Zehn Jahre vertrauensbildende Maßnahmen: eine Bilanz
In: Aus Politik und Zeitgeschichte: APuZ, Band 36, Heft 13-14, S. 3-12
ISSN: 0479-611X
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In: Aus Politik und Zeitgeschichte: APuZ, Band 36, Heft 13-14, S. 3-12
ISSN: 0479-611X
World Affairs Online
In: Aus Politik und Zeitgeschichte: APuZ, Heft 19, S. 15-21
ISSN: 0479-611X
World Affairs Online
In: Bühnentechnische Rundschau: BTR ; Zeitschrift für Veranstaltungstechnik, Ausstattung, Management ; Organ der DTHG, Deutsche Theatertechnische Gesellschaft für Theater, Film und Fernsehen, der OISTAT, Organisation Internationale des Scénographes, Techniciens et Architectes de Théâtre, des FNTh, Normenausschuß Bühnentechnik in Theatern und Mehrzweckhallen im Deutschen Institut für Normung e.V. (DIN), Band 84, Heft 6, S. 20-21
ISSN: 0007-3091
In: Politisches Denken. Jahrbuch, 27
Der 27. Band des Jahrbuchs Politisches Denken versammelt Beiträge, die erneut nachhaltig belegen, dass sich das politische Denken in der Breite seiner Artikulationen nur dem interdisziplinär geschulten Verständnis und der epochen- und fächerübergreifenden Forschung erschließt. Ein Blick auf die Quellen, mit denen sich die Autoren auseinandersetzen und zu denen wie selbstverständlich auch die Belletristik gehört, macht die Spannweite bereits deutlich – auch hinsichtlich der methodischen Konsequenzen. Zu den Autoren, die Gegenstand der Analyse sind, gehören diesmal unter anderem Carl Schmitt, Friedrich Nietzsche, Friedrich Dürrenmatt, Joseph von Radowitz, Jürgen Habermas und H. G. Wells, das Themenspektrum der Aufsätze reicht von biopolitischen und geopolitischen Themen über hermeneutische Fragestellungen und methodische Aspekte der Erforschung des politischen Denkens bis hin zum Themenfeld Europa. »Yearbook of Political Thought« The 27th volume of the »Jahrbuch Politisches Denken« (»Yearbook of Political Thought«) collects contributions that once again prove that in terms of the range of its articulations, political thought covers only an understanding that is developed through interdisciplinary means, as well as research spanning different epochs and areas of specialism. A glance at the sources studied by the authors, which naturally also include fiction, already clearly reveals this breadth of range – including with regard to the methodological consequences. This time, the authors who are the subject of the analysis include Carl Schmitt, Friedrich Nietzsche, Friedrich Dürrenmatt, Joseph von Radowitz, Jürgen Habermas and H. G. Wells, among others, while the topics discussed in the essays range from biopolitical and geopolitical issues to questions relating to hermeneutics and methodological aspects of research in political thought, through to Europe. Der 27. Band des Jahrbuchs Politisches Denken versammelt Beiträge, die erneut nachhaltig belegen, dass sich das politische Denken in der Breite seiner Artikulationen nur dem interdisziplinär geschulten Verständnis und der epochen- und fächerübergreifenden Forschung erschließt. Ein Blick auf die Quellen, mit denen sich die Autoren auseinandersetzen und zu denen wie selbstverständlich auch die Belletristik gehört, macht die Spannweite bereits deutlich - auch hinsichtlich der methodischen Konsequenzen. Hans-Christof Kraus studierte Geschichte, Germanistik und Philosophie an der Georg-August-Universität zu Göttingen. 1992 Promotion im Fach Mittlere und Neuere Geschichte. Berufliche Tätigkeit und akademische Lehre an verschiedenen Forschungsinstitutionen und Hochschulen, u.a. in Berlin, München, Speyer, Stuttgart, Jena. 2002 Habilitation für das Fach Neuere und Neueste Geschichte an der Ludwig-Maximilians-Universität München. Seit 2007 Ordinarius und Lehrstuhlinhaber für Neuere und Neueste Geschichte an der Universität Passau. Mitglied u.a. der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, der Kommission für die Geschichte des Parlamentarismus und der politischen Parteien, der Historischen Kommission zu Berlin, der Preußischen Historischen Kommission. Frank-Lothar Kroll studierte Geschichte, Kunstgeschichte, Germanistik, Philosophie und Religionswissenschaften in Bonn und Köln. 1987 Promotion; 1992 Präsident der Werner Bergengruen-Gesellschaft e.V.; 1995 Habilitation in Erlangen; 1996 Louis Ferdinand Preis des Preußeninstituts; Professurvertretungen an den Universitäten Erlangen und Dresden; 2000 Professurvertretung und spätere Berufung auf die Professur für Neuere und Neueste Geschichte / Europäische Geschichte des 19. und 20. Jahrhunderts an der TU Chemnitz. Seit 2006 Vorsitzender der Preußischen Historischen Kommission und seit 2011 1. Vorsitzender der Prinz-Albert-Gesellschaft e.V.; u.a. Mitglied im Wissenschaftlichen Beirat des Instituts für Zeitgeschichte München, der Forschungsgemeinschaft 20. Juli 1944 e.V. und der Ranke-Gesellschaft. Peter Nitschke, Dr. phil. habil., Studium der Neueren Geschichte, der Philosophie und der Politikwissenschaft an der Universität Münster (1981–89). Preisträger der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, hist.-philos. Klasse (1989). Habilitationsstipendiat der Fritz Thyssen Stiftung (1990–93), Gastprofessuren in Münster, Essen und am Kulturwissenschaftlichen Institut (1994–97). Universitätsprofessor für Wissenschaft von der Politik an der Universität Vechta seit 1997, Gründungsdirektor des Instituts für Sozialwissenschaften (2000), Vizepräsident für Forschung und Nachwuchsförderung (2002–04), Geschäftsführer der Deutschen Gesellschaft zur Erforschung des Politischen Denkens (DGEPD) seit 2007. Forschungsschwerpunkte in der Politischen Theorie und Ideengeschichte, der Europapolitik und der Globalisierung. Martyn P. Thompson is Associate Professor and Senior Political Theorist in the Department of Political Science. His main fields of interest are the history of political thought since the Renaissance, literature and politics, and contemporary German political philosophy. Professor Thompson has two doctorates, the first from the London School of Economics, the second (the Habilitation) from Tuebingen University. He has been a faculty member in the universities of London, Cambridge and Tuebingen. His honors include a Fellow Commonership at Churchill College, Cambridge University; Fellowships at the Huntington Library and the William Andrews Clark Library in California; and honorary life membership of the R.G. Collingwood Society. Professor Thompson founded the Deutsche Gesellschaft zur Erforschung des politischen Denkens in 1989. He was President of the International Conference for the Study of Political Thought from 1995 to 2002 and he was President of the Michael Oakeshott Association from 2008 to 2010.
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Die Debatte um "#IchbinHanna" ist in den Hintergrund gerückt, die WissZeitVG-Novelle lässt auf sich warten. Könnte ein Gutachten des Wissenschaftlichen Dienstes des Bundestages neuen Stoff geben?
Screenshot des WissZeitVG-Erklärvideos von YouTube.
ES WAREN SCHON bessere Zeiten für die "#IchbinHanna"-Initiative. Hohe Befristungsquoten und unsichere Karriereaussichten sind schon länger nicht mehr das große wissenschaftspolitische
Debattenthema. Das hat mit den internationalen Krisen zu tun, vor allem aber auch viel mit dem Spardruck, unter dem die Haushalte von Bund und Ländern stehen. Die Kosten der Corona-Krise und
der Energie-Notpakete schlagen zu Buche, die schlechte Konjunktur tat auf der Einnahmeseite ihr Übriges, und jetzt wirft das Urteil des Bundesverfassungsgerichts zum Nachtragshaushalt
2021 die Budgetplanungen von Bund und – oft übersehen, aber teilweise noch heftiger – Ländern über den Haufen. Da kann man es schnell als Luxus-Diskussion abtun, wenn junge (und nicht mehr so
junge) Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler für bessere Arbeitsbedingungen kämpfen.
Das wäre indes ein grundlegender Irrtum. Denn auch wenn die Rhetorik vieler Wissenschaftslenker immer noch impliziert, es handle sich bei "#IchbinHanna" um eine sozialpolitische
Diskussion oder, negativer formuliert, vorrangig um den eigennützigen Lobbyismus der Betroffenen (der, nur nebenbei gesagt, zu den meisten demokratischen Aushandlungsprozessen
gehört), so ist die Wahrheit doch komplexer: Die Wirtschaftskrise ändert nichts am Fachkräftemangel, umgekehrt aber macht der Fachkräftemangel die Wirtschaftskrise noch schlimmer. Und je stärker
die Nachfrage nach hochqualifizierten Arbeitskräften in der Wirtschaft zunimmt, desto größer wird der Wettbewerbsnachteil der Hochschulen und Forschungseinrichtungen, wenn sie ihren Beschäftigten
nicht mehr zu bieten haben. Dann kehren ausgerechnet die Motiviertesten, die Talentiertesten und Agilsten der Wissenschaft den Rücken. Attraktive Jobs "unterhalb" oder "neben" der Professur
nützen also nicht nur denen, die sie sich aufgrund ihrer Leistung verdienen, sondern vor allem profitiert die Wissenschaft selbst, weil sie wettbewerbsfähiger wird.
