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In Frankreich lodert erneut eine heftige Debatte über Verbote religiöser Kleidung. Ausgangspunkt ist ein Erlass des französischen Bildungsministeriums, der das Tragen von Abaya und Qamis an Schulen verbietet. Bei der Abaya handelt es sich um ein langes Überkleid mit weiten Ärmeln, das von muslimischen Frauen über der normalen Kleidung getragen wird. Der in der öffentlichen Debatte weniger beachtete Qamis ist das Pendant für Männer. Besagtes Kleidungsverbot ist am 07.09.2023 vom Conseil d'État, dem höchsten französischen Verwaltungsgericht, für zulässig erklärt worden.
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In der Diskussion um sexualisierte Gewalt rückt häufig die Kleidung in den Vordergrund und sucht damit die Schuld beim Opfer. Die Wanderausstellung Was ich anhatte möchte mit dieser...
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Der travestismo hat in Lateinamerika eine lange Tradition, der mit der Kolonisation ein Ende gesetzt wurde. Der Begriff travesti, der wörtlich übersetzt so viel bedeutet, wie die Kleidung des anderen...
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Kein Studienstart ohne Schwarzwaldhütte. Also machten sich auch die neuen Erstis der Angewandten Politikwissenschaft am ersten Adventswochenende (29.11-01.12.19) zum Senklerhof, Richtung Sankt Märgen auf. Mit im Gepäck: kuschelige Kleidung, ausgefeilte Präsentationen, Karten und andere Spiele, Essen, Trinken und die beste deutsch-französische Musik. Damit waren wir bestens ausgestattet für ein nebeliges, kaltes (aber leider schneefreies) Wochenende, […]
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Aus deutscher Perspektive ist es immer wieder erstaunlich, wie weitreichend der französische Gesetzgeber oder die Verwaltung als religiös empfundene Verhaltensweisen im Alltag regulieren. Dies betrifft neben der Ernährung in Kindergärten und Schulen vor allem auch die Kleidung von Privatpersonen. Derart weitreichende Vorschriften und Debatten erscheinen aus deutscher Sicht schwer vorstellbar, trotz auch hier bekannter Diskussionen im Arbeits-, Schul- und Beamten- und Richterdienstrecht. Der vorliegende Beitrag rückt eine Entwicklung im französischen anwaltlichen Berufsrecht in den Fokus und ordnet diese vergleichend deutsch-französisch ein.
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Wir alle haben uns wahrscheinlich schon einmal darüber echauffiert, dass Leute beim Fast-Fashion-Unternehmen schlechthin, Shein, bestellen. Gleichzeitig haben wir uns aber auch gedacht, "Naja, Shein ist nunmal eine billige Alternative zu den teuren Markenklamotten, die sich nicht jeder leisten kann." Sogenannte Fast-Fashion sorgt dafür, dass Klamotten in Läden oder auch in Online-Shops ständig erneuert werden. Was gestern noch im Trend war, ist morgen schon wieder outdated. Die Fast-Fashion-Industrie setzt auf eine schnelle und günstige Produktion, was die Qualität leiden lässt und somit Klamotten nicht mehr über einen langen Zeitraum getragen werden können. Außerdem kommt es in der Fast-Fashion-Industrie zu einem hohen Ressourcenverbrauch.Dieses Problem lässt sich, zumindest teilweise, aus der Welt schaffen. Und zwar indem man auf Second-Hand-Kleidung setzt. Man reduziert natürlich erstmal den Bedarf, neue Kleidung herzustellen. Das führt dazu, dass der Ressourcenverbrauch sinkt, das heißt, es wird weniger Baumwolle, Wasser und Energie benötigt und damit auch die Umweltverschmutzung, z.B. die Verschmutzung der Meere, verringert. Die Kleidung, welche man aus Second-Hand Shops bekommt, weisen außerdem meist eine höhere Qualität auf als beispielsweise Klamotten von Shein, H&M und co. Neben dem Aspekt der Nachhaltigkeit kommt noch der reduzierte Preis hinzu. In Second-Hand-Onlineshops