Wer oder was ein Intellektueller sei und worin seine politische und gesellschaftliche Aufgabe bestehe, war während des 20. Jahrhunderts stets ein umkämpfter Gegenstand intellektueller Debatten. Daniel Morat plädiert in der Auseinandersetzung mit der bisherigen Intellektuellengeschichtsschreibung für eine formale und wertneutrale Definition des Intellektuellenbegriffs, die auch unabhängig von den Selbstbeschreibungen als wissenschaftliche Analysekategorie tragfähig ist. Daran anschließend widmet er sich der Entstehung des Intellektuellen als moderner Sozialfigur im internationalen Kontext und stellt wichtige Forschungstendenzen und Themenfelder vor. Die Frage nach dem Tod des Intellektuellen in der Postmoderne verneint er klar, denn schon die anhaltende Debatte darüber sei ein Zeichen für sein Weiterleben – unabhängig davon, ob das Medium der Intellektuellen nun der klassische Leitartikel, die Fernsehshow oder aber heute der Internet-Blog ist.
Zwei Aufgaben sind es, denen sich die vorliegende Dissertation stellt: Sie will die Rolle des Kulturtragenden bei der Etablierung der Öffentlichkeit einer pluralistischen, parlamentarisch-demokratisch verfassten Gesellschaft erörtern und dabei den zahlreichen Bemühungen um eine ideenhistorische Einordnung eines der sensibelsten Kapitel der deutschen Geschichte auf der Grundlage eines bislang nicht systematisch erschlossenen Quellenmaterials einen eigenständigen Akzent verleihen. Den epochalen Bezugsrahmen der Arbeit stellen die Jahre der Weimarer Republik dar. Ihre Quellenbasis erschließt sie sich mit einer umfangreichen Sammlung von Reaktionen auf die von führenden Tageszeitungen und Zeitschriften unter den Repräsentanten des Weimarer Kulturlebens durchgeführten Rundfragen zu einer vielfarbigen Palette aktualitätsgeschichtlicher, produktions- und rezeptionsästhetischer, gesellschafts- und kulturpolitischer Themen. Die Methode schließlich, derer sie sich bei der Auswertung dieses Materials bedient, ist die einer interdisziplinären, vor allem sozialgeschichtlich und ideologiekritisch orientierten Literaturwissenschaft. Das Alleinstellungsmerkmal der Arbeit ist ihre Quellenbasis: die Rundfragensammlung. Ein Namensverzeichnis ihrer Autoren würde sich lesen wie ein "Who is who?" der Weimarer Republik. Zu den Teilnehmern gehörte der schon damals kanonisierte Heinrich Mann genauso wie der junge Bertolt Brecht oder der heute fast völlig vergessene Hans José Rehfisch. Zu Wort gemeldet haben sich Vertreter beinah aller Sparten der Theater- und Opernwelt von Leopold Jessner über Tilla Durieux bis hin zu Leo Blech, aber auch Theologen wie Paul Tillich oder Politiker wie Konrad Adenauer, damaliger Oberbürgermeister von Köln. Mit vorliegender Arbeit wird dieses pressepublizistische Material erstmals aspektorientiert ausgewertet. ; This thesis takes an exciting new look at a nearly forgotten body of texts written during the Weimar Republic, the so called "Rundfragen". It has two main objectives: The first is to describe the importance of intellectuals, of writers, artists, actors and academics, for the development of the structure of a pluralistic, parliamentary-democratic society, the second is to interpret one of the most important chapters of German history on the basis of the "Rundfragen", a textual basis which never has been analyzed systematically. The historical period the thesis pays attention to is the Weimar Republic. The "Rundfrage" is a special genre of text from newspapers and journals, in which those who represented Weimar Germany''s cultural life were asked to discuss political, aesthetic, social and cultural problems of common interest. The thesis analyzes its textual basis using a multidisciplinary method combining literature and social history. The speciality of the thesis is without doubt its source material. A collection of the names of those who replied to a "Rundfrage" sounds like a "Who is who?" of the Weimar Republic. Among the authors are the famous novelist Heinrich Mann and the young Bert Brecht who earned his reputation as an innovative playwriter during the twenties. Also asked for articles were representatives of theatre''s and opera''s world, including the producer Leopold Jessner, the actress Tilly Durieux or the composer Leo Blech, also involved were the theologian Paul Tillich or Konrad Adenauer, at the time Lord Mayor of Cologne. The thesis is the first attempt to analyze the textual material of the "Rundfragen".
