Dieses Kapitel diskutiert anhand des Beispiels politischen Protests die Ursachen und Folgen staatlicher Gewalt und Gewalt gegen den Staat. Zunächst zeigen wir mithilfe quantitativer Protestereignisdaten, dass Gewalt auf beiden Seiten eher die Ausnahme als die Regel ist. Demonstrationen sind überwiegend ein friedlicher Ausdruck politischen Engagements. Dennoch kommt es regelmäßig zu gewaltsamen Ausschreitungen. Basierend auf Erkenntnissen der international vergleichenden Protestforschung diskutieren wir mögliche Erklärungsfaktoren von Gewalt, darunter Opportunitätsstrukturen, strategische und normative Überlegungen sowie Eskalationsdynamiken. Anschließend zeigen wir mögliche Konsequenzen von Gewalt auf. Beispielsweise kann Gewalt zu weniger Akzeptanz sowohl einer sozialen Bewegung als auch staatlicher Institutionen führen. Sie kann einen direkten Effekt auf Protestdynamiken haben und einen indirekten Einfluss auf Wahlergebnisse nehmen. Den Medien kommt eine Schlüsselrolle bei der Rahmung und Beschreibung von Gewalt zu. Ein besseres Verständnis dieser Dynamiken kann helfen, Konflikte auf und abseits der Straße konstruktiver zu lösen.
Die Beiträge des Bandes entwickeln Ansätze zu einer nicht-reduktionistischen Gewaltanalyse. Sie fokussieren Gewalt entsprechend als ein perspektivisches Phänomen, als erlittene, verübte oder aus der Perspektive Dritter erfahrene (etwa bezeugte) Gewalt, ohne zu unterstellen, dass sich von "der" Gewalt sprechen ließe. Am Leitfaden der gelebten Verflechtung von inkarniertem Sinn und objektiven Ordnungen analysieren sie die vielen Gesichter der Gewalt in ihrer jeweiligen Verletzungsmacht und ihren Wechselwirkungen. ; The contributions to this volume develop basic patterns for a non-reductive analysis of violence. They focus violence as perspective phenomenon, i.e., as suffered, enacted, or otherwise experienced, and thus undermine essentialist definitions of this very phenomenon. In applying the phenomenological insight into the lived intertwining of embodied meaning and objective orders, this book traces the many faces of violence in both their specific traits as well as their relational constitution. ; Le but de ce collectif est d'analyser la violence d'un point de vue phénoménologique. En prenant pour fil directeur l'entrelacs du sens incarné et des ordres symboliques, on analyse les différentes faces de la violence et sa constitution relationnelle.
Wir leben in keiner gewaltfreien Gesellschaft. Gewalt im sozialen und institutionell- öffentlichen Raum ist vielmehr häufig genug an der Tagesordnung in Form von Kindesmisshandlungen, im Geschlechterverhältnis, gegenüber Homosexuellen, Ausländern, Andersgläubigen, alten und behinderten Menschen, in der Schule, als (organisierte) Kriminalität sowie als politisch motivierte Gewalt bis hin zum Terrorismus. Anhand dieser Aufzählung scheint sich die bekannte These von Heinrich Popitz zu bewahrheiten, wonach Gewalt als spezielles, anthropologisch verankertes Machthandeln jede Form der Vergesellschaftung wenigstens latent begleitet. Als unverrückbarer Bestandteil menschlicher Instinkte bedürfe die Gewalt für ihr Auftreten nicht einmal eines besonderen Anlasses. Das historisch seit langem zu beobachtende Bemühen, die Menschen und Bürger eines politischen Systems vor gewalttätigen Übergriffen zu schützen, ist damit offenbar von vornherein zum Scheitern verurteilt. Mag die Idee der sozialen Ordnung, wie sie Denker von Thomas Hobbes bis Sigmund Freud beschrieben, auch nachvollziehbar aus der geteilten Erfahrung der Gewalt und dem gemeinschaftlichen Ziel ihrer Vermeidung geboren sein: Was sie augenscheinlich nur bewerkstelligt, ist die Schaffung einer hindernden,Gegengewalt', die die Gefahr der ,Entgrenzung' – der Gewaltphänomene, die sie zeitweilig eindämmt, aber auch diejenige ihrer selbst – stets mit sich bringt.
