Akademischer Rassismus in Graz: Materialien zur Wissenschaftsgeschichte der Grazer Universität
In: Grenzfeste deutscher Wissenschaft: über Faschismus und Vergangenheitsbewältigung an der Universität Graz, S. 72-87
Der Beitrag zielt auf eine wissenschaftshistorische Rekapitulation des akademischen Rassismus am Beispiel der Universität Graz. Dabei wird die Rolle der Psychiatrie, der Kriminologie und der Geisteswissenschaften untersucht. Man kann nachweisen, daß die Geisteswissenschaften im ideologischen Bereich den Nationalsozialismus vorbereiten halfen. Als einer der Vordenker des akademischen Rassismus wird der Grazer Ordinarius Polland vorgestellt, der im Dritten Reich Sachverständiger im Reichssippenamt wurde. Polland war schon seit 1924 aktiv in der rassenhygienischen Bewegung. Er lieferte mit seiner Lehre dem NS-Regime die wissenschaftliche Legitimation für ihre Rassenpolitik. Pollands rassenhygienisches Programm richtete sich nicht nur gegen das "Fremdrassische", sondern auch gegen die "Fortpflanzung krankhafter und minderwertiger Erbanlagen". Als probate Mittel dagegen empfahl Polland Eheverbot, Asylierung und Sterilisation. Der Verfasser richtet mit seinem Beitrag einen Appell an die Universität Graz, mit einer reflektierten Vergangenheitsbewältigung beginnen zu wollen. (RR)