Steigerung der tierischen Produktion wurde durch einen Anstieg der Tierbestände sowie durch einen Anstieg der Leistungen pro Tier (z.B. der Menge Milch pro Kuh, aber auch die Anzahl geschlachteter Tiere) erreicht. Lange Zeitreihen zur Milch- und Fleischherstellung können zeigen, wie sich die Produktion auf diesen Gebieten entwickelt hat.
Fischerei: Mit Fischerei bezeichnet man die Wirtschaftszweige, die sich mit dem Fangen oder Züchten von Fischen und anderen Wassertieren zur Nahrungsgewinnung und Weiterverarbeitung beschäftigen. Die Fischerei zählt zum primären Wirtschaftssektor, zu dem auch die Landwirtschaft gehört. Sie teilt sich auf in Binnen- und Seefischerei. Die Seefischerei konzentriert sich auf den Fang von Heringen, von Kabeljau und anderen Fischen der Dorschfamilie. Wirtschaftlich sehr wichtig sind auch der Fang von Makrelen und Thunfischen (vergl. http://de.wikipedia.org/wiki/Fischerei). Das Meer und die Fischerei haben für die Menschen an der Küste schon immer eine bedeutende Rolle gespielt. Bis heute bilden die Fischfänge durch die Fischerei einen wesentlichen Bestandteil der Nahrungsgrundlage nicht nur für die an der Küste lebenden Bevölkerung, sondern mittlerweile auch für die im Landesinneren ansässige Bevölkerung. "Entsprechend der Vielfältigkeit der Fangobjekte, der Fangmethoden, der Fahrzeugtypen und der Abgrenzung der Fanggebiete wird die Seefischerei in vier verschiedene Kategorien unterteilt, und zwar in die Große Hochseefischerei, die Große Heringsfischerei, die Kleine Hochseefischerei und die Küstenfischerei. Die beiden letztgenannten Betriebsformen werden auch häufig unter dem Begriff Kutterfischerei zusammengefaßt" (Universität Stuttgart, Institut für Geographie, Exkursion und Regionales Seminar. Fischfang und Fischwirtschaft S. 3. http://www.geographie.uni-stuttgart.de/exkursionsseiten/Nwd2001/Themen_pdf/Fischfang.pdf ) Daher werden zum Abschluß des Kapitels 'Landwirtschaft' Zeitreihen zu den Fangmengen nach den vier genannten Betriebsformen zusammengestellt. Hierbei wird nur die Anlandung, also der Teil des Fangs wiedergegeben, der an Land gebracht wird und tatsächlich für den Verzehr zur Verfügung steht.
Datentabellen in histat (Thema: Landwirtschaft): • A Betriebsgrößen, wirtschaftliche und landwirtschaftliche Nutzflächen - A01: Landwirtschaftliche Nutzfläche nach Betriebsgrößen, Besitzverhältnisse unberücksichtigt (1871-2010) - A.02: Wirtschaftsfläche nach Hauptnutzungs- und Kulturarten (1871-2010) • B Pflanzliche Produktion - B.01: Anbauflächen wichtiger Fruchtarten (1871-2010) - B.02: Erntemengen wichtiger Fruchtarten (1871-2010) - B.03: Ertrag je Hetkar wichtiger Fruchtarten (1871-2010) - B.04: Obstbäume und Weinernte (1871-2010) - B.05: Duengemittel (1871-2010) • C Tierhaltung und Gewinnung tierischer Erzeugnisse - C.01: Landwirtschaftliche Betriebe nach Tierarten auf ihrem Hof/Gut (1871-2010) - C.02: Tierbestand nach Tierarten (1871-2010) - C.03: Milcherzeugung und -verwendung (1871-2010) - C.04: Schlachtungen und Fleischgewinnung (1871-2010) • D Hochsee- und Küstenfischerei - D.01: Anlandungen der Hochsee- und Küstenfischerei (1871-2010)