Gegenstand des Projektes war eine Befragung der Gremien zur kommunalen Kriminalitätsverhütung des Landes Brandenburg. Die Erhebung zielte auf eine erste Bestandsaufnahme der regional und kommunal sehr unterschiedlichen Anlässe, Formen und Kontexte von Fremdenfeindlichkeit und Gewalt, der Aktivitäten der kommunalen Präventionsgremien und deren Einschätzung und Bewertung der Effizienz möglicher Gegenmaßnahmen und -strategien. Ergänzt wurde die Bestandsaufnahme der kommunalen Präventionsgremien durch eine Befragung zivilgesellschaftlicher Initiativen. Inhalt: 1. Zur Prävention von Kriminalität, Gewalt und Fremdenfeindlichkeit: Ziele und Design der Untersuchung (Dieter Holtmann, Elisabeth Holtmann) 2. Phänomene, Analysedimensionen, Problem- und Thematisierungswellen (Dieter Holtmann, Elisabeth Holtmann) 3. Erklärungsansätze und Prävention 3.1 Erklärungsfaktoren fremdenfeindlicher Gewalt: Versuch einer Synthese durch ein hypothetisches Kausalmodell 4. Empfehlungen zur Prävention von Kriminalität, Gewalt und Fremdenfeindlichkeit (Dieter Holtmann, Elisabeth Holtmann) 4.1 Wertegrundlagen zivilisierten Handelns 4.2 Integration von Migranten (Dieter Holtmann, Christian Klauß und Elke Goltz) 4.2.1 Integrationspolitik gegenüber Migranten 4.2.2 Soziale Integration von "Fremden" durch die Gesellschaft 4.2.3 Medien und Images 4.3 Politik und Wirtschaft 4.4 Die Regionen als wichtige Handlungsebene 4.5 Sozialisation in Familien und Schulen 4.5.1 Familien 4.5.2 Schulen, in Zusammenarbeit mit den Eltern (Dieter Holtmann, Elke Goltz) 4.6 Jugendarbeit 4.6.1 Koordination der Jugendarbeit 4.6.2 Verstetigung der Jugendarbeit 4.6.3 610-Stellen-Programm für Jugendarbeit 4.6.4 Förderung entbürokratisieren 4.6.5 Freizeitangebote für Jugendliche 4.6.6 Anerkennung durch sinnvolle Tätigkeiten 4.6.7 Demokratie- und Toleranzerziehung 4.6.8 Integration von schwierigen Jugendlichen 4.6.9 Ortsbezogene Maßnahmen 4.6.10 Fazit zur Jugendarbeit (Dieter Holtmann, Lena Jacobi) 4.7 Stärkung der Zivilgesellschaft (Dieter Holtmann, Tilo Görl) 4.7.1 Initiativen 4.7.2 Kirchen, Vereine etc. 4.7.3 Beteiligung der Jugendlichen 4.8 Politik und Verwaltung (Tilo Görl) 4.8.1 Ordnungskräfte 4.9 Wirkung bisheriger Maßnahmen 4.9.1 RAA 4.9.2 Mobile Beratungsteams 4.9.3 Koordinatoren gegen Fremdenfeindlichkeit und Gewalt 4.9.4 MEGA 4.9.5 TOMEG 4.10 Prävention, Präventionsgremien und die Vernetzung mit der Zivilgesellschaft 4.10.1 Kommunale Ebene richtig 4.10.2 Aufgabe: Koordinierung 4.10.3 Personenkreis 4.10.4 Bei den besonders belasteten Gemeinden beginnen. 4.10.5 Die Arbeit der KKV-Gremien muss vom Landespräventionsrat unterstützt werden. 4.10.6 Der Erfahrungsaustausch auf Kreisebene wäre sinnvoll. 4.10.7 Kommunale und überkommunale Vernetzung im Rahmen des Handlungskonzepts "Tolerantes Brandenburg" (Dieter Holtmann, Tilo Görl)
Dieses Buch befasst sich mit den politischen Auseinandersetzungen der Ersten Republik Österreichs in einer Region, die wohl als Kristallisationspunkt sozialer und politischer Gegensätze bezeichnet werden kann. Das Phänomen der "Radikalisierung des politischen Klimas" wurde aus einer kleinräumigen Perspektive betrachtet und anhand ausgewählter Ereignisse konkretisiert. Zur Verschärfung des ohnehin gespannten politischen Klimas in der obersteirischen Industrieregion trugen signifikante überregionale Ereignisse wie der Ausgang des Schattendorfer Prozesses, der so genannte Pfrimer-Putsch oder die sukzessive Ausschaltung der Demokratie bei. Hetzreden, Aufmärsche und Demonstrationen, die