Der Autor skizziert zunächst mit Heidegger Grundzüge einer phänomenologischen Ethik. Eine phänomenologische Ethik ist nicht normenorientiert und geht von keiner Autorität aus, sondern vollzieht sich als Phänomenologie gelebter Ethik. Heideggers "Ethik des Wohnens" vermeidet das Sollen. Wohnen erfahren wir immer, in jedem geglückten Moment des eigenen Lebens. Das Verschwinden von (ethischen) Autoritäten, so die These des Autors, hat das unscheinbare Gelingen einer Ethik des Wohnens überhaupt erst fühlbar gemacht. "Wer aber wohnt? Wir selbst. Ich allein. Mit solch einer Ethik des Wohnens scheinen wir unweigerlich auf uns selbst zurückgeworfen zu sein, auf das ohnmächtige Ich." Als Erfahrung des Werdens und als Nähe zum Tod (gesteigert durch AIDS) gibt uns Leben einen Hinweis, wie wir sind. Die Leitfrage einer hier anschließenden lebensphilosophischen Bioethik - Wie lebt das Leben menschlich? - skizziert der Autor sodann hinsichtlich des Problems der Tierversuche und der Immunschwäche AIDS. "Künstlich leben heißt, die Kunst des Lebens vermögen, menschlich sein ohne doch gegen andere Weisen der Natur sich stellen zu müssen. Bioethik enthält Beispiele aus der Praxis der Humanität (auch Horrorbeispiele). Denn unser Verhalten zu unserem Mitgetier ist ebensowenig zweitrangig wie unsere Reaktionen auf eine Seuche wie AIDS. Wir sind, wie wir mit Tieren umgehen, und AIDS ist der unbestechlichste Spiegel unseres Selbstverständnisses, über den wir heute verfügen." (ICD)
Schon immer hat der Mensch die technischen Möglichkeiten zur Kompensation seiner lebensweltlichen Defizite genutzt. Zudem dienen sie ihm zur Optimierung seiner selbst und seiner Umwelt. Im Zuge dieses Strebens wird der Möglichkeitsraum menschlichen Handelns ins schier Unermessliche ausgeweitet. Doch ob aus der Möglichkeit des Könnens zwangsläufig immer auch ein Gebot des Sollens folgt, ist umstritten - gerade in der Zeit der digitalen Transformation. Die Beiträger_innen des Bandes befassen sich daher insbesondere mit dem Phänomen des Enhancement, ethischen Implikationen bei Servicerobotern, der Auswirkung von Künstlichkeit auf den Mensch sowie dem allgemeinen Diskurs um Digitalisierung.
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Schon immer hat der Mensch die technischen Möglichkeiten zur Kompensation seiner lebensweltlichen Defizite genutzt. Zudem dienen sie ihm zur Optimierung seiner selbst und seiner Umwelt. Im Zuge dieses Strebens wird der Möglichkeitsraum menschlichen Handelns ins schier Unermessliche ausgeweitet. Doch ob aus der Möglichkeit des Könnens zwangsläufig immer auch ein Gebot des Sollens folgt, ist umstritten - gerade in der Zeit der digitalen Transformation. Die Beiträger_innen des Bandes befassen sich daher insbesondere mit dem Phänomen des Enhancement, ethischen Implikationen bei Servicerobotern, der Auswirkung von Künstlichkeit auf den Mensch sowie dem allgemeinen Diskurs um Digitalisierung.
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Kulturen sind für einzelne Individuen Umgrenzungen von Wirklichkeit. Für die Gesamtheit sind Kulturen Grenzziehungen, die Erkennungshilfen und zugleich Anweisungen abgeben für den richtigen Umgang mit Menschen und Dingen. Getragen werden sie von Formen kollektiven Handelns, und in der Aneignung werden sie zu Wissen. Das Potenzial der Ethnografie für die Analyse dieses Kulturellen erwächst zum einen aus den Grenzziehungen innerhalb der Ethnografie, die anders als in den Sozialwissenschaften verlaufen: nicht zwischen standardisierter und nicht-standardisierter Sozialforschung, nicht zwischen Naturalismus und Konstruktivismus, sondern zwischen Natürlichkeit und Künstlichkeit, Teilnahme und Experiment. Ihr Potenzial erwächst zum anderen aus dem für die Ethnografie symptomatischen GrenzgängerInnentum zwischen sozialweltlicher Teilnahme und wissenschaftlicher Beobachtung und damit nicht aus dem Changieren zwischen Nähe und Distanz im Feld, sondern aus dem permanenten Wechsel zwischen der Datenerhebung vor Ort und der Dateninterpretation am heimischen Schreibtisch.
