In dem vorliegenden Beitrag werden die Parteien und das Parteiensystem in Irland analysiert. Einleitend wird die Entwicklung des Parteiensystems seit 1800 beschrieben. Anschließend werden alle relevanten Parteien Irlands unter den sieben Aspekten Sozialstruktur, nahestehende Interessenverbände, Organisation, Ideologie/Programmatik, Tendenzen/Gruppen/Konflikte, Position im Parteiensystem sowie Partei in der Regierung dargestellt. Berücksichtigt werden die folgenden Parteien: Fianna Fail (FF), Fine Gael (FG), Labour Party (Lab.). Knapp skizziert wird die Kommunistische Partei (CPI). Der Beitrag wird ergänzt durch eine Tabelle der Wahlergebnisse (prozentualer Stimmenanteil und Mandatszahl) der Jahre 1944 bis 1977. (KW)
Auf dem Hintergrund der historischen Entwicklung der irischen Gewerkschaften im 19. und 20. Jahrhundert stellt der Verfasser des Handbuchartikels zunächst Größe und Struktur der Arbeitsorganisationen Irlands dar. Im weiteren wird das System der Arbeitsbeziehungen und die gewerkschaftliche Tätigkeit beschrieben. Abschließend kommt der Autor zu dem Ergebnis, die irischen Gewerkschaften haben aufgrund ihrer Zersplitterung ähnliche Probleme wie die britischen Gewerkschaften. Sie seien weitgehend auf das parlamentarische System und die institutionelle Austragung von Konflikten angewiesen. Ergänzt wird die inhaltliche Darstellung durch mehrere Tabellen, Literaturhinweise und die Anschrift des irischen Gewerkschaftsbundes. (KS)
Politischer Extremismus spielt in Irland heute eine marginale Rolle. Es existieren kaum rechtsextremistische, aber zahlreiche linksextremistische Parteien, aber sie bleiben seit der Mäßigung und Demokratisierung "Sinn Féins" erfolglos. Verantwortlich für die Misserfolge extremistischer Parteien sind die soziostrukturellen und politisch-kulturellen Prägungen Irlands. Ohne nennenswertes urbanes Industrieproletariat gibt es keine Zielgruppe für Linksextremisten und ihre Forderungen nach Staatsbeteiligungen im Industrie- und Finanzsektor sowie nach zentralstaatlicher Planung. Rechtsextremistische Akteure besitzen durch die Verbindung von Sozialismus und Nationalismus in der irischen Nordirlandpolitik und wegen des Fehlens von Einwanderern bis in die 1990er Jahre keinerlei Mobilisierungschancen. Antidemokratischer Protest wird in Irland nicht durch Parteien, sondern vielmehr im Zuge der EU-Referenden artikuliert. Extremistische Kräfte zielen nicht direkt auf die Abschaffung der Demokratie, sondern auf die Beschädigung und Verzögerung des irischen Integrationsprozesses in die EU. (ICE2)
Die moderne irische Frauenbewegung entstand in den 60er Jahren durch die Initiative einzelner Frauen, die im Manifest "chains or change" Gleichheitsforderungen aufstellten. In öffentlichkeitswirksamen Veranstaltungen trug das Dokument zur Etablierung der Frauenbewegung bei. Später kam es zu Auseinandersetzungen zwischen Vertreterinnen des liberalen feministischen Standpunktes und sozialistisch-feministisch orientierten Gruppenmitgliedern. Seit 1975 arbeiten verschiedene organisierte Frauengruppen im Bereich der Frauenpolitik, um vor allem Verbesserungen in der Familiengesetzgebung, eine Stärkung der Rechte verheirateter und lediger Frauen und eine Liberalisierung von Verhütungsmitteln, Abtreibung und Scheidung zu erreichen. Auch aufgrund der demographischen Veränderungen sind Maßnahmen zur Ausschaltung der Frauendiskriminierung im Erwerbsleben notwendig. Die Gewerkschaften sind von der Frauenbewegung beeinflußt, erreichen aber nur sehr langsam konkrete Verbesserungen. Alle Parteien besitzen Frauenprogramme, in denen jedoch von progressiv bis konservativ alle Einstellungen vorzufinden sind. Eine nationale Frauenbewegung gibt es derzeit nicht. (HN)
