Körper und Raum - Grenzverläufe
In: Leviathan: Berliner Zeitschrift für Sozialwissenschaft, Band 31, Heft 3, S. 401-416
ISSN: 0340-0425
Der Beitrag geht dem Verhältnis von Raum und Körper in drei Schritten nach. Zunächst geht es um den Raum als Körper. Es wird gezeigt, dass die heute vielfach kritisierte Idee, die Gesellschaft als Behälter-Raum zu konzipieren, ihren Ursprung darin hat, sie als Körper zu denken. Im zweiten, "Körper als Raum" überschriebenen Abschnitt geht es darum, wie sich die Vorstellung vom Körper als Raum entwickelte. Hier wird herausgestellt, dass der Körper zunächst als Gefahr erscheint, bevor er nach und nach selbst zum Gefährdeten wird. Im dritten Abschnitt wird dann gezeigt, dass Raum und Körper im Zuge der Modernisierung als Behälter vorgestellt werden, die über eine klare Grenze von Innen und Außen verfügen, an denen andere Unterscheidungen - etwa zugehörig/nichtzugehörig, vertraut/fremd usw. - fest gemacht werden. Gegenüber diesen "klassischen" Konzeptionen arbeitet der Autor Folgendes heraus: Statt klarer Grenzen scheinen wir es neuerdings durch die Globalisierung mit vielfältigen Überlappungen und Überschneidungen zu tun zu haben. Der Grenzauflösung folgt auf den verschiedenen Ebenen jedoch auch die Verteidigung der Grenzen, die Schließung nach Außen und ein neuer Grenzaufbau. Gezeigt wird dabei insgesamt, dass und wie diese Grenzen nicht nur großformatig (Stichwort: Festung Europa), sondern gerade auch kleinformatig auftreten. Immer kleiner werdende Raumeinheiten dienen gewissermaßen als Rückzugsgebiete vor den zahllosen Einflüssen von außen. Als das letzte mögliche Rückzugsgebiet, auf dem über Ein- und Ausgänge streng gewacht wird, wird dabei der Körper inszeniert. (ICA2)