Aserbaidschan - Machtpoker um die Petrodollars
In: Der Kaukasus: Geschichte - Kultur - Politik, S. 49-63
Vor dem Hintergrund demographischer und geographischer Daten analysiert der Verfasser die Geschichte des Landes und seinen Weg in die Unabhängigkeit. Einen Schwerpunkt der Untersuchung stellt das politische System des Landes dar. Die Außen- und Innenpolitik Aserbaidschans steht, so der Autor, im Zeichen der Erdöl- und Erdgasressourcen. Heydär Aliyev gelang es, die internationale Isolation seines Landes zu durchbrechen und eine Kooperation mit allen wichtigen Staaten und internationalen Institutionen aufzubauen. Das 1994 unterschriebene NATO-Partnerschaftsabkommen wurde durch zusätzliche Zusammenarbeit noch intensiviert. Zwischen den in Aserbaidschan engagierten "Großmächten" Russland, den USA und Europa lavierte Aliyev senior geschickt hin und her. Energiepolitische Erwägungen halfen ihm, zahlreiche Verbündete in Europa und in den USA zu gewinnen. Im regionalen Kontext agierte Aliyev senior umsichtig. Aserbaidschan konnte sich aus den immer wieder aufflammenden regionalen Konflikten (Tschetschenien oder Georgien) heraushalten und die Entstehung von neuen Konfliktherden vermeiden. Die EU entwickelte sich zum wichtigsten Handelspartner. All diese außenpolitischen Schritte präsentiert die Regierung von Aliyev junior als Resultat internationaler Verstetigungsversuche. Für die westliche internationale Gemeinschaft, so die These, stellt Aserbaidschan jedoch ein heikles Territorium da. Sie hat zwischen Kritik an Demokratiedefiziten und Menschenrechtsverletzungen auf der einen Seite und energiepolitischen Interessen auf der anderen Seite abzuwägen. (ICF2)