vor Ort die Stimmung aufheizten, lösten eine Spirale der Gewalt aus. In diesem Zusammenhang wurde der Frage nachgegangen, wie und in welchem Maße politische Parteien und Bewegungen das Leben und Denken so vieler Menschen beeinflussten oder dominierten und einige zu unversöhnlichen Gegnern machten. Ein Blick hinter die Kulissen dieser so unglücklichen Zeit soll eine verstärkte Einsicht in die Auswirkungen politischer Interaktion ermöglichen. Nach einer Erörterung der Methodik, der theoretischen Grundlagen und der politischen und wirtschaftlichen Ausgangslage in Österreich wird die obersteirische Industrieregion rund um Leoben vorgestellt. Als Schwerpunkt dieses Buches können die Abschnitte gelten, die sich mit der Tätigkeit der wichtigsten politischen Parteien und Bewegungen sowie der Radikalisierung des politischen Alltags in der Region beschäftigen. Anfänge und Entwicklung der politischen Landschaft werden unter die Lupe genommen und prägende Persönlichkeiten in ihrem lokalen Wirkungskreis dargestellt, ausgesuchte Wahlergebnisse präsentiert und analysiert. Die politische Radikalisierung läuft in mehreren zeitlichen Phasen ab und kann an exemplarischen politisch motivierten Zusammenstöße festgemacht werden. Dazu gehören sowohl Gewalttaten, die von Einzelpersonen oder Gruppen auf der Straße, bei Versammlungen in Vereinslokalen oder Wirtshäusern begangen werden, sowie die von der NSDAP vielfach ausgeübten Sabotage- und Terrorakte, als auch überregionale Ereignisse wie die Aufstandsbewegungen des Jahres 1934. Der Kampf um die Macht im Staate zwischen den Anhängern grundverschiedener Weltanschauungen spielt sich vor dem Hintergrund eines verlorenen Krieges und dessen Folgen, der wirtschaftlichen Stagnation und des zunehmenden Druckes durch außenpolitische Machenschaften ab. In den Schlussbetrachtungen werden die Grundprobleme der Region nochmals aufgerollt und analysiert. Die Dimensionen der politischen Radikalisierung können klar aufgezeigt und in einen konkreten regionalen Kontext gestellt werden. Die politische Interaktion der Konfliktparteien der Ersten Republik wird somit auf allen Ebenen nachvollziehbar. Dennoch kann die Frage nach dem Zusammenhang zwischen dieser spezifischen Region und der aufkommenden Radikalisierung ohne komparative Studien nicht hinreichend beantwortet werden. ; This book is about political conflict in the First Austrian Republic, in a region which can be aptly described as having been a focal point of social and political antagonism in the times under consideration. Its main subject, the somewhat nebulous phenomenon of political radicalism, was studied from a closer viewpoint and pinpointed in a representative selection of events. It was not only incidents of greater national significance, such as the outcome of the Schattendorf trial, the so-called Pfrimer Putsch or the deconstruction of democracy, that had contributed to the already tense atmosphere on the local front. Day to day scuffles, paramilitary parades, inflammatory speeches and street rallies triggered off a spiral of violence. This book focuses on the question of how and to what extent political parties and movements were able to influence the life and thought of so many people and made some of them become irreconcilable enemies. A glance behind the scenes of those inglorious times shall hopefully enable a far better understanding of what impact political interaction had on the region in question. After an introduction into the methodology and