"Arbeitslosigkeit geht nach dem aktuellen Forschungsstand mit Beeinträchtigungen der Gesundheit einher. Über das Gesundheitsverhalten von Arbeitslosen bestehen Informationsdefizite. Datengrundlage sind die Befragungsdaten des Panels Arbeitsmarkt und soziale Sicherung (PASS) der Welle 6 (2012). Auf Basis des SF12v2 bewerten arbeitslose Männer und Frauen sowohl ihre körperliche als auch psychische Gesundheit im Durchschnitt negativer als Beschäftigte. Es berichten deutlich mehr Arbeitslose als Beschäftige einen Krankenhausaufenthalt im letzten Jahr. Ca. zwei Drittel der arbeitslosen Männer und die Hälfte der arbeitslosen Frauen rauchen. Der Raucheranteil bei Arbeitslosen ist doppelt so hoch wie bei Beschäftigten. Dagegen bekunden Arbeitslose häufiger als Beschäftigte, dass sie nie Alkohol konsumieren. In Relation zu Beschäftigten gibt es einen größeren Anteil an Arbeitslosen, die nie aktiv Sport, Fitness oder Gymnastik treiben. Die Auswertungen zeigen erhebliche Disparitäten zwischen Arbeitslosen und Beschäftigten bei Gesundheit, stationärer Behandlung sowie im Gesundheitsverhalten auf." (Autorenreferat, IAB-Doku)
Angesichts einer immer wieder aufgestellten Forderung nach komplexen Theorien des Gesundheitsverhaltens wird zunächst auf eine Klassifikation von 16 Theoriengruppen zum gesundheitsbezogenen Entscheidungsverhalten durch W. McGuire verwiesen. Für bevölkerungsbezogene Interventionen hat sich darüber hinaus die von A. Tversky und D. Kahneman entwickelte "prospect theory" als recht vielversprechend erwiesen. Es wird versucht, die Klassifikation einschlägiger Theoriengruppen zum Gesundheitsverhalten mit Hilfe der "prospect theory" zu erklären. Daraus ergibt sich eine kognitive Rahmentheorie zum Gesundheitsverhalten, die einerseits die Grundlagentheorien integriert und andererseits die Anwendungsbedingungen der Grundlagentheorien modifiziert.
Welche psychologischen Prozesse sind für eine gesunde Lebensweise oder für riskante Gewohnheiten verantwortlich? Im Blickpunkt der Neubearbeitung des Bandes steht förderndes sowie riskantes Gesundheitsverhalten. Der Band liefert eine aktuelle Einführung in psychologische Theorien und Modelle des Gesundheitsverhaltens. Der Zusammenhang zwischen Verhalten und Krankheitsrisiko wird ausführlich in Bezug auf Krebserkrankungen und koronaren Herzkrankheiten erläutert. Ebenso werden die Auswirkungen von Stress und körperlicher Aktivität auf die Gesundheit erörtert. Weiterhin informiert der Band über die Themen Safer Sex, Sonnenschutzverhalten, Ernährung und Gewichtskontrolle, Rauchen und Raucherentwöhnung sowie Maßnahmen zur Gesundheitsförderung
'Schichtspezifische Unterschiede gesundheitsbezogener Einstellungen und Verhaltensweisen werden häufig als Ergebnis sozialisatorischer und soziokultureller Einflüsse interpretiert. In der vorliegenden Untersuchung wird die Hypothese überprüft, daß sich derartige Unterschiede zum Teil durch gesundheitsrelevante Merkmale schichtspezifischer Lebenslagen erklären lassen. Auf der Grundlage einer 1990 in Bielefeld durchgeführten postalischen Befragung werden Zusammenhänge zwischen Indikatoren sozialer Schichtzugehörigkeit, der Wahrnehmung unweltbedingter Risikofaktoren, gesundheitsbezogenen Kontrollüberzeugungen und primärpräventiven Verhaltensweisen untersucht. Die Analyseergebnisse lassen erkennen, daß die Belastungen