In diesem Open-Access-Buch untersuchen wir, was Datensouveränität aus ethischer und rechtlicher Perspektive bedeuten kann und entwickeln mittels des Modells der dynamischen Einwilligung konkrete Governance-Ansätze für den Gesundheitsbereich. Im Zeitalter der Digitalisierung stellt uns der verantwortungsvolle Umgang mit Daten vor eine Herausforderung: Mögliche Fortschritte in Forschung, Versorgung und öffentlicher Gesundheit rufen Fragen von Datenschutz und Kontrollansprüchen auf. Ein normatives Leitkonzept, das in den vergangenen Jahren beim Umgang mit Daten in den Vordergrund tritt, ist Datensouveränität.
Der Begriff "Multi-Level Governance" (MLG) wird in der Integrationsforschung immer dann ins Spiel gebracht, wenn die Besonderheiten oder der sprichwörtliche "sui generis"-Character der EU auf den Punkt gebracht werden soll. Die EU zeichnet sich durch eine eng verflochtene Mehrebenenstruktur aus: Wie bei der russischen Puppe sind die unterschiedlichen politischen Entscheidungsebenen verschachtelt und lassen sich in vielen Politikbereichen kaum mehr voneinander trennen. Somit ist eine große Zahl von Akteuren an politischen Entscheidungen beteiligt. Beim Governance-Konzept handelt es sich um eine vielschichtige in unterschiedlichen Kontexten verwendete Analyseperspektive. Der Autor referiert zentrale Prämissen des Ansatzes und untersucht, welche zentralen Probleme und Fragestellungen der MLG-Ansatz erklären kann. Dann untersucht er, ob es sich hierbei nur um eine eingängige Metapher oder schon um die Vorstufe einer Theorie handelt. Er stellt konzeptionelle Weiterentwicklungen durch Hooghe, Marks, Jeffrey und Knodt in den Jahren 2001 bis 2010 vor. Der Ausschuss der Regionen hat 2009 ein eigenes Weißbuch zu MLG vorgelegt und der politischen Debatte damit neuen Auftrieb gegeben. (ICB)
"Dieses WZB Discussion paper umfasst Beiträge, die sich mit aktuellen Veränderungen im Verhältnis zwischen Wissenschaft und Politik und deren Konsequenzen für Governance-Ansätze der Wissenschaftspolitik beschäftigen. Dietmar Braun analysiert in seinem Beitrag internationale Entwicklungen in öffentlich finanzierten Forschungssystemen. Er diagnostiziert die Herausbildung eines Modells von 'Netzwerk Governance' - ein Politikansatz, der auf dem Management der Interdependenzen von unabhängigen öffentlichen (und privaten) Einrichtungen in horizontalen Beziehungen beruht. Daniel Barben untersucht in einer international komparativen und transnationalen Perspektive Veränderungen im Wissenschafts- und im Politikregime sowie die Interaktionen zwischen beiden. Sein Beitrag unterstreicht den Wert des Regimekonzepts für die Analyse komplexer und interdependenter Transformationen in Wissenschaft und Politik. Henry Etzkowitz diskutiert sein 'Triple Helix'-Modell, das zum Verständnis der wechselseitigen Innovationsprozesse von Wissenschaft, Industrie und Staat entwickelt wurde. Ein spezielles Augenmerk gilt den Folgen von Triple-Helix-Innovationsprozessen für die Politik, wie sie sich etwa in der Wirtschaftspolitik oder auf regionalpolitischer Ebene manifestieren. Peter Weingart schließlich kritisiert die zahlreichen nicht-intendierten Nebenfolgen von Evaluationsverfahren und biliometrischen Messtechniken auf das Wissenschaftssystem. Er fordert eine kritische Reflexion und Reform des Peer-review-Systems zur Verbesserung der Evaluations- und Qualitätssicherungsinstrumente in der Wissenschaft. Die hier versammelten Beiträge stehen für ein viel versprechendes und wachsendes Forschungsfeld, das Ansätze der Science Policy Studies mit solchen der Wissenschafts- und Technikforschung verbindet." (Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis: Martin Lengwiler, Dagmar Simon: Shifting boundaries between science and politics - recent work on new governance arrangements in science policy (5-10); Dietmar Braun: How to govern research in the "Age of Innovation": compatibilities and incompatibilities of policy rationales (11-38); Daniel Barben: Changing regimes of science and politics: comparative and transnational perspectives for a world in transition (39-64); Henry Etzkowitz: Meta-Innovation: the optimum role of the state in the Triple Helix (65-80); Peter Weingart: Das Ritual der Evaluierung und die Verführung der Zahlen (81-99).