theory, followed by a brief summary of the political and economic situation in Austria after the First World War, the book continues with a description and history of the Upper Styrian industrial region. The major part of this study, however, deals with the origins and development of the most important regional political parties and movements and how political radicalism manifested itself in daily affairs. In this section, political leaders and other people who played a role in confrontation come to the fore and election results are presented and analysed, showing a substantial drift to the right by 1932. The growth of political radicalism during the First Republic can be seen in four phases, starting prior to 1927 and coming to a head in the 1931 Pfrimer Putsch and the uprisings of1934. According to Botz, acts of political violence were committed by individuals or groups in organised or random gatherings, demonstrations and skirmishes in guest houses and in the street. This atmosphere of unrest was aggravated further by acts of sabotage and terror carried out mainly by followers of the upcoming Nazi party. The struggle for ultimate national power can be seen as a battle between left and right ideologies against a background of national defeat, economic recession and increasing pressure exerted by certain other European states, all of which had specific interest in Austria. Finally, the issues and problems presented in this book are discussed and analysed in a conclusion. The dimensions of political radicalism are clearly defined and put into a regional context. As a consequence, the political interaction of conflicting parties, which can be traced on all social and political levels, becomes tangible. However, due to the lack of comparative regional studies, the question as to whether or not political radicalism was inherent to this particular region cannot be satisfactorily answered.
\"Die Nicht-Gewalt ist in einem gewissen Sinn die schlimmste Gewalt.\" ( J. Derrida). In einem gewissen Sinn die schlimmste. Jedoch nur in einem gewissen Sinn: und hier liegt das Problem, wenigstens unter Umständen, die zwingend zu seiner Reflexion führen. Dieses will ich im folgenden in der Form eines Versuchs tun, die politische Äquivozität der Gestalten der Gewalt zu erklären, und im Gegenzug die Äquivozität der Politik, sobald sie mit Gewalt konfrontiert wird.
Warum werden Migrant/-innen auf ihrem Weg in die USA bzw. bei Ankunft auf mexikanischem Boden nach ihrer Abschiebung aus der USA Opfer von Raub, Entführung und summarischen Totschlags bzw. 'verschwinden' auf ihren Wegen durch Mexiko? Zur Beantwortung dieser Fragen geht der Artikel dem Verhältnis des nachrevolutionären mexikanischen Staates zur legalen und extra-legalen Gewaltausübung nachgehen. Dabei soll deutlich werden, dass der mexikanische Staatsapparat auf seinem Territorium nur ein begrenztes Gewaltmonopol errichtet hat. Die politische Herrschaft hat sich immer auch auf extra-legale Gewaltanwendung gestützt. Mexiko war und ist kein Rechtsstaat, sondern ein Ausnahmestaat, der sich anmaßt, Leben zu nehmen oder Leben zu lassen, der in Form "innerstaatlicher Feinderklärungen" und exterministischer Gewaltanwendung seine Gegner auszulöschen sucht. Dem fallen auch irregulär durch Mexiko (als Vorhof der USA) reisende Migrant/-innen und Flüchtlinge aus Mittelamerika zum Opfer, die mit den Toten des 'Drogenkriegs' und der Aufstandsbekämpfung in klandestinen Gräbern dem 'Verschwinden' überantwortet werden.
