Beschäftigung und Geschlechterverhältnis
In: Fhw-Forschung, S. 11-60
"Die Autorin bemängelt, dass man makroökonomische Überlegungen zum Verhältnis von Beschäftigung, Arbeitslosigkeit und Geschlechterverhältnis in der deutschen Lehrbuchliteratur im Fach Volkswirtschaftslehre vergebens sucht. Das zentrale Ergebnis ihre Beitrages lautet, dass der Wandel des Geschlechterverhältnisses für die Entwicklung gesamtwirtschaftlicher Größen, wie Beschäftigung und Arbeitslosigkeit, eine wesentliche Rolle spielt. Allein durch Änderungen der Erwerbsverhaltens deutscher Frauen ist das Erwerbsangebot in der BRD (früheres Bundesgebiet) zwischen 1970 und 1995 um ca. 2,7 Mio. Personen angestiegen. Damit hat sich aber nicht nur die Zahl der Arbeitssuchenden, sondern - vermittelt über Einkommenssteigerungen und Substitution von Haushaltsproduktion - auch die Zahl der Arbeitsplätze erhöht. Für die BRD-West dürfte dieser durch den Anstieg der Frauenerwerbstätigkeit induzierte Beschäftigungseffekt im Zeitraum 1970-1995 bei etwa einer Millionen Arbeitsplätzen (inkl. Haushaltshilfen) gelegen haben. Angesichts dieser Größenordnungen müssen die einseitige Konzentration der Beschäftigungstheorie und -politik auf die Nachfrageseite des Arbeitsmarktes und die Ausblendung der Geschlechterfrage als schwerwiegende sachliche Mängel eingestuft werden. Sowohl die Erklärung der Ursachen als auch die der Beschäftigungswirkungen zunehmender Frauenerwerbstätigkeit müssen ein zentrales Thema der Beschäftigungstheorie und -politik werden, wenn diese bei der Erklärung und Bekämpfung von Massenerwerbslosigkeit eine (auch für Frauen) rühmlichere Rolle spielen soll als bisher." (IAB2)