Der Band versammelt erstmals grundlegende konzeptionelle Aufsätze aus verschiedenen nationalen Wissenschaftskulturen und verdeutlicht, wie sich die Geschichtsschreibung des menschlichen Denkens verändert hat. Eine ausführliche Einleitung beleuchtet die Forschungsgeschichte und die theoretischen Grundlagen, auf denen heute Ideengeschichte geschrieben werden kann.
Was sind Ideen? Wie entstehen neue Ideen? Wie werden Ideen bewahrt oder verändert? Jeder, der über menschliches Wissen, Glauben und Meinen gründlich nachdenkt, stellt sich solche Fragen. Und keine lehrreiche Antwort kommt ohne Geschichte aus. Denn Ideen sind nicht die isolierten Gebilde, wie sie dem erscheinen, der einen Einfall hat. Ideen erwachsen aus einer Überlieferung, und wenn sie bedeutsam sind, treiben sie weitere Ideen hervor – Ideen stehen immer in einem historischen Zusammenhang. Wo Menschen aufbegehren, spielen Ideen eine besondere Rolle. Dieses Buch führt mitten hinein in die wirklichen Auseinandersetzungen der Menschen.
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Eine reine Ideengeschichte ohne Bezug zur aktuellen politischen Theorie ist kaum noch möglich. Zwar ist eine gewisse Vernachlässigung der außereuropäischen Ideengeschichte zu konstatieren, aber zumindest mit Blick auf Interkulturalität und Religion wurden in jüngster Zeit entsprechende Anstrengungen unternommen. Die Gefährdungen für den Bereich der Ideengeschichte ergeben sich aus dem aktuellen Siegeszug der Kulturwissenschaften sowie den weiterführenden Analysen Niklas Luhmanns zum Verhältnis von Gesellschaftsstruktur, Semantik und Ideenevolution. Erwähnt werden ferner die Ansätze zu einer interkulturellen politischen Philosophie sowie die neueren Arbeiten zur Wirtschaftsgeschichtsschreibung und zur rationalen Entscheidungstheorie. (ICE2)
Vor dem Hintergrund eines ideengeschichtlichen Überblicks wird die These vertreten, dass Republik nicht, wie man es heute üblicherweise versteht, "Nicht-Monarchie", sondern ein öffentliches Leben und das Regieren unter Freien und Gleichen ist. Aristoteles unterschied zwischen politischer Herrschaft unter Freien und Gleichen und despotischer Herrschaft über Unmündige. "Politisch" kann man hier verstehen als "polisartig", denn es bezeichnet das öffentliche Leben und das Regieren, wie Aristoteles es in der klassischen Polisgenossenschaft seiner Zeit erlebte. In der Res Publica Romana wurde aus "politisch" "republikanisch", und seitdem wurden beide Wörter in den Jahrhunderten der Ideengeschichte in gleichem Sinn verwendet. Der eigentliche, der politische Staat, der die elementaren Ansprüche personalen Daseins auf Frieden, Freiheit und Ebenbürtigkeit in der Dimension gesamtgesellschaftlichen Zusammenlebens einlöst, besteht allein im Kern des Staates unserer tagtäglichen Erfahrung, ist dessen "Inwendiges". Dieses aber ist so selbstverständlich geworden, dass es nicht zum Bewusstsein kommt. (ICF2)
"Es lassen sich in der Kapitalismuskritik zwei Wege, ein tugendethischer und ein struktureller, unterscheiden. Die zentrale Frage für die Ausrichtung der Kapitalismuskritik angesichts dieser Alternative ist: Muss die Kritik an individuellem Verhalten oder an gesellschaftlichen Strukturen angesetzt werden? An Aristoteles lässt sich zeigen, dass die tugendethischen Motive, die bei der am Akteurverhalten ansetzenden Kapitalismuskritik eine wichtige Rolle spielen, ideengeschichtlich weit zurückreichen. Davon zu unterscheiden ist eine strukturelle Kritik, in deren Kern die Idee einer Kritik von Kontexten steht, die ein bestimmtes Akteurverhalten und bestimmte Strukturmerkmale wahrscheinlich werden lassen. Im vorliegenden Artikel wird gezeigt, dass die zweite, strukturelle Variante insofern überlegen ist, als sie nicht allein individuelles Fehlverhalten, sondern strukturelle Fehlentwicklungen in den Blick nimmt. Für sie geben ideengeschichtlich Ferguson und Hegel wesentliche Impulse." (Autorenreferat)
One can distinguish two ways of a critique of capitalism: a structural critique on the one hand, and a critique by means of virtue ethics on the other. Going back to Aristotle, the long tradition of central themes of ethical critique of capitalism becomes evident. The other mode of capitalism critique goes beyond certain individual behaviour and focuses on certain structural characteristics of capitalism. The article argues that this second, structural mode of critique is superior to the ethical one, because it doesn't take into account only misled individual behaviour, but also structural undesirable developments. In explicating this, I refer to Ferguson and Hegel who have given important impulses to it in the history of ideas. Adapted from the source document.
Der Beitrag folgt den Spuren, die der Liberalismus in der Ideengeschichte der Bundesrepublik Deutschland hinterlassen hat. Sie sind tiefer, als es die Vorgeschichte und die öffentliche Wahrnehmung vermuten lassen. Der Ordoliberalismus Freiburger Provenienz lieferte zunächst die Grundlage der sozialen Marktwirtschaft. Ralf Dahrendorf war dann der entschiedene Verfechter einer liberalen Gesellschaftsordnung, in der dem Staat eine aktive Rolle zukommt. Viele seiner liberalen Grundpositionen wurden von anderen Intellektuellen geteilt, ohne dass diese sich dazu ausdrücklich bekannten. Der ideengeschichtliche Abriss zeigt, dass es nicht nur aus begriffspolitischen Gründen ratsam ist, eine vorschnelle Identifizierung kapitalistischer Marktdoktrinäre mit der Sache des Liberalismus zu verhindern. Der Liberalismus ist zu sehr allgemeine Grundlage allen westlichen Denkens und Handelns, als dass seine einseitige Vereinnahmung durch jene zuzulassen wäre, die ihn in die "geistige Einöde" führen. Liberalismus geht nicht auf im Mantra von "Steuern senken" und "Leistung muss sich wieder lohnen". Deshalb ist für den Autor eine normative Wiedergewinnung des Liberalismusbegriffs von theoretischer und praktischer Warte nicht nur zu begrüßen, sondern unbedingt notwendig. (ICA2)