Von vielen Verwaltungswissenschaftlern wird die These vertreten, dass die angelsächsischen New Public-Management-Lehren unzureichend und in ihren Konsequenzen teilweise irreführend sind. Gegen den ursprünglichen Trend, die angelsächsischen Reformideen weltweit als das bestgeeignete Modell zu propagieren, hat sich heute die Ansicht durchgesetzt, dass die politischen und verwaltungskulturellen Unterschiede zwischen den verschiedenen Staaten beachtet werden müssen. Im vorliegenden Aufsatz wird zunächst erörtert, ob eine umfassende und notwendigerweise abstrakte Theorie der Verwaltung überhaupt benötigt wird und welche Kriterien sie erfüllen sollte. Anschließend wird näher auf die New Public Management-Bewegung und die Governance-Ansätze eingegangen. Es wird ferner das nach wie vor besonders wirkmächtige Bürokratiemodell von Max Weber in seiner heutigen Erscheinungsform als "Neo-Weberianismus" dargestellt. Der abschließende Teil beschäftigt sich mit der Frage, wie die Wissenschaft heute ihre Orientierungsfunktion für die Praxis wahrnehmen kann. Es geht dabei um eine Differenzierung der verschiedenen Ansätze als Voraussetzung ihrer "Wiedervereinigung" unter den Zielen der Verwaltungsreform. Dabei wird auch über das strategische Programm des Internationalen Instituts für Verwaltungswissenschaft (IIAS) als Beispiel einer praxisnahen und global orientierten Verwaltungswissenschaft berichtet. (ICI2)
Ziel des vorliegenden Papiers ist es, das Governance-Konzept an die deutsche Steuerungsdiskussion anzuschließen und es auf seinen analytischen Gehalt hin zu überprüfen. Sowohl tatsächliche Veränderungen im Verhältnis von Politik und Gesellschaft als auch die Entwicklungen der Steuerungsdiskussion haben das Augenmerk auf die Frage nach neuen Formen von Koordination und Steuerung gerichtet. Steuerungskonfigurationen stellen ein komplexes Zusammenspiel von politisch-administrativer Steuerung und gesellschaftlicher Selbstregulierung unter Beteiligung einer Vielzahl von Akteuren dar. In zwei Schritten soll die Brauchbarkeit von Governance-Konzepten für den Steuerungsdiskurs untersucht werden. Zunächst geht es darum, die vorliegenden Steuerungsarrangements dahingehend zu untersuchen, wie sich Veränderungen in den Konfigurationen von Steuerung und Koordination auswirken, insbesondere, wie sich die Rolle des Nationalstaates verändert. In einem zweiten Schritt wird die Eignung des Governance-Konzepts als Analyseraster für Steuerungsfragen geprüft. Anhand der Differenzierung in analytische und normative Governance-Ansätze sowie deren Unterteilung in produktive und skeptische Steuerungsverständnisse wird eine Systematisierung vorgeschlagen, die helfen soll, die Unübersichtlichkeit der Governance- Diskussion zu verringern. Am Ende wird festgestellt, dass die Bedeutung der Governance-Begrifflichkeit in einem konzeptionellen Perspektivwechsel liegt. Dies betrifft die Verschiebung von öffentlicher Steuerung zu privater Selbstregulierung ebenso wie die Erweiterung vormals national geprägter Steuerungsvorstellungen. Governance-Ansätze verkörpern eine konzeptionelle Abwendung vom Nationalen hin zu sub- und/oder supranationalen Entscheidungsebenen. Darüber hinaus aber - und hierin liegt der eigentliche Mehrwert von Governance-Konzepten - weisen sie auf die zunehmende Verflechtung dieser unterschiedlichen Ebenen hin und bereichern damit den Steuerungsdiskurs. ; The paper aims at linking the governance-concept to the German discussion on steering and regulation and reviews the concept's analytical potential. Actual changes as well as theoretical developments in the discussion of steering have contributed to the need to focus on the concepts of coordination and regulation. Steering configurations are seen as complex