Judith Butlers Konzeption einer melancholischen Geschlechtsidentität, die sie auf der Basis ihrer diskursanalytischen Dekonstruktion von Körper und Geschlecht entfaltet, wird kritisch erörtert. Die Neukonzeption der Materialität des biologischen Geschlechts und die Performativität der Geschlechtsidentität sind grundlegende Bausteine zum Verständnis des Theorierahmens von Butler. Die Verquickung von geschlechtlicher Identität und Handlungsfähigkeit sowie die stets mit Unterwerfung verbundene Subjektwerdung werden auf dem theoretischen Hintergrund von Michel Foucault und Sigmund Freud von Butler neu interpretiert. Der unbetrauerte Abschied von einem gleichgeschlechtlichen Liebesobjekt gebiert melancholische Geschlechtsidentitäten. Die Nicht-Anerkennung gleichgeschlechtlicher Liebe wird somit zum Ausgangspunkt psychischer Defizite. Es wird analysiert, welche Konsequenzen dies für das Verständnis von Homo- und Heterosexualität hat und ob es Butler gelingt, Foucaults Erkenntnisse über die Mechanismen der Macht sinnvoll mit Freuds Theorie der psychischen Funktionen zu verknüpfen.
In diesem Beitrag wird erörtert, ob die Geschlechtsidentität einer Person einen individuellen Entwurf oder eine soziale Prägung darstellt. Hierzu wirft die Autorin zunächst einen Blick in die Geschichte des soziokulturellen Konstruktes der Geschlechtsidentität. Anschließend wird der Prozess der Verinnerlichung der Geschlechterdifferenz untersucht. Hier wird zwischen vier Transformationsschritten unterschieden: der Verkörperlichung von Geschlecht (1), der Erfindung der Geschlechtscharaktere (2), der Normierung der Triebe (3) und der Geschlechtsidentität als psychische Erfahrung (4). Abschließend kommt die Verfasserin zu dem Ergebnis, daß die freie Gestaltung weiblicher Identität immer in einem relativ begrenzten Rahmen erfolgt, der durch die gesellschaftliche Positionierung der Person bestimmt ist und durch Geschlechterbilder geprägt wird. Zudem erfolge sie immer auch unter dem Risiko der Pathologisierung. (ICE)
Die aktuelle und von den Medien aufgeputschte Debatte über die Rechte von trans Menschen wird polemisch geführt und geht an den eigentlichen Fragen vorbei: Wie können wir Menschen mit diversen Geschlechtern und Geschlechtsidentitäten ein selbstbestimmtes Leben ermöglichen? Wie können wir junge Menschen sorgfältig auf dem Weg begleiten, ihre eigene Identität zu finden und zu leben? Was ist überhaupt das Geschlecht und wie wird es definiert? Und was ist Nicht-Binarität - gibt es das nur in einer binären Welt? Können Menschen und wenn ja ab welchem Alter selbst über ihr Geschlecht entscheiden? Das Buch greift diese Fragen auf und sucht zusammen mit jungen und diversen Menschen nach Antworten. Es ist ein Buch, das der jungen Generation eine Stimme geben und der älteren Generation helfen soll, diese anzuhören - ein Beispiel für den notwendigen Dialog, der Veränderungen möglich macht
Cover -- Titel -- Impressum -- Widmung -- Inhalt -- Vorwort -- 1. Nicht-Binarität in der jungen Generation: Gesellschaftliche Bewegung, Medienhype, Spleen? -- 2. Die total gegenderte Welt -- 3. Gibt es mehr als zwei Geschlechter? -- 4. Was ist Nicht-Binarität? Wie fühlt sich eine nicht-binäre Geschlechtsidentität an? -- 5. Was ist Geschlechtsidentität und wie entwickelt sie sich? -- 6. Über die (Gender-)Sprache und was sie über uns aussagt -- 7. Was hat trans mit Sexualität zu tun? -- 8. Trans und Familie -- 9. Was brauchen trans Kinder, Jugendliche und ihre Familien? -- 10. Wie wurde und wird trans in verschiedenen Epochen und Kulturen gelebt? -- 11. Medizin und trans: Von der Repression zur Selbstbestimmung der Betroffenen -- 12. Wie geht es trans Menschen heute? -- 13. Warum steigt die Zahl junger trans Menschen an? -- 14. Transition - Detransition -- 15. Wer hat Angst vorm weichen Mann (und vor der harten Frau)? Oder: Wer macht sich Sorgen über was? -- 16. Wie reagiert die trans Community? -- 17. Ausblick: Wie geht es weiter? -- Dank -- Glossar: Das kleine Gender-Wörterbuch -- Anmerkungen -- Bildnachweis.
