Die entwicklungspolitische Debatte hat lange darunter gelitten, daß ihr eine überzeugende theoretische Grundlage fehlte. Dies beginnt sich seit einigen Jahren mit dem Aufkommen der "neuen" Wachstumstheorie zu ändern. Deren Implikationen stützen das, was neoklassisch orientierte Entwicklungsökonomen seit langem vertreten haben: Der Schlüssel für wirtschaftliches Wachstum ist Konsumverzicht zugunsten von Investitionen - aber nicht nur in Sachkapital, sondern vor allem in das sogenannte Humankapital.
Der Beitrag ist folgendermaßen gegliedert: 1. Was verstehen Liberale unter Bildung? 2. Bildung als Bürgerrecht und als Humankapital; 3. Grundprinzipien; 4. Rahmenbedingungen; 5. Frühkindliche Bildung; 6. Schulbildung; 7. Hochschulbildung. (DIPF/Orig.)
Die Humankapitaltheorie sieht Bildung als Kapital, das Individuen auf dem Arbeitsmarkt zur Verfügung stellen. Humankapital bildet einen wichtigen Input in den Innovationsprozess, wodurch Anreize für oder gegen die Investition in Humankapital ins Interesse der Innovationsforschung rücken. Es wird zunächst der theoretische Zusammenhang zwischen Innovation und Bildung erörtert, ehe dieser Zusammenhang überprüft und Bildungsrenditen als Anreiz für Investitionen empirisch untersucht werden. Die Ergebnisse belegen einen starken und stabilen Zusammenhang zwischen Bildung und Innovation. Allerdings scheinen FuE-Aufwendungen und Bildung der Beschäftigten alleine, Innovationen immer weniger erklären zu können. Des Weiteren sind die Bildungsrenditen in der gewerblichen Wirtschaft seit den 1980er Jahren zurückgegangen. Unterstellt man eine Signalwirkung dieser Renditen, dann sind auch die Anreize für eine Investition gesunken. Daneben lautet eine Schlussfolgerung, dass es nicht zu massiven Engpässen bei Hochqualifizierten gekommen ist, was häufig öffentlich diskutierten Unterstellungen widerspricht. Die eigenen Schätzungen der Bildungsrenditen belegen jedenfalls, dass gerade Ingenieure und Naturwissenschaftler zu den relativen Verlierern der Entwicklung der Bildungsrenditen gehören.
Bovenberg and Jacobs (2005) and Richter (2009) derive the education effi ciency theorem: In a second-best optimum, the education decision is undistorted if the function expressing the stock of human capital features a constant elasticity with respect to education. I drop this assumption. The household inherits an initial stock of human capital, implying that the aforementioned elasticity is increasing. In a two-period Ramsey model of optimal taxation, I show that the education effi ciency theorem does not hold. In a second-best optimum, the discounted marginal social return to education is smaller than the marginal social cost. The household overinvests in human capital relative to the first best. The government eff ectively subsidizes the return to education. ; Bovenberg und Jacobs (2005) und Richter (2009) leiten das Bildunseffizienztheorem her: In einem zweitbesten Optimum ist die Bildungsentscheidung unverzerrt, wenn die Funktion, die den Bestand an Humankapital beschreibt, über eine konstante Elastizität in Bezug auf Bildung verfügt. Diese Annahme lasse ich fallen. Der Haushalt erbt einen Anfangsbestand an Humankapital, was dazu führt, dass die vorgenannte Elastizität steigend ist. In einem Ramsey-Modell der optimalen Besteuerung mit zwei Perioden zeige ich, dass das Bildunseffizienztheorem nicht gilt. In einem zweitbesten Optimum gilt, dass der abdiskontierte soziale Grenzertrag kleiner ist als die sozialen Grenzkosten. Der Haushalt überinvestiert in Humankapital relativ zur erstbesten Lösung. Die Regierung subventioniert effektiv den Ertrag der Bildung.
Die Forschung zu Abschiebungen verdeutlicht, dass diese leidvoll sind und schwerwiegende Folgen für Betroffene und ihre Familienangehörigen haben. Es gibt jedoch relativ wenige Studien darüber, wie sich die Erfahrungen zwischen verschiedenen nationalen Kontexten unterscheiden. Ausgehend von 81 Interviews mit dominikanischen und brasilianischen Abgeschobenen argumentieren wir, dass ihre Reintegration von Makro-, Meso- und Mikrofaktoren beeinflusst wird. Darunter zählen individuelle Merkmale wie kulturelle Anpassung und Humankapital (mikro), nationale und transnationale Bindungen (meso) sowie soziale und wirtschaftlichen Bedingungen, unter denen Abgeschobene aufgenommen werden (makro). Das Forschungsdesign des vorliegenden Artikels arbeitet diese Faktoren heraus und zeigt, wie sie voneinander abhängen. Je ungünstiger sich der Aufnahmekontext auf die Reintegration auswirkt, desto relevanter werden Faktoren auf der Meso- und Mikroebene. Dominikanische Abgeschobene werden von Regierung und Gesellschaft stigmatisiert und sind daher mehr auf transnationale Bindungen und ihre eigene Resilienz angewiesen. Im Gegensatz dazu stoßen brasilianische Deportierte auf einen weniger feindlichen Kontext, was bedeutet, dass sich Personen mit lokalen Bindungen und Humankapital einfacher reintegrieren.