interactions of administrative steering and societal self-regulation with a variety of actors participating. The contribution of governance-concepts to the theoretical discussion is to be looked at in two ways. Firstly, the developments in the configurations of steering and coordination are analysed, in particular focussing on the impact on the role of the nation state. In a second step the contribution of the governance-concept as an analytical tool to examine the questions of steering is assessed. Based on a differentiation regarding analytical and normative concepts of governance on the one hand and the distinction between productive and sceptical applications of the concepts on the other, a classification is suggested in order to deal with the inconsistency of governance-concepts. Finally the paper concludes that the use of the governance terminology and its implications are particularly valuable in cases where they are contributing to a change of the theoretical perspective. In addition to a shift from public steering to private self-regulation it is also important to recognise that former nationally dominated concepts of steering need to be complemented. The variety of modes of governance represent a conceptual departure away from the national and towards sub- and/or supranational levels of decision making. Moreover - and this is seen as the actual contribution of governance concepts to the questions of steering - they are indicating an increasing integration of these various levels of decision making and thus enrich the debate on steering.
In: Discussion Papers / Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung, Forschungsschwerpunkt Arbeitsmarkt und Beschäftigung, Abteilung Organisation und Beschäftigung, Band 02-106
"Ziel des vorliegenden Papiers ist es, das Governance-Konzept an die deutsche Steuerungsdiskussion anzuschließen und es auf seinen analytischen Gehalt hin zu überprüfen. Sowohl tatsächliche Veränderungen im Verhältnis von Politik und Gesellschaft als auch die Entwicklungen der Steuerungsdiskussion haben das Augenmerk auf die Frage nach neuen Formen von Koordination und Steuerung gerichtet. Steuerungskonfigurationen stellen ein komplexes Zusammenspiel von politisch-administrativer Steuerung und gesellschaftlicher Selbstregulierung unter Beteiligung einer Vielzahl von Akteuren dar. In zwei Schritten soll die Brauchbarkeit von Governance-Konzepten für den Steuerungsdiskurs untersucht werden. Zunächst geht es darum, die vorliegenden Steuerungsarrangements dahingehend zu untersuchen, wie sich Veränderungen in den Konfigurationen von Steuerung und Koordination auswirken, insbesondere, wie sich die Rolle des Nationalstaates verändert. In einem zweiten Schritt wird die Eignung des Governance-Konzepts als Analyseraster für Steuerungsfragen geprüft. Anhand der Differenzierung in analytische und normative Governance-Ansätze sowie deren Unterteilung in produktive und skeptische Steuerungsverständnisse wird eine Systematisierung vorgeschlagen, die helfen soll, die Unübersichtlichkeit der Governance-Diskussion zu verringern. Am Ende wird festgestellt, dass die Bedeutung der Governance-Begrifflichkeit in einem konzeptionellen Perspektivwechsel liegt. Dies betrifft die Verschiebung von öffentlicher Steuerung zu privater Selbstregulierung ebenso wie die Erweiterung vormals national geprägter Steuerungsvorstellungen. Governance-Ansätze verkörpern eine konzeptionelle Abwendung vom Nationalen hin zu sub- und/ oder supranationalen Entscheidungsebenen. Darüber hinaus aber - und hierin liegt der eigentliche Mehrwert von Governance-Konzepten - weisen sie auf die zunehmende Verflechtung dieser unterschiedlichen Ebenen hin und bereichern damit den Steuerungsdiskurs." (Autorenreferat)