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Sprache und Kommunikation gehören zu den wichtigsten Faktoren, die die Identität der einzelnen Individuen und einer Gesellschaft insgesamt konstituieren. Besonders die Entwicklung und Aufrechterhaltung der Geschlechtsidentität werden von ihnen bestimmt. Das bedeutet, daß die Geschlechtsrollenbestimmung nicht einheitlich und universal gültig sein kann, sondern Ausdruck und Manifestation der kulturellen Differenzen ist. In allen Kulturen und Gesellschaften werden Frauen und Männern unterschiedliche Verhaltensweisen zugeordnet. Die Autorin beschäftigt sich mit der japanischen Sprache und Kommunikation und gibt Aufschlüsse, warum die weibliche und die männliche Geschlechtsidentität nur als variable Konstrukte zu verstehen sind. (prb)
Wie entsteht Geschlechtsidentität? Wie wird sie erlebt? Autoren verschiedenster Fachrichtungen stellen in diesem Band vielfältige Aspekte vor, darunter auch bislang wenig beachtete wie Transsexualität, Bisexualität und Intersexualität
Der Artikel [.] thematisiert das Problem der Erinnerung als kollektiver Praxis. Dabei geht es der Autorin um den Nachweis, dass bislang das Geschlecht eine vernachlässigte Analysekategorie in diesen Diskursen darstellt. Die Autorin rekonstruiert die Erinnerungsdiskurse der Frauenforschung und fragt auch nach Geschlechtsidentitäten in solchen Diskursen. Die Frauenforschung habe lange eine einseitige Erinnerungspolitik betrieben, weil sie auf der Spur der Entlastung von Frauen als Opfer verhaftet geblieben sei. Als spezifische Problematik der dritten Generation bezeichnet die Autorin die Verantwortung für das "Wie" des Erinnerns an die nationalsozialistische Vernichtungspolitik und den Umgang mit Schuld und Verantwortung. In Anlehnung an neuere empirische Studien beschäftigt sich der Beitrag auch mit der Frage, wie innerhalb von Familien insbesondere die nationalsozialistische Vergangenheit thematisiert wird und welche Rolle Geschlechtsidentitäten und -stereotype dabei einnehmen. (DIPF/Orig.)
Die Autorin diskutiert aus der Perspektive der Lesben- und Schwulenbewegung positive und zu revidierende Ansätze der queer-Theorie und Politik. Das radikale politische Eintreten für die Pluralität der sexuellen Selbstbestimmung und die queer-Theoretisierung der Sexualität haben deutlich gemacht, dass monolithische und dichotome Begriffe von Sexualität als eindeutig homo- oder heterosexuell heute sozialwissenschaftlich nicht mehr zu halten sind. Die queer-Theorie zeigt vor allem, dass "sexuelles Begehren" weder auf Körperlichkeit, Geschlechtsidentität noch auf andere soziale Konstruktionen bzw. Kategorien zu reduzieren ist. Die Autorin gibt abschließend zu bedenken, dass die Einsicht, Geschlechtsidentität als etwas Erworbenes und Produziertes zu erkennen, zwar wichtig, aber wenig nützlich ist, wenn diese Einsicht nicht mit der Analyse von Zwängen und Einschränkungen gekoppelt wird, innerhalb derer gender performativ realisiert wird. (ICA)
In: Differenz und Integration: die Zukunft moderner Gesellschaften ; Verhandlungen des 28. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie im Oktober 1996 in Dresden ; Band 2: Sektionen, Arbeitsgruppen, Foren, Fedor-Stepun-Tagung, S. 101-105
"Ausgeführt wird, welches die heutigen gesellschaftlichen Voraussetzungen sind, die bei der Übernahme der Elternrolle von den handelnden Männern und Frauen verarbeitet werden müssen. Zurückgewiesen wird die These von der 'Modernisierung des Patriarchats'; deutlich wird, daß diese These strukturelle Herrschaftsverhältnisse fälschlich dem Mann zuordnet, diese dadurch individualisiert und der Kritik entzieht. Die Analyse orientiert sich an zwei Hypothesen: 1. Die Übernahme der Elternrolle erscheint in einem neuen Licht, wenn wir uns diesem Vorgang mit einer kritischen Theorie der geschlechtsspezifischen Sozialisation nähern, wie sie der Autor in 'Das sozialisierte Geschlecht. Zur Theorie der Geschlechtersozialisation' (Leske & Budrich 1996) dargelegt hat. Die Elternrolle wird also als Geschlechtsrolle beziehungsweise als Geschlechtsidentität interpretiert. 