Vorstellungen vom postbiologischen Körper reichen bis hin zu Fantasmen, die den Menschen durch technische Schöpfungen verbessern, upgraden oder gar ersetzen wollen … Petra Missomelius untersucht diese Biopolitik anhand von Maschinenmenschen, digitalen Gestalten und filmischen Visionen. Dabei betont sie, das Körperbilder von Medien transportiert werden und gleichzeitig in kulturelle und gesellschaftliche Kontexte eingebunden sind. Körperkonzepte und Körperpraktiken werden so auf die Phänomene der Identität und der Subjektivierung bezogen und u. a. in ihren filmischen Repräsentationen untersucht. Der Artikel betont abschließend, dass für die Medienbildung die medial geprägte Wesensbestimmung des Menschen ein zentrales Thema darstellt.
Der vorliegende Sammelband befasst sich mit aktuellen Diskussionen rund um die Technisierung und das Optimieren des Körpers bis hin zum Transhumanismus. In Zeiten von Smartphones und social web können alle ihr Leben und ihren Körper medial in Szene setzen. Mit den Möglichkeiten der Inszenierung steigt auch der Zwang zur Optimierung. Kosmetische Eingriffe werden häufiger, ebenso die Einnahme leistungssteigernder und stimmungshebender Psychopharmaka. Der Körper wird zum Produkt, dessen Wert am Arbeitsmarkt und in der Sphäre des Zwischenmenschlichen steigen soll. Noch nie schien der Wunsch so groß und so verbreitet, körperliche Leistungsgrenzen auszuweiten und ewig jung zu bleiben. Das Zusammenwachsen von Mensch und Maschine verschafft denjenigen, die die Technologien und Infrastrukturen bereitstellen, eine noch nie dagewesene Macht: Das Potential zur Überwachung und Steuerung menschlicher Körper steigt. Diesseits von Euphorie und Paranoia stellt sich die Frage, was die Leistungs- und Optimierungsphantasien unseres Zeitalters eigentlich antreibt. Wie kann das Wechselspiel von Körpern und Technologien im 21. Jahrhundert angemessen beschrieben werden? ; Andreas Beinsteiner, Tanja Kohn: Vorwort Körper – Medien – Technik Reinhard Margreiter: Zwischen Goldenem Zeitalter und Apokalypse. Zur Dialektik medientheoretischer Körperdiskurse Karl Leidmair: Medienrevolutionen: Anmerkungen zum Bewusstseinswandel im Zeitalter der digitalen Revolution Tansformationen des Körperwissens Karin Harrasser: Parahumanismus statt Superhelden. Körperpolitik im Behindertensport Justus Piater, Emre Ugur: Roboter für Menschen – Menschen für Roboter Magdalena Flatscher-Thöni et al.: Was sind wir wert? Acht Fragen und Antworten zum Thema der "Wert" des Menschen aus ökonomischer Sicht Jörg-Uwe Nieland: Optimierung als neues Leitbild – Anmerkungen zur Berichterstattung über die "Quantified Self-Bewegung" Petra Missomelius: Vom Rausch der Intelligenz oder: Pimp your brain. Aushandlungsprozesse um Enhancement Optimierungsdynamiken Stefan Selke: Vom vermessenen zum verbesserten Menschen? Lifelogging zwischen Selbstkontrolle und Selbstoptimierung Tobias Eichinger: Medikalisierte Phantasien – Ethische Aspekte ärztlicher Hilfe zur Selbstoptimierung Sven Stollfuß: Differently Constituted Bodies and Minds. Transhumanistische Ansätze in der Beschelunigungsgesellschaft Stefan Lorenz Sorgner: Transhumanistische Bilder perfekter Körper Optimiertes Leben – Ewiges Leben? Babette Babich: Körperoptimierung im digitalen Zeitalter: Verwandelte Zauberlehrlinge und zukünftige Übermenschen Noelia Bueno-Goméz: Der Tod in technowissenschaftlichen Gesellschaften Anne Siegetsleitner: Vom Altern zum Veralten: Roboter als Schönheits- und Leistungsideal