In dem Tutorium wurde der Bestimmung des "Intellektuellen" im 20. Jahrhundert nachgegangen sowie nach dessen Bedeutung und Positionierung in der politischen Öffentlichkeit gefragt. Im Mittelpunkt standen Intellektuelle, die entweder selbst zu einem politischen Konflikt Stellung genommen haben oder aber durch ihre Stellungnahmen öffentliche Debatten und Konflikte auslösten. Anhand einzelner Fallstudien wurde eine Geschichte der intellektuellen Kontroversen im 20. Jahrhundert nachgezeichnet, die, auch wenn Deutschland als Bezugspunkt diente, über Ländergrenzen hinausging. Anhand der untersuchten Debatten wurde der Erkenntniswert der Kategorie des "Intellektuellen" kritisch hinterfragt.
Während seines Aufenthaltes in Algerien hatte Pierre Bourdieu die eminente Bedeutung des Symbolischen erkannt. In der traditionellen Gesellschaft der Kabylei entdeckte er die relative Unabhängigkeit des Symbolischen (etwa der Ehre) gegenüber dem Ökonomischen. Mit Marx und Weber stimmte er darin überein, dass Sinnbeziehungen auf Machtbeziehungen beruhen. Während Marx in seiner antiidealistischen Haltung das Symbolische als eine bloße Widerspiegelung der ökonomisch- politischen Beziehungen betrachtete, unterstrich Bourdieu die Eigenlogik des Symbolischen, das nicht auf das Ökonomische im engeren Sinn reduziert werden kann. Der Begriff des symbolischen Kapitals wurde dann zu einer zentralen Kategorie des Theoriegebäudes von Bourdieu.
Über das Leben Voltaires, das in Paris 1694 begann und 1778 endete, sind wir dank einer ungeheuren Korrespondenz von reichlich 20 000 Briefen hervorragend unterrichtet. Sein Lebensweg, sein Zeitalter und die bestimmenden Ideen der Epoche sind darin dokumentiert. Der in der Religionswissenschaft gebräuchliche Begriff 'Kulturheros' muss für den notorischen Religionsspötter daher zunächst irritierend unpassend erscheinen, was die Überschrift zum Ausdruck bringt. Für den Intellektuellen im politischen, nicht im soziologischen Sinne ist dagegen bezeichnend, dass sein Name in der Öffentlichkeit schon Gewicht hat, wenn er ungefragt und ohne Auftrag zu einer Frage Stellung nimmt, die außerhalb seiner Zuständigkeit liegt, wobei er im Namen höherer Werte für die unterlegene Seite Partei ergreift. Nicht alle Geistesschaffenden sind also schon Intellektuelle in diesem Sinne, sondern nur da, wo sie "von ihrem beruflichen Wissen jenseits ihrer Profession einen öffentlichen Gebrauch machen". Als Ahnherr dieses Intellektuellentypus aber gilt Voltaire, dem es im vorgeschrittenen Alter gelang, auf beispielhafte Weise für Wahrheit und Gerechtigkeit einzutreten. [.] Um zu verstehen, wie Voltaire zum politischen Mythos werden konnte, sollen im Folgenden einige Problemstellungen aus seinen Schriften und seinem Wirken skizziert werden.
