Rezension von: Kerstin Martens / Alessandra Rusconi / Kathrin Leuze (Hrsg.): New Arenas of Education Governance. The Impaxt of International Organizations and Markets on Educational Policy Making (Transformations of the State Series). Basingstoke et. al.: Palgrave Macmillan 2007 (256 S.; ISBN 978-0-230-00703-1; 74,95 USD).
Bildungsberichte sind eine sehr informative, effektive und aussagekräftige Form der Erfassung des Zustands und der Entwicklung des Bildungswesens. Neben der Verdeutlichung übergreifender Problemlagen liegt der große Vorteil von Bildungsberichten in der Darstellung verlässlicher, datengestützter und wiederkehrender Informationen zu ausgewählten Aspekten des Bildungswesens im Zeitverlauf. Mit dem ersten Bericht "Bildung in Freiburg 2008" beschreitet die Stadt Freiburg den Weg einer transparenten und evidenzbasierten Bildungsentwicklung und -politik. "Kern" des Berichts sind sechs Indikatoren: "Qualität frühkindlicher Bildung, Betreuung und Erziehung", "Übergänge in die Schule", "Übergänge und Wechsel im Schulwesen", "Wiederholer und Abbrecher", "Schulabschlüsse" und "Qualität schulischer Arbeit". Der Bericht wird durch Informationen eröffnet, die die Indikatoren in den Kontext kommunaler Rahmenbedingungen für Bildung in Freiburg stellen. Dazu werden grundlegende Aspekte der wirtschaftlichen Infrastruktur, der Bevölkerungssituation, insbesondere unter den Aspekten der demografischen Entwicklung und der Entwicklung der Bevölkerung mit Migrationshintergrund, sowie der Bildungsinfrastruktur in Freiburg beschrieben. Im Anschluss an die sechs Indikatoren wird der Projektbericht der Bildungsregion Freiburg dargestellt, der sich auf Erhebungen und Erfahrungen in der Arbeit mit dem SEIS-Instrument gründet. Eine Zusammenfassung der wichtigsten Ergebnisse des ersten Freiburger Bildungsberichts schließt den Bericht ab. (DIPF/Verlag)
Neben staatlichen Organisationen (z.B. Bildungsministerien) und internationalen Organisationen (z.B. UNESCO) sind inzwischen weltweit auch transnationale Organisationen als Akteure im Bildungsbereich anzutreffen. Einige davon lassen sich dezidiert als Bildungsorganisationen identifizieren und sind wichtige Akteure in transnationalen Bildungsräumen verschiedener Art. Hochschulen gründen beispielsweise gebührenpflichtige Dependancen im Ausland. Transnationale Bildungsunternehmen wie etwa Sprachenschulen oder Nachhilfeinstitute, sind weit verbreitet. Multinationale Wirtschaftsunternehmen gründen eigen Akademien oder so genannte 'corporate universities' für die grenzüberschreitende die Fort- oder Weiterbildung ihres Personals. Ein transnationaler Bildungsraum wird auch durch 'International Schools' konstituiert, die nicht-nationale Curricula und Abschlüsse wie das Internationale Bakkalaureat vergeben. Nichtregierungsorganisationen (NROs) betreiben grenzüberschreitende Bildungstransfers in der Entwicklungszusammenarbeit. Ziel des vorliegenden Beitrags ist es, die verwendete Begrifflichkeit – transnational, Bildungsraum, Bildungsorganisation – zunächst möglichst genau zu definieren, bevor in einem weiteren Schritt der Versuch unternommen wird, die Erscheinungen zu ordnen und eine Typologie zu entwerfen. Am Ende dieses Beitrags werden einige grundlegende Hypothesen skizziert, die für solche Forschungen leitend sein könnten. ; Besides governmental organisations (e.g. education ministries) and international organisations (e.g. UNESCO) transnational organisations have appeared worldwide as a rather new set of actors in what is here called 'transnational educational spaces': Migrants who combine multiple cross border educational careers instead of a unidirectional integration into the education system of their new host country create transnational educational space. Non-state actors in higher education offering programmes or branch campuses overseas, profit-seeking transnational educational firms selling tutoring, teaching and certificates on the global market, and transnational enterprises creating their own corporate universities or academies for teaching and capacity building of their personnel, - all of them my be analysed as actors in 'transnational educational spaces'. Likewise international schools teaching worldwide according to non-national curricula and certificates, and non-governmental advocacy organisations preaching 'Education for All', may also be said to act in 'transnational educational spaces'. Such phenomena may be discusses and researched from a vast variety of perspectives like biographies, lifestyles, attitudes, achievement, networks or mobility patterns. In this article the stress is on organization operating in these fields, because transnational educational organizations compete and interact with national and international ones, and thus pose a challenge to the taken-for-granted concept of national education systems. After clarifying the concept of transnational educational spaces the article will therefore focus especially on organizations acting in these fields, which may be identified as genuinely educational organizations, and offer a typology which might be useful for further research. (DIPF/Orig.)