This book is about political conflict in the First Austrian Republic, in a region which can be aptly described as having been a focal point of social and political antagonism in the times under consideration. Its main subject, the somewhat nebulous phenomenon of political radicalism, was studied from a closer viewpoint and pinpointed in a representative selection of events. It was not only incidents of greater national significance, such as the outcome of the Schattendorf trial, the so-called Pfrimer Putsch or the deconstruction of democracy, that had contributed to the already tense atmosphere on the local front. Day to day scuffles, paramilitary parades, inflammatory speeches and street rallies triggered off a spiral of violence. This book focuses on the question of how and to what extent political parties and movements were able to influence the life and thought of so many people and made some of them become irreconcilable enemies. A glance behind the scenes of those inglorious times shall hopefully enable a far better understanding of what impact political interaction had on the region in question. After an introduction into the methodology and theory, followed by a brief summary of the political and economic situation in Austria after the First World War, the book continues with a description and history of the Upper Styrian industrial region. The major part of this study, however, deals with the origins and development of the most important regional political parties and movements and how political radicalism manifested itself in daily affairs. In this section, political leaders and other people who played a role in confrontation come to the fore and election results are presented and analysed, showing a substantial drift to the right by 1932. The growth of political radicalism during the First Republic can be seen in four phases, starting prior to 1927 and coming to a head in the 1931 Pfrimer Putsch and the uprisings of1934. According to Botz, acts of political violence were committed by individuals or groups in organised or random gatherings, demonstrations and skirmishes in guest houses and in the street. This atmosphere of unrest was aggravated further by acts of sabotage and terror carried out mainly by followers of the upcoming Nazi party. The struggle for ultimate national power can be seen as a battle between left and right ideologies against a background of national defeat, economic recession and increasing pressure exerted by certain other European states, all of which had specific interest in Austria. Finally, the issues and problems presented in this book are discussed and analysed in a conclusion. The dimensions of political radicalism are clearly defined and put into a regional context. As a consequence, the political interaction of conflicting parties, which can be traced on all social and political levels, becomes tangible. However, due to the lack of comparative regional studies, the question as to whether or not political radicalism was inherent to this particular region cannot be satisfactorily answered.
Are there forms of violence that are likely to expand our possibilities? Usually we associate political violence with terror and repression, i.e. with forms of violence that lead to the restriction of possibilities or to the consolidation of social conditions. In this article, I examine various approaches that promote the use of grassroots based political violence as midwife of expanded possibilities and discuss different shortcomings of these approaches. In the second part of the article I suggest that today, the use of legitimate political violence that seeks to enable new possibilities has more to do with poetry and poiesis than with the use of raw force. I show how this notion of symbolic violence, among others, applies to the example of pieing.
Buchbesprechung von:Werner Ruf (Hg.), Politische Ökonomie der Gewalt. Staatszerfall und Privatisierung von Gewalt und Krieg. Friedens- und Konfliktforschung, Bd 7, Opladen (Leske + Budrich) 2003.