durch umweltbedingte Risikofaktoren in deutlichem Zusammenhang mit den Wohnbedingungen und dem Berufsstatus stehen. Die Ergebnisse verschiedener Pfadanalysen zeigen, daß Befragte ihre Möglichkeiten zur Kontrolle gesundheitlicher Risiken desto geringer einschätzen, je stärker sie sich umweltbedingten Risikofaktoren im Berufsleben und im Wohnbereich ausgesetzt sehen. Gleichzeitig wirkt sich die Wahrnehmung umweltbedingter Risikofaktoren negativ auf die Bereitschaft zur Ausübung sportlicher Aktivitäten aus. Die Bereitschaft zu einer gesundheitsbewußten Ernährung wird dagegen deutlich von den gesundheitsbezogenen Kontrollüberzeugungen beeinflußt. Befragte mit einer eher internen gesundheitsbezogenen Kontrollüberzeugung ernähren sich gesünder als Befragte mit einer eher externen Kontrollüberzeugung.' (Autorenreferat)
Zusammenfassung. Das maligne Melanom ist die häufigste Krebserkrankung im mittleren Erwachsenenalter. Es zeichnet sich durch besonders hohe Heilungschancen in frühen Krankheitsstadien und Therapieresistenz metastasierter Melanome aus. Zudem ist das Melanom einer der wenigen soliden Tumore, die sich – beobachtbar für den Fachmann aber auch für den medizinischen Laien – an der Hautoberfläche entwickeln. Die Überlebenswahrscheinlichkeit wird primär durch das Melanomstadium zum Zeitpunkt der Diagnose bestimmt. Die frühzeitige Behandlung von Krankheitsprogression ist von entscheidender Bedeutung für die Dauer und Qualität der verbleibenden Lebenszeit. Dementsprechend fokussieren Interventionen zur Senkung melanombedingter Morbidität und Mortalität auf die frühestmögliche Entdeckung der Melanome und der Krankheitsprogression. Regelmäßige Hautselbstuntersuchungen als sekundäre und tertiäre Präventionsmaßnahme stellen ein hocheffektives Komplement zu ärztlicher Vor- und Nachsorge dar, da die Mehrzahl der Melanome sowie die Krankheitsprogression von Patienten, deren Familie und Freunden selbst entdeckt werden. Eine wichtige Fragestellung stellt daher das auf die Melanomerkrankung bezogene Selbstuntersuchungsverhalten und Möglichkeiten seiner Optimierung dar. Psychoonkologische Forschung hat bisher darauf fokussiert, Handlungsergebniserwartung und Selbstwirksamkeitserwartung durch dermatologische Patientenschulung zu erhöhen. Die vorliegende Studie untersucht psychosoziales Belastungserleben und Krankheitsbewältigung in ihrer Bedeutung für das Selbstuntersuchungsverhalten in einer Stichprobe von 164 Patienten in der Melanomnachsorge. Mehr als 70% der Patienten gaben an, nicht von ihrem Arzt zur Selbstuntersuchung angeleitet worden zu sein. Angeleitete Patienten maßen der Selbstuntersuchung höhere Bedeutung bei und praktizierten diese häufiger, obwohl sie sich dadurch unangenehm an die Krebserkrankung erinnert fühlten. Nichtinstruierte Patienten zeigen ein weniger funktionales Verhaltensmuster: Die Selbstuntersuchungshäufigkeit wurde u.a. durch erlebte Selbstunsicherheit, mangelnde ärztliche Unterstützung und berufliche/finanzielle Probleme bestimmt, während das objektive Rückfallrisiko keine Rolle spielte. Auf Basis dieser sowie weiterer psychoonkologischer Befunde und gesundheitspsychologischer Paradigmen wird ein integratives Modell für die dringend notwendige Forschung und evidenzbasierte Praxis der individuellen Gesundheitsfürsorge bei Personen mit erhöhtem Melanomrisiko vorgeschlagen.
