Der Beitrag diskutiert klassische psychoanalytische Perversionstheorie, um sich dem Konzept 'weibliche Identität' anzunähern. Diesbezüglich verbindet die Autorin beispielsweise Freuds Thesen zur frühinfantilen Entwicklung (die sich auf das männliche Subjekt beziehen), Melanie Kleins Konzept der "projektiven Identifizierung", einige wahrnehmungstheoretische Ansätze und stellt ihre Theorie der "phallischen Präformation" vor.
Im Rahmen von Überlegungen zu Beziehungsmustern, Identitätskonstruktionen und Krankheitsbildern bei Frauen werden zunächst einige Merkmale gesellschaftlicher Beziehungs- und damit verbundener Habitus- und sozial-kultureller Identitätsformen benannt, in denen sich die geschlechtsspezifische Entwicklung, hier akzentuiert als Entwicklung zum Frau-Sein, vollzieht. Auf dem Hintergrund einer nur angedeuteten Konzeption der in den gelebten sozialen Beziehungsformen oft als sinnbildende Motive realisierten Beziehungsmuster werden dann, nach einer kurzen Einführung zur Kennzeichnung psychischer Störungen als Bewältigungs- und Konfliktlösungsversuche, einige frauentypische Krankheitsbilder besprochen.
Es wird der Frage nachgegangen, welchen Einfluss die Erscheinungsweisen der Netzkommunikation auf Prozesse der Identitätsbildung und der Konstruktion von Geschlecht haben können. Inwieweit führen derartige Praxen dazu, das Theorieverständnis in diesen Bereichen zu verändern und die Vorstellungen eines - auch in postmodernen Theorien immer noch wesentlich autonomen und männlichen - Subjekts durch die Figur eines netzwerkartig konstruierten Selbst in Beziehung zu setzen? Welchen Beitrag dazu theoretische Konstrukte wie die Idee der "Cyborg" von Haraway liefern können, wird ebenso untersucht wie die Frage, welche Veränderungen das Spiel mit der Identität im Netz für eine Veränderung mit sich bringt.
Üblicherweise wird Triangulation verwendet, um verschiedene Epistemologien zu integrieren. Diese Vorgehensweise ist jedoch kritisiert worden, weil es ihr nicht gelingt, die divergenten Realitäten zu berücksichtigen, die den entgegengesetzten Methodologien zugrunde liegen. In diesem Beitrag wird eine postmoderne methodologische Vorgehensweise für die Untersuchung von Netzgemeinschaften vorgeschlagen, die positivistische und interpretative Epistemologien zu kombinieren vermag. Es wurden drei Studien durchgeführt, um zu untersuchen, in welchem Ausmaß die Mitglieder der Chatroom-Gemeinschaft das Online-Medium zum Zweck der Identitätsexploration nutzen: eine quantitative Befragung von mehr als 400 NutzerInnen von Chatrooms, eine Themenanalyse von fünf Tiefeninterviews mit fünf erfahrenen Chatroom-NutzerInnen sowie eine ethnographische Studie. Die Ergebnisse der Befragung zeigen in erster Linie die Bedeutung von Geschlecht für das Ausmaß der Identitätsexploration. Die übrigen Untersuchungen verweisen darüber hinaus auf die Bedeutung weiterer Variablen, wie beispielsweise die Konstruktivität der Umgebung und deren struktureller Kontext. Die sehr heterogenen Charakteristika der NutzerInnen und die Vielfalt der Online-Interaktionen zeigen, dass Vorhersagen der Verhaltensweisen der Nutzer/innen nur in sehr begrenztem Ausmaß möglich sind. Bei der Diskussion werden die Vorteile fokussiert, wie sie die Kombination unterschiedlicher methodischer Ansätze im Bereich der Cyber-Forschung bietet, während die Verwendung nur einer Vorgehensweise in der Gefahr des Reduktionismus steht.