Wie stark die Debatte aus der Öffentlichkeit verschwunden ist, der allgemeinen sowieso, aber auch der wissenschaftspolitischen, ist freilich auch daran zu erkennen, dass das BMBF der
Unions-Opposition neulich mitgeteilt hat, dass es zum weiteren Vorgehen beim Wissenschaftszeitvertragsgesetz (WissZeitVG) möglicherweise erst Mitte 2024
Auskunft geben will. Weder scheint man im Ministerium noch Zeitdruck zu spüren, noch einen (prompt ausgebliebenen) Aufschrei der Szene zu befürchten. Auch der von den Gewerkschaften
ausgerufene Hochschulaktionstag am 20. November inklusive Warnstreiks blieb außerhalb der Szene weitgehend ohne Widerhall.
Hebel zur Debatten-Wiederbelebung
Womöglich hat der Wissenschaftliche Dienst (WD) des Bundestages den Befürwortern einer grundlegenden Reform nun einen neuen Hebel zur Debatten-Wiederbelebung gegeben. In einem bereits Ende
September verfassten, aber erst jetzt in der Breite bekannt gewordenen Gutachten bescheinigt der WD,
dass eine Befristungshöchstquote wohl verfassungskonform wäre, sowohl formell als auch materiell. Eine solche Forderung war in der Debatte ums WissZeitVG immer wieder aufgetaucht, hatte aber in
die vom Ministerium vorgelegten Eckpunkte keinen Eingang gefunden. Kein Wunder: Die Hochschulen und Forschungsinstitute lehnen sie (fast) geschlossen als dirigistisch ab.
Doch der WD führt auf einem guten Dutzend Seiten überzeugend aus: Nicht nur hätte der Bund die hochschul- und arbeitsrechtliche Kompetenz für eine solche Regelung. Zugleich würde sie zwar
tatsächlich Eingriffe in die Wissenschaftsfreiheit und Autonomie der Wissenschaftseinrichtungen, ihre Ressourcenallokation und personalpolitische Selbstbestimmung bedeuten, genauso in die
Wissenschaftsfreiheit (Teilhabechancen) künftiger Wissenschaftlergenerationen. Doch wären solche Eingriffe – in bestimmten Grenzen – gerechtfertigt, um die Berufsfreiheit, die
Wissenschaftsfreiheit und die Karrierechancen der gegenwärtigen Postdocs zu schützen. Wie eine solche Befristungshöchstquote praktisch ausgestaltet werden könnte und auf welcher Ebene sie
angesiedelt sein sollte, damit sie funktioniert und die unterschiedlichen Interessen zum Ausgleich bringt, müsste man diskutieren. Einen Vorschlag hatte zum Beispiel Tobias Rosefeldt bereits im
März 2023 hier im Blog formuliert.
Keiner behauptet, dass der Umbau einfach wird. Geht es doch nicht nur um einen grundlegenden Umbau der Karrieresysteme, um die Etablierung transparenter und verlässlicher Kriterien auf dem Weg
zur Dauerstelle, es geht genauso um die Bereitschaft der Professoren, auf die bisherigen Abhängigkeitsstrukturen zu verzichten. Zugleich braucht es die Akzeptanz auf Seiten der jungen
Wissenschaftler, dass mehr Tenure Track und mehr Dauerstellen zwangsläufig mit anderen Evaluationen als bislang einhergehen. Evaluationen, in denen das Nichtweiterkommen genauso
die Regel sein wird wie der Einstieg in die Entfristung. Sonst wird ein solches System nicht funktionieren, und die Skepsis der wissenschaftlichen Arbeitgeber wären nur zu berechtigt.
Fest steht: Zwar ergibt eine Debatte über eine Befristungshöchstquote unabhängig von einer WissZeitVG-Novelle Sinn. Gelänge es jedoch tatsächlich, eine ernsthafte Diskussion über das
Für und Wider anzuzetteln, könnte es sogar noch zur Gelegenheit werden, dass der Gesetzbeschluss zum WissZeitVG auf sich warten lässt. Wenn, ja wenn, die Ampelfraktionen im Bundestag
bereit sind, noch einmal ein bisschen Staub aufzuwirbeln.
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Holger Hanselka tritt schon nächste Woche sein neues Amt als Fraunhofer-Präsident an.
DIE 30.000 FRAUNHOFER-MITARBEITER erreichte die Nachricht am Freitagmorgen per internem Newsletter: Holger Hanselka, der am 25. Mai gewählte neue Präsident der Forschungsgesellschaft, wird sein
Amt bereits am 15. August antreten – und damit schneller, als viele Beobachter es erwartet haben. Auch schneller, als er selbst es nach seiner einstimmigen Wahl im Fraunhofer-Senat gedacht hätte?
Direkt danach sagte er hier im Blog, er wolle zwar "so schnell wie möglich" anfangen. "Aber das
heißt, ich bleibe auch noch so lange am KIT, wie nötig, um dort einen guten Übergang zu gewährleisten."
Am KIT, dem zu Helmholtz gehörenden Karlsruher Institut für Technologie, war Hanselka seit 2013 Präsident, in der Helmholtz-Gemeinschaft fungierte er bis zuletzt als Vizepräsident für den
Forschungsbereich Energie.
Zum KIT kam Hanselka wiederum von Fraunhofer, wo er zuvor über viele Jahre das Institut für Betriebsfestigkeit und Systemzuverlässigkeit LBF geleitet hatte. Auch dem
Fraunhofer-Präsidium gehörte Hanselka damals bereits an. Praktisch die gesamte Neugebauer-Ära verbrachte er dann beim KIT. Sein Start als Nachfolger des parallel zu seiner
Wahl zurückgetretenen Reimund Neugebauer bedeutet für den Maschinenbauingenieur insofern eine Rückkehr. Er kennt Fraunhofer genau, gleichzeitig fehlt ihm jede Verbindung zu den
Fraunhofer-Machtstrukturen der vergangenen zehn Jahre. Eine ideale Mischung, so scheint es.
Die Eile seines Amtsantritts wiederum deutet auf zweierlei hin: Hanselkas Entschlossenheit loszulegen, ist groß – so groß, wie der Druck bei Fraunhofer, aus dem Schwebezustand herauszukommen, in
dem sich die durch den Spesenskandal und Machtkämpfe gebeutelte Gesellschaft schon lange vor Neugebauers überfälligem Rücktritt befand. Hanselka soll diesen Neuanfang verkörpern, intern,
extern, strategisch und kommunikativ.
Wer den 61-jährigen gebürtigen Oldenburger kennt, weiß, wie genau er beobachtet, wie akribisch er sich einarbeitet. Wie hartnäckig er nachfragt, wie er Ziele formuliert und diese dann verfolgt.
Immer sachlich, norddeutsch-nüchtern. Frei von Barock und Machtgepose. Auf diese Weise hat er den Turnaround am 2013 konflikt- und krisengeplagten KIT geschafft.
Corporate Governance,
Zusammenarbeit, Vertrauen
Auf diese Weise, so die Erwartung an ihn, soll er es auch bei Fraunhofer machen. In der internen Mitteilung hieß es denn am Freitag, Hanselka habe bereits "klare Ziele" vor Augen: In
enger Zusammenarbeit mit Partnern aus Bund und Ländern, der Wirtschaft, Wissenschaft und Gesellschaft wolle er "die Anwendung von neuen Technologien weiter beschleunigen sowie die
Wettbewerbs- und Zukunftsfähigkeit Deutschlands, Europas und internationaler Partner von Fraunhofer stärken". Von großer Bedeutung sei für ihn dabei die Zusammenarbeit mit dem Mittelstand.
Und was ist mit der Aufarbeitung der jüngsten Fraunhofer-Vergangenheit? Sie wird im Newsletter nur indirekt angesprochen: Um die genannten Ziele zu erreichen, gelte es, "die Internationalisierung
der Fraunhofer-Gesellschaft voranzutreiben sowie zukunftsweisende Corporate-Governance-Strukturen, neue Formen der Zusammenarbeit und eine von Vertrauen geprägte Unternehmenskultur zu
etablieren". Corporate Governance, neue Formen der Zusammenarbeit und Vertrauen dürften hier für viele Fraunhofer-Mitarbeiter und Beobachter die entscheidenden Stichwörter sein. Und vieles an der
nötigen Aufarbeitung wird nur explizit gehen, frontal und mit der nötigen Direktheit.
Hauptsache, der neue Präsident lässt sich nicht einspannen von denen, die den Neuanfang nur simulieren, ohne ihn wirklich zu wollen. Welche das sind, kann und muss der Neue schnell herausfinden.
Dann hätte er mehr verdient als ein paar Vorschusslorbeeren.
Nachtrag am 11. August, 16 Uhr:
Inzwischen haben die Fraunhofer-Gesellschaft und das KIT den Wechseltermin auch in offiziellen Pressemitteilungen verkündet. Zur Findung der künftigen Präsidentin oder des künftigen
Präsidenten habe der Aufsichtsrat des KIT bereits eine Findungskommission eingesetzt, teilte die Karlsruher Einrichtung mit. Bis nach der erfolgreichen Wahl von Hanselkas Nachfolge soll der
Vizepräsident für Forschung, Oliver Kraft, kommissarisch die KIT-Leitung übernehmen.
