Der Titel "deutscher Idealismus" wurde von Schelling mit dem Versagen Leibnizens und Kants vor dem Cartesischen Substanzen-Dualismus ("res cogitans", "res extensa") in Zusammenhang gebracht. Weder Spinozas Deus sive Natura noch der Leibnizschen Monadenlehre noch Kants transzendentalem Idealismus der Erscheinung und des Dinges an sich sei es gelungen, das ideengeschichtlich geforderte System des theogonischen Vernunft-Absoluten zu entwerfen. Die jetzt aktuelle Aufgabe lautet, den Weg von Kant bis Fichte und Hegel ideengeschichtlich aufzuzeichnen.
In den einleitenden Vorüberlegungen wird auf Sinn und Unsinn methodologischer Diskussionen eingegangen. Dabei finden für den Bereich der 'Politischen Ideengeschichte' die folgenden Probleme Berücksichtigung: das Problem der Folgenlosigkeit, das Problem der verstellenden Zuschreibung, das Problem der Normalverteilung, das Problem Marginalitätsangst sowie das Problem der Kompetenz. Ziel des zweiten Teils ist es, zur Beschäftigung mit politischer Ideengeschichte zu ermuntern. Dies geschieht in drei Schritten: Keine Angst vor Ideen! Keine Angst vor Klassikern! Keine Angst vor Philosophie! Im letzten Teil werden Anregungen für das Forschungsfeld von politischer Ideengeschichte, Politikwissenschaft und Ideengeschichte gegeben. Dabei werden erstens systematische Überlegungen zur Verbindung von Philosophie und Politik angestellt. Zweitens werden Hinweise für eine Annäherung an das Fach der Ideengeschichte gegeben. Abschließend wird ein Forschungsfeld für deutsche Ideenhistoriker entworfen, das in einer Rekonstruktion des politischen Selbstbewußtseins der Deutschen besteht. (KW)
Ausgehend von den kritischen Überlegungen zur Ideengeschichte und Politischen Theoriengeschichte von Kramm und Bermbach in Heft 2/81 der PVS besteht das Ziel der Überlegungen darin, unter Verweis auf die Ausführungen Klaus von Beymes den unverzichtbaren Sinn der Ideengeschichte aufzuzeigen. Dies geschieht im Hinblick auf das zu Lehrende des Faches Politische Wissenschaft. Dabei konzentriert sich der Aufsatz auf die Reflexion der politischen Ideen der Vergangenheit als Voraussetzung für das Bewußtsein des Menschen von Gesellschaft und Geschichte und damit der möglichen Neubestimmung der Ideen. Zunächst wird erläutert, was im deutschen, angelsächsischen und französischen Sprachraum unter Ideengeschichte verstanden wird. Dann wird der Gegenstand der politischen Ideengeschichte bestimmt und dargestellt. Das methodische Vorgehen der Ideengeschichte wird erörtert. Auf der Grundlage dieser Überlegungen werden dann die eingangs erwähnten Aufsätze von Kramm und Bermbach kritisch analysiert. (KW)
Der Autor zieht in seiner Einleitung zum vorliegenden Sammelband eine Zwischenbilanz der politischen Ideengeschichte in der Bundesrepublik und berichtet über die gegenwärtige Forschungslage, um den vielfach konstatierten Rückstand gegenüber der internationalen Forschung zu relativieren. Er bezieht neben einigen Grundfragen auch Aspekte der Disziplingeschichte und benachbarter Forschungsgebiete, wie z.B. der politischen Philosophie und der Historiographie mit ein, um zu zeigen, dass die politische Ideengeschichte in Deutschland durchaus im Aufbruch ist. Er skizziert ferner die Konjunkturen der Ideengeschichte, das Verständnis von Ideen im Unterschied zu Begriffen und Konzepten sowie die Probleme der Ideengeschichtsschreibung. Generell lassen sich nach seiner Einschätzung drei Varianten von politischer Ideengeschichte unterscheiden: aktualisierende, historisierende bzw. kontextualisierende Ansätze sowie jene, die auf die Beantwortung ewiger Fragen und Probleme abstellen. Der vorliegende Band enthält in verschiedenen Kapiteln alle drei Varianten und ist in zwei größere Blöcke gegliedert. Der erste umfasst methodische Fragen der Begriffsgeschichte, der Ideenpolitik und der Kritik der politischen Vernunft. Darüber hinaus wird die Ideengeschichte als Wirklichkeitswissenschaft und der Anti-Traditionalismus als Programm thematisiert. Der zweite Block enthält Aufsätze zum Neoaristotelismus, Totalitarismus, Exil und dem "Battle of the Books" in den USA und wird mit einem wiederum methodischen Aufsatz beschlossen. (ICI2)
In dem Beitrag stellt der Autor selbst seine wissenschaftliche Lebensgeschichte dar, eingeschränkt auf den Gesichtspunkt, wie er allmählich zu seiner charakteristischen Position in der Methodologie der politischen Ideengeschichte fand. Der Beginn des wissenschaftlichen Weges mit dem Marxismus und seine Entwicklung in den 30er Jahren werden geschildert. Die Gründe für das Einlassen auf den Marxmismus werden erläutert, um auf dieser Grundlage deutlich zu machen, was dann die Befremdung an der marxistischen Denkmethode auslöste. Die Auseinandersetzung mit Kant wird nachgezeichnet. Die Bedeutung von Mannheims Wissenssoziologie für die eigene Positionsfindung wird dargestellt, beispielhaft am Begriff der Ideologie. Borkenau wird als ein weiterer Lehrer vorgestellt. Dann wird auf den zentralen Einfluß von Weber und auf die Auseinandersetzung mit seinen Schriften hingewiesen. Als eine wichtige Wegmarke in Richtung auf eine Methode der Ideengeschichte wird der Versuch erläutert, das Problem des Wandels von Ideen aufgrund von Kulturkontakt in die Ideengeschichte Japans einzuführen. (KW)
"Es lassen sich in der Kapitalismuskritik zwei Wege, ein tugendethischer und ein struktureller, unterscheiden. Die zentrale Frage für die Ausrichtung der Kapitalismuskritik angesichts dieser Alternative ist: Muss die Kritik an individuellem Verhalten oder an gesellschaftlichen Strukturen angesetzt werden? An Aristoteles lässt sich zeigen, dass die tugendethischen Motive, die bei der am Akteurverhalten ansetzenden Kapitalismuskritik eine wichtige Rolle spielen, ideengeschichtlich weit zurückreichen. Davon zu unterscheiden ist eine strukturelle Kritik, in deren Kern die Idee einer Kritik von Kontexten steht, die ein bestimmtes Akteurverhalten und bestimmte Strukturmerkmale wahrscheinlich werden lassen. Im vorliegenden Artikel wird gezeigt, dass die zweite, strukturelle Variante insofern überlegen ist, als sie nicht allein individuelles Fehlverhalten, sondern strukturelle Fehlentwicklungen in den Blick nimmt. Für sie geben ideengeschichtlich Ferguson und Hegel wesentliche Impulse." (Autorenreferat)
One can distinguish two ways of a critique of capitalism: a structural critique on the one hand, and a critique by means of virtue ethics on the other. Going back to Aristotle, the long tradition of central themes of ethical critique of capitalism becomes evident. The other mode of capitalism critique goes beyond certain individual behaviour and focuses on certain structural characteristics of capitalism. The article argues that this second, structural mode of critique is superior to the ethical one, because it doesn't take into account only misled individual behaviour, but also structural undesirable developments. In explicating this, I refer to Ferguson and Hegel who have given important impulses to it in the history of ideas. Adapted from the source document.