In accordance with the trend of globalization, especially following the collapse of the socialist regimes of Eastern Europe, democracy is today becoming an important factor of international relations as well as a subject of intense debates in the Third World and in Muslim countries. Almost all governments in the world, evein authoritarian governments, use the attribute "democratic" to characterize their regimes and their aspirations. Yet not all governments in Muslim countries as well as not all Muslim intellectuals support democracy. Unlike the Islamic international debate on democracy, all Muslim intellectuals in Indonesia, as far as I am able to ascertain, accept democracy and even support it as a system which must be implemented in a Muslim society. They also understand democracy as covering certain universal values, especially equality, freedom and pluralism. In the light of this theological perspective, Muslim intellectuals also respond to the basic concept of Pancasila Democracy and to the process of democratization in Indonesia. In this process they have a strategic role, because they are leaders of the Muslim community which is one of the most influential sectors of civil society in Indonesia. ; In accordance with the trend of globalization, especially following the collapse of the socialist regimes of Eastern Europe, democracy is today becoming an important factor of international relations as well as a subject of intense debates in the Third World and in Muslim countries. Almost all governments in the world, evein authoritarian governments, use the attribute "democratic" to characterize their regimes and their aspirations. Yet not all governments in Muslim countries as well as not all Muslim intellectuals support democracy. Unlike the Islamic international debate on democracy, all Muslim intellectuals in Indonesia, as far as I am able to ascertain, accept democracy and even support it as a system which must be implemented in a Muslim society. They also understand democracy as covering certain ...
Der Begriff des "Parteiintellektuellen" ist ein höchst widersprüchlicher, zielt er doch vornehmlich auf Persönlichkeiten ab, deren intellektuelle Freiheit innerhalb ideologischer Dogmen und eines festgefügten, hierarchisch strukturierten Apparats begrenzt ist. Auch in Parteien parlamentarischer Demokratien finden sich Politiker, denen, oft verächtlich, der Status des "Parteiintellektuellen" zugeschrieben wird. Der Vortrag fokussiert die Arbeit von Erhard Eppler (SPD), Peter Glotz (SPD), Kurt Biedenkopf (CDU) und Heiner Geißler (CDU) zwischen dem Ende des Nachkriegsbooms und der Jahrhundertwende. Die Hauptfragestellungen dabei: Warum erschien dieser Typ Politiker relativ zeitgleich in beiden großen Parteien und warum verschwand er fast ebenso synchron etwa zwanzig Jahre später? Was war seine Funktion?
Der Kampf gegen den Konsens: Von der Société du Mont-Pèlerin zum Institute of Economic Affairs: Kurz nach dem Zweiten Weltkrieg nahm der Veränderungswille, der seinen Ausdruck in dem völlig unerwartetn Sieg der Labour Party in den Parlamentswahlen vom Juni 1945 gefunden hatte, in einem von dem neugewählten Premierminister Clement Attlee vorgelegten Programm ehrgeiziger (aber schlecht vorbereiteter) Wirtschafts- und Sozialreformen Gestalt an. Diese Reformen - Verstaatlichung der Schlüsselsektoren der britischen Wirtschaft, groß angelegte Umgestaltung des sozialen Sicherungssystems, durch die ein echter Sozialstaat geschaffen wurde, Schaffung eines nationalen Gesundheitsdienstes, der die Ärzte zu Angestellten des britischen Staates machte und eine kostenlose medizinische Behandlung gewährleistete - waren von zwei Männern geprägt, nämlich von William Beveridge, dem Autor eines der britischen Regierung im Dezember 1942 ausgehändigten Berichts über das soziale Sicherungssystem, und vor allem von John Maynard Keynes. .