Die Fraunhofer-Pressemitteilung zitiert Hanselka so: "Gemeinsam mit den über 30.000 Expertinnen und Experten bei Fraunhofer werde ich mich dafür einsetzen, nachhaltige Lösungen für die
drängenden Themen unserer Zeit zu entwickeln. In einer Welt stetigen Wandels und täglich neuer Herausforderungen sind es gerade Wissenschaft und Forschung, die der Menschheit im Kampf gegen den
Klimawandel, bei Sorgen um den Umgang mit Künstlicher Intelligenz und Digitalisierung und den Fragen nach der Ernährung oder auch der Mobilität der Zukunft Hoffnung geben können." Weiter
sagt Hanselka, Wandel entstehe immer zuerst innerhalb einer Organisation. "Deshalb werde ich gleich zu Beginn meiner Amtszeit mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, den Gremien und den
Stakeholdern in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft in einen intensiven Dialog treten. Nur so können wir eine moderne Unternehmenskultur und transparente, ergebnisorientierte Formen der
Zusammenarbeit gemeinsam entwickeln, die für die Zukunftsfähigkeit von Fraunhofer und auch im Wettbewerb um die besten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von entscheidender Bedeutung sein
werden."
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Der fortschreitende Klimawandel und der zunehmende Verbrauch an Ressourcen erfordern dringenden Handlungsbedarf zur Reduzierung der umwelt- und klimaschädlichen Einflüsse. Insbesondere kommt hier der Energieerzeugung aus erneuerbaren Quellen und deren Ausbau eine besondere Bedeutung zu, um die politischen Zielvorgaben zur Minderung von Treibhausgasemissionen zu erreichen. Um die nationalen und internationalen Klimaziele zu erfüllen, müssen sämtliche erneuerbare Energiequellen genutzt werden. Zur Nutzbarmachung des Energiepotenzials von Klärschlämmen verfügen Kläranlagen über Faultürme in denen die bei der Abwasserreinigung anfallenden Klärschlämme vergoren werden. Aus dem Vergärungsprozess entsteht Faulgas, das zur Gewinnung von Strom und Wärme genutzt werden kann. Aufgrund freier Kapazitäten verarbeiten Kläranlagen weitere organische Reststoffe, die sogenannten Co-Substrate, und können so die Energieproduktion aus erneuerbaren Quellen erhöhen. Als Co-Substrate werden beispielweise Küchen- und Speiseabfälle oder Lebensmittelabfälle aus Supermärkten eingesetzt. Gerade in Regionen, welche stark vom Tourismus geprägt sind, ist der Anfall und die Menge solcher Reststoffe aufgrund der Saisonalität sehr schwankend. Deshalb spielt die Zwischenspeicherung bei der Vergärung dieser Substrate eine wesentliche Rolle. Gleichzeitig erfordert der Einsatz von Co-Substraten neben der Bestimmung einer möglichen zusätzlichen Rückbelastung der Wasserlinie und des zusätzlichen Arbeitsaufwands eine genaue Kenntnis darüber, welche Methanerträge aus diesen Substraten erzielt werden und wie hoch der Reststoffanfall nach Vergärung ausfällt. Sofern diese Informationen vorliegen, kann die Gesamtwirtschaftlichkeit einer Co-Vergärung beurteilt werden. Ziel dieser Arbeit war es einerseits, die Lagerung bzw. Zwischenspeicherung von Co-Substraten zu untersuchen. Dies umfasste das Lagerungsverhalten der Co-Substrate in labor- und großtechnischen Untersuchungen sowie einer Betrachtung der Lagerung von Co-Substraten zur Zwischenspeicherung von Energie. Andererseits wurden in labor- und großtechnischen Untersuchungen die Grundlagen für eine ökonomische Betrachtung der Co-Vergärung ermittelt. Durch unterschiedliche Herangehensweisen und Bilanzierungsansätze konnten die Methan- und Faulproduktion bestimmt werden. Die Versuche zur Lagerung von Co-Substraten zeigten eine Konservierung der Abfälle und eine Energiedichte die um etwa das 70-fache höher ist als die von Faulgas, wodurch sich Vorteile in den Speichervolumina ergeben. Durch die Untersuchungen zur ökonomischen Bewertung konnten Kennzahlen zur Methan- und Reststoffproduktion aus den Co-Substraten gewonnen werden. Die Untersuchungen zeigten weiterhin, dass Kläranlagen durch die Co-Vergärung Strom günstiger produzieren als Strom aus dem öffentlichen Netz zu kaufen. ; Climate change and the increasing consumption of resources require urgent actions to reduce harmful impacts on the environment and the climate. In particular, energy generation from renewable sources and its expansion are of special importance in order to achieve the political targets for the reduction of greenhouse gas emissions. To meet the climate targets, all renewable energy sources have to be exploited. Wastewater treatment plants (WWTP) utilize the sewage sludge generated during the wastewater treatment process in anaerobic digesters for biogas production, thus making their energy potential available. The biogas can be used to generate electricity and heat. Due to free capacities, WWTP digest additional organic residues, so-called co-substrates, to increase energy production from renewable sources. Examples of co-substrates are kitchen and food waste or food waste from supermarkets. Especially in touristic regions, the quantity of co-substrates can fluctuate greatly due to seasonality. Therefore, intermediate storage plays an essential role when digesting such substrates in WWTP digesters. At the same time, the use of co-substrates requires knowledge of their methane yields and the amounts of residues left after AD. If this information is available, the overall economic efficiency of co-digestion can be assessed. The aim of this work is, on the one hand, to investigate the pre-requisites and consequences of the storage of co-substrates. This included the storage behaviour of co-substrates in laboratory and field experiments as well as considerations related to the storage of co-substrates for the storage of energy. In a further step, the basic data for an economic analysis of co-digestion were determined in laboratory and full-scale investigations. Different balancing approaches were used to determine methane and digestate production from co-substrates. The experiments on the storage of co-substrates showed a conservation of the organic waste and an energy density about 70 times higher than that of biogas, which results in reduced storage volumes. The economic efficiency analysis identified key parameters on methane and residue production from the co-substrates. The study showed that the WWTPs own electricity production is economically more advantageous than its purchase from the public electricity grid. ; Abweichender Titel laut Übersetzung der Verfasserin/des Verfassers ; Dissertation Universität Innsbruck 2021
BASE
Sexueller Kindesmissbrauch (SKM) ist in Deutschland und international recht weit verbreitet und hat oft schwerwiegende und langfristige Folgen für die Betroffenen. Wie Öffentlichkeit und Politik das gesellschaftliche Problem des sexuellen Kindesmissbrauchs wahrnehmen und welche Präventions- und Interventionsansätze verfolgt werden, hängt maßgeblich auch von der medialen Berichterstattung ab. Hier zeigt die bisherige kommunikationswissenschaftliche Forschung sowohl Stärken als auch Schwächen medialer SKM-Repräsentationen auf: Einerseits tragen Medien dazu bei, sexuellen Kindesmissbrauch aufzudecken, Betroffenen eine Stimme zu geben und die Öffentlichkeit zu sensibilisieren. Andererseits wird oft klischeehaft und reißerisch berichtet, zuweilen zum Schaden der Betroffenen. Die Forschung zu Inhalten und Qualitätsmerkmalen medialer Berichterstattung über sexuellen Kindesmissbrauch hat einen wichtigen Aspekt bislang völlig ausgeblendet, nämlich die Verwendung von Bildern. Dabei ist die Ikonografie (d. h. die Menge der typischen Bildmotive für ein Thema) ein wichtiges Element medialer Berichterstattung, sie generiert Aufmerksamkeit und Emotionen. Hier setzt die vorliegende Studie an. Sie beantwortet folgende Forschungsfragen: Wie oft werden in der Presseberichterstattung über sexuellen Kindesmissbrauch Symbolbilder genutzt und welche Bildmotive kommen dabei zum Einsatz? Ergänzend wird auch untersucht: Wie oft werden in Präventionsmaterialien von Fachberatungsstellen zu sexuellem Kindesmissbrauch Symbolbilder genutzt und mit welchen Bildmotiven wird dort gearbeitet? Um die jeweiligen Ikonografien des sexuellen Kindesmissbrauchs herauszuarbeiten, wurden eine Stichprobe von N = 1437 deutschsprachigen Online-Presseartikeln über SKM sowie eine Stichprobe von N = 230 deutschsprachigen SKM-Präventionsmaterialien gezogen und die dort enthaltenen Symbolbilder jeweils separat einer standardisierten Bildinhaltsanalyse unterzogen. Es zeigte sich, dass 29.2 % der Online-Presseartikel und 62.0 % der Präventionsmaterialien Symbolbilder nutzten. Die analysierten 419 SKM-Symbolbilder der Presse orientieren sich am Framing der Kriminalberichterstattung und visualisieren 1. Tatkontexte, 2. Tathergang und Beteiligte sowie 3. Tatfolgen für die Beteiligten. Für die Präventionsmaterialien war anhand von 450 Symbolbildern eine SKM-Ikonografie nachweisbar, die sich am Framing der Präventionsansätze orientiert und 1. Primärprävention, 2. Sekundärprävention und 3. Tertiärprävention abbildet. Der Beitrag vergleicht die beiden SKM-Ikonografien, diskutiert die Bildtypen kritisch im Hinblick auf Kriterien der Medienqualität und Medienethik und unterbreitet Verbesserungsvorschläge. ; Child sexual abuse (CSA) is quite widespread in Germany and internationally and often has serious and long-term consequences for those affected. How the public and politicians perceive the social problem of CSA and which prevention and intervention approaches are pursued depend to a large extent on media reporting. In this regard, previous communication science research shows both strengths and weaknesses of CSA-related media representations: On the one hand, the media contribute to uncovering CSA, giving those affected a voice and raising public awareness. On the other, media reports are often biased, clichéd and lurid, sometimes to the detriment of those affected. Research into the content and quality features of media reporting on CSA has so far completely ignored one important aspect, namely the use of images. The Iconography (i.e. the set of typical image motifs for a topic), however, is an important element of media coverage; it generates attention and emotions. This is where the present study comes in. It answers the following research questions: How often are symbolic images used in press coverage of CSA, and what image motifs are used? and examines two related ones: How often are symbolic images used in prevention materials created by specialized counselling centers and what image motifs are used in those materials? In order to work out the respective iconographies of CSA, a sample of N = 1,437 CSA-related German-language online press articles and a sample of N = 230 German-language CSA prevention materials were drawn. The symbol images contained therein were each subjected separately to a standardized image content analysis. The analysis showed that 29.2% of the online press articles and 62.0% of the prevention materials used symbolic images. The analyzed 419 CSA stock photos of the press revealed a CSA iconography related to criminal reporting that visualizes 1. crime contexts, 2. course of the crime and people involved, and 3. consequences of the crime for the people involved. For the prevention materials, based on 450 symbol images, a CSA iconography was identified that is oriented to the framing of prevention approaches and depicts 1. primary prevention, 2. secondary prevention, and 3. tertiary prevention. The article compares the two CSA iconographies, discusses the image types critically with regard to criteria of media quality and media ethics, and makes suggestions for improvement.