Zusammenfassung. Klassische Gesundheitsverhaltensmodelle berücksichtigen vor allem die drei zentralen psychologischen Einflussvariablen Risikowahrnehmung, wahrgenommener Nutzen und Selbstwirksamkeit. Bisher gibt es jedoch kaum Untersuchungen zum Einfluss von individuellen Vorstellungen und Einstellungen zum Alter(n). Die vorliegende Studie untersucht daher den Zusammenhang zwischen Alterseinstellungen und dem Gesundheitsverhalten. 2002 Personen zwischen 50 und 70 Jahren wurden in computer-assistierten Telefoninterviews befragt. Altersbilder wurden mittels Faktoren- und Clusteranalyse identifiziert; Einflüsse auf das Gesundheitsverhalten wurden mit einer multiplen Regressionsanalyse ermittelt. Es fanden sich drei unterschiedliche Altersbilder: die "fitten Leistungshungrigen" (n = 808), die "Klassischen" (n = 618) und die "unbekümmert Engagierten" (n = 576). Personen mit einer positiven stereotypen Wahrnehmung vom Alter wiesen ein signifikant besseres Gesundheitsverhalten auf als Personen, die sich mit dem "klassischen" Altersbild identifizierten. Die Vorstellung, selbst etwas für seine Gesundheit tun zu können, hatte neben sozioökonomischen Faktoren den größten Einfluss auf das Gesundheitsverhalten. Die Ergebnisse sprechen für die Notwendigkeit von "Gesundheitsbildung". Dabei müssen besonders Personen, die sich mit dem "klassischen", eher negativ getönten Altersbild identifizieren, gezielt von Präventionsprogrammen angesprochen werden.
"Warum leben Menschen mit höherem sozioökonomischen Status im Durchschnitt länger als jene mit geringerem sozioökonomischen Status und warum sind diese im Allgemeinen gesünder? Unterschiede in Bezug auf Gesundheit und Mortalität können dabei auf Ungleichheiten im Gesundheitsverhalten und auf unterschiedliche Umwelteinflüsse zurückgeführt werden. Die vorliegende Studie zeigt derartige sozioökonomische Ungleichheiten im Gesundheitsverhalten der österreichischen Bevölkerung auf. Die sozioökonomischen Faktoren Bildungsabschluss, Gemeindetyp, Staatsbürgerschaft und Familienstand beeinflussen stark den Lebensstil, den Body Mass Index, das Auftreten von Stress sowie die Bereitschaft zur Gesundheitsvorsorge. Insbesondere das Bildungsniveau, welches hier den sozioökonomischen Status beschreibt, spielt im Gesundheitsverhalten eine wesentliche Rolle." (Autorenreferat)
Das Gesundheitswesen in Deutschland steht nach der Gesundheitsreform vor neuen Herausforderungen. Katja Ahlstich untersucht die gesundheitspolitischen Einstellungen und das Gesundheitsverhalten der deutschen Bevölkerung in den achtziger und neunziger Jahren. Die Autorin beschreibt die von der Bevölkerung zugeschriebene Verantwortung des Staates im Gesundheitsbereich, die wahrgenommene Leistungsfähigkeit von medizinischen Einrichtungen sowie die Qualität der Gesundheitsversorgung. Das Vertrauen der Bevölkerung in das Gesundheitswesen sowie die individuelle Zahlungsbereitschaft für eine bessere gesundheitliche Versorgung werden analysiert. Es wird gezeigt, welche Ausprägungen die gesundheitspolitischen Orientierungen aufweisen und welchen Stellenwert sie in der politischen Agenda einnehmen. Darüber hinaus wird der Einfluss des Wertewandels und weiterer Bestimmungsfaktoren auf die gesundheitspolitischen Präferenzen und das Gesundheitsverhalten herausgearbeitet
Verfügbarkeit an Ihrem Standort wird überprüft
Dieses Buch ist auch in Ihrer Bibliothek verfügbar:
Ein zentrales Element des Gesundheitsverhaltens ist das Konsultationsverhalten. Ob ein Kranker einen Arzt aufsucht oder nicht hängt nur zu einem kleinen Teil von den körperlichen Beschwerden ab. Am Beispiel von Personen mit funktionellen Magen-Darm-Erkrankungen wird untersucht, welche Faktoren zu der Entscheidung beitragen, einen niedergelassenen Arzt aufzusuchen (repräsentative Stichprobe von rund 2200 Personen). Entscheidend sind nicht etwa die Stärke der Beschwerden, sondern - neben der Dauer der Beschwerdephasen - vor allem psychologische Faktoren, die der Autor vorstellt