Die Bedeutung des Humankapitals für das künftige Wirtschaftswachstum ist allgemein anerkannt. Gleichzeitig stoßen steigende Studienanfängerzahlen auf knappe Bildungsbudgets in den Bundesländern. Wie wird sich die Zahl der Studienanfänger bis 2020 entwickeln? Wird es eine entsprechende Nachfrage nach Hochschulabsolventen geben? Welcher Kapazitätsaufbau ist an den Hochschulen erforderlich und was wird er kosten?
In dieser Dissertation werden verschiedene Determinanten der Humankapitalbildung und die Rendite von Humankapital anhand von Personen- und Schuldaten aus dem Vereinigten Königreich und Mexiko empirisch analysiert. Es werden vor allem die Rollen von Migration, technologischem Wandel und gewalttätigen Konflikten in der Bestimmung von Ungleichheiten in der Humankapitalbildung und der Entlohnung von Personen mit unterschiedlichem Bildungshintergrund untersucht. Dadurch schließt die Dissertation Wissenslücken die bis dato in der Literatur existierten. Da Humankapital eine der wichtigsten Komponenten sowohl für die individuelle Entfaltung als auch für die ökonomische Entwicklung einer Volkswirtschaft ist, werden in den einzelnen Kapiteln Politikimplikationen zur Reduzierung von Ungleichheit aufgezeigt. ; In this dissertation the determinants of differences in human capital accumulation and the returns to human capital are analysed empirically. Using individual and school level data for the United Kingdom and Mexico, focus is given to the identification of the roles of migration, technological change and violent conflict in causing inequalities in human capital formation and valuation in both developed and emerging economies. The dissertation thereby fills specific gaps prevalent in the literature to date. As human capital is the most important driver for both individual welfare and economic development, the chapters of the dissertation provide insights for policy to reduce inequalities.
Eine zumindest bis vor kurzem in der Schweiz noch populäre Ansicht lautet, dass eine Karriere in der Armee den beruflichen Erfolg im zivilen Leben stark befördert. Obwohl militärische und berufliche Karriere als Besonderheit des schweizerischen Milizsystems im biografischen Verlauf miteinander verschränkt sind, bleibt aber der tatsächliche Einfluss der militärischen Karriere auf den Berufserfolg empirisch noch nachzuweisen. Zudem ist auch die Frage nach den möglichen Gründen zu stellen. Ziel dieses Beitrags ist also erstens die empirische Prüfung des positiven Effekts der militärischen auf die zivile Karriere. Zweitens sollen mögliche Ursachen gegenübergestellt werden. Als solche werden insbesondere Selbstselektion, der Erwerb von Humankapital (Führungskompetenzen) und der Aufbau eines wirkungsvollen Beziehungsnetzes in Betracht gezogen. Die Analysen anhand der Daten des Schweizer Arbeitsmarktsurveys 1998 zeigen erstens, dass höhere militärische Ränge auch bei Kontrolle von Bildung und Berufserfahrung mit erhöhtem Erwerbseinkommen einhergehen. Zweitens zeigt sich, dass dieser Einkommensbonus allem Anschein nach weder auf Mechanismen der Selbstselektion noch auf dem Erwerb von besonders gewinnbringendem Humankapital beruht. Vielmehr ist zu vermuten, dass der größere Berufserfolg von Milizoffizieren mit ihrem an "wertvollen" Beziehungen reichen sozialen Netzwerk zusammenhängt.
In diesem Beitrag wird die These vertreten, dass die Globalisierung zu einer steigenden Bedeutung des Humankapitals für das Wirtschaftswachstum führt. Erläutert werden die Bedingungen, unter denen private Bildungsinvestitionen den Aufholprozess von Übergangs- und Entwicklungsländern fördern können: wenn Unternehmen in das Wissen der erfahrenen Mitarbeiter investieren, private Schulen und Wettbewerb zu Effizienzgewinnen führen und die Möglichkeit eines Auslandsstudiums bei der Rückkehr Anreize für private Bildungsanstrengungen bewirken. (DIPF/Orig.)