BASE
For Poland, the "Warsaw Treaty between the Federal Republic of Germany and the People's Republic of Poland" brought legal certainty: The Polish western border was now recognized by both German states under international law. For the Federal Republic of Germany, the tough domestic political struggle for ratification of the treaty marks a turning point. The essay describes this struggle between the social-liberal government and the conservative opposition against the background of the German constitution (Basic Law), which should ensure the stability of the democratic system based on the experiences from the Weimar period. It shows how the conflict parties used instruments of the no-confidence vote and the dissolution of parliament and what role the Federal Constitutional Court (Bundesverfassungsgericht) played in this conflict: The leading decision of the court is analysed in detail. Last but not least, the surprising role of the GDR in this conflict is also examined. ; Universität Regensburg (University of Regensburg, Germany) ; martin.loehnig@ur.de ; 13 ; 2 ; 25 ; Bahr E., Wandel durch Annäherung, Rede in der Evangelischen Akademie Tutzing, 1963. ; Baring A., Machtwechsel, München 1982. ; Barth B., Dolchstoßlegenden und politische Desintegration – Das Trauma der deutschen Niederlage im Ersten Weltkrieg 1914–1933, Düsseldorf 2003. ; Bernhard P., Wirklich alles locker, flockig, liberal?, [in:] Reform und Revolte: Eine Rechtsgeschichte der 1960er und 1970er Jahre, Hrsg. M. Löhnig, M. Preisner, T. Schlemmer, Tübingen 2012. ; Doering-Manteuffel A., Raphael L., Nach dem Boom – Perspektiven auf die Zeitgeschichte seit 1970, 2. Aufl., Göttingen 2010. ; Eley G., End of the Post-War? The 1970s as a Key Watershed in European History, "Journal of Modern European History" 2011, vol. 9, no. 1. ; Hockerts H.G., Rahmenbedingungen: Das Profil der Reformära, [in:] Geschichte der Sozialpolitik in Deutschland, Bd. 5: 1966–1974 – Bundesrepublik Deutschland: Eine Zeit vielfältigen Aufbruchs, Hrsg. H.G. Hockerts, Baden-Baden 2006. ; Görtemaker M., Geschichte der Bundesrepublik Deutschland – Von der Gründung bis zur Gegenwart, München 1999. ; Herbert U., Wandlungsprozesse in Westdeutschland: Belastung, Integration, Liberalisierung 1945-1980, Göttingen 2002. ; Isensee J., Kirchhof P. (Hrsg.), Handbuch des Staatsrechts, Band 8, Heidelberg 1995. ; Jarausch K. H. (Hrsg.), Das Ende der Zuversicht? Die siebziger Jahre als Geschichte, Göttingen 2008. ; Judt T., Geschichte Europas von 1945 bis zur Gegenwart, Hamburg 2005. ; Kaelble H., The 1970s: What Turning Point?, "Journal of Modern European History" 2011, vol. 9, no. 1. ; Kleßmann C., Ein stolzes Schiff und krächzende Möwen – Die Geschichte der Bundesrepublik und ihre Kritiker, "Geschichte und Gesellschaft" 1985, no. 11. ; Koselleck R., Einleitung, [in:] Geschichtliche Grundbegriffe: Historisches Lexikon zur politisch-sozialen Sprache in Deutschland, Band 1, Hrsg. O. Brunner, W. Conze, R. Koselleck, Stuttgart 1972. ; Krohn K.-D., Schildt A. (Hrsg.), Zwischen den Stühlen? Remigranten und Remigration in der deutschen Medienöffentlichkeit der Nachkriegszeit, Hamburg 2002. ; Löhnig M., "Heure(s) zéro" contra "Petite période charnière", [in:] L' "heure zéro" (Stunde Null) entre mythe et réalité dans la société et la culture, Hrsg. S. Goepper, D. Martin, "Allemagne d'aujourd'hui" 2018, no. 2 (224). ; Löhnig M., Preisner M., Schlemmer T. (Hrsg.), Reform und Revolte: Eine Rechtsgeschichte der 1960er und 1970er Jahre, Tübingen 2012. ; Merseburger P., Willy Brandt: Visionär und Realist, München 2002. ; Münkel D., Kampagnen, Spione, geheime Kanäle: Die Stasi und Willy Brandt, Berlin 2013. ; Rödder A., 21.0 – Eine kurze Geschichte der Gegenwart, München 2015. ; Schlemmer T., Süß D., Una modernizzazione di segno conservatore? Il caso della Baviera, [in:] La rinascita dell'occidente. Sviluppo del sistema politico e diffusione del modello occidentale nel secondo dopoguerra in Italia e Germania, Hrsg. S. Cavazza, Soveria Mannelli 2006. ; Schreiber H., Ein Stück Heimkehr, "Der Spiegel" 1970, no. 51, vom 14. Dezember 1970. ; Wehler H.-U., Deutsche Gesellschaftsgeschichte, Band 5, München 2008. ; Winkler H. A., Der lange Weg nach Westen, Band 2: Deutsche Geschichte 1933–1990, München 2000. ; Wolfrum E., Die geglückte Demokratie, Stuttgart 2006. ; 19
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Die vorliegende Dissertation befasst sich mit der Aktivierung selbst geschaffener immaterieller Vermögensgegenstände des Anlagevermögens (eigener Entwicklungskosten) sowie den damit verbundenen Möglichkeiten und Grenzen der Bilanzpolitik und geht mittels einer eigenen empirischen Untersuchung der Fragestellung nach, weshalb sich nicht-kapitalmarktorientierte Unternehmen für eine erstmalige Aktivierung eigener Entwicklungskosten im HGB-Konzernabschluss entscheiden. Ausgangspunkt für die theoretische und empirische Untersuchung war das im Jahr 2009 im Rahmen des Bilanzrechtsmodernisierungsgesetzes neu eingeführte Wahlrecht zur Aktivierung eigener Entwicklungskosten in § 248 Absatz 2 Satz 1 HGB, womit der Gesetzgeber insbesondere das Ziel verfolgte, die Informationsfunktion von HGB-Abschlüssen zu verbessern. Aufgrund ihrer gestiegenen Bedeutung im Wirtschaftsleben sollten immaterielle Vermögensgegenstände stärker als bisher in den Fokus der Abschlussadressaten gerückt und gleichzeitig eine Annäherung an die IFRS erreicht werden. Die Arbeit ist vor allem durch die Frage motiviert, ob die Unternehmen mit der Ausübung des neu geschaffenen Aktivierungswahlrechts tatsächlich im Interesse der Informationsfunktion beabsichtigen, den Abschlussadressaten eine erfolgreiche F&E-Tätigkeit zu signalisieren, oder ob sie ihren Informationsvorsprung für eine opportunistische Bilanzpolitik nutzen. Für HGB-Konzernabschlüsse von nicht-kapitalmarktorientierten Unternehmen lagen bislang keine empirischen Erkenntnisse hierzu vor, obwohl dem Konzernabschluss als Informationsinstrument im Vergleich zum Jahresabschluss eine größere Bedeutung zukommt und daher die Entschlüsselung der Beweggründe für die Ausübung des Wahlrechts gerade im Konzernabschluss von besonderer Relevanz ist. Die zentrale Forschungsfrage der vorliegenden Untersuchung lautet daher: Aus welchen Beweggründen und mit welcher bilanzpolitischen