Ausgehend von der Frage nach der Relevanz der Hobbesschen Sprachtheorie für seine politische Philosophie, wird die Rolle der Sprache für die Anthropologie, den Vertragsabschluß und die Bildung der Civitas bei Hobbes untersucht. Besondere Aufmerksamkeit gilt dabei der Welterschließungs- und Kommunikationsfunktion der Sprache. Sie ist für Hobbes nicht vorrangig ein Instrument der Abbildung von Welt, sondern bringt diese allererst hervor, indem sie in der Lage ist, menschliche Wirklichkeit - und hier in besonderem Maße die politische - zu konstituieren. Die Künstlichkeit der Sprache, die zum Unterscheidungskriterium von Mensch und Tier wird, markiert zum einen den nicht mehr aufzuhebenden Bruch mit der Natur und stellt zum anderen die Mittel zur Errichtung des Staates bereit, der als künstlicher Gegenentwurf zur verlorenen Natur in der Lage ist, einen genuin menschlichen Raum des Zusammenlebens zu eröffnen. (Zeitschrift für Politik / FUB)
Mittlerweile leben weltweit mehr Menschen in Städten als auf dem Land. Welche Hoffnungen und Wünsche verbinden sie mit der Stadt? Auf welche Weise prägt die Stadt ihren Alltag und ihre Beziehungen zu Umwelt und Mitmenschen? Die Fotografen der Berliner Agentur OSTKREUZ sind diesen Fragen nachgegangen. OSTKREUZ steht dabei für eine bestimmte Vorgehensweise, nämlich den Kern der Dinge zu erkennen, ihn abzubilden und in diesem Abbilden ehrlich zu bleiben. Die 18 Fotografen porträtieren die Bewohner der Stadtutopie Auroville in Indien, der Slums von Manila und des von der Mitte aus zerfallenden Detroit, sie dokumentieren das am Reißbrett entstandene chinesische Ordos, die Künstlichkeit der Straßenzüge Dubais und die zerbombten Häuser von Gaza. Was am Ende aufscheint, ist das Porträt einer Stadt, die alle Städte ist
Der Beitrag diskutiert gegenwärtige Forschung an der Schnittstelle von feministischer Technikforschung und Science & Technology Studies (STS) mit einem Fokus auf aktuelle Entwicklungen im Bereich der "Wissenschaften vom Künstlichen", wie z. B. der Robotik oder der Künstlichen Intelligenz. In diesen Feldern gewinnen Konzeptionen von Mensch- Maschine-Verbindungen und ihre soziomateriellen Grundlagen neue Brisanz; Grenzen zwischen Natur und Künstlichkeit werden neu verhandelt. Der Text diskutiert feministische Auseinandersetzungen mit Mensch-Maschine- Beziehungen, ihren materiellen und metaphorischen Grundlagen, aber auch in den Technowissenschaften dominante Vorannahmen und Politiken der Differenz. Er stellt die Frage, wie verantwortungsbewusste Wissensproduktion möglich ist sowie ein kritischer Austausch zwischen feministischen STS und gegenwärtigen Projekten der Technowissenschaften.
Der Beitrag diskutiert gegenwärtige Forschung an der Schnittstelle von feministischer Technikforschung und Science & Technology Studies (STS) mit einem Fokus auf aktuelle Entwicklungen im Bereich der "Wissenschaften vom Künstlichen", wie z.B. der Robotik oder der Künstlichen Intelligenz. In diesen Feldern gewinnen Konzeptionen von Mensch- Maschine-Verbindungen und ihre soziomateriellen Grundlagen neue Brisanz; Grenzen zwischen Natur und Künstlichkeit werden neu verhandelt. Der Text diskutiert feministische Auseinandersetzungen mit Mensch-Maschine- Beziehungen, ihren materiellen und metaphorischen Grundlagen, aber auch in den Technowissenschaften dominante Vorannahmen und Politiken der Differenz. Er stellt die Frage, wie verantwortungsbewusste Wissensproduktion möglich ist sowie ein kritischer Austausch zwischen feministischen STS und gegenwärtigen Projekten der Technowissenschaften.
Die Entwicklung von Treibhäusern, geheizte Räume unter Glas, die es ermöglichten, auf der nördlichen Erdhalbkugel wärmeliebende Pflanzen (oder auch Tiere) zu halten und zu zeigen, begann Anfang des 17. Jahrhunderts. Seitdem haben Treibhäuser sich nicht nur architektonisch vielfach verändert. Auch die Ausgestaltung der Metapher Treibhaus oszilliert. Die Künstlichkeit des Treibhauses führt zu widersprüchlichen Wahrnehmungen zwischen Beherrschung und Entgrenzung. Im Glashaus werden Grenzen verwischt: Zwischen Innen und Außen, zwischen 'wirklicher' und 'künstlicher Wirklichkeit', Zivilisation und 'Dschungel'. Marcus Termeer widmet sich in seinem Band sowohl den gesellschaftlichen Implikationen, die mit dem Aufkommen und den historischen Veränderungen des Treibhauses untrennbar verknüpft sind, als auch den unendlichen Rückkopplungen mit Metaphern des Treibhauses und erklärt, wie sie sich wechselseitig selbst erklären. Dabei rückt er zudem deren realitätserzeugende Wirkmächtigkeit in den Blick.
