Geschichte in der Gegenöffentlichkeit
In: Sozialwissenschaftliche Informationen für Unterricht und Studium: sowi, Band 10, Heft 4, S. 219-224
ISSN: 0340-2304
Die Forderung nach einer Gegenöffentlichkeit entstammt den Protestbewegungen. Nach dem Zerfall der Studentenbewegung gab es für die Alternativbewegung kaum noch Motive, sich mit geschichtlichen Themen zu befassen, da die eigenen ökonomischen Probleme im Vordergrund standen. Die in verschiedenen kleinen Verlagen publizierte Literatur wies verschiedentlich historische Arbeiten auf, u.a. zu Anarchismus, Regionalgeschichte, Subkultur, Frauenfragen. Erstmals von den südbadisch-elsässischen Bürgerinitiativen wurden historische Themen aktualisiert. Im Zusammenhang mit der Kernkraftgegnerschaft in diesem Raum und dem Kampf gegen das Bleiwerk Marckolsheim galten sie der badischen Revolution 1848, regionalen Bauernaufständen des 16. Jahrhunderts und der Geschichte der Region. Die Darstellungsform des Liedes unterstreicht, daß dabei das Motiv der gemeinsamen Aktion im Vordergrund stand. Im Anspruch auf Unmittelbarkeit wird der Grund für das weitgehende Fehlen historischer Themen in Alternativzeitschriften gesehen. "TAZ" und "Pflasterstrand" weisen nur einige qualitativ sehr unterschiedliche Artikel auf. Der öffentlichen Geschichtsdarstellung hat die alternative Gegenöffentlichkeit somit fast nichts entgegenzusetzen. (MI)