Die Rolle von Geschichte im politischen Wandel Mitteleuropas
In: Sprache und politischer Wandel, S. 13-22
Geschichtsbilder werden im vorliegenden Aufsatz als spezifische Traditionsmuster aktualisiert, die an die Stelle des Ost-West-Gegensatzes, welcher traditionelle Konflikte, Vorurteile und Gemeinsamkeiten zwar verdrängt, aber konserviert hatte, treten können. Aktualisiert werden vor allem folgende kritische Vorstellungen über das Zivilisationskonzept "Fortschritt", welchem Konzepte kultureller Pluralität gegenüber gestellt werden: Geographie und Geopolitik, kulturelle Vielfalt, Zivilgesellschaft und Gegenöffentlichkeiten, Kreativität der Grenzen, Erinnerung und Gedächtnis, Ethnisierung, Minderheiten, jüdische Identität in Europa und Geschichte als Verantwortung. Diese Stichworte machen deutlich, dass im politischen Wandel Mitteleuropas nicht das "Mehr" an Geschichte entscheidend ist, sondern die Frage, welche Arten der Geschichtspolitik neu aufgegriffen werden sollten. Die seit 1989 deutlich erkennbare Rekontextualisierung kann nach Ansicht des Autors für Europa langfristige politische Auswirkungen haben, weil sie eine Pluralisierung von Diskursen unterstützt und damit die Formen und die Qualität der Kommunikation zwischen Räumen und den Erinnerungen und Identitäten, die sie enthalten, wieder zur entscheidenden gesellschaftspolitischen Frage macht. (ICI2)