"Im folgenden Band soll [der] scheinbare, aber augenfällige Widerspruch von Neokonservativismus und liberalem Individualismus, von der die aktuelle bildungspolitische und familienpolitische Debatte und Praxis geprägt ist, analysiert werden. Enthalten sind sowohl Beiträge, die sich mit der kritischen Rekonstruktion der Theorien des Humankapitals beschäftigen, als auch Beiträge, deren Gegenstand eine Analyse der aktuellen europäischen Familien- und Erziehungspolitik und ihrer pädagogischen Konsequenzen vornimmt." Die vorliegende Einführung skizziert kurz die Inhalte der Beiträge. (DIPF/Orig.)
Die Studie geht in zwei Schritten vor: Im ersten Teil werden die Konsequenzen des Bevölkerungswandels auf den Arbeitsmarkt in Sachsen aufgezeigt. Für diesen Zweck wird ein Referenzszenario des sächsischen Arbeitsmarktes bis 2020 entwickelt. Es zeigt sich, dass sich die Arbeitsmärkte je nach Qualifikation der Arbeitskräfte sehr unterschiedlich entwickeln. Ohne Gegenmaßnahmen können hoch qualifizierte Arbeitskräfte schon in wenigen Jahren zum knappen Faktor werden, der die Wachstumschancen im Freistaat restringiert. Für die gering qualifizierten Arbeitskräfte ist durch den demographischen Wandel jedoch auch auf lange Sicht keine Entspannung zu erkennen.Der zweite Teil der Studie nimmt die Nachwuchslücke bei qualifizierten Arbeitskräften zum Ausgangspunkt und entwickelt mögliche Gegenstrategien und Anpassungsmaßnahmen für die Landespolitik. Die Studie identifiziert drei Felder, auf denen die Landesregierung aktiv werden kann und soll: Zuwanderung, Erwerbsbeteiligung und Humankapitalbildung. Die Untersuchung quantifiziert auch – so weit möglich – die einzelnen Politikmaßnahmen. Während die Neuausrichtung der Zuwanderungspolitik und die Aktivierung von Erwerbspotenzial kurz- und mittelfristig Wirkung zeigen, ist die Bildung von neuem Humankapital als eher langfristige Strategie angelegt. Zusammen können diese Antwortstrategien helfen, die Ausstattung Sachsens mit der knappen Ressource Humankapital langfristig zu sichern. Ein innovativer Standort mit hoch qualifizierten Arbeitskräften schafft auch Nachfrage nach gering qualifizierten Arbeitskräften. Angesichts der hohen Arbeitslosigkeit bei Geringqualifizierten, die auch durch den demographischen Wandel nicht wesentlich abgebaut wird, ist allerdings eine tief greifende Reform des Niedriglohnsektors unumgänglich.
Um Hinweise für die Erträge von Investitionen in die Fähigkeiten von Kindern im Vorschulalter geben zu können, möchten wir in diesem Beitrag die Ergebnisse von Simulationen zur Diskussion stellen. Der Humankapitalerwerb wird als Funktion von kognitiven und nichtkognitiven Fähigkeiten modelliert, wobei die frühe Ungleichheit und die daraus resultierende Heterogenität der Erträge zusätzlicher Bildungsinvestitionen im Vordergrund stehen. Aufgrund des Fähigkeitenmultiplikators der frühen Kindheit übersteigen die zu erwartenden Erträge von Investitionen, die im richtigen Umfang und zur rechten Zeit getätigt werden, im Lebenszyklus die Kosten um ein Vielfaches. Die Abschätzungen deuten darauf hin, dass die ertragreichste Politik zur Steigerung des Humankapitals und zur Reduktion von Ungleichheit eine effiziente Familienpolitik ist.
Über die Parteigrenzen hinweg sind sich die deutschen Politiker einig, dass die internationale Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands als rohstoffarmes Land durch einen hohen Bildungsgrad und den Reichtum an Humankapital mitbestimmt wird. Die Autoren kommen zu dem Ergebnis, dass zu viele Vorschriften und regulierende staatliche Eingriffe dabei die positiven Wohlstandseffekte behindern können. In Deutschland haben die Bildungsreformen zwischen 2000 und 2010 dazu beigetragen, die Regulierungsdichte im Bildungsbereich deutlich zu verringern - mit positiven Folgen für Wohlstand und Beschäftigung.
Wie gehören ein ordnungspolitischer Rahmen von Innovationssystemen, die ausgestaltende Innovationspolitik sowie Forschungs- und Entwicklungen der einzelnen Wirtschaftsakteure zusammen? Welche Möglichkeiten sollten Staaten und Unternehmen nutzen, um eine innovationsfreundliche Gesamtpolitik zu betreiben. Vor allem welche Konsequenzen hat das Eingreifen des Staats, welches notwendig ist, auf die Entwicklungen der Innovationen? Wie wirkt sich Systemversagen auf einen potentiellen Output neuer Entwicklungen aus und welche Rolle spielt hierbei das Humankapital? All diese Fragen beantwortet dieses Paper, das sich mit diesem Wechselspiel zwischen öffentlichem Sektor und privaten Unternehmen beschäftigt.