Cover Leben zwischen Natur und Kultur E-BOOK -- Inhalt -- Prolog -- Das Rohe, das Gekochte und Rocky Balboas Eier als zeitweilige Referenz -- Technik- und Lebenswissenschaften: Grenzverschiebungen / Neuorientierungen -- Die kontrollierte Simulation der Unkontrollierbarkeit. Kontroll- und Wissensformen in der Technowissenschaftskultur -- Natur in der Krise. Die Technisierung der Lebenswelt und die Antiquiertheit biokonservativer Technikkritik -- Zur Funktion des 'nackten Lebens' als Außenseite des Sozialen für die Herstellung eines Akteurmodells für Cyborgs. Oder: Die kulturelle Leistung einer Naturalisierung sozialer Akteure als Menschen -- Technikwissenschaften: Nanotechnologie und synthetische Biologie -- Posthumanismus und Menschenwürde -- Natürlich Nano. Die argumentative Kraft von Naturkonzepten in Laiendiskussionen zu Nanotechnologie -- Die Nanotechnologie findet nicht statt -- Lebenswissenschaften: Medizin und Genetik -- Das Primat der 'Natur' im Gegensatz zur 'Künstlichkeit' in der Medizin der Aufklärung -- Kulturelle Monster beherrschen. Erkundungen zur Einführung prädiktiver Gentests -- Umweltkonzepte in der Epigenetik -- Autorinnen und Autoren.
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In: Die Natur der Gesellschaft: Verhandlungen des 33. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in Kassel 2006. Teilbd. 1 u. 2, S. 5870-5878
"Die Rede von der Architektur als 'Natur der Gesellschaft' bedeutet einen Grenzgang: Sie ist nur solange unbedenklich, wie reflexiv-distanzierendes Eingedenken den Konstruktionscharakter dieser Metaphorik transparent macht. Vielfach soll allerdings die Artifizialität architektonischer Konstruktionen intentional vergessen gemacht werden, um nicht nur das architektonische Werk, sondern auch die sich darin 'verkörpernde' Gesellschaftsformation mit apologetischer Absicht zu naturalisieren und deren zentrale institutionelle Arrangements darüber mit mythischer (Barthes) Unangreifbarkeit zu versehen. Vor allem über metaphorische Konzepte von symbolischer 'Verkörperung' institutioneller Gefüge als besondere Form der Präsenzmachung gesellschaftlicher Formationen soll dabei eine unmittelbare Essentialität suggeriert werden und sozialen Ordnungsansprüchen direkt anschauliche Evidenz verliehen werden. Als Zuspitzung architektonischer Körpermetaphorik werden Geschlechtermetaphoriken eingesetzt, um als Musterform vermeintlicher 'Naturwüchsigkeit' überzeitliche Stabilität zu suggerieren und die stereotype Erkennbarkeit von Ordnungsarrangements zu sichern. Insbesondere in monumentalen öffentlichen Bauten des 19. Jahrhunderts haben derartige Naturalisierungsentwürfe des Sozialen Gestalt angenommen. Sie stellen damit die Gegenfolie zur postmodernen Dekonstruktion dar, die artistische Künstlichkeit und Durchbrechung vermeintlich 'natürlicher' oder sogar 'metaphysisch' begründeter Ordnungsmuster baulich ausstellt. Exemplarisch lässt sich dies mit Blick auf ein zentrales Bauwerk der Deutschen Parlamentsarchitektur, den Berliner Reichstagsbau, verdeutlichen. Folgende Grundthesen sollen im Vortrag valide gemacht werden: Nach dem Umbau durch Lord Norman Foster stellt das Gebäude historische Versehrungen seiner Einheitlichkeit zwar wie Narben bzw. Stigmata oder als musealisierte Inszenierung bewusst aus, verweist durch gezielte Verfemdungseffekte auf die Künstlichkeit seiner Konstruktion und, so der Anspruch, die grundsätzliche Kontingenz der es tragenden politischen Bedingungen. Im Kaiserreich aber wurde das Monument vielfach als bauliche Inkarnation, als eine ins Architektonische umcodierte Vitalform der selbst metaphorisch als 'Körper' überhöhten Nation gedeutet. Die neu errungene, lang 'erträumte' politische Einheit des im imperialen Nationalstaat zusammengefassten Kollektivs sollte, einem Naturereignis analog, materiell anschaulich gemacht werden. Exzessiv und in häufig artistischer Verknüpfung kamen daher im zeitgenössischen Deutungsdiskurs emphatische Körper- und Gendermetaphern zum Einsatz, um ein doppeltes, symbolisches und institutionelles, Problem, aufzufangen: Die auffallende stilistische Heterogenität des eklektizistischen Baus und die zentrifugalen Kräfte des auf föderaler Grundlage beruhenden Reichsgebildes bedrohten den baulichen sowie politischen Einheitsmythos, in dem die Institution des Parlements selbst, die im Bau doch ansässig werden sollte, konsequenter Weise kaum einen Platz fand." (Autorenreferat)