Die Nutzung des Internets und digitaler Endgeräte nimmt in unserer heutigen, vernetzten Gesellschaft einen zentralen Stellenwert ein. Viele digitale Anwendungen und Aktivitäten sind aus unserem Alltag nicht mehr wegzudenken. Rechnungen können online bezahlt und Einkäufe mit dem Smartphone getätigt werden. Die Kommunikation über soziale Netzwerke, Instant Messenger-Diensten oder E-Mail ist zu einem selbstverständlichen Bestandteil unseres Lebens geworden. Aktuelle Studien zeigen jedoch, dass vor allem Menschen mit intellektuellen Beeinträchtigungen von diesen Chancen oftmals nicht profitieren. Die Gründe dafür sind vielfältig und reichen von fehlender Barrierefreiheit von Webseiten über weniger Zugangsmöglichkeiten zu technischen Endgeräten und geringen bis kaum vorhandenen Lese- und Schreibkompetenzen, welche die Bedienung und das Verständnis über die Nutzung digitaler Anwendungen und Endgeräte erschweren. In der Folge drohen nicht nur digitale Exklusionen, sondern auch soziale Benachteiligungen, welche oftmals ineinander übergehen und die Selbstbestimmung, Autonomie und Teilhabe dieser Menschen negativ beeinflussen. In der vorliegenden Dissertation stehen Menschen mit intellektuellen Beeinträchtigungen im Fokus, welche in Wohneinrichtungen (ambulant und stationär) leben. Es wird davon ausgegangen, dass Wohneinrichtungen einen starken Stigmatisierungscharakter aufweisen und die Teilhabechancen der Bewohnenden maßgeblich negativ beeinflussen. Das Ziel der Dissertation besteht darin, einen Beitrag zur Erklärung der Nutzung oder Nicht-Nutzung digitaler Medien durch die Bewohnenden in solchen Einrichtungen zu leisten, um Implikationen zur Schließung digitaler Spaltungen auf wissenschaftlicher, politischer und praktischer Ebene zu leisten. Drei Forschungsfragen leiten die wissenschaftliche Arbeit an, welche darauf abzielen, 1.) die aktuelle Nutzung digitaler Medien durch die Bewohnenden zu erfassen, 2.) Faktoren abzuleiten, welche die Nutzung und Akzeptanz in diesem Forschungskontext hemmen oder fördern und 3.) Implikationen auf den beschriebenen Ebenen ableiten. Um die Forschungsfragen zu beantworten, wurde ein Mix aus qualitativen und quantitativen Methoden gewählt, um die Perspektiven von Einrichtungsleitungen, Fachkräften und Bewohnenden zu erfassen. Dazu wurden insgesamt vier Studien durchgeführt, welche die Forschungsfragen aus den drei verschiedenen Perspektiven beleuchten sollen. Ergebnisse. Die Ergebnisse der Dissertation zeigen deutlich ein Spannungsfeld zwischen den Perspektiven der befragten Personen auf. Während sich für Bewohnende vielfältige Möglichkeiten und Chancen durch die Nutzung digitaler Endgeräte ergeben, sehen die Einrichtungsleitungen die Internetnutzung ihrer Bewohnenden teilweise sehr kritisch. Die befragten Fachkräfte schätzen ihre eigenen Medienkompetenzen als gut ein und sehen sich dazu in der Lage, den Bewohnenden bei Fragen und Problemen zur Seite zu stehen. Von den Bewohnenden hingegen wird die fehlende Unterstützung durch die Fachkräfte beklagt und Äußerungen über wahrgenommen Stigmatisierung getätigt. Die Dissertation zeigt auf den Ebenen der Mikro-, Meso- und Makroebene verschiedene Faktoren auf, welche sich derzeit größtenteils hemmend auf die digitalen Teilhabemöglichkeiten der Bewohnenden auswirken. Implikationen. Die Dissertation gibt einen Überblick über verschiedene Strategien zum Umgang mit den analysierten Herausforderungen, Ängsten und Barrieren. Diese Implikationen werden auf der wissenschaftlichen, politischen und praktischen Ebene eingeordnet und zusammenfassend diskutiert.
