Das `Lehrbuch Jugendkriminalität` vermittelt einen Überblick über zentrale Aspekte des aktuellen empirischen und theoretischen Wissens zu Jugendkriminalität. Im Unterschied zu den meisten vorliegenden Überblickswerken folgt er einer pädagogischen Perspektive. Damit wird der Tatsache entsprochen, dass `Erziehung` die primäre Maxime des Umgangs mit Delinquenz darstellt. Grundlegend ist für das Lehrbuch eine sozialkonstruktivistische Haltung, d.h. Jugendkriminalität wird als kulturelle Interpretationsleistung in den Blick genommen, an deren Zustandekommen verschiedenste Akteure beteiligt sind (Öffentlichkeit, Polizei, Sozialpädagogen, Politik usw.).
In dem Beitrag wird eine kompakte Darstellung von Methoden, Theoriegrundlagen und fraglicher Praxiswirkung von Jugendkriminalsoziologie geliefert. Zunächst erfolgt eine Beschäftigung mit dem Begriff der Jugendkriminalität und Daten zur Verbreitung der Jugendkriminalität. Aus diesen Überlegungen werden dann diejenigen Befunde herausgefiltert, die noch erklärungs- und interpretationsbedürftig sind. Es wird gezeigt, daß unter den kriminalistisch erfaßten Altersgruppen Jugendliche und unter diesen Jugendlichen ältere männliche Heranwachsende, die unteren sozialen Schichten angehören, überrepräsentiert sind. Dann werden die wesentlichen soziologischen Ansätze zur Erklärung von Jugendkriminalität erörtert. An erster Stelle wird die Arbeit "Sozialstruktur und Anomie" von Merton untersucht, dann die Studien von Cloward/ Ohlin, Cohen, Walter B. Miller und Klinkmann. In allen Arbeiten werden Erklärungsansätze für die Überrepräsentation älterer männlicher jugendlicher Unterschichtsangehöriger ausgemacht. Allerdings wird eine Lücke festgestellt: Selten wird gesehen, daß Jugend auch eine eigene, d.h. unabhängig von anderen sozialen Verhältnissen bestehende, unter soziologischen Gesichtspunkten beschreibbare Existenz hat. Anhand von Beispielen wird dann diskutiert, welche Elemente in einer umfassenden Jugendsoziologie enthalten sein müssen. In weiteren Überlegungen wird dann der Versuch einer Integration der verschiedenen Ansätze unternommen, um dann anschließend praktische Implikationen der kriminalsoziologischen Theorien zu erörtern, die sich gegen die übliche staatliche Reaktion auf Kriminalität wenden. (RW)
Neuere kulturtheoretische Positionen beinhalten das Potenzial eines innovativen Zugangs zu Jugendkriminalität. Sie wird als Artikulationspraxis analysiert, die in sich komplex und widersprüchlich aufgebaut ist. In dem Buch wird dies vorrangig auf zwei Themenbereiche bezogen: Was ist Jugendkriminalität im Sinne einer v.a. politischen Praxis? Wie sind Subjekte in sie involviert, die als 'Täter' identifiziert werden? Der gewählte Zugang ermöglicht eine Perspektive auf diese Grundfragen, die Selbstverständlichkeiten konstruktiv irritiert. Um dies zu leisten, wird auf verschiedene Positionen der Kriminalitätsforschung eingegangen, so dass ein Überblick über einige 'klassische' und auch neuere Theorien zu (Jugend-)Kriminalität vermittelt wird.
Zugriffsoptionen:
Die folgenden Links führen aus den jeweiligen lokalen Bibliotheken zum Volltext:
Der Beitrag will das Thema Jugendkriminalität in der DDR um noch nicht berücksichtigte Daten ergänzen und das Material so aufbereiten, daß die spezifischen Wirkungen gesellschaftlicher Transformationsprozesse in der DDR von anderen Einflüssen unterscheidbar werden. Er zielt auf die Erscheinungsform von Kriminalität, da eine Beurteilung oder ein Vergleich in der Kriminalität zwischen verschiedenen Gesellschaftssystemen (wissenschaftstheoretische, methodische, ideologische Probleme, Unterschiede der Rechtsordnung) problematisch sind. Der Abschnitt zur Empirie der Jugendkriminalität in der DDR beschreibt die Kriminalitätsentwicklung, die Entwicklung und Verteilung der einzelnen Deliktgruppen und vergleicht die Delinquenz der Jugendlichen mit der Gesamtkriminalität. Für den jugendlichen Täterkreis werden die Entstehungskomponenten angegeben (Milieu, äußere und ideologische Einflüsse, Erb- und medizinische Faktoren, Erziehungsdefizite). Der Täterkreis wird nach Geschlecht und sozialen Gruppen aufgeschlüsselt; der Einfluß von regionalen Gegebenheiten auf die Tat wird untersucht. Ein besonderer Punkt beschäftigt sich mit den Delikten gegen sozialistisches Eigentum, setzt sie in Beziehung zu Delikten gegen Privateigentum und gliedert sie nach Wirtschaftsbereichen, Alter und sozialem Status der Täter. Diese Daten werden im Schlußabschnitt interpretiert. Aus der Sicht der DDR wurde bis 1961 die Kriminalität dem Klassenkampf zugeschrieben, dann den Nachwirkungen der kapitalistischen Vergangenheit wie den äußeren Einwirkungen des Kapitalismus. Als weitere Ursache wird den Problemen der sozialistischen Entwicklung ein kriminalitätsauslösender Einfluß eingeräumt. Ein Vergleich zwischen der Entwicklung der Bevölkerung, ihrer räumlichen Verteilung und dem Anteil von Straftätern an der Gesamtbevölkerung in der DDR und der BRD zeigt den Einfluß demographischer Gegebenheiten auf die Kriminalitätsrate. Dieser Aspekt begünstigt für die DDR eine niedrigere Kriminalität als für die BRD. Abschließend werden Straßenverkehr und Verkehrsdelinquenz in DDR und BRD verglichen unter Berücksichtigung von Verkehrsdichte und Zusammensetzung des Fahrzeugbestandes. (HM)