In Deutschland fehlt es an einer breiten Debatte darüber, zu welchen Zwecken und unter welchen Bedingungen der Einsatz militärischer Gewalt nicht nur strategisch und völkerrechtlich, sondern auch ethisch gerechtfertigt sein kann. Eine solche Debatte ist aber nur möglich, wenn die verbreitete Scheu davor überwunden werden kann, sich auf die oft missverstandene Argumentationstradition des 'gerechten Krieges' einzulassen. Zu wenig ausgeprägt scheint in Deutschland das Bewusstsein dafür zu sein, dass in der bellum iustum-Tradition militärische Gewalt als Übel gilt, wenngleich manchmal als das geringere, und ihr Einsatz immer im Hinblick auf Ziele und Konsequenzen rechtfertigungspflichtig ist. Eine Theorie legitimer militärischer Gewaltanwendung, die an die bellum iustum-Tradition anknüpft sowie die gegenwärtige ethische Debatte reflektiert und rekonstruiert, wirft eine Reihe von Fragen auf, die sich zugespitzt so zusammenfassen lassen: Dient der Einsatz militärischer Gewalt klar bestimmten legitimen Zwecken? Rechtfertigen diese Zwecke also eine Ausnahme vom Tötungsverbot? Sind sie verallgemeinerungsfähig und hierauf möglichst durch den Zwang zur Legitimation in multilateralen Verfahren 'getestet'? Waren andere, gewaltärmere Mittel erfolglos oder bieten sie keine plausibel begründbare Erfolgsaussicht? Kann ein Einsatz militärischer Gewalt die mit ihm angestrebten legitimen Zwecke mit vernünftig begründeter Aussicht auf Erfolg dauerhaft und mit einem Minimum an Gewalt erreichen? Der explizite Rückgriff auf die Prinzipien und Kriterien legitimer Gewaltanwendung kann helfen, den Verengungen einer oftmals legalistisch, moralistisch oder gar rein realpolitisch geführten Debatte entgegenzuwirken. (SWP-Studie)
Wörtlich bedeutet Freiheit Selbstbestimmung des Menschen, und überall Freiheit von fremder Anordnung and fremden Zwang. Die Rechtsfreiheit besteht darin, dass niemand dem anderen befehlen kann, wenn er nicht zustimmt. Demnach bedeutet Freiheit, dass der Mensch ohne Zwang selbst darüber entscheidet, was er tun oder unterlassen wile. Begriff der Freiheit umfasst gleichermassen die menschlichen Faehigkeiten, eigenen Willen zu entwickeln, wie die Abwesenheit des aeusseren Zwanges. Jedoch darf Freiheit nicht als Willkür verstanden werden. ıst sie auch nicht mit einem Zwang vereinbar, der den Willen und die Einsicht des einzelnen ausschaltet, so ist die Freiheit doch an Grenzen und Regeln gebunden. Man darf seine Freiheit nicht auf Kosten der Freiheit der anderen Menschen missbrauchen. Zwar setzt das Gewissen die Freiheit des Menschen voraus, das Vermögen und sein Verhalten selbst zu bestim men, aber in mannigfacher Hinsicht ist Freiheit als selbsttaetiğe Bestimmung gesoll ter Verhaltenspotentialitaeten beschraenkt. Der Mensch steht in einer Fülle von natürlichen und sozial-kulturellen Zusammenhaengen, die er nicht abschütteln kann. Alle Freiheit findet ihre Grenzen an der Freiheit des lll)deren. Daher muss das positive Recht die Grundrechte notwendig beschraenken; das Naturrecht laesst sich nicht unmodifiziert in die Wirklichkeit transponieren. Aus den naturrechtlichen Menschenrechten werden darnit positive subjektive Rechte.
Das Bundesgericht hält in seinem Entscheid vom 5. Juli 2007 fest, dass eine schwere Körperverletzung aus rassendiskriminierenden Motiven in Idealkonkurrenz auch den Tatbestand von Art. 261 bis Abs. 4 erste Hälfte StGB erfüllen könne. Dies setze jedoch voraus, dass die Gewalttätigkeit für den unbefangenen durchschnittlichen Dritten klar erkennbar als rassendiskriminierender Akt erscheine. Das Bundesgericht heisst im konkret zu beurteilenden Sachverhalt die Nichtigkeitsbeschwerde des Täters bezüglich Art. 261 bis Abs. 4 erste Hälfte StGB gut.
Die hier in Auszügen zugängliche Monographie wendet sich zunächst mit Einzeluntersuchungen einigen "Gewalttexten" der Hebräischen Bibel zu. Ein zweiter Teil ist der Rezeption solcher Texte in den Makkabäerbüchern gewidmet, die mit entsprechenden Rückgriffen auf die Hebräische Bibel gewalttätiges Handeln und Herrschaft legitimieren wollen. Der Ausblick zeichnet an einem Beispiel nach, wie im Mittelalter "biblische" Legitimationsmuster der Gewalt konstruiert und etwa in der Kreuzzugspropaganda genutzt werden konnten.