Intention entscheiden sich nicht-kapitalmarktorientierte Unternehmen für eine erstmalige Aktivierung eigener Entwicklungskosten im HGB-Konzernabschluss? Damit stellt die Untersuchung auch einen Beitrag zu der im Schrifttum kontrovers diskutierten Frage dar, ob im Rahmen der Bilanzanalyse die aktivierten eigenen Entwicklungskosten aufgrund ihrer mangelnden Verlässlichkeit wieder mit dem Eigenkapital verrechnet werden sollten, was quasi zu einer Rückgängigmachung der Wahlrechtsausübung führen würde. Um das Entscheidungsverhalten der Abschlussersteller hinsichtlich der Bilanzierung eigener Entwicklungskosten theoretisch zu fundieren, werden mit der Prinzipal-Agenten-Theorie und der Verhaltensökonomik zwei unterschiedliche Erklärungsansätze aufgezeigt. Danach setzt sich die Arbeit mit den für nicht-kapitalmarktorientierte Unternehmen relevanten Rechnungslegungsvorschriften und mit den Funktionen der externen Rechnungslegung sowie mit bilanzpolitischen Fragestellungen auseinander. In diesem Zusammenhang wird auch der Zielkonflikt zwischen Relevanz und Verlässlichkeit von Rechnungslegungsinformationen in Bezug auf die Bilanzierung von F&E-Kosten erläutert. Im Anschluss daran werden die bilanzpolitischen Spielräume, die mit dem neu geschaffenen Aktivierungswahlrecht für eigene Entwicklungskosten einhergehen, herausgearbeitet. Die Ausführungen verdeutlichen, dass sich diese nicht nur aus dem eigentlichen gesetzlichen Wahlrecht, sondern vor allem aus einer Reihe faktischer Wahlrechte und Ermessensspielräume ergeben. Dies betrifft sowohl den Ansatz als auch die Bewertung eigener Entwicklungskosten. Die Arbeit setzt sich ausführlich mit den zahlreichen im Schrifttum diskutierten Aktivierungskriterien auseinander, die erfüllt sein müssen, damit von dem Aktivierungswahlrecht Gebrauch gemacht werden kann. Hierbei wird aufgezeigt, dass die Aktivierungskriterien zu unspezifisch sind, woraus sich enorme Objektivierungsprobleme ergeben. Im Einzelfall kann häufig nicht eindeutig beurteilt werden, ob die Aktivierungsvoraussetzungen erfüllt sind, sodass sich den Unternehmen erhebliche Spielräume für Bilanzpolitik eröffnen. Fraglich war allerdings bislang, wie die bilanzpolitischen Spielräume in HGB-Konzernabschlüssen in der Praxis genutzt werden. Vor der Durchführung der empirischen Untersuchungen erfolgen eine umfassende Darstellung und eine kritische Würdigung des nationalen und internationalen Stands der empirischen Forschung zur Bilanzierung eigener F&E-Kosten. Die Studien zu den Determinanten der Aktivierung von F&E-Kosten ergeben zwar gemischte Ergebnisse, insgesamt kann aber festgehalten werden, dass mit der Aktivierung häufig eine opportunistische Bilanzpolitik verfolgt wird, und zwar unabhängig davon, ob für die Unternehmen eine Aktivierungspflicht oder ein Aktivierungswahlrecht besteht. Aus der Mehrheit der vorgestellten Studien zur Wertrelevanz der Aktivierung von F&E-Kosten ergibt sich, dass den Abschlussadressaten kapitalmarktorientierter Unternehmen mit der Aktivierung entscheidungsnützliche Informationen übermittelt werden. Die Analyse der bisherigen empirischen Untersuchungen zeigt auch die bestehende Forschungslücke für HGB-Konzernabschlüsse nicht-kapitalmarktorientierter Unternehmen auf. Um die zentrale Forschungsfrage zu beantworten, werden 182 HGB-Konzernabschlüsse, in denen zwischen den Jahren 2010 und 2013 eine erstmalige Aktivierung eigener Entwicklungskosten erfolgte, und 188 HGB-Konzernabschlüsse, in denen im selben Untersuchungszeitraum das Aktivierungswahlrecht nicht erstmalig ausgeübt wurde, empirisch untersucht. Die Ergebnisse der logistischen Regressionsanalysen belegen, dass eher diejenigen Unternehmen erstmals eigene Entwicklungskosten aktivieren, die über eine angespanntere Finanzlage verfügen, eine schwächere Ertragslage besitzen, eine schlechtere Entwicklung ihres Ergebnisses im Vergleich zum Vorjahr aufweisen, einen Unternehmensverkauf planen, weniger erfolgreich im F&E-Bereich tätig sind, ein geringeres Unternehmensalter besitzen, ein höheres Unternehmenswachstum aufweisen und/oder für die immaterielle Vermögensgegenstände von höherer Bedeutsamkeit sind. Aus den Untersuchungsergebnissen lässt sich insgesamt ableiten, dass die nicht-kapitalmarktorientierten Unternehmen mit der erstmaligen Aktivierung eigener Entwicklungskosten vorwiegend eine opportunistische Bilanzpolitik im HGB-Konzernabschluss verfolgen. Die Schlussfolgerung wird durch eine ergänzende Analyse bekräftigt, wonach die erstmalige Aktivierung eigener Entwicklungskosten von den Unternehmen auch dazu genutzt wird, einen Ergebnisrückgang oder einen Verlustausweis abzuwenden. Die mit der Ausübung des Aktivierungswahlrechts verbundenen Ermessensspielräume werden dabei offenbar bewusst ausgeschöpft, um einen besonders hohen Betrag an eigenen Entwicklungskosten zu aktivieren und damit Ergebniszielgrößen zu erreichen. Mit Blick auf die Erkenntnisse aus der Arbeit kann den Abschlussadressaten von HGB-Konzernabschlüssen – insbesondere den Kreditinstituten – grundsätzlich nahegelegt werden, die Effekte der erstmaligen Aktivierung eigener Entwicklungskosten im Rahmen der Bilanzanalyse zu bereinigen. Die Arbeit erweitert den bisherigen Stand der Forschung in Bezug auf die Aktivierung eigener Entwicklungskosten darüber hinaus durch die Beantwortung ergänzender Forschungsfragen. Beispielsweise wird erstmalig untersucht, wie sich die Häufigkeit der Ausübung des Aktivierungswahlrechts in den ersten Jahren nach der Gesetzesänderung entwickelte. Die Befunde zeigen, dass die Unternehmen das Wahlrecht nur sehr zurückhaltend annehmen. Daneben wird analysiert, welches bilanzpolitische Potenzial das Wahlrecht für die Unternehmen bietet. Die Ergebnisse verdeutlichen, dass die im HGB-Konzernabschluss ausgewiesene Finanz- und Ertragslage durch die erstmalige Wahlrechtsausübung wesentlich beeinflusst werden kann. Schließlich wird erhoben, inwieweit die Unternehmen ihrer Pflicht nachkommen, die gesamten F&E-Kosten im Konzernanhang anzugeben. Die Studienergebnisse belegen, dass diese Offenlegungspflicht von den Unternehmen relativ häufig verletzt wird. Die normativen und empirischen Ergebnisse der Arbeit könnten sowohl für die Abschlussersteller als auch für Abschlussadressaten von HGB-Konzernabschüssen sowie für den Gesetzgeber von Interesse sein.