findet man Markenklamotten, welche zu einem niedrigen Preis angeboten werden.Second-Hand-Mode ist kein neues Phänomen. Allerdings gibt es immer mehr Online-Shops, die Second-Hand-Ware anbieten. Ein Beispiel hierfür wäre ninetyvintage.com, vintagefashionde.com oder peeces.de. Dort werden Markenklamotten zu meist sehr moderaten Preisen angeboten und außerdem ist die Qualität (nach eigener Erfahrung) sehr gut.Second-Hand einzukaufen wird dringend benötigt, um ein Zeichen gegen die Fast-Fashion-Industrie zu setzen. Indem wir uns für nachhaltige Alternativen entscheiden und bewusster mit unseren Kleidungskäufen umgehen, können wir einen positiven Einfluss auf die Umwelt ausüben. Mode geht also auch nachhaltig.Um noch auf ein Problem zu verweisen: Auch größere, eigentlich Fast-Fashion-Produzenten, bieten nun Möglichkeiten an, um seine alten Klamotten bei ihnen zu verkaufen. Auch Vinted ist eine beliebte Plattform, um sich von seinen alten Klamotten zu trennen. Dabei ist aber darauf zu verweisen, dass man beim Verkauf dieser Klamotten, bei zum Beispiel Zalando, einen Gutschein für Zalando-Neuware erhält. Das heißt im Endeffekt, der Verkauf alter Klamotten führt zum Kauf neuer Klamotten und damit wieder zu mehr Konsum.Empfohlene Second-Hand-Shops:https://vintagefashionde.com/ https://www.ninetyvintage.com/ https://peeces.de/ Quellenhttps://www.faz.net/aktuell/stil/mode-design/mode-innovation-aus-ghana-rapperin-ueber-secondhand-und-upcycling-19314657-p2.html https://www.sueddeutsche.de/stil/generation-z-mode-diesel-ski-aggu-balenciaga-1.6312022?reduced=true https://www.youtube.com/watch?v=2Go4Npf1hYU https://www.youtube.com/watch?v=MPmsvTUAZo4
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Von meinem Vater, der sich ehrenamtlich in einer Ideen-Schmiede engagiert, in der Kinder und Jugendliche gemeinsam unter Aufsicht basteln und bauen können, erfuhr ich von dem Projekt des Repair-Cafes. Diese gibt es in meinem Nachbarort Mosbach, aber auch in Ludwigsburg, wie ich nach weiterer Recherche herausgefunden habe.In einer Welt, die von Konsum und Wegwerfkultur geprägt ist, gewinnt die Idee des Repair Cafés zunehmend an Bedeutung. Repair Cafés sind lokale Initiativen, die sich dem Prinzip der gemeinschaftlichen Reparatur verschrieben haben. Anstatt defekte Gegenstände einfach wegzuwerfen, kommen Menschen in Repair Cafés zusammen, um ihre kaputten Geräte, Kleidung und andere Gebrauchsgegenstände zu reparieren, anstatt sie wegzuwerfen, und trinken dabei Kaffee oder Tee.Repair Cafés sind in der Regel in öffentlichen Räumen wie Gemeindezentren, Bibliotheken oder Cafés angesiedelt. Die Veranstaltungen finden regelmäßig statt, und die Teilnehmer bringen ihre defekten Gegenstände mit. Diese können von Elektronik über Kleidung bis hin zu Möbeln reichen. In einem Repair Café stehen verschiedene Werkzeuge und Materialien zur Verfügung, um die Reparatur durchzuführen. Die Freiwilligen bieten ihre Hilfe an, leiten die Reparaturen an und erklären den Besuchern, wie sie ihre Gegenstände selbst reparieren können. Dabei entsteht nicht nur eine Reparatur, sondern auch ein Austausch von Wissen und Erfahrungen.Das Konzept der Repair Cafés bietet eine Vielzahl von Vorteilen. Durch die Verlängerung der Lebensdauer von Gegenständen wird der Abfall reduziert, was einen direkten Beitrag zum Umweltschutz leistet. Gleichzeitig fördern Repair Cafés den sozialen Zusammenhalt in Gemeinschaften. Menschen kommen zusammen, teilen ihre Fähigkeiten und lernen voneinander. Dies stärkt nicht nur die lokale Gemeinschaft, sondern trägt auch zu einem nachhaltigeren Lebensstil bei.Meiner Ansicht nach sind diese Initiativen sehr hilfreich, innovativ und nachhaltig. Repair Cafés sind mehr als nur Werkstätten für Reparaturen; sie sind ein Ausdruck des Wunsches