Zugriffsoptionen:
Die folgenden Links führen aus den jeweiligen lokalen Bibliotheken zum Volltext:
Ergänzend zu den klinischen Untersuchungen, auf die die Zahnmediziner ihre Forschungsschwerpunkte stützen, setzte sich diese qualitative Studie zum Ziel, einen Beitrag über sozialmedizinische Fragen zu Zahnpflegegewohnheiten zu leisten. Da die Eltern die primäre Sozialisationsinstanz sind und die Zahnpflegegewohnheiten bereits mit sechs Jahren gefestigt sind, stellte die Zielgruppe dieser Untersuchung der erziehende Elternteil (47 Probanden) dar. An Erkenntnisse anknüpfend, dass Gesundheitsverhalten und entsprechende Einstellungen, Erfahrungen und Verhaltensweisen weitgehend schichtspezifisch und familiendynamisch bedingt sind, wurde die Erhebung mit dem in Verwandtschaft stehendem Großelternteil (38 Probanden) in drei Einzugsgebieten (A, B und C) eruiert. In einer kreisfreien Stadt Hessens wurden die Daten für die Unterschicht (A), für die Mittelschicht (B) und auf sehr ländlichem Gebiet die der gemischten Schicht (C) erhoben. In jedem Einzugsgebiet erwies sich ein Kindergarten als Säule für die Kontaktherstellung zu der Elterngeneration und über das Experten-Interview mit den Leitern der Einrichtungen auch als Quelle für den Rahmen der sekundären Sozialisation dieser Kinder. Bei Bedarf wurde die Studie auf drei Populationen (insgesamt 166 Probanden) quantifiziert. Die Daten der Eltern- und Großelterngeneration wurden mit einem sich ergänzenden Fragebogen und Leitfadeninterview erhoben ...
Zugriffsoptionen:
Die folgenden Links führen aus den jeweiligen lokalen Bibliotheken zum Volltext:
Anhand exemplarischer Beispiele wird die Rezeption der bourdieuschen Theorie in den Gesundheitswissenschaften im Bereich gesundheitsrelevanter Verhaltensweisen dargestellt. Vor diesem Hintergrund wird die These vertreten, dass diese Art der Rezeption die Bezüge der jeweiligen Begriffe nicht mit transportieren kann und damit den ursprünglichen Gehalt der entliehenen Begriffe verliert. Begründet wird die These in einem ersten Schritt mit der allgemeinen Feststellung, dass Begriffe ihre Bedeutung nur in einem Begriffssystem erlangen. Wird das Begriffssystem, aus dem ein bestimmter Begriff seine Bedeutung erlangt, ausgetauscht, hat sich zwangsläufig die Bedeutung des Begriffs verändert. Im zweiten Schritt wird die Begründung spezifiziert auf die Inkompatibilität des bourdieuschen Begriffssystems mit den Begriffssystemen strukturalistischer Positionen und des Methodologischen Individualismus. Der letzte Schritt führt die Argumentation weiter in die Tiefe auf die Ebene zweier zentraler Begriffe, deren Kompatibilitätsschwierigkeiten gezeigt werden. Damit wird gezeigt, dass eine selektive Verwendung der Begrifflichkeit Bourdieus in den Theorien der gesundheitsrelevanten Verhaltensweisen nicht trägt, d. h. die Begriffe transportieren nicht mehr die mit ihnen ursprünglich ermöglichten Erkenntnisse. Die bisherige Rezeption Bourdieus in den Gesundheitswissenschaften scheint damit in einer Sackgasse. Über die Tauglichkeit der Begriffe Bourdieus zur Klärung gesundheitsrelevanter Verhaltensweisen kann diese Art der Rezeption nichts aussagen, da sie die jeweilige Begriffsbedeutung unter der Hand geändert hat. Auch die durch die Begriffe in ihrem ursprünglichen Kontext gewonnenen Erkenntnisse lassen sich so nicht in neue Zusammenhänge transportieren. Die Erprobung der gesamten Theorie Bourdieus im Bereich Gesundheitsverhalten steht noch aus, zu erwarten sind dort aber hauptsächlich Erkenntnisse über die Einbettung von gesundheitsrelevanten Verhalten, weniger über das Verhalten selbst. (ICF2)