International audience ; Mit einem außergewöhnlich langen Leben (1781-1873), einem umfangreichen Werk und einem strategischen Wirken im preußischen Staatsdienst scheinen in der Biographie Friedrich von Raumers alle Bedingungen zu einer intensiven Rezeption versammelt zu sein. Dennoch wollte es die Geschichte anders, und weder mit dem Werk noch mit dem Mensch setzt sich die heutige Forschung grundlegend auseinander. Seit Raumers Tod ist die Sekundärliteratur zu seinem Wirken und Schreiben eher spärlich. 1 Dabei bieten sein veröffentlichter und sein unveröffentlichter Nachlass einen vielschichtigen Einblick in die Intellektuellennetzwerke des 19. Jahrhunderts. Genauer gesagt: Friedrich von Raumer gehört zu den Persönlichkeiten, bei denen der Begriff des Intellektuellen-an der Schnittstelle zwischen wissenschaftlicher und politischer Tätigkeit-besonders zutreffend ist. Ein Hinweis auf die essentielle Doppelspurigkeit seines Lebenswegs wurde bereits von Werner Friedrich seiner Dissertation Friedrich von Raumer als Historiker und Politiker programmatisch vorangestellt. So beschränkt sich die Einleitung der bislang einzigen Raumer-Mongraphie auf folgende Sätze: Eine Würdigung Friedrich von Raumers, die nur seine wissenschaftlich-gelehrte Tätigkeit berücksichtigt, trifft nicht das Ganze, Wesentliche seiner Persönlichkeit. Raumer wollte mehr sein als ein Gelehrter und ist es auch gewesen. Er war Historiker, Staatslehrer, Politiker und Weltreisender. Es entsprach seiner Auffassung vom Wesen eines echten Historikers, sowie seiner vielseitigen, beweglichen Natur, wenn er allen diesen Gebieten sein Interesse zuwandte. Insbesondere ist für Raumer charakteristisch die enge Verbindung von historisch-gelehrter und praktisch-politischer Arbeit. Gerade die lebendige Wechselwirkung, in der beide Tätigkeiten bei ihm stehen, machen die Eigentümlichkeit seines Lebenswerkes aus. Eine Darstellung, die seiner Persönlichkeit gerecht werden will, muß besonders diesen Punkt berücksichtigen.
International audience ; Mit einem außergewöhnlich langen Leben (1781-1873), einem umfangreichen Werk und einem strategischen Wirken im preußischen Staatsdienst scheinen in der Biographie Friedrich von Raumers alle Bedingungen zu einer intensiven Rezeption versammelt zu sein. Dennoch wollte es die Geschichte anders, und weder mit dem Werk noch mit dem Mensch setzt sich die heutige Forschung grundlegend auseinander. Seit Raumers Tod ist die Sekundärliteratur zu seinem Wirken und Schreiben eher spärlich. 1 Dabei bieten sein veröffentlichter und sein unveröffentlichter Nachlass einen vielschichtigen Einblick in die Intellektuellennetzwerke des 19. Jahrhunderts. Genauer gesagt: Friedrich von Raumer gehört zu den Persönlichkeiten, bei denen der Begriff des Intellektuellen-an der Schnittstelle zwischen wissenschaftlicher und politischer Tätigkeit-besonders zutreffend ist. Ein Hinweis auf die essentielle Doppelspurigkeit seines Lebenswegs wurde bereits von Werner Friedrich seiner Dissertation Friedrich von Raumer als Historiker und Politiker programmatisch vorangestellt. So beschränkt sich die Einleitung der bislang einzigen Raumer-Mongraphie auf folgende Sätze: Eine Würdigung Friedrich von Raumers, die nur seine wissenschaftlich-gelehrte Tätigkeit berücksichtigt, trifft nicht das Ganze, Wesentliche seiner Persönlichkeit. Raumer wollte mehr sein als ein Gelehrter und ist es auch gewesen. Er war Historiker, Staatslehrer, Politiker und Weltreisender. Es entsprach seiner Auffassung vom Wesen eines echten Historikers, sowie seiner vielseitigen, beweglichen Natur, wenn er allen diesen Gebieten sein Interesse zuwandte. Insbesondere ist für Raumer charakteristisch die enge Verbindung von historisch-gelehrter und praktisch-politischer Arbeit. Gerade die lebendige Wechselwirkung, in der beide Tätigkeiten bei ihm stehen, machen die Eigentümlichkeit seines Lebenswerkes aus. Eine Darstellung, die seiner Persönlichkeit gerecht werden will, muß besonders diesen Punkt berücksichtigen.