Der Ostseerat, ein 1992 auf deutsche und dänische Initiative hin gegründeter internationaler Zusammenschluss der Ostseeanrainerstaaten und der EG, stellt ein komplexes organisatorisches Gebilde dar, das gekennzeichnet ist von einer flexiblen, eine genaue rechtliche Qualifizierung bewusst vermeidende Form der Zusammenarbeit. Im Laufe der Jahre haben seine Mitglieder den Ostseerat, der ursprünglich ausdrücklich kein institutionelles Gebilde mit einem ständigen Sekretariat sein sollte, immer weiter institutionalisiert. Heute verfügt er neben einem, sogar mit Völkerrechtsfähigkeit ausgestatteten, internationalen Sekretariat über eine Vielzahl von Leitungs- und Arbeitsgremien. Seit seiner Gründung hat der Ostseerat an politischer Bedeutung noch hinzugewonnen und sich zu einem Forum weiter entwickelt, das heute die gesamte Zusammenarbeit seiner Mitglieder in allen den Ostseeraum betreffenden Fragen koordiniert. Trotz seiner Institutionalisierung und seiner prominenten Rolle als Akteur auf der regionalen politischen Bühne muss dem Ostseerat die Qualifizierung als internationale Organisation versagt bleiben – auch wenn einige Beteiligte und Beobachter dies anders sehen. Hierfür fehlt es ihm an der erforderlichen Gründung durch einen völkerrechtlichen Vertrag und der Ausstattung mit Völkerrechtsfähigkeit. Das Gründungsdokument des Ostseerats kann deswegen nicht als völkerrechtlicher Vertrag qualifiziert werden, weil aus seinem Wortlaut und vor allem den politisch-historischen Gesamtumständen bei seiner Unterzeichnung auf das Fehlen völkerrechtlichen Bindungswillens der Beteiligten zu schließen ist. Auch später ist der Ostseerat nicht mit Völkerrechtsfähigkeit ausgestattet worden. Seine Mitglieder haben insbesondere gelegentlich der Schaffung der verschiedenen neuen Ostseeratsgremien keinen entsprechenden völkerrechtlichen Vertrag abgeschlossen. Die Ansicht, dass ein Zusammenschluss auch ohne völkerrechtlichen Gründungsvertrag durch allmähliche Institutionalisierung in die Völkerrechtsfähigkeit gleichsam hineinwachsen und auf diese Weise zu einer internationalen Organisation werden könne, ist abzulehnen. Gleiches gilt für die Ansicht, dass es internationale Organisationen gebe, die nicht durch einen völkerrechtlichen Vertrag gegründet oder später mit Völkerrechtsfähigkeit ausgestattet wurden. Die Existenz eines auf Dauer angelegten institutionellen Apparats mit zur eigenständigen Willensbildung fähigen Organen, dem von seinen Mitgliedern die umfassende Aufgaben zugewiesen wurden, stellt lediglich einen soziologischen Befund dar, welcher die entscheidenden juristischen Fragen unbeantwortet lässt. Was die Mitwirkung der EG am Ostseerat anlangt, so ist es zu begrüßen, dass diese den Ostseerat mitgegründet hat und heute, parallel neben den genannten Staaten, Mitglied in ihm ist. Denn der Ostseerat ist auf Grund seines weiten Tätigkeitsfelds auch in Bereichen tätig, die in die alleinige Kompetenz der EG fallen, aus deren "treaty making power" eine "policy making power" folgt. Als nicht konform mit den Gemeinschaftsverträgen zu kritisieren ist dagegen, dass die Kommission über die Gründung des Ostseerats mit entschieden hat, ohne über ein entsprechendes Mandat des Rats zu verfügen. Art. 302 bis 304 EGV gelten nämlich für die Gründung rein politischer internationaler Zusammenschlüsse weder direkt noch analog. Vielmehr ist mit Blick darauf, dass die Gründung solcher Zusammenschlüsse mit viel weiter reichenden Folgen für die Gemeinschaft verbunden sein kann als die Gründung von internationalen Organisationen, Art. 300 EGV analog anzuwenden. ; The Council of Baltic Sea States is not an international organization. Since its foundation in 1992, its member states have developed the Council into a coordination forum for all political cooperation in the Baltic Sea Region and have founded an increasing number of committees within the Council. However, the Council lacks an international treaty as its basis and hence international legal capacity. It is wrong to believe that an international body can grow into international legal capacity and the status of an international organization via gradual institutionalization.