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Ein leistungsstarkes, international wettbewerbsfähiges Innovationssystem setzt voraus, dass Wissenschaft, Wirtschaft, Politik und Gesellschaft ihre Kräfte in neuartigen Innovationsprozessen vereinen, um gemeinsam Lösungen zu entwickeln, die nur im Zusammenwirken ihrer unterschiedlichen Perspektiven, Kompetenzen und Ressourcen möglich werden. Dieses Innovationsparadigma entwickelte sich erst im Laufe des letzten Jahrzehnts, ist heute auf deutscher und europäischer Ebene jedoch bereits prägend für die politische Steuerung des Innovationsgeschehens. Es gründet auf den heute gesteigerten Leistungsanforderungen an Forschung und Innovation, deren Güte sich nicht mehr alleine an Erkenntnisgewinn und Neuartigkeit bemisst, sondern zunehmend an ihrem weitreichenderen Nutzen. Forschung und Innovation sollen durch effektiven Wissens- und Technologietransfer die Wirtschaft stärken, mit disruptivem Potenzial und gleichsam auf verantwortliche Weise gesellschaftsrelevante Fragestellungen adressieren, transformativen Wandel anstoßen und damit zur Lösung der großen gesellschaftlichen Herausforderungen beitragen. Der Schlüssel, um all diesen Ansprüchen gerecht zu werden – darin stimmen politische Steuerungskonzepte und die Innovationsforschung überein –, heißt Kollaboration. Dem theoretischen Modell der Quadruple Helix folgend, sollen Akteure aus Wissenschaft, Wirtschaft, Politik und Gesellschaft im Zusammenspiel ihrer jeweiligen Stärken eine neue Qualität in Forschung und Innovation erzielen. In der Praxis bedeuten der Einbezug neuer Akteure in das Innovationsgeschehen und die Weiterentwicklung traditioneller organisationaler Innovationskonzepte hin zu einer kollaborativen Logik jedoch eine fundamentale Veränderung der Innovationsziele, der Innovationspraktiken und damit auch der Rolle jedes einzelnen Akteurs im Gefüge des Innovationssystems. Für diesen Transformationsprozess liefern weder der politische noch der wissenschaftliche Diskurs, die sich vor allem auf die Ebene des Innovationssystems beziehen, konkrete Ansatzpunkte, an denen sich die Akteure aus Wissenschaft, Wirtschaft, Politik und Gesellschaft orientieren können. Welche Rolle können und sollen Forschungseinrichtungen, Unternehmen, Start-ups, Ministerien oder Bürgerinnen und Bürger heute und zukünftig in den neuen, kollaborativen Innovationsprozessen einnehmen? An dieser Frage setzt die vorliegende Dissertation an. Ihr Ziel ist es, ein tiefgehendes Verständnis dafür zu schaffen, in welcher Weise die zahlreichen und heterogenen Akteure in kollaborativen Innovationsprozessen nach dem Modell der Quadruple Helix zusammenwirken. Dazu wird das kollaborative Innovationshandeln unter einer Geschäftsmodell-Perspektive betrachtet: Mittels einer qualitativen empirischen Analyse von 17 Quadruple-Helix-Netzwerken wird zum einen erforscht, in welcher Architektur aus funktionalen Rollen die 184 in den Netzwerken involvierten Akteure zusammenwirken, um einen Innovationsmehrwert im Sinne der eingangs dargestellten neuen Leistungsanforderungen zu erzielen. Zum anderen wird untersucht, welche Ertragsmodelle die einzelnen Akteure zur Übernahme ihrer jeweiligen Rolle incentivieren. Durch einen neuen, für diese Arbeit eigens entwickelten methodischen Ansatz der empirisch begründeten Typenbildung gelingt es erstmals, 25 typische Rollen und deren Ertragsmodelle zu beschreiben und damit aufzuzeigen, wie kollaborative Forschungs- und Innovationsprozesse auf Akteurs-Ebene funktionieren. Dies bildet den empirischen Kern der Dissertation. In drei daran anschließenden empirischen Studien wird das Verständnis bezüglich des Geschäftsmodells kollaborativer Innovation weiter vertieft: Mit einem Blick in unterschiedliche, auf Forschung und Entwicklung ausgerichtete Unternehmen und Forschungseinrichtungen untersucht die erste Studie, inwieweit das kollaborative Innovationsparadigma aus Innovationsforschung und Innovationspolitik bereits Eingang in die Innovationspraxis gefunden hat. Die Ergebnisse verdeutlichen, dass organisationale Logiken das Innovationshandeln in den untersuchten Unternehmen und Forschungseinrichtungen weiterhin prägen. Jedoch besteht ein deutliches Bewusstsein für die eingeschränkte Leistungsfähigkeit derartiger Innovationsprozesse sowie für die Mehrwerte kollaborativer Ansätze. Aus dem Bestreben, die Wettbewerbs- und Zukunftsfähigkeit der eigenen Organisation zu sichern, resultiert ein hohes Interesse – insbesondere der Unternehmen – an kollaborativer Innovation. Dieses Interesse mündet in der Praxis jedoch in ein Phänomen, welches in der Studie als neue lineare Innovationsprozesse bezeichnet und bezüglich seines Innovationsmehrwertes kritisch reflektiert wird. Die zweite Studie analysiert die Rolle der Gesellschaft als neustes der vier Teilsysteme der Quadruple Helix und beleuchtet vor allem das kontroverse Rollenverhältnis zwischen wissenschaftlichen Expertinnen und Experten und außerwissenschaftlichen, gesellschaftlichen Akteuren. Die Ergebnisse zeigen auf, dass das gesellschaftliche Bedürfnis nach Partizipation in Forschung und Innovation nicht als Wunsch nach deren Demokratisierung fehlinterpretiert werden sollte. Stattdessen erhoffen sich die befragten gesellschaftlichen Akteure den bidirektionalen Dialog mit Expertinnen und Experten aus Wissenschaft und Forschung über mögliche und wünschbare Zukünfte. Sich selbst sehen sie dabei in der Rolle eines "gesellschaftlichen Sensors". Die Studie trägt durch die Klärung der durch die Gesellschaft in kollaborativen Innovationsprozessen favorisierten Rolle dazu bei, Abwehrhaltungen gegen partizipative Ansätze – insbesondere auf Seiten der Wissenschaft – zu verringern. Mit einer Typologie von gesellschaftlichen Teilnehmenden kollaborativer Prozesse gibt sie darüber hinaus Hinweise zur Gestaltung geeigneter Ertragsmodelle für den Einbezug der Zivilgesellschaft in Forschung und Innovation. In der dritten Studie werden die Herausforderungen und Potenziale des neuen Innovationsparadigmas für Forschungseinrichtungen beleuchtet, die traditionell als zentraler Akteur des Forschungs- und Innovationsgeschehens fungierten. In der Analyse zeigt sich, dass sich Universitäten und Forschungsorganisationen bereits in unterschiedlichen Rollen in kollaborative Innovationsprozesse einbringen. Jedoch wird auch deutlich, dass heute heterogene Akteure des Innovationssystems Funktionen im Innovationsprozess übernehmen, die vormals alleine den Forschungseinrichtungen vorbehalten waren. In Konkurrenz mit außerwissenschaftlichen Wissensquellen wächst der Druck auf die etablierten Forschungseinrichtungen, ihr eigenes Geschäftsmodell für Forschung und Innovation weiterzuentwickeln und in kollaborativen Prozessen auch neue Rollen zu übernehmen. Die starre Logik des Wissenschaftssystems und das Fehlen für kollaborative Innovationsprozesse geeigneter Ertragsmodelle, die sich an den Relevanzen der Forschung orientieren, führen jedoch dazu, dass der Sprung von bilateralen Push- und Pull-Kooperationen zu Quadruple-Helix-Kollaborationen für Forschungseinrichtungen eine große Herausforderung darstellt. Die Ergebnisse der Untersuchung verweisen auf mögliche neue Rollen für Universitäten und Forschungsorganisationen, deren künftige Übernahme ein Potenzial für die Qualität kollaborativer Innovation und die Leistungsfähigkeit des Innovationssystems darstellt. Durch ihren hohen empirischen Gehalt schafft die vorliegende Arbeit ein Verständnis für das Geschäftsmodell kollaborativer Forschung und Innovation und liefert Erkenntnisse über die Akteurs-Ebene der Quadruple Helix, die deutlich über bisherige wissenschaftliche Arbeiten hinausgehen. Die Analyse und Beschreibung des Zusammenspiels heterogener Rollen veranschaulicht die Funktionsweise kollaborativer Innovationsprozesse und weist gleichzeitig auf deren Herausforderungen hin. Damit leistet die vorliegende Dissertation einen entscheidenden Beitrag, um das theoretische Quadruple-Helix-Modell zu einem empirischen Modell weiterzuentwickeln. Aus den empirischen Ergebnissen werden Implikationen für Wissenschaft, Wirtschaft, Politik und Gesellschaft abgeleitet, die aufzeigen, wie eine kollaborative Geschäftsmodell-Logik zukünftig nicht nur theoretisch, sondern praktisch im deutschen Innovationssystem verankert werden kann. Mit einem wissenschaftlich fundierten Tool zur Analyse und Gestaltung von Innovationsnetzwerken, wird die Innovationspraxis darin unterstützt, ihrem kollaborativen Innovationshandeln zukünftig eine reflektierte Geschäftsmodell-Logik zugrunde zu legen und alle relevanten Potenziale des Innovationssystems auszuschöpfen.