2. Dem geschlechtsspezifischen sozialisationstheoretischen Zugang ist eine Lebenslauf- und entwicklungstheoretische Argumentation immanent, die kontrastreich expliziert werden kann, indem hypothetisch beschrieben und erklärt wird, wie sich die Geschlechtsidentität definiert, wenn aus Jugendlichen Mütter und Väter werden. Angesichts der Tatsache, daß durchaus umstritten ist, welcher Wirklichkeitsaspekt mit der Kategorie der geschlechtsspezifischen Sozialisation begrifflich vergleichbar gemacht wird, wird in einem ersten Schritt die Kategorie der Geschlechtersozialisation definiert, so daß deutlich wird, was gemeint ist, wenn im folgenden von geschlechtsspezifischer Perspektive auf den Übergang von der Jugend- in die Elternphase gesprochen wird. In einem zweiten Schritt wird gezeigt, welche Vorstellungen zur künftigen Elternrolle, die als Geschlechtsidentität interpretiert wird, heutige Jugendliche äußern. Deren Vorstellungen werden reflektiert und mit den gesellschaftlichen Voraussetzungen in Verbindung gebracht. Die These wird ausgeführt, daß von einer feministischen Generation als hegemonialem Jugendtypus ausgegangen werden muß, der von der Arbeitsmarktstruktur bei der Übenahme der Elternrolle reprimiert wird." (Autorenreferat)
Ausgehend von der Frage nach den theoretischen Berührungspunkten von Sozialisationstheorie und Psychoanalyse (Analyse von Prägungsprozessen) wird die Erforschung der Geschlechtsidentität ins Zentrum gerückt und als interdisziplinäres Forschungsprojekt von Psychoanalyse und Sozialisationsforschung formuliert. Vor dem Hintergrund der kritischen theoretischen Auseinandersetzung mit den Entwicklungsmodellen des kindlichen Reifeprozesses von Olivier und Chodorow wird der psychoanalytische Ansatz als sinnvolle Ergänzung zur Sozialisationstheorie herausgearbeitet. Die psychoanalytische Erforschung von 'Übergängen' wie Kindergarteneintritt und Schulbeginn und die Wahl dyadischer Freundschaften wird als Schnittpunkt des Erkenntnisinteresses beider Forschungsansätze gesehen. Somit könnte die Analyse der soziokulturellen Bedingungen von Mädchen und Jungen im Hinblick auf die Ausprägung ihrer Geschlechtsidentität ergänzt werden durch die Analyse der individuellen Verarbeitungsformen des individuell-psychosozialen Erlebens. In diesem Zusammenhang weist die Autorin auf die Arbeit von Ulrike Schmauch hin. Die Studie basiert auf der Auswertung von Sekundärliteratur. (ICB)
Welche Bedeutung haben Geschlecht und Gender im Handlungsfeld Schule? Anhand des Unterrichtsfaches Geschichte wird empirisch untersucht, welche Vorstellungen von Gender, Geschlechtsidentität, Geschlechterkonstruktionen und deren Bedeutungen für den Unterricht Lehrkräfte äußern und wie sich diese Vorstellungen, Überzeugungen und subjektiven Theorien im unterrichtlichen Handeln manifestieren. Die Befunde werden in Bezug zu Theorien professionellen Handelns und Wissens von Lehrkräften diskutiert.
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1 Gesellschaftlicher Wandel und Entwicklung von Geschlechtsidentität -- 2 Subjektbezogene Theorien zur Geschlechtersozialisation: Psychoanalytische Ansätze -- 3 Aufwachsen in der Familie -- 4 Mädchen und Jungen im Kindergarten - Beschreibung eines Beziehungsfeldes -- 5 Gemeinsam leben und lernen in der Grundschule -- 6 Körpersozialisation und Modernisierung: Freundschaft und Kooperation zwischen Jungen und Mädchen -- 7 Identitätszwang oder Identitätsspielräume durch Bewegung, Spiel und Sport? -- 8 Medienrezeption und -aneignung im Kontext der Geschlechtersozialisation -- 9 "Hast du Soehne, so halte sie in Zucht. Hast du Toechter, so behuete sie" (Sir 7, 23 f.) - Ein Streifzug durch die Ratgeberlandschaft -- 10 Spielend die Geschlechtsidentität konstruieren -- 11 Veränderte familiäre Erziehungsnormen oder: Verschwindet die Geschlechterdifferenz? -- 12 Aufwachsen in kultureller Vielfalt -- 13 Jungen- und Mädchenkindheiten in den Niederlanden — Gender und Sozialisation in Theorie und Empirie -- 14 Angaben zu den Autorinnen und Autoren.
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Das neue Buch von Louie Läuger zeigt, wie viele verschiedene Möglichkeiten es gibt, sowohl auf wissenschaftlicher als auch auf persönlicher Ebene auf die Frage zu antworten: "Was ist Geschlecht?" Läuger hinterfragt sowohl die Relevanz vermeintlicher biologischer 'Geschlechtsmerkmale' als auch gesellschaftlich etablierte Geschlechternormen, klärt über den Unterschied zwischen einem biologistischen und einem sozialen Verständnis von Geschlecht auf und widmet sich grundlegenden Begrifflichkeiten wie Intersektionalität, Intergeschlechtlichkeit, Geschlechtsidentität und Geschlechtsausdruck. (Verlagstext)