Die Internationale der Extreme
In: Politische Studien: Orientierung durch Information und Dialog, Band 59, Heft 1, S. 94-103
ISSN: 0032-3462
Die USA befinden sich nach eigenem Verständnis in einem "Krieg gegen Terrorismus". Die europäischen NATO-Verbündeten - und viele weitere nicht der NATO angehörige Staaten - unterstützen die USA in ihrem Kampf gegen die Infrastruktur des Terrors und die Taliban in Afghanistan (Operation Enduring Freedom), ohne sich allerdings diese Terminologie zu eigen zu machen. Der vorliegende Beitrag zeigt die Problematik des Begriffs "Krieg gegen Terrorismus". Krieg ist rechtlich der Ausnahmezustand in den internationalen Beziehungen. Al Qaida ist jedoch weder Staat noch Organisation, sondern eine Bewegung, die "unzählige selbstständige Unternehmer zu einem Weltunternehmen zusammenführt". Auch kann man kaum von Krieg reden, wenn die zwangsläufigen Folgen dieses Begriffes, nämlich die Anwendung der humanitären Rechte in bewaffneten Konflikten (Kriegsrecht), ausdrücklich von der US-Regierung ausgeschlossen wird. Vom Krieg gegen den Terrorismus zu reden, bedeutet insgesamt eine gefährliche Verengung auf militärische Aspekte. Sinnvoll wäre es allenfalls, wenn der Begriff metaphorisch verstanden wird, wie man etwa auch vom Krieg gegen Drogen, gegen Kriminalität oder gegen Hunger und Armut spricht. Dann steht der Ausdruck für eine außergewöhnliche Herausforderung, die höchste Anstrengungsbereitschaft erfordert. (ICA2)