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Management Summary (Deutsch et en français) Der Forschungsbereich Organisationskommunikation und Öffentlichkeit (OKOE) der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW, Departement Angewandte Linguistik) hat für das Bundesamt für Gesundheit (BAG) eine situative Diskursanalyse mit Blick auf die Nationale Strategie Antibiotikaresistenzen (StAR) durchgeführt. Untersucht worden sind dabei Muster der sprachlichen Verständigung im öffentlichen Diskurs über Antibiotika und Antibiotikaresistenzen. Die Analysen erfolgten sowohl anhand eines deutsch- wie eines französischsprachigen Datenkorpus. Berücksichtigt wurden frei zugängliche Webtexte von Akteuren aus Politik, Medien, Gesundheitswesen und Wissenschaft. Wiederkehrende Muster der Verständigung im öffentlichen Diskurs können als sprachliche Form des «common sense» zu einem Thema verstanden werden. Dieser «common sense» ist eine wichtige Bezugsgrösse für übergreifende Kommunikations- und Diskursstrategien. Das gilt besonders für Akteure öffentlicher Governance, deren Strategien Akzeptanz finden und für Publikumsdiskurse anschlussfähig sein müssen. Analysen in zwei Sprachen: Eine Exploration erfolgte in deutscher Sprache, um die «kommunikative Infrastruktur» (Akteure, Ereignisse, Suchwörter usw.) des Diskursbereichs insgesamt identifizieren zu können. Darauf aufbauend sind zwei Datenkorpora erstellt worden. Ein deutschsprachiges Korpus mit 1.9 Mio. Texten bzw. 839 Mio. Wörtern von 133 Webquellen jener Organisationen, die für das Politikfeld und öffentliche Diskurse zur StAR als relevant eingestuft werden konnten. Un corpus francophone comportant 16'000 textes (env. 21.9 Millions de mots) provenant de 149 sources du Web des organisations qui ont été classées comme pertinentes pour les discours francophone concernants StAR. Themen und Ereignisse: Die Analyse zeichnet das Bild eines vielfältigen, aber schwach ausgeprägten Spezialdiskurses über Antibiotikaresistenzen sowohl in Deutsch wie in Französisch. Antibiotikaresistenzen erscheinen als ein Spezialthema neben anderen Top-Themen, welche die untersuchten Akteure deutlich häufiger beschäftigen. Zu diesen anderen Themen gehören Krankheiten und Behandlungen im Allgemeinen und unabhängig von Antibiotika(resistenzen). Die journalistische Berichterstattung zu Antibiotika(resistenzen) ist in beiden untersuchten Sprachräumen deutlich auf Ereignisse und behördliche Informationsangebote bezogen. Diskursnetzwerke: Einzelne Akteure treten in unterschiedlicher Intensität auf. Zu den «Stars» in der Deutschschweiz zählen (von anderen häufig genannten) Akteure wie der Bundesrat und das BAG, die internationale World Health Organization (WHO), Swissmedic und die Universität Zürich. Parmi les « Stars » du discours francophone figurent outre l'OFSP, le Canton de Berne et l'OMS notamment les Hôpitaux de Suisse H+, la Fédération des médecins de Suisse (FMH), le Centre hospitalier universitaire vaudois et Santésuisse. Als «Repräsentanten» gelten Akteure, die häufig auf andere Akteure verweisen. In der Deutschschweiz sind das bspw. die Basellandschaftliche Zeitung und 20 Minuten. Comme « représentants » du discours francophone fonctionnent les Cantons de Genève, Neuchâtel et Valais (Romandie). Santésuisse, SVP und die Unispitäler Basel und Zürich zählen als «Relais» zu jenen Akteuren, die in deutscher Sprache sowohl häufig genannt werden also auch andere häufig nennen. En Romandie, ce sont surtout des fédérations et des associations ainsi que les Hôpitaux Universitaires de Genève qui font partie des «Relais». Public Stories, Kontroversen und Koalitionen: Die Diskurse erzählen zu ausgewählten Suchwörtern (wie «Antibiotika/-resistenzen«, «Forschung«, «Patienten«, «Wirkungen«, «infections», «bactéries») differenzierte Geschichten («Public Stories»). In der Deutschschweiz sind das Geschichten bspw. über die Bedeutung der Patientenverantwortung, über unterschiedliche Wirkungen und die Entwicklung (alternativer) Diagnose-, Behandlungs- und Therapieverfahren sowie über die Notwendigkeit, Forschende entsprechend zu fördern, zu vernetzen und motivieren. Les récits publics («Public Stories») des discours francophones sont également orientés sur la santé, les patients et les traitements. Ce discours comporte encore des récits spécifiques sur les infections et les bactéries, comme l'histoire d'un combat contre des infections antibiorésistantes ou à propos des résultats d'un nouvel antibiotique contre des germes résistants. Während in deutschsprachigen Diskursen Kontroversen über Antibiotika/Antibiotikaresistenzen geführt werden, fehlt eine breite Diskurskoalition, die sich auf eine allgemein verständliche sprachliche Symbolik für das Grundanliegen von StAR beziehen könnte. Der bisher dafür gewählte Begriff «One Health» hat sich nicht durchsetzen können. En revanche en Romandie, deux controverses ont été identifiées; l'une entre les médias et les destinataires des politiques publiques, l'autre plus substantielle entre le Canton de Neuchâtel et les prescripteurs comme l'OFSP ou Swissnoso. Contrairement à la Suisse alémanique, il existe visiblement une coalition forte entre les médias et le monde médical concernant la gestion du traitement des infections en milieu hospitalier. On ne dénombre aucune controverse ni coalition qui concerne l'antibiorésistance en soi. Fazits und Transfer: Die Ergebnisse zu beiden Sprachen zeigen, dass ein erst begrenzter, deutlich fachsprachlich gekennzeichneter «Spezialdiskurs» über Antibiotika(resistenzen) stattfindet, der künftig stärker und gezielter in übergreifende thematische Rahmen (wie Krankheiten, Umwelt, santé usw.) eingebettet werden sollte und könnte, um Kommunikationsziele von StAR zu erreichen. Dabei wäre auf die Entwicklung eines dafür geeigneten, leicht verständlichen Vokabulars zu achten, ebenso wie auf die Anknüpfung an sich entwickelnde «Public Stories». Die Ergebnisse der Diskursanalyse sind greifbar und nutzbar in interaktiven Visualisierungen (https://bit.ly/2JT0Cr9; Passwort: bagstar). Sie veranschaulichen die Erkenntnisse der Analysen, um den Wissenstransfer zu unterstützen und eine anschliessende, intern wie extern breit abgestützte Strategieentwicklung zu ermöglichen.
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Sushi, Fujiyama, Geisha – soll etwas Japanisches evoziert werden, lassen sich meist ebendiese Bilder in publizistischen und telemedialen Kulturformen finden. Was sind aber Ursache, Ursprung und Einfluss auf die reale Gesellschaft? Die vorliegende Untersuchung widmet sich dem Bild Japans und der JapanerInnen im Hollywoodfilm. Bildmaterial aus insgesamt 19 Filmen über eine Periode von mehr als einem Jahrhundert (zwischen 1905 und 2013) wird vergleichend analysiert. Dabei liegt das Augenmerk auf klischeehaften Vorstellungen über die in diesen Filmen – meist in Verzerrungen – dargestellte japanische Kultur. Die Bilder Japans in der Tradition, der Politik und dem Militär werden auf ihren möglichen Ursprung im Film überprüft. In dem ersten Teil dieser Dissertation wird in der Einleitung die Entstehung stereotyper Japanbilder im Hollywoodfilm thematisiert, um im nächsten Kapitel den diplomatischen, militärischen und kulturellen Kontext der beiden Staaten U.S.A. und Japan zu erschließen. Die Definitionen der Begriffe Auto- und Heterostereotyp, Klischee, Vorurteil, (rassische) Diskriminierung und peripher Rassismus werden in dem letzten Kapitel erforscht, um sich im Hauptteil der konkreten Analyse zuzuwenden. Im zweiten Teil wird darüber hinaus der international und zeitübergreifend äußerst erfolgreiche Film Lost In Translation (2003) von Sofia Coppola zur exemplarischen Untersuchung als Hauptmaterial ausgesucht. Sein Drehort ist meist Tokio und in diversen Medien reflektiert sich dessen mediokratische Präsenz ubiquitär. Die Inhalte der relevanten einzelnen Szenen werden vom Intro an durch eine Sequenzanalyse wiedergegeben, dabei wird die Entstehung entsprechender Stigmata erforscht und deren Charakter geschildert. Im Zuge der Interpretation einzelner Topoi werden Analogien mit ähnlichen Filmbildern hergestellt und in dem nächsten Kapitel mit weiteren Hollywoodproduktionen vergleichend zu Rate gezogen. In den weiteren Kapiteln »Konvention der GEISHA« und »nach den 60 Jahren« wird das (Klischee-) Motiv der Geisha genealogisch mit Filmplakaten, Screenshots aus diesen Produktionen sowie anderen Paraphernalia begleitend erforscht; von dem von John Luther Long im Jahr 1898 entstandenen Roman Madame Butterfly durch zahlreiche Filmwerke Hollywoods bis zu dem von 20th Century Fox produzierten Film The Wolverine (2013). Im dritten Teil wird anhand der gesamten Analysen ein Resümee gezogen, um anschließend als Fazit die Einflüsse japanischer Hollywood-Stereotype auf die reale Gesellschaft zu beschreiben. ; Sushi, Fujiyama, Geisha – these exact images are commonly found in journalistic and tele-media culture outlets to evoke something Japanese. But what are the roots, origins and influences of these images on the real society? The present analysis deals with the depiction of Japan and Japanese people in Hollywood movies. Images from a total of 19 movies spanning a period of more than a century (between 1905 and 2013) are the main topic of this comparative study. Its special focus lies in stereotypical conceptions of the Japanese culture as shown in these movies – mostly presented in a distorted manner. The imagery of Japan in tradition, politics and military is analyzed with regards to their possible origin in movies. The introduction of this doctoral thesis deals with the origins of stereotyped images of Japan in Hollywood movies, to set the basis for examining diplomatic, military and cultural relations between the U.S.A. and Japan in the following chapter. Definitions of the terms auto- and hetero-stereotype, cliché, prejudice, (racial) discrimination, and peripherally also racism, are explored, in order to proceed with the concrete analysis in the main chapter. In the second chapter the movie Lost in Translation (2003) by Sofia Coppola, which is internationally known and successful across time, is chosen as the main material for an exemplary analysis. Its scenes are mainly located in Tokyo and its mediocratic presence is ubiquitously reflected in diverse media outlets. Starting from the intro, the content of the relevant single scenes is reproduced in a sequential analysis, and through this, the origins of the corresponding stigmata are investigated, and their nature explored. In the course of the interpretation of individual topoi, analogies are drawn to similar cinematographic images, which are then used for comparative analysis with additional Hollywood movies in the next chapter. In the following chapters "Convention of the GEISHA" and "After the 60ies", the (cliché) image of the geisha is investigated in a genealogical manner using accompanying film posters, screenshots from these productions as well as other paraphernalia; beginning from the novel Madame Butterfly written by Luther Long in 1898, subsequently covering numerous cinematographic works of Hollywood, and ultimately examining the movie The Wolverine (2013) produced by 20th Century Fox. The entire analysis is summarized in the third chapter, allowing for a subsequent characterization of the influences of Japanese Hollywood stereotypes on the real-world society.
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Ten cultural-historical case studies investigate how deaths in war were dealt with based on soldier graves of the Second World War. In this dissertation, the resting places of the fallen German soldiers offer a unique perspective in the evaluation of death during a violent conflict and in the post-war period. The examination frame extends from 1939 to the present and follows the reception and importance of the graves and the fallen in military, politics and society. Some single chapters of this thesis have been already published or are intended for publication. Methodologically, the study consists of empirical work, such as the analysis of unpublished archival sources, as well as hermeneutical tools in the form of interviews, surveys, local documentation, and field studies of burial sites and exhumations. Two terms – hero glorification and signs of reconciliation – illustrate the differences in how the meaning of the graves and their dead soldiers was perceived. This difference highlights the change in values and meaning that the graves had to face. In the Second World War, the Wehrmacht responded to the nearly five million German casualties with mythical hero stories, propaganda and parades, but also with an elaborate administration system and rules concerning the dead and their graves. The instructions for the soldier's death included details about the material and inscription of the gravestone to the identification of unknown dead. The graves sustained a structure and organization in accordance with a modern military grave system. The claim to a single grave and the registration and notification of the relatives was included in the Wehrmacht. The denotation of the dead as heroes and their resting places as heroes' graves (Heldengräber) and heroes' groves (Heldenhaine) shows the attempt to integrate them into the ideology and propaganda of the National Socialist regime. However, the management of graves, as well as the cult of heroes, had to fail due to the reality of war – i.e., the number of casualties, the chaotic conditions at the front and the defeat of the Germans. The hero's glorification could not be maintained after the end of the war. In post-war society, an attempt was made to defuse the symbolism of military death and put it into a neutral and harmless context other than National Socialism. The continuation of the graves' management, the search for unknown resting places and the construction of cemeteries could no longer be operated by the military. Under the slogan of reconciliation and the expression of peace and understanding instead, access to the Wehrmacht graves was reached first in Western Europe, after 1989 in Eastern Europe by the Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V. The Volksbund builds and cares for cemeteries and exhumes the remains until the present. This effort is still being made by the Germans today and illustrates the importance of war graves care in modern international context. The studies show how mutable and dependent are the meaning and symbolism of the death of a soldier within different political and social constructs and epochs. In these studies, the range of soldiers' graves as a research topic is clarified and further perspectives for questions and investigation contexts are shown. The investigation of German soldiers' graves of the Second World War in terms of their relevance is of particular importance. The fact that great efforts are still being made to find and maintain the resting places of dead soldiers more than 70 years after the war demonstrates the political dimension of the war dead and their graves. Above all, the distinctiveness of these objects as resting places for German soldiers makes an interesting and even controversial topic for science, politics and society not only in Germany but also in other European countries.
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Die qualifizierte Zuwanderung nach Deutschland wird als eine Möglichkeit angesehen, um bestehenden und drohenden Fachkräfteengpässen entgegen zu wirken. Dementsprechend hat auch die Bundesregierung in den letzten Jahren Maßnahmen zur Fachkräftesicherung durch Zugewanderte ergriffen (wie z.B. Gesetz zur Verbesserung der Feststellung und Anerkennung im Ausland erworbener Berufsqualifikationen (kurz: Anerkennungsgesetz), Neue Beschäftigungsverordnung, Blaue Karte EU). Ob eine erfolgreiche Integration in den Arbeitsmarkt jedoch letztendlich gelingt, ist sehr stark von den betrieblichen Entscheidungen bei der Stellenbesetzung und damit dem direkten Zugang zum Arbeitsmarkt abhängig. Angesichts der getroffenen politischen Maßnahmen widmet sich diese Dissertation daher der Frage, inwiefern die Betriebe in Deutschland die Möglichkeit, offene Stellen mit ausländischen Fachkräften zu besetzen, auch wahrnehmen. Von Interesse sind die Faktoren, die die Beschäftigungswahrscheinlichkeit von ausländischen Fachkräften in deutschen Betrieben erhöhen und in den Rekrutierungsentscheidungen als ausschlaggebend gelten. Um zu evaluieren, inwiefern sich, erstens, Vorbehalte von Personalentscheidern gegenüber ausländischen Abschlüssen und, zweitens, Erfahrungen mit den Möglichkeiten, die das Anerkennungsgesetz bietet, auf die Beschäftigungschancen von Bildungsausländern auswirken, werden im ersten empirischen Teil der Arbeit dahingehend Analysen auf Basis repräsentativer Daten der Betriebsbefragung des BIBB-Anerkennungsmonitorings durchgeführt. Dabei werden zusätzlich die Einflüsse von betrieblich erfahrenen und erwarteten Fachkräfteengpässen der Betriebe auf die Beschäftigungschancen ausländischer Fachkräfte analysiert. Es zeigt sich, dass Erfahrungen mit dem Anerkennungsgesetz die Beschäftigungschancen von Bildungsausländern erhöhen. Ebenfalls positiv auf deren Beschäftigungschancen wirken sich Fachkräfteengpässe aus. Auf diesen Ergebnissen aufbauend, werden im zweiten empirischen Teil der Forschungsarbeit die jeweiligen Einflussfaktoren bei der Rekrutierung von Bildungsausländern bzw. ausländischen Fachkräften differenzierter analysiert. Dazu kommt im Rahmen einer Follow-Up-Studie zur Betriebsbefragung des BIBB-Anerkennungsmonitorings ein Faktorielles Survey Design zum Einsatz. Mit Hilfe des Faktoriellen Survey Experiment werden Rekrutierungsprozesse simuliert, in denen Bewerber verschiedener Nationalitäten, mit ausländischem und deutschem Berufsabschluss, mit und ohne Berufserfahrung oder mit und ohne Deutsch- und Englischkenntnissen präsentiert werden. Zur Überprüfung der Wirkung von Fachkräfteengpässen wird zum einen im Faktoriellen Survey auch die Anzahl an Bewerbern variiert. Zum anderen wird der Einfluss auf die Einstellungswahrscheinlichkeit getestet, wenn die vakante Stelle in einem Beruf zu besetzen ist, der von der Bundesagentur für Arbeit als Engpassberuf gekennzeichnet ist. Wenn es sich um eine in einem Engpassberuf vakante Stelle handelt, steigen die Rekrutierungschancen für qualifizierte Bewerber aus dem Ausland signifikant an. Ein solcher Effekt, der von einem im Faktoriellen Survey simulierten Bewerbermangel ausgeht, konnte hingegen nicht festgestellt werden. Vielmehr resultieren für ausländische Bewerber schlechtere Chancen, wenn die Personalentscheider aus einer Vielzahl an Bewerbungen auswählen können. Die stärksten Auswirkungen auf eine erfolgreiche Rekrutierung ausländischer Fachkräfte gehen von deutschen Sprachkenntnissen sowie Berufserfahrungen auf dem deutschen Arbeitsmarkt aus. Ausländische Berufsabschlüsse führen bei zugewanderten Bewerbern zu geringeren Einstellungschancen als entsprechende deutsche Abschlüsse. Die Ergebnisse des Faktoriellen Surveys können hier als belastbar angesehen werden, da das Erhebungsinstrument im dritten empirischen Teil dieser Dissertation einer methodischen Validitätsprüfung unterzogen wurde. ; In the context of an increasing international labour migration, the present dissertation analyses immigrants' employment and hiring chances in a foreign country by identifying decisive criteria for employers' recruitment decisions. The focus is on the German labour market, because a prospering economy and demographic change increased the number of vacant positions, particularly in medium and high-skilled occupations. With the intention to minimise shortages at the labour market, the German government, therefore, facilitated labour market access for foreign skilled workers by valuating foreign education investments of individuals (e.g. Federal Recognition Act, New Employment Regulation, EU Blue Card). However, firm characteristics and employers" perception about labour market integration of foreign skilled workers has hardly been investigated. Therefore, in the first part of my empirical study, I analyse effects of employers" concerns about the comparability of certificates, their experiences with recognition possibilities and with recruitment difficulties on current and planned employment of foreign skilled workers. Based on a representative survey of German employers (BIBB-Recognition Monitoring), it appears that foreign skilled workers achieve higher employment chances if employers already came in contact with the Federal Recognition Act in recruiting processes. Additionally, firms that experienced applicant shortages give foreigners higher employment chances. To consider recruitment decisions of human resources professionals directly, in the second part of my empirical study, I use a factorial survey experiment to simulate different hiring scenarios with applicants from Germany and both European and non-European countries. The design is able to distinguish between the effects of external circumstances, such as applicant shortages, and applicant-specific characteristics like nationality, foreign certificates, or language skills. The findings reveal that immigrants experience higher recruitment chances in the German labour market in understaffed occupations and firms, which expect future skill shortages. Language skills and country-specific work experience substantially improve immigrants" hiring chances, too. Notwithstanding, in recruitment processes foreign qualifications are considered inferior.
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