Formen des Aufstands: die typologische und empirische Vielfalt von Insurgency im historischen Längsschnitt
In: Aufstand und Demokratie: Counterinsurgency als normative und praktische Herausforderung, S. 27-57
Vor dem Hintergrund der Auseinandersetzung mit den idealtypischen Unterscheidungsformen und der daraus folgenden normativen Probleme argumentiert der Verfasser, dass mit dem zunehmenden Maß an gesellschaftlicher Verankerung der Bekämpfung von Aufständischen (Insurgency) die Wahrscheinlichkeit ihrer raschen Bekämpfung sinkt. Die Aufstandsbekämpfung kann stets weniger nur militärisch begriffen werden, zumal Insurgency niemals nur idealtypisch separatistische, ökonomische oder religiöse Motive ins Feld führt. Moderne Formen der Kommunikation und der Grad an staatlicher Durchdringung vor allem westlicher Gesellschaften machen Rückzugsbasen für Insurgency in weiten Teilen der Welt kaum noch möglich, weshalb terroristische Verhaltensweisen als kombinatorisches Zubrot auch bei ursprünglichen Guerillaorganisationen sich steigender Beliebtheit erfreuen. Generell scheint dabei die Fokussierung auf den religiös motivierten Terrorismus einmal mehr nur historisch phasenabhängig zu sein. Angesichts schwerer Wirtschaftskrisen sind in den für sozialrevolutionären Aktivismus ohnehin prädestinierten Staaten erneut Gruppierungen aufgetreten, die sich aus der anarchistischen Theorie speisen. (ICF2)