Die Corona-Krise zeigt, wie sehr Militarisierung und Radikalisierung der US-Gesellschaft voranschreiten. Die Sorgen um eine friedliche November-Wahl sind massiv. (IP)
Die vorliegende Studie geht davon aus, dass die Ausführung von Gewalthandlungen primär von Gelegenheitsstrukturen, situativen Bedingungen und den Kontexten abhängt, in denen die Jugendlichen leben. D.h.je nach der Beschaffenheit der Situation sehen sich Jugendliche veranlaßt, ihre Interessen und Ansprüche mit physischer Gewalt durchzusetzen oder aber ihre Rechte zu verteidigen (instrumentelle Gewalt), sich gegenüber anderen Anerkennung und "Hochachtung" zu verschaffen (expressive Gewalt) oder aber Unmut, Ärger oder Wut "freien Lauf zu lassen" (impulsive Gewalt). Auf der Grundlage des Modells des "produktiv realitätsverarbeitenden Subjekts" (Hurrelmann 1986) werden die Annahmen in der Regionalstudie "Angst vor Gewalt" empirisch überprüft. Die Ergebnisse der Studie zeigen entgegen der Annahme des Alltagsverstands, dass sich die Gewalthandlungen insgesamt nach den von Jugendlichen besuchten Schultypen nur marginal unterscheiden. (ICA)
"Die Frage, warum viele Kinder und Jugendliche gewalttätig sind, läßt sich mit einem Hinweis auf die Gewaltbereitschaft in unserer Gesellschaft beantworten, die sich in allen Bereichen zeigt: in der Familie, der Schule, dem Freizeitbereich und den Medien. In unserer Gesellschaft werden die sozialen Spielregeln für Fairneß und Anerkennung nicht mehr eingehalten. Gewalt ist ein gesamtgesellschaftliches Problem und kann geradezu als 'soziale Krankheit' unserer Gesellschaft bezeichnet werden. Agressive Kinder und Jugendliche werden nicht als solche geboren, sondern im Verlauf ihrer Sozialisation erst dazu gemacht. Der Schlüssel zur Gewalt unserer Kinder und Jugendliche liegt in ihrer Umwelt und den strukturellen Bedingungen ihrer Lebenswelt. Eine Minderheit von Kindern und Jugendlichen ist gewaltbereit. Es sind die Jugendlichen des 'unteren Drittels' unserer Gesellschaft, die sich unter ungünstigen Konkurrenzbedingungen gegenüber den privilegierten 'oberen zwei Dritteln' benachteiligt fühlen. Das Ausmaß ihrer Gewalt hängt mit Enttäuschungen, Frustationen, Verunsicherungs- und Versagenserfahrungen zusammen, die sie schon sehr früh in unserer Gesellschaft machen. Aggression und Gewalt sind Reaktionen auf eine als sinnlos empfundenen Freizeit und auf einen Mangel an Zukunftsperspektiven." (Autorenreferat)
Die Frage, warum viele Kinder und Jugendliche gewalttaetig sind, laesst sich mit dem Hinweis auf die Gewaltbereitschaft in unserer Gesellschaft beantworten, die sich in allen Bereichen zeigt: in der Familie, der Schule, dem Freizeitbereich und den Medien. In unserer Gesellschaft werden die sozialen Spielregeln fuer Fairness und Anerkennung nicht mehr eingehalten. Gewalt ist ein gesamtgesellschaftliches Problem und kann geradezu als "soziale Krankheit" unserer Gesellschaft bezeichnet werden. Aggressive Kinder und Jugendliche werden nicht als solche geboren, sondern im Verlauf ihrer Sozialisation erst dazu gemacht. Der Schluessel zur Gewalt unserer Kinder und Jugendlichen liegt in ihrer Umwelt und den strukturellen Bedingungen ihrer Lebenswelt. Eine Minderheit von Kindern und Jugendlichen ist gewaltbereit. Es sind die Jugendlichen des "unteren Drittels" unserer Gesellschaft, die sich unter unguenstigen Konkurrenzbedingungen gegenueber den privilegierten "oberen zwei Dritteln" benachteiligt fuehlen. Das Ausmass ihrer Gewalt haengt mit Enttaeuschungen, Frustrationen, Verunsicherungs- und Versagenserfahrungen zusammen, die sie schon sehr frueh in unserer Gesellschaft machen. Aggression und Gewalt sind Reaktionen auf eine als sinnlos empfundene Freizeit und auf einen Mangel an Zukunftsperspektiven. (DIPF/Abstract uebernommen).
