"In modernen, durch technologischen Fortschritt und Globalisierung geprägten Gesellschaften, sind es Innovationen, die gesellschaftlichen Wohlstand und Wettbewerbsfähigkeit zu generieren vermögen. Sie entstehen von der Idee, der Forschung, über die konkrete Entwicklung bis hin zur Markteinführung durch die Kraft des menschlichen Intellekts. Diese Wertschöpfungskette ist Teil eines Innovationssystems, welches Innovationskultur, -fähigkeit und -politik umfasst. Ausgangspunkt ist die Annahme, dass Innovationen durch ein Zusammenspiel von Personen und Institutionen entstehen." (Autorenreferat)
Der Verfasser zeigt zunächst in einem kurzen historischen Rückblick auf die Genese des brasilianischen Innovationssystems, das es bis heute nachwirkende Pfadabhängigkeiten der Industriepolitik der Militärdiktatur gibt. Unter der Regierung Lula kam es dann zu einer Steigerung der Ausgaben für Forschung und Entwicklung. Die strukturellen Defizite der Vergangenheit bleiben jedoch bestehen: Das brasilianische Innovationssystem ist weiterhin durch einen starken staatlichen Einfluss und eine geringe Innovationsneigung der Unternehmen gekennzeichnet. Zudem verhindern die oft fehlenden Verbindungen zwischen Forschung und Unternehmen, die geringe Rolle dieses Politikfeldes auf der politischen Agenda, die trotz aller Ausweitungen immer noch bescheidenen Aufwendungen für Forschung und Entwicklung sowie die hohe Einkommensungleichheit bis auf Weiteres eine bessere Performanz des brasilianischen Innovationssystems. (ICE2)
Die wesentlichen Grundlagen für regionale Innovationsprozesse sind das vorhandene Wissen sowie die Fähigkeit, neues Wissen aufzunehmen und es kommerziell zu nutzen. Dabei kommt den Kooperationsbeziehungen und der Einbindung in überregionale Netzwerke große Bedeutung zu. Für die Innovationspolitik bestehen wesentliche Ansatzpunkte in der Stärkung der regionalen Wissensbasis sowie in der Förderung von Innovationen.
Vor dem Hintergrund des rasanten Aufstiegs des Politikfeldes der Innovationspolitik wird hier die Frage behandelt, wie die Nationalstaaten auf die Herausforderung der Globalisierung und des Beitritts zur EU reagieren. Wird durch die Prozesse der Europäisierung und Regionalisierung die nationalstaatliche Innovationspolitik entmachtet? Oder bleiben die Nationalstaaten weiterhin die treibende Kraft im Mehrebenensystem? Wird die nationale Forschungs- und Technologiepolitik durch europäische Innovationspolitik überflüssig gemacht? Besonderes Augenmerk gilt bei der Betrachtung dem Prozess des policy-learning, der mit der Entstehungsgeschichte des Innovationsparadigmas verbunden ist. Die Ausführungen gliedern sich in folgende Punkte: (1) die Grundausrichtung der Innovationspolitik, (2) die Transformation nationaler Agenden und der Einfluss europäischer Politik, (3) europäische Innovationsstrategie versus nationale Innovationsstrategien (Neofunktionalismus, intergouvernementaler Ansatz, institutionalistische Erklärungen, Policy-Netzwerke), (4) die Innovationspolitik als Mehrebenenprozess, (5) die reflexive Beziehung zwischen Ideen und Institutionen, (6) die Frage nach der Politikintegration durch Normen und Regeln sowie (7) der Politikwandel in Theorie und Praxis. In einem Fazit fasst der Autor zusammen, dass die EU ihre Aktivitäten in der Forschungs- und Innovationspolitik kontinuierlich ausgeweitet hat und mehrjährige Forschungsrahmenprogramme mit einem stetig wachsendem Finanzvolumen auflegt, mit denen sie vor allem die anwendungsorientierte Förderung neuer Schlüsseltechnologien sowie die stärkere europäische Vernetzung von Akteuren und Institutionen in den Innovationssystemen verfolgt. Der überwiegende Teil der staatlichen Forschungs- und Innovationspolitiken ist in seinen Zielsetzungen auf die Wettbewerbsfähigkeit der eigenen (d. h. nationalen) Forschung und Industrie ausgerichtet und wird noch immer durch nationale Vorhaben gekennzeichnet. (ICG2)
Im vorliegenden Beitrag wird gezeigt, wie das Aufkommen der Innovationsgesellschaft zu mehreren parallel verlaufenden Institutionalisierungsprozessen in Beziehung steht. Zu diesen Prozessen zählen die Erfindung und Entwicklung (Innovationsökonomie) als Fachdisziplin, der Aufbau eines internationalen Erfassungs- und Messsystems von volkswirtschaftlichen Daten, die Gründung der OECD und anderer hybrider Organisationen sowie die Verfahren der europäischen Gesetzgebung. Um dies zu verdeutlichen, rekonstruiert der Autor die Geschichte der Innovationsindikatoren in drei Schritten: Nachdem in der Einleitung auf die Bedeutung der Statistik in der Gesellschaft im Allgemeinen hingewiesen wird, orientieren sich die beiden nächsten Abschnitte an den historischen Sequenzen, die mit dem Erscheinen von Handbüchern markiert sind. Wenn Manuale als historische Wegmarken verwendet werden, dann ist damit die Annahme verknüpft, dass Dokumente - auch wenn sie nicht mit einem Bewusstsein ausgestattet sind - dann eine soziale Wirkungsmacht entfalten, wenn sie als Zeichensysteme in einem hohen Maße gesellschaftliche Kommunikationen vermitteln können. Diese Performanz können zum Beispiel Speisekarten in Schnellrestaurants, Notenpartituren im Orchester oder Manuale in der statistischen Forschung erreichen. Auch die letzte historische Etappe nimmt sich Dokumente als Bezugspunkt: die Lissabon Strategie der Europäischen Union und die bei deren Umsetzung entstandenen rechtlich verbindlichen Verordnungen. (ICI2)