Merkantilistische Wirtschaftspolitik aus institutionenökonomischer Sicht: eine Kritik
In: European and international regulation after the Nation State: different scopes and multiple levels, S. 65-91
Der Autor setzt sich mit den historiographischen Hintergründen aktueller wirtschaftspolitischer Postulate kritisch auseinander, denn die Forderung nach Minimalstaat und Deregulierung und die damit eng zusammenhängenden Thesen von der wohlstandsfördernden Systemkonkurrenz zwischen den Staaten erhalten in zunehmendem Maße eine Unterstützung durch die Wirtschaftsgeschichtsschreibung, die den institutionenökonomischen Ansatz auch zur Deutung wirtschaftlicher Wachstumsvorgänge in der Vergangenheit benutzt. In erster Linie sind es amerikanische und englische Ökonomen und Wirtschaftshistoriker, die mit diesem Kriterienraster die Bedingungen wirtschaftlichen Wachstums in der Vergangenheit aufklären wollen. Die wesentliche Schwachstelle der institutionenökonomisch angeleiteten Wirtschaftsgeschichte liegt aber darin, dass sie in den modernen wirtschaftspolitischen Leitbildern der Gegenwart befangen bleibt, wie der Autor in seinem Beitrag zeigt. Nach einem Überblick über die Kernthesen der institutionalistischen Wirtschaftsgeschichtsschreibung beschreibt er die Fehleinschätzung der Normen- und Regelungsstruktur des "ancien régime" sowie die Überschätzung der Regelungsmöglichkeiten des absolutistischen Staates. Er geht ferner ausführlicher auf die wirtschaftspolitischen Vorstellungen des deutschen Merkantilismus im 17. Jahrhundert ein. (ICI2)