nach nachhaltigem Konsum und einer stärkeren Gemeinschaft. Diese lokal organisierten Initiativen zeigen, dass es möglich ist, einen positiven Beitrag zur Umwelt zu leisten, indem man die Wegwerfkultur herausfordert und gemeinsam Ressourcen schont. Indem wir kaputte Dinge reparieren statt sie zu ersetzen, können wir nicht nur Geld sparen, sondern auch einen bedeutenden Schritt in Richtung einer nachhaltigeren Zukunft machen. Zum Nachschauen:https://www.hallo-ludwigsburg.com/cityblog/reparieren-statt-wegwerfen-repair-cafe-ludwigsburghttps://repaircafes.marktplatz-abfallvermeidung.de/information/repair-cafe-waldstadt_i197113 https://www.repaircafe.org/de/senseo-kaffeemaschine-kaputt-repair-cafe-repariert/
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WASNI ist ein Inklusionsunternehmen, das seit 2015 in Esslingen, in der Nähe von Stuttgart, faire und nachhaltige Kleidung herstellt. Bei WASNI arbeiten Menschen mit und ohne Behinderung gemeinsam. Dabei schafft WASNI sozialversicherungspflichtige Arbeitsplätze auf dem ersten Arbeitsmarkt. Aktuell sind 14 Mitarbeiter*innen bei WASNI beschäftigt.Das Sortiment von WASNI umfasst Hoodies, Sweatshirts, Kapuzenjacken und T-Shirts, die vor Ort in der Manufaktur in Esslingen designed, zugeschnitten und genäht werden. Lediglich die Stoffe werden zugekauft, bestehen zu 100% aus zertifizierter Bio-Baumwolle und wurden ohne giftige Chemikalien und ressourcenschonend hergestellt.WASNI bietet die Möglichkeit, sich ein Kleidungsstück nach den eigenen Wünschen und Bedürfnissen anfertigen zu lassen. Es gibt eine große Farbauswahl und die Größe der Kleidungsstücke kann im Laden individuell angepasst werden. So kann sich jede*r ein auf die eigenen Anliegen angepasstes Kleidungstück, zusammenstellen. Der Laden von WASNI befindet sich in der Mettingerstraße 103-105 in Esslingen. Zusätzlich gibt es einen Online-Shop, in dem Kleidungsstücke bestellt und nach Hause verschickt oder vor Ort im Laden abgeholt werden können. Quellenhttps://www.wasni.de/idee-unternehmensphilosophie-von-wasni-inklusive-textilmanufaktur/https://www.esslinger-zeitung.de/inhalt.wirtschaft-in-esslingen-wasni-steht-vor-groesstem-erfolg-der-firmengeschichte.bf025201-82d3-4145-9dd1-ef50477d8074.html
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Der Podcast von SWR Aktuell - Klimazentrale wurde am 23.06.2023 veröffentlicht. Gegenstand des Podcasts ist die Frage, ob und wie nachhaltig die Sharing Economy tatsächlich ist. Hierüber diskutieren die beiden SWR Reporter Werner Eckert und Tobias Koch (vgl. 00:00 – 00:50). Denn auch wenn man zunächst meinen könnte, dass durch das Teilen in der Sharing Economy der Konsum reduziert wird und diese dadurch zur Nachhaltigkeit beiträgt, gibt es auch Kritik daran zu äußern (vgl. 00:51 – 00:55).Das Angebot der Sharing Economy ist sehr vielseitig und wird sowohl von Firmen als auch Privatpersonen betrieben. Diese sind in den unterschiedlichsten Bereichen zu finden wie etwa Mobilität, Lebensmittel, Kleidung, Reisen, Technik, Garten- und Haushaltsgeräte sowie Maschinen. Die wohl bekanntesten Angebote der Sharing Economy sind das Car-Sharing, AirBnB, die Mitfahrgelegenheit sowie die Möglichkeit, im Baumarkt Baumaschinen auszuleihen (vgl. 00:35 – 01:30).Die Angebote der Sharing Economy werden Umfragewerten des Wissenschaftlichen Dienstes des Bundestages zufolge hauptsächlich von jüngeren Leuten genutzt. Ältere Leute nutzen die Angebote weniger, da bei ihnen oftmals noch Vorbehalte bestehen, da mit dem Teilen Armut assoziiert werden könnte. Dies verdeutlicht erneut, dass Besitz häufig als Statussymbol angesehen wurde und immer noch wird (vgl. 09:59 – 10:30).Doch auch bei älteren Menschen scheint allmählich die Bereitschaft zu wachsen, Angebote der Sharing Economy zu nutzen, denn laut