Die vorliegende kulturwissenschaftlich ausgerichtete Arbeit befasst sich mit der Konstruktion und Inszenierung von Realität, insbesondere im Verhältnis zu Körperdiskursen und Körperpraktiken in Makeover-Sendungen sowie mit deren komplexen politischen und kulturellen Implikationen. Die leitenden Fragen der vorliegenden Arbeit sind: Wie wird der Körper in den ausgewählten Formaten dargestellt? Wie wird er erzählt und mit welchen (Film-)Techniken in Szene gesetzt? Welche expliziten und impliziten Körperbilder liegen den Darstellungen zu Grunde? Welche kulturellen und politischen Normen werden über den Körper konstruiert? Welche Rolle spielt diese Konstruktion des Körpers für die Darstellung von â Realitätâ in den entsprechenden Formaten? Was ist der größere gesellschaftliche Zusammenhang dieser Darstellung? \r\nTrotz der Vielzahl und Komplexität der Darstellungsweisen des Körpers soll anhand verschiedener repräsentativ ausgewählter Reality-TV-Formate eine Annäherung an die heterogene kulturelle sowie politische Tragweite derselben geleistet werden. Hierzu werden insbesondere Formate bevorzugt, die explizit die Transformation des Körpers thematisieren. Dies kann durch kosmetische, d.h. nicht-operative Veränderungen (Kleidung, Make-up, Frisur), Fitness und Ernährung bis hin zu medizinischen Eingriffen wie etwa plastischer Chirurgie erfolgen.\r\nAls erstes wird der Untersuchungsgegenstand genauer eingegrenzt, wobei sich zeigt, dass sich exakte Grenzziehungen aufgrund des schwer greifbaren Reality-TV-Genres und der transmedialen Eigenschaft des Makeover-Fensehtextes als Herausforderung erweisen. Danach werden die kulturwissenschaftlichen Annahmen, die dieser Arbeit zugrunde liegen, ausgeführt. Darüber hinaus wird das revolutionäre Forschungsfeld der Fat Studies eruiert und auch der körpertheoretische Zugang erläutert. Abschließend wird näher auf den filmnarratologischen Zugang, der den Analysen als theoretische, aber auch methodische Grundlage dient, eingegangen. Zudem wird behandelt wie der Körper in den behandelten Makeover-Formaten zunächst erzählbar gemacht und erzählt wird. Die Körper der Teilnehmer werden zunächst in einen ökonomischen Diskurs der Maße und Zahlen überführt, um im weiteren Verlauf die â Transformationâ auch diskursiv dramatisieren zu können. Die über die Ökonomisierung vorbereitete, zumeist als märchenhaft dargestellte, Verwandlung der Teilnehmer, kulminiert immer in der Gegenüberstellung des â Vorherâ -Bildes und des â Nachherâ -Bildes. Diese Ökonomisierung ist allerdings nur die narrative Grundlage einer viel umfassenderen, in den Sendungen meist implizit vermittelten Selbstregierungstechnologie, der â Gouvernementalitätâ , die kontrovers im Hinblick auf Vertreter einer Affekttheorie, die die Vermittlung der besagten Gouvernementalität in Zweifel ziehen, diskutiert wird. Die Kernthese der vorliegenden Arbeit, die den Körper als entscheidendes, die â Realitätâ der Makeover-Formate affirmierendes Element versteht, ist ferner eng mit dem Begriff der â Authentizitätâ verknüpft. â Authentischeâ Effekte sind oft das selbsterklärte Ziel der Einsätze des Körpers im Reality-TV und äußern sich in unterschiedlichen Erzähltechniken wie den autobiografischen Elementen der Formate. Die bereits im Genre des Reality-TV angelegte Selbstreflexivität sowohl auf Inhalts- als auch auf Produktionsseite wird abschließend kontextualisiert und bewertet. Letztendlich stellt sich die Frage, welche kulturellen Widerstände und Spielarten trotz der sehr dogmatisch wirkenden Inhalte der Makeover-Serien erhalten bleiben. ; 204 S.