In dem Beitrag wird die Entwicklung des Arbeitsmarkts und der Beschäftigung, insbesondere das Ausmaß und die Strukturen der Erwerbslosigkeit, der atypischen Beschäftigung, sozialen Segregation etc., in der national spezifischen Erscheinungsform Irlands betrachtet. Nach einer Analyse der Entwicklung und der Strukturprobleme der irischen Ökonomie seit den 60er Jahren wird das Problem der Arbeitslosigkeit als wesentliche Ursache für die Polarisierung der Gesellschaft in Irland empirisch verdeutlicht. Vor diesem Hintergrund wird die Entwicklung des Wohlfahrtsstaates skizziert. Die wichtigsten arbeitsmarkt- und sozialpolitischen Optionen zur Bewältigung der Krise des Wohlfahrtsstaates werden aufgezeigt. (ICA)
Der Beitrag betrachtet das System der Interessenvermittlung und das Verbandswesen in Irland. Zunächst geht der Beitrag auf die historische Entwicklung und die politischen Rahmenbedingungen auch vor dem Hintergrund der politischen Beziehungen zu Großbritannien ein.. Anschließend erläutert der Beitrag die Struktur des Verbandswesen in Irland und skizziert dabei einzelne Handlungsfelder. Beschrieben werden hier verschiedene Verbände des Wirtschafts- und Arbeitssystems (Unternehmerverbände, Gewerkschaften, Landwirtschaftsverbände, Tourismusverbände, soziale Verbände und die Kirche sowie Interessenorganisationen des Umweltsektors). Abschließend stellt der Beitrag Überlegungen zum Verbandssystem als Teil der irischen politischen Kultur an. (ICB2)
Die irische Gesellschaft steht an der Wende zum 21. Jahrhundert vor einem tiefgreifenden Wertewandel. Auch wenn sich auf den ersten Blick in den zurückliegenden 15 Jahren nicht allzu viel im irischen politischen Spektrum verändert zu haben scheint, befindet sich die irische Gesellschaft zur Zeit in einer entscheidenden Umbruchphase, die den Abschied von der Dominanz der katholischen Kirche in politisch-moralischen Fragen bedeutet. Die Wahl von Mary Robinson am 7.11.1990 zur irischen Staatspräsidentin war ein erstes deutliches Indiz für diesen Umbruch, ebenso die seit einigen Jahren zu konstatierende Erweiterung des Parteienspektrums. Robinson war als Kandidatin der Labour Party, der Workers Party und anderer linker Gruppen angetreten, hatte jedoch schon im Vorfeld der Kandidatur auch Unterstützung aus konservativen Kreisen erfahren und konnte sich deshalb zur Überraschung der etablierten Parteien souverän gegen den favorisierten Brian Lenihan (FF) und Austin Currie (FG) durchsetzen. Der Dissens katholische Kirche - Präsidentin symbolisiert einen weitergehenden grundsätzlichen Dissens zwischen "Alt" und "Jung" ebenso wie zwischen "Stadt" und "Land". Während die traditionell liberalere urbane Gesellschaft die Modernisierung und Säkularisierung der irischen Gesellschaft begrüßt und unterstützt, ist der Einfluss der katholischen Kirche besonders in den ländlichen Gebieten Irlands immer noch sehr groß. Ein Blick auf demographische Zahlen gestattet allerdings eine relativ einfache Prognose: Da die irische Gesellschaft eine junge Gesellschaft ist, die mehrheitlich vom Land in die Stadt zieht, dürfte sich in den nächsten Jahren ein erheblicher Wertewandel vollziehen, der nur zum Teil mit der Zurückdrängung des Einflusses der Kirche erklärt werden kann. In diesem Zusammenhang spielt auch der bemerkenswerte Wirtschaftsaufschwung eine Rolle, den der "keltische Tigerstaat" seit den frühen 1990er Jahren verzeichnen konnte. Vor allem in den vergangenen 20 Jahren, besonders seit dem Beitritt zur Europäischen Gemeinschaft, hat sich die Republik Irland als unabhängiges Mitglied der internationalen Staatenwelt etablieren können und die Besonderheiten der ersten Jahrzehnte ihrer Geschichte überwunden. (ICF2)