Der vierte kurze Länderüberblick in der kleine Reihe, die einige bedeutende Industrie- und Schwellenländer anhand wichtiger Globalisierungsindikatoren präsentiert, beschäftigt sich mit Brasilien. Die Darstellung beschränkt sich auf die Jahre ab 2001 bis zum aktuellen Rand.
Der dritte kurze Länderüberblick in der kleine Reihe, die einige bedeutende Industrie- und Schwellenländer anhand wichtiger Globalisierungsindikatoren präsentiert, widmet sich den USA. Die Darstellung beschränkt sich auf die Jahre ab 2001 bis zum aktuellen Rand.
Der entwicklungsökonomische Diskurs ist aktuell geprägt durch eine kontroverse Debatte zwischen Jeffrey Sachs und William Easterly. Der Beitrag rekonstruiert beide Ansätze aus ordonomischer Perspektive. Er argumentiert, dass eine auf Kooperation angelegte Semantik vergleichsweise besser geeignet ist als die von Sachs und Easterly bemühte Hilfesemantik, um die sozialstrukturellen Herausforderungen weltweiter Entwicklungszusammenarbeit gedanklich zu strukturieren. Die hierfür vorgeschlagene Konzeption internationaler öffentlicher Güter entwickelt drei Pointen: Erstens setzt diese Konzeption auf die international zunehmenden Interdependenzen, so dass die Entwicklungspolitik konzeptionell auf einem sicheren Fundament sozialstruktureller Reziprozität aufgebaut werden kann. Zweitens fokussiert sie auf die gemeinsamen Interessen an Entwicklung und identifiziert auf diese Weise geeignete Anknüpfungspunkte für wechselseitig vorteilhafte Kooperation. Drittens kann dieser Ansatz dazu beitragen, die Anreizstrukturen in der Entwicklungspolitik und der Entwicklungspraxis zu reformieren – im Interesse der Armen und der Reichen. ; The development discourse is currently dominated by a controversial debate between Jeffrey Sachs and William Easterly. Using the rational-choice-approach of "ordonomics" the article presents both lines of reasoning. It claims that in order to address the challenges to international development cooperation the semantics of cooperation is comparatively better suited than the (foreign) aid semantics as put forward by Sachs and Easterly. For this purpose, the article proposes an international public goods approach. It offers three insights: First, by focussing on the increasing international interdependencies the international public goods approach provides a basis of reciprocity for development policy. Second, by systematically focussing on common interests of international development it identifies appropriate starting points for mutually beneficial cooperation. Finally, this approach contributes to advance both the incentive structures in development politics as well as in development practice – in the best interest of the poor and the rich.