einer Umfrage wäre jeder zweite bereit, ein Sharing Angebot zu nutzen (vgl. 03:18 – 03:40). Ein Anstieg der Nutzung der Angebote der Sharing Economy war deutlich im Zuge der Wirtschafts- und Finanzkrise 2008 zu sehen. Daraus folgern Experten, dass Menschen in Krisenzeiten, wenn sie weniger Geld verdienen, vermutlich eher dazu geneigt sind, Angebote der Sharing Economy zu nutzen (vgl. 05:25 - 05:40).Das größte Interesse beim Sharing gibt es im Bereich Mobilität, gefolgt von Reiseunterkünften wie AirBnB, darauf folgen die Haushalts- und Gartengeräte sowie Technik. Am geringsten scheint das Interesse im Bereich Kleidung (vgl. 04:09 – 04:25). Insgesamt gehen mit der Sharing Economy sowohl positive Aspekte in Hinblick auf die Nachhaltigkeit einher als auch negative (vgl. 02:11 – 02: 22). Diese sollen im Folgenden aufgelistet werden.Pro-Argumente Ein positiver Effekt der Sharing Economy ist, dass dadurch die Befriedigung der Bedürfnisse an Konsumgütern zu geringeren Kosten in finanzieller sowie ökologischer Hinsicht erfolgen kann (vgl. 07:15 – 08:16). Auch ermöglicht die Sharing Economy Menschen, die finanziell schlechter gestellt sind, Konsumgüter zu erwerben, die sie sich sonst nicht leisten könnten (vgl. 24:33 – 25:16).Ebenso führt die Sharing Economy dazu, dass sich der CO2-Einsatz in der Produktion der Waren verringert. Die Produkte werden zwar dadurch nicht weniger, zum Teil sogar mehr genutzt, vielmehr bezieht sich die Einsparung von CO2 auf die verringerte Produktion von Neuwaren. Dies würde jedoch bedeuten, dass sich eine neue Art der Wirtschaft entwickeln müsste, welche nicht auf Massenproduktion ausgelegt ist, sondern darauf, weniger Waren in höherer Qualität zu produzieren, welche dadurch eine längere Nutzungsdauer ermöglichen (vgl. u.a. 11: 20 – 11:53 / 13:03 – 13:40).Dadurch wären Produkte in der Anschaffung zwar teurer, jedoch auf Dauer billiger sowie nachhaltiger. Der Kostenanstieg bei der Anschaffung könnte dadurch ausgeglichen werden, dass die Parteien das Geld zusammenlegen (vgl. 11:20 – 11:53). Doch dies ist vermutlich aktuell mit Blick auf die Umsatzzahlen weder von Wirtschaft noch Politik gewollt (vgl. 13:03 – 13:40).Contra-Argumente Ein großer Kritikpunkt, der den Nachhaltigkeitsaspekt bei der Sharing Economy infragestellt, ist, dass es dabei zu einem Rebound-Effekt kommen kann (vgl. 06:30 – 06:35). Da Sharing Economy-Angebote häufig deutlich kostengünstiger sind, führt dies oftmals dazu, dass dadurch mehr konsumiert wird, da man das an einer Stelle eingesparte Geld an einer anderen Stelle wieder ausgibt (vgl. 05:15 – 05:23).Auch wird kritisiert, dass bei einigen Nutzern oder auch Anbietern die Sharing Economy nicht etwa aus Nachhaltigkeitsgründen genutzt wird, sondern aus eigenem egoistischem Interesse. Beispielsweise werden E-Scooter oftmals nicht genutzt, weil sie benötigt werden, sondern weil es für den Einzelnen bequemer sein könnte als zu laufen (vgl. 07:00 – 07:07).Auch bei vielen Firmen, die Sharing Economy-Angebote unter dem Deckmantel der Nachhaltigkeit offerieren, steht nicht immer der Nachhaltigkeitsaspekt im Vordergrund. Als Beispiel ist hier Uber zu nennen, eine profitorientierte Dienstleistung ohne wirklichen Nachhaltigkeitsaspekt, da die bestellten Uber erst zur Abholstelle fahren müssen, dadurch CO2 verursacht und womöglich der ÖPNV weniger genutzt wird (vgl. 16:35 – 16:50).Auch kann die Sharing Economy nachteilige Effekte auf Privatpersonen haben. So führt das zunehmende Angebot an AirBnB-Unterkünften dazu, dass man in Städten keine Wohnungen mehr finden. Denn Vermieter profitieren finanziell mehr davon, wenn sie die Unterkunft über AirBnB an Touristen vermieten (vgl. 17:00 – 18:40).Fazit: Die beiden SWR-Reporter kommen zu dem Fazit, dass mit der Sharing Economy hinsichtlich Nachhaