Der Autor untersucht kritisch die Ansätze der ökonomischen Theorie, die sich auf das Wachstum bei Dienstleistungen beziehen. Diese sollten ergänzt und ausbalanciert werden durch die Einbeziehung multidisziplinärer Analysen des Bedarfs an Dienstleistungen und der veränderten Voraussetzungen der Verwendung von Gütern und Dienstleistungen. (IAB)
Das Hauptargument der hier verfolgten Überlegungen ist, daß die Normen und Werten einer Gesellschaft niemals rein zufällig sind, sondern aus den Bedürfnissen der jeweiligen Gesellschaft heraus verstanden werden müssen. Das Normensystem hat demnach die Funktion der Reproduktion der existierenden Produktionsweise, deren Produkt es aber gleichzeitig ist. Die Bildung soziologischer Theorien ist Teil dieser ideologischen Gesamtheit einer Gesellschaft. Behavioristische Entwicklungstheorien gehen z.B. davon aus, daß die Unterentwicklung allein durch Modernisierung der Entwicklungsländer zu beheben sei. Hierbei spielen die Sozialwissenschaften eine mystifizierende Rolle, indem sie sowohl auf dem Niveau der wissenschaftlichen Theoritisierung als auch der praktischen Anwendung der aus diesen Theorien gewonnenen Erkenntnisse den Massen die Möglichkeit der Integration in den modernen Sektor der Gesellschaft vorspiegeln. Dabei lassen diese Theorien jedwede historische Überlegungen und jedwede Analyse der kapitalistischen Produktionsweise außer Betracht, die ja gerade auf der Ungleichheit sozialer Gruppen basiert. Jede Diskussion über den Impakt der Sozialwissenschaften darf deshalb nicht allein unter dem funktionalistischen Aspekt gesehen werden sondern erst nach einer strengen Analyse der sozioökonomischen Rahmenbedingungen, unter denen sich sowohl die Untersuchung als auch die Anwendung eines Entwicklungsprogramms vollzieht. Da die soziologische Theorie weit davon entfernt ist neutral zu sein, muß diese Frage auch bereits auf dem Niveau der theoretischen Konzeptualisierung gestellt werden. (GP)
Nach einigen allgemeinen epistemologischen Überlegungen zum wissenschaftlichen Diskurs, deren Validität durch die Geschichte abendländischen Denkens illustriert wird, wird auf die Orientierungen der Sozialwissenschaften während der Kolonialzeit und nachkolonialen Zeit im Mittleren Orient und den arabischen Ländern sowie auf aktuelle Forderungen arabischer Forscher an die Sozialwissenschaften eingegangen. ziel sollte die Ablösung der Soziologie der Dekolonisation und Entwicklung durch eine neue Soziologie, die unabhängig und kritisch ist, sein. (GP)
In: Swiss political science review: SPSR = Schweizerische Zeitschrift für Politikwissenschaft : SZPW = Revue suisse de science politique : RSSP, Band 8, Heft 2, S. 144-150
Das Verhältnis zwischen Soziologie und Philosophie hat im Frankreich der Nachkriegszeit eine besonders bemerkenswerte und konfliktreiche Wende erfahren. Das von Sartre verfolgte Ziel einer totalen Philosophie, die sowohl die philosophische Disziplin als solche als auch die Literatur und die Politik umfasst, und das Projekt Durkheims, das durch den Strukturalismus Levi-Strauss' modernisiert wurde, werden nun mit einer gewaltigen Macht konfrontiert. Diese Opposition eröffnet für eine ganze Generation von Forschern eine große Alternative, innerhalb derer sich die Identitäten und intellektuellen Unternehmungen bilden und auflösen. Sie ist es, die die ganze wissenschaftliche Laufbahn von Pierre Bourdieu bestimmen wird. (ICI2)
In: Schweizerische Zeitschrift für politische Wissenschaft: Veröffentlichungen der Schweizerischen Vereinigung für Politische Wissenschaft = Revue suisse de science politique = Swiss political science review, Band 1, Heft 4, S. 3-39
"Die soziale und politische Dynamik in einer multikulturellen Gesellschaft stellt eine Herausforderung dar für die liberale traditionelle Auffassung von Staatsbürgerschaft. Der Artikel geht von der Feststellung aus, daß dieses gesellschaftliche Phänomen im wesentlichen durch einen Identitätsverlust und durch die Koexistenz einer Vielzahl von kulturellen Gruppen gekennzeichnet ist. Spezifisch hierfür ist, daß eine zunehmende Zahl von Individuen oder von gesellschaftlichen Gruppen ihre jeweilige Identität als 'nicht übertragbar' ansehen. Somit kann Staatsbürgerschaft nicht mehr als die Grundlage für eine politische Identität angesehen werden. Dies wiederum stellt eine Bedrohung für das Funktionieren und die Legitimität der liberalen Demokratie dar. Der Autor geht über die Begrenzungen, auf die die liberale und klassische Sichtweise der Staatsbürgerschaft stößt, hinaus. Er stellte ein Modell vor, das darauf beruht, den Begriff der Staatsbürgerschaft unter normativen und inhaltlichen Gesichtspunkten neu zu definieren und das zu einer weitreichenden Integration der kulturellen Minderheiten führen soll. In dem Prozeß, der in diesem Modell beschrieben wird und in dem die verschiedenen gesellschaftlichen Gruppen gleichberechtigt sind, werden Prinzipien herausgearbeitet, die die Orientierungsgrundlage für eine gemeinschaftliche Gesellschaftspolitik bilden." (Autorenreferat)
In: Swiss political science review: SPSR = Schweizerische Zeitschrift für Politikwissenschaft : SZPW = Revue suisse de science politique : RSSP, Band 4, Heft 2, S. 25-49
RésuméPour les petits Etats européens, comme la Suisse, qui avaient réussi à concilier stabilité politique et flexibilité économique, les années 90 marquent un tournant important par l'ampleur des mesures de libéralisation réalisées ou en cours. L'"ajustement" à l'évolution de l'environnement international ne se limite plus aux secteurs déjà soumis à la concurrence internationale mais touche l'ensemble de l'économie: agriculture, entreprises publiques, marchés publics, marché du travail, réglementation de la main d'oeuvre étrangère ou encore promotion de la concurrence sur le marché intérieur. Alors que l'ancienne législation sur les cartels se caractérisait par sa permissivité et sa faible portée, la nouvelle loi s'apparente dans ses grandes lignes au droit européen de la concurrence. Après une présentation des particularités de l'ancienne loi, le texte analyse le processus de révision: les impulsions internes et externes, le rôle des acteurs impliqués et les coalitions qui ont permis l'aboutissement de cette révision. Pour terminer, nous revenons sur quelques considérations théoriques plus générales.