Interdisziplinarität in der Transformation
In: IGW-Report über Wissenschaft und Technologie in den neuen Bundesländern sowie mittel- und osteuropäischen Ländern: Analysen, Berichte, Kommentare, Dokumente, Tagungshinweise, Band 6, Heft 4, S. 45-68
ISSN: 0932-2825
Der Autor untersucht Entwicklungen der Interdisziplinarität wissenschaftlicher Forschung im Prozeß der deutschen Vereinigung. Ausgehend von den unterschiedlichen Profilen der Interdisziplinarität in West- und Ostdeutschland vor 1989 wird gezeigt, wie deren Verschränkung auch vor dem Hintergrund ökonomischer Restriktionen für die Wissenschaft zunächst eine Tendenz disziplinärer Separierung begünstigt: "Die anfänglichen Hoffnungen auf eine Innovation der Wissenschaftsstrukturen in der gegenwärtigen Transformation wurden trotz eines Schubs an Interdisziplinarität zunächst einmal enttäuscht. Eher scheint sich die Forschung im vereinigten Deutschland insgesamt im Prozeß einer Konsolidierung zu befinden." Vor dem Hintergrund der differierenden gesellschaftlichen Kontexte wird zunächst die unterschiedliche Ausprägung der Interdisziplinaritätskonzepte in Ost und West untersucht. Dabei wird herausgestellt, daß sich in beiden Teilen Deutschlands unterschiedliche Varianten der Interdisziplinarität entwickelt haben, was hinsichtlich der vereinigungsbedingten Veränderungen des Wissenschaftssystems Konsequenzen hat. Im weiteren skizziert der Autor die seit Ende 1989 unternommenen Versuche interdisziplinärer Innovation sowie damit einhergehende Prozesse der Expansion, Stagnation und Konsolidierung insbesondere des ostdeutschen Wissenschaftssystems. In einem abschließenden Ausblick wird nach möglichen Rückwirkungen auf die kognitive Situation des Interdisziplinaritätskonzepts gefragt. (ICD)