"Ohne Gewalt kein Gewaltmonopol. Ohne Gewalt kein Staat. Kein Staat ohne Polizei. Unauflöslich ist die Verbindung zwischen dem neuzeitlichen Staat und seiner Fähigkeit, seinen Willen gegen die Untertanen/ Bürgerinnen durchzusetzen. An diesem Umstand hat die Parlamentarisierung des politischen Systems nichts geändert: Dem demokratisch-parlamentarisch beschlossenen Gesetz ist Geltung zu verschaffen - im Ernstfall mit Gewalt, mit der Polizei." (Autorenreferat)
Die Differenzierung von Gewalt ist notwendig, um zur Sozialerneuerung in den Ländern Lateinamerikas zu gelangen, ihre Dimension kann als retardierend, als progressiv oder als direkte personelle und indirekte, strukturelle Gewalt beschrieben werden. Zur Unterentwicklung Lateinamerikas führten die imperialistische Gewalt von außen und die feudalistische Gewalt von innen. Politische Veränderungen fanden oft durch gewaltsame Umstürze statt, jedoch meist um Reformversuche zu verhindern. Die Bedingungen für revolutionäre Gewalt zur Durchsetzung sozialen Wandels sind in Lateinamerika gegeben. Die bekannteste und wichtigste Form der Gegengewalt ist die Guerilla, die schon im 19. Jh. z.T. eine Rolle spielte. Nach dem Sieg der kubanischen Revolution arbeitete die Guerilla nach der Revolutionsstrategie zur Zerstörung der etablierten Ordnung, bis mit dem Tod Che Guevaras sich die Krise der Landguerilla offenbarte. Den gewandelten Realitäten versuchen die Stadtguerilla zu begegnen. Die Gewalt der Guerilla ist Gewalt um der Aufhebung der Gewalt willen, mit der die notwendigen wirtschaftlichen, politischen und sozialen Veränderungen in Lateinamerika verhindert werden. (IS)
Gegenstand der vorliegenden Reflexionen ist die Gewalt gegen ganze Gruppen von Menschen, z.B. in Gestalt des Genozids oder ethnischer Säuberungen. Die Tatsache, dass uns diese Art von Gewalt in unserer zivilisierten Epoche so häufig begegnet, ist tief beunruhigend, und das dramatischste Beispiel aus der letzten Zeit ist der 11. September 2001. Wie erklärt sich die ständige Wiederkehr der Gewalt? Handelt es sich um Relikte aus früheren Epochen oder um Rückfälle in vormoderne Zeiten? Beunruhigend ist nicht nur, dass solche Gewalt überhaupt auftritt, sondern auch, dass sie zur Eskalation neigt, dass sie oftmals mit einer Rhetorik der Säuberung einhergeht und meist ein rituelles Element enthält. Die metaphysischen Bedeutungen von Gewalt verweisen z.B. auf eine "Reinigung" und auf ein "heiliges Töten" in archaischen Gesellschaften, aber auch auf die religiös legitimierten Formen von Revolution und Terror in der Moderne. Neben Demokratie und Verteilungsgerechtigkeit kann die Bereitschaft zum Verzicht auf Genugtuung helfen, die fatale Dialektik der Gewalt zu überwinden. Eine solche Haltung verweigert sich den beschriebenen Mechanismen und sie ist - obwohl sie religiösen Traditionen verpflichtet ist - nicht an einen persönlichen religiösen Glauben gebunden. (ICI2)
"Seit dem 11. September 2001 sind wir genötigt, über Krieg und Gewalt auf unserem Globus neu nachzudenken. Es zeigen sich Tendenzen der Privatisierung des Krieges im gleichen Maße, wie sich im Zuge der Globalisierung der kapitalistischen Produktions- und Marktformen das legitime Gewaltmonopol souveräner Staaten zersetzt. So sind die Gewaltpotenziale dort zu untersuchen und zu bekämpfen, wo sie in alltäglichen Lebenszusammenhängen sich bilden. Herstellung von Bindungsfähigkeit und Überwindung sozialer Kälte sind wesentliche Elemente der Gewaltprävention." (Autorenreferat)
Discusses the strengths & weaknesses of the resource mobilization approach, placing it in the context of its conceptual predecessor, relative deprivation, & its offspring, political opportunity structure. With focus on the role of resource mobilization in the genesis of violence, results are presented from a study of the propensity to protest & violence in East & West Germany in 1993 & 1995. The role of the state in the escalation of violence is emphasized. 1 Figure, 37 References. Adapted from the source document.
Weil sie verletzt und Schmerzen verursacht, ist Gewalt eine fortwährende Irritation, eine Herausforderung für das Verstehen. Deshalb versuchen Historiker, die auf der Suche nach dem Sinn des vergangenen Geschehens sind, Gewalt als Ausnahmehandlung zu rationalisieren, "die Fassungslosigkeit zu domestizieren, sie wegzuerklären". Denn das Verstehen kommt immer dann ins Spiel, wenn man sich nicht mehr im Selbstverständlichen bewegt und sich das Bedrohliche wieder in die vertraute Selbstverständlichkeit einfügen soll. Wer im dauerhaften Kriegszustand lebt, wird die Frage nach den Ursachen der Gewalt möglicherweise für überflüssig halten; wer hingegen nur den Frieden kennt, braucht eine Begründung für die Gewalt, die Menschen anderen Menschen antun. Man könnte auch sagen, dass Historiker Gewalt gewöhnlich als abweichendes Verhalten klassifizieren. Aus dieser Perspektive kommen ihre Fragen. Warum tun Menschen einander verstörende Grausamkeiten an?