International audience ; Mit einem außergewöhnlich langen Leben (1781-1873), einem umfangreichen Werk und einem strategischen Wirken im preußischen Staatsdienst scheinen in der Biographie Friedrich von Raumers alle Bedingungen zu einer intensiven Rezeption versammelt zu sein. Dennoch wollte es die Geschichte anders, und weder mit dem Werk noch mit dem Mensch setzt sich die heutige Forschung grundlegend auseinander. Seit Raumers Tod ist die Sekundärliteratur zu seinem Wirken und Schreiben eher spärlich. 1 Dabei bieten sein veröffentlichter und sein unveröffentlichter Nachlass einen vielschichtigen Einblick in die Intellektuellennetzwerke des 19. Jahrhunderts. Genauer gesagt: Friedrich von Raumer gehört zu den Persönlichkeiten, bei denen der Begriff des Intellektuellen-an der Schnittstelle zwischen wissenschaftlicher und politischer Tätigkeit-besonders zutreffend ist. Ein Hinweis auf die essentielle Doppelspurigkeit seines Lebenswegs wurde bereits von Werner Friedrich seiner Dissertation Friedrich von Raumer als Historiker und Politiker programmatisch vorangestellt. So beschränkt sich die Einleitung der bislang einzigen Raumer-Mongraphie auf folgende Sätze: Eine Würdigung Friedrich von Raumers, die nur seine wissenschaftlich-gelehrte Tätigkeit berücksichtigt, trifft nicht das Ganze, Wesentliche seiner Persönlichkeit. Raumer wollte mehr sein als ein Gelehrter und ist es auch gewesen. Er war Historiker, Staatslehrer, Politiker und Weltreisender. Es entsprach seiner Auffassung vom Wesen eines echten Historikers, sowie seiner vielseitigen, beweglichen Natur, wenn er allen diesen Gebieten sein Interesse zuwandte. Insbesondere ist für Raumer charakteristisch die enge Verbindung von historisch-gelehrter und praktisch-politischer Arbeit. Gerade die lebendige Wechselwirkung, in der beide Tätigkeiten bei ihm stehen, machen die Eigentümlichkeit seines Lebenswerkes aus. Eine Darstellung, die seiner Persönlichkeit gerecht werden will, muß besonders diesen Punkt berücksichtigen.
Fast kein Begriff wird heute im politischen Leben Indonesiens und in wissenschaftlichen Abhandlungen darüber so inflationär gebraucht wie jener der Demokratisierung. Er verspricht einen Wandel des politischen Systems von repressiven hin zu partizipativen Strukturen. Die häufige Verwendung dieses Begriffs steht im Zusammenhang mit der Erkenntnis, daß zentrale gesellschaftliche Probleme nicht losgelöst von der Frage der Demokratisierung gesehen werden können.
Wenn ich im folgenden markanten Zeit- bzw. Kulturdiagnosen in einigen Texten Enzensbergers nachgehe, dann geschieht dies in dem Bemühen, nicht nur einzelne Themen von gesellschaftlicher und politischer Relevanz aufzugreifen und zu rekonstruieren, sondern sie im Rahmen von Enzensbergers Selbstverständnis als Intellektueller und Essayist zu erörtern. […] Als unabhängiger, frei denkender Schriftsteller fühlt er sich weder einer philosophischen oder wissenschaftlichen Theorie noch einer politischen Fraktion auf Dauer verpflichtet, und in diesem Weder-Noch hat der Essay als Form seinen traditionellen Ort.