Rund um den Begriff "Ort" hat in der englischsprachigen Philosophie hermeneutischer und phänomenologischer Prägung ein Prozess der Theoriebildung eingesetzt, der in Deutschland bislang nur wenig rezipiert wurde. Der Band ändert dies - er vereint sowohl grundlegende philosophische Beiträge zum Ortsdenken einschlägiger Autor_innen als auch Beiträge, in denen die Ortsproblematik an konkreten Beispielen in Einzelanalysen verdeutlicht wird. Zum Thema wird dabei u.a. die Bedeutung des Ortes in der Literatur, in populären Medien wie Film und Computerspielen, in Kult und Mythos sowie in der Verquickung von Ökonomie und Alltagserfahrung.
"In seinem ersten Beitrag wendet sich Gerhard Naegele aus der Perspektive des Sozialpolitikwissenschaftlers der Frage zu, wie die allseits gebräuchliche Forderung nach Interdisziplinarität in der sozialgerontologischen Forschung in Deutschland auch tatsächlich umzusetzen sei. Ausgangspunkt seiner Betrachtungen sind dabei Forschungen zu sozialer Ungleichheit im Alter, wobei die Existenz von sozialer Ungleichheit im Alter und die Notwendigkeit, diese zu überwinden oder ahzubauen, Grundüberzeugungen waren, die zeitlebens das wissenschaftliche Wirken von Margret Dieck geprägt haben (Dieck 1991; Dieck, Naegele 1992). Ausgehend von einer Begriffsbestimmung von Sozialer Ungleichheit (Dieck 1991: 26f.) wird gefragt, welche faktische Bedeutung das Thema soziale Ungleichheit im Alter in den Forschungsarbeiten der großen gerontologischen Teildisziplinen gespielt hat. Im Anschluß daran werden Perspektiven für eine künftig verbesserte interdisziplinäre Zusammenarbeit in der bundesdeutschen Sozialen Gerontologie konturiert, die Naegele jedoch an bestimmte Voraussetzungen knüpft, wie etwa Aufgabe 'hegemonialer' Ansprüche einer bestimmten gerontologischen Teildisziplin oder die auf 'Gleichberechtigung beruhende Zurkenntnisnahme und Anerkennung der Leistungsmöglichkeiten und Wissensbestände der jeweiligen anderen Disziplinen einschließlich deren theoretischer Verortungen'." (Textauszug)