Die Dissertationsschrift stellt die erste systematische Studie des transatlantischen Konflikts über den Internationalen Strafgerichtshof (IStGH) aus politikwissenschaftlicher Perspektive dar. Der Fall des IStGH wird häufig als ein Beleg für transatlantische Spannungen im Hinblick auf das Völkerrecht und die Arbeit internationaler Organisationen zitiert bzw. als ein Indikator für eine zunehmend unilaterale Außenpolitik der USA aufgefasst. Obwohl der IStGH somit einen prominenten Platz auf der Agenda der transatlantischen Beziehungen einnimmt, wurden die Umstände, die zu dem Konflikt über seine Errichtung zwischen Europa und den USA führten bis dato noch nicht eingehend wissenschaftlich untersucht. In dieser Hinsicht betritt die eingereichte Dissertation Neuland. Sie geht über die vage Klassifikation von US-amerikanischem Unilateralismus versus europäischem Multilateralismus hinaus, indem sie sich systematisch den folgenden Fragen zuwendet: Was sind die Gründe für die unnachgiebige Opposition der USA gegen den IStGH? Warum gaben sowohl Großbritannien als auch Frankreich ihre Allianz mit den USA hinsichtlich des Gerichtshofs auf und unterstützten schließlich einen unabhängigen IStGH? Die Hypothese der Dissertation lautet, dass die wesentlichen Ursachen für den transatlantischen Konflikt über den IStGH in unterschiedlichen Auffassungen von Kernnormen der internationalen Beziehungen liegen, insbesondere in voneinander abweichenden Interpretationen des Prinzips der Souveränität und des Konzepts der Menschenrechte. ; The dissertation provides the first systematic study of the transatlantic conflict about the International Criminal Court (ICC) from an international studies point of view. Although the case of the ICC has often been quoted as an example of increasing US unilateralism or as an indicator for a growing divergence in US-American and European approaches to international law and international organisations, it has been rarely analysed on its own. The book therefore makes a contribution on a pertinent and timely topic in the field of transatlantic relations. It aims to go beyond the rather sketchy classifications of US unilateralism versus European multilateralism by systematically addressing the following questions: What accounts for the US' unrelenting opposition to the ICC? Why did both France and the United Kingdom abandon the alliance with the US with respect to the ICC and eventually opted for a strong and independent Court, thereby aligning themselves with the other EU member states? The hypothesis of the book is that the main reason for the transatlantic differences in the positions towards the court lies in divergent understandings of core norms of international relations, most importantly sovereignty and human rights.
Der EuGH hat mit seiner Rechtsprechung die soziale Dimension der europäischen Integration wesentlich beeinflusst - durch viele Entscheidungen zur Freizügigkeit und zur Dienstleistungsfreiheit, zum koordinierenden Sozialrecht, zum Arbeitsrecht, Arbeitsschutz und zur Gleichstellung. Er hat soziale Rechte entfaltet, sie zum Teil ausgeweitet, ihre Eingebundenheit in wirtschaftliche Freiheiten betont. Damit ist er auf Zustimmung, aber auch auf teilweise sehr deutliche Kritik gestoßen. Der vorliegende Tagungsband soll die Entwicklung des europäischen Arbeits- und Sozialrechts nachzeichnen, kritisch untersuchen und einem möglichst großen Kreis von Interessierten zugänglich machen. Zugleich soll er die weitere Diskussion über die Zukunft des Sozialen Europa im Wechselspiel zwischen Politik und Rechtsprechung anstoßen. Er enthält Beiträge von Ulrich Becker, Brian Bercusson, Niklas Bruun, Thomas von Danwitz, Marko Ilesic, Juliane Kokott, Pauliine Koskelo, Karl-Dieter Möller, Franz Müntefering, Ingrid Schmidt, Ulrike Wendeling-Schröder, Barbara Kresal, Bernd von Maydell, Hans-Jürgen Papier, Sebastião Nóbrega Pizzaro, Vassilios Skouris, Hellmut Wißmann, Matthias von Wulffen.
Mit der Aufkündigung des Waffenstillstands zum 16.Januar 2008 hat die Regierung Sri Lankas die Zeichen auf eine militärische Lösung des langwierigen Konflikts mit den Liberation Tigers of Tamil Eelam (LTTE) gesetzt. Damit sind auch die Bemühungen der internationalen Gemeinschaft um eine friedliche Vermittlung gescheitert. Die jüngsten Vorschläge der Regierung zielen darauf ab, die LTTE politisch zu marginalisieren. Der Bürgerkrieg könnte nun seine internationale Dimension verlieren und sich in einen lokalen Konflikt wandeln. In den nächsten Monaten ist mit einer Eskalation des Bürgerkriegs zu rechnen, mit der die Regierung eine militärische Lösung erzwingen und die LTTE eine erneute Einmischung der internationalen Gemeinschaft erreichen will
Der Vortrag wurde auf der Jahrestagung der "Internationalen Gesellschaft für Geschichtsdidaktik" in Tutzing am 2. Oktober 1996 gehalten. Das Thema der Tagung lautete: "Wandel der politischen Situation in Europa und Konsequenzen aus diesem Wandel für den Geschichtsunterricht im internationalen Vergleich".