'Der Artikel stellt ausgewählte Ergebnisse einer qualitativen Untersuchung über gewaltauffällige gemischtgeschlechtliche und Mädchengruppen dar. Themen sind: Einstellung zu Gewalt, Gewaltbereitschaft, Gewaltanwendung und Rolle von Mädchen in den Jugendgruppen. Gezeigt wird, dass gewalttätige Auseinandersetzungen für weibliche Gruppenangehörige in gewaltbereiten Jugendgruppen häufige Formen der Konfliktlösung bzw. der Abwehr sind. Motiviert sind sie überwiegend durch den Wunsch nach Anerkennung und Selbstwirksamkeit sowie durch Machtansprüche. Entgegen vorliegender Forschungsbefunde belegen die dargestellten Ergebnisse, dass weibliche Jugendliche in Jugendgruppen nicht immer eine Randstellung einnehmen. Statushohe gewaltbereite Mädchen üben in den Gruppen einen gewaltfördernden Einfluss insbesondere auf andere weibliche Jugendliche aus, und die Statuszuweisung über Gewaltbereitschaft verstärkt bei den Gruppenmitgliedern die Gewaltneigung. Gewaltbereitschaft und Gewalttätigkeit werden weder von den gewaltbereiten Mädchen noch von ihren Cliquen als 'unweiblich' etikettiert, sie bilden vielmehr einen integralen Bestandteil eines Weiblichkeitskonzepts, das sich gegen herkömmliche Geschlechterstereotypen abgrenzt. Die Ergebnisse führen zur Forderung nach einer geschlechterdifferenzierten Gewaltprävention.' (Autorenreferat)
Die Autoren beziehen sich bei ihrer Darstellung der Gewaltbereitschaft und politischen Orientierungen im wesentlichen auf die Daten des Jugendsurveys des Deutschen Jugendinstituts München. Im Rahmen dieses Surveys erfolgte im Herbst 1992 eine Repräsentativbefragung über politische Orientierungen von 16- bis 29jährigen in den neuen und den alten Bundesländern. Weitere Umfragedaten aus der alten Bundesrepublik werden berücksichtigt. Es zeigt sich, daß sich die Mehrheit der Befragten auf einer ideologischen Mittelposition einstuft. Trotz ausgeprägter Repressionsneigung treten die meisten Jugendlichen für Meinungsfreiheit und das Recht auf Demonstration ein, besonders in den neuen Bundesländern. Rund die Hälfte der Jugendlichen in Ost und West nimmt das Risiko bei illegalen Aktionen in Kauf (Hausbesetzungen, Streiks etc.). Dennoch bleibt Gewaltanwendung tabuisiert, wobei die Gewaltbereitschaft mit zunehmenden Alter abnimmt. Männer sind gewaltbereiter als Frauen. Befragte mit rechter Orientierung haben eine höhere Gewaltneigung. Gewalt ist Ergebnis eines jahrelangen Sozialisationsprozesses, wobei staatliche Abwehr- und Repressionsstrategien noch fördernd wirken können. Für die zukünftige Erforschung politisch motivierter Gewalthandlung wird abschließend gefordert, die kulturellen und sozialen Lebenskontexte der "Gewaltbefürworter" stärker zu beachten. (psz)
Am 8. Oktober 2020 fand online das alljährliche Netzwerkstreffen von CoRE-NRW statt. Wie immer gab es einen lebhaften Austausch über aktuelle Perspektiven und Forschungsfragen. Wichtigstes Ziel des Treffens war, den bisherigen Fokus auf den gewaltbereiten Salafismus um eine Beschäftigung mit dem Rechtsextremismus zu erweitern - insbesondere unter dem Aspekt zunehmender rechtsterroristischer Anschläge, sowie der Frage, inwiefern die Corona-Pandemie zur Radikalisierung beiträgt. Hierfür hatte die Koordinierungsstelle Forscherinnen und Forscher, die zu unterschiedlichen Phänomenbereichen arbeiten, zum Austausch eingeladen. Zwei Vorträge legten den Grundstein für diese Diskussion. Alexander Häusler, Hochschule Düsseldorf/FORENA, beschrieb Akteure, Strukturen und Narrative der Proteste gegen die Corona-Politik. Dr. Nicole Bögelein, Universität zu Köln, stellte die Ergebnisse einer Biografie- und Netzwerkanalyse zu (De-)Radikalisierungsverläufen von Islamisten und Rechtsextremisten aus dem Kontext des Verbundprojekts "Radikalisierung im digitalen Zeitalter" (RadigZ) vor. Prof.Dr. Teresa Koloma Beck, Universität der Bundeswehr München, fügte mit ihrer einleitenden Keynote der Debatte eine weitere Perspektive hinzu. Sie vermittelte Einsichten der neueren Gewaltsoziologie und thematisierte, wie diese Erkenntnisse die Ansätze der Extremismusforschung mitformen und für einen Perspektivwechsel nutzen lassen.
"Medien beeinflussen uns in allen Bereichen nachhaltig. Positive und negative Auswirkungen sind in gleicher Weise möglich. Bei Kindern hängen die Auswirkungen entscheidend vom sozialen Kontakt - vor allem von der Familie - ab. Hierbei hat die Gewaltbereitschaft von Kindern und Jugendlichen viele Ursachen; Kinder mit Entwicklungsrisiken neigen zu extremen Mediengewohnheiten und gefährden sich damit noch mehr: Ihre Gewaltbereitschaft steigt an, aggressives Verhalten wird verstärkt. Kinder, die keine Entwicklungsrisiken aufweisen, werden durch den Mediengebrauch nicht negativ beeinflußt. Die Ausführungen belegen die Folgen eines extremen Mediengebrauchs und zeigen spezifische Entwicklungsrisiken auf. Von besonderem Interesse ist dabei die Tatsache, daß Medien sozial vermittelt werden. So übernehmen erwachsene Familienmitglieder eine wichtige Vorbildfunktion, und zugleich sind sie auch Gesprächspartner für ihre Kinder, um ihnen auf diesem Weg zu helfen, bei Medieninhalten zwischen Wirklichkeit und Illusion zu unterscheiden. Langfristig lassen sich negative Einflüsse von Medien nur vermeiden, wenn Kinder in ihrer sozialen und emotionalen Entwicklung gefestigt sind. Kinder mit Entwicklungsrisiken benötigen deshalb eine systematische Förderung und eine verbesserte familiäre Unterstützung." (Autorenreferat)