Zukünftig wird das wirtschaftliche Wachstum vor allem durch die kapital- und wissensintensiven Industrien getragen. Die forschungsintensive Pharmabranche gehört dabei zu den zentralen Zukunftsbranchen. Die Studie untersucht die Chancen der Pharmaindustrie in Deutschland anhand einer Standortanalyse und durch eine Befragung von Experten und Entscheidungsträgern der deutschen und internationalen Pharmaunternehmen. Es zeigt sich, dass der Pharmastandort Deutschland im internationalen Vergleich seit 1990 an Bedeutung verloren hat. Die Maßnahmen der Großen Koalition haben den Standort in der letzten Zeit verbessert, sind aber aus Sicht der Interviewpartner häufig unzureichend. Weitere Maßnahmen müssen im internationalen Kontext entwickelt werden. In der Studie werden konkrete Vorschläge zur Stärkung des Pharmastandorts Deutschland vorgelegt.
"Günter Grass. Literatur – Kunst – Politik". Internationale Konferenz. Gdańsk, 4.-6.10.2007 "'Kleine Literaturen' oder Regionalliteratur – Reichweite, Funktion und Besonderheit". Polnisch-deutsch-nordisches Symposium. Szczecin und Pobierowo, 6./7.-9.10.2007 "Felix Austria – Dekonstruktion eines Mythos? Das österreichische Drama und Theater seit Beginn des 20. Jahrhunderts". Łódź, 15.-17.11.2007 "Joseph Freiherr von Eichendorff. 150 Jahre später". Internationale Tagung in Wrocław, 29.11.-1.12.2007 "Wort – Satz – Text. Einheit und Vielfalt der modernen germanistischen Sprachwissenschaft". Internationale Fachtagung. Poznań, 25.-27.4.2008
Die Bedeutung von Kohle wird heute oft unterschätzt, da sie lange als eine Ressource der Vergangenheit galt. Dabei ist Kohle nach wie vor Grundpfeiler der Stromerzeugung in den meisten Ländern: Ein Viertel des weltweiten Primärenergieverbrauchs wird durch Kohle gedeckt. Während die größten Kohleproduzenten China, USA und Indien auch gleichzeitig die größten Konsumenten sind, beteiligen sich kleinere Kohleproduzenten und -verbraucher in umfangreichem Maße am internationalen Handel. Insbesondere der seewärtige Kohlehandel hat seit Anfang der 90er Jahre stark zugenommen. In den vergangenen zwei Jahren sind auch die Preise für Importkohle deutlich gestiegen. In den letzten Wochen mussten Importeure in Europa Spitzenpreise von über 200 US-Dollar pro Tonne zahlen, ein Vielfaches des langjährigen Durchschnitts. In diesem Zusammenhang wird zunehmend die Befürchtung laut, der internationale Kohlemarkt könne sich - analog zum Ölmarkt, welcher nach wie vor von der OPEC dominiert wird - in Richtung eines Anbieterkartells entwickeln, einer "COAL-PEC". Tatsächlich war in den vergangenen Jahren eine starke Tendenz der Unternehmenskonzentration auf dem internationalen Kohlemarkt zu beobachten. Die gestiegenen Preise könnten somit auch aus Marktmacht resultieren. Weitere Gründe für den Preisanstieg sind stark steigende Nachfrage, insbesondere aus China und Indien, Kapazitätsengpässe in der Produktion und der Verschiffung sowie mangelnde Investitionen. Auch in Zukunft ist mit einem engen Markt und hohen Kohlepreisen zu rechnen.
Als Ursache für die internationale Finanzkrise werden immer wieder die globalen Zahlungsbilanzungleichgewichte genannt. Wie belastbar ist dieser Erklärungsansatz, auch vor dem Hintergrund zunehmender Ungleichgewichte in der Euro-Zone – also in Staaten, die den Wechselkurs ihrer Währungen am Euro orientieren? Mit welchen Problemen werden die Schwellenländer bei der Integration in die globalen Finanzmärkte konfrontiert? Unter welchen Voraussetzungen wird eine Neugestaltung des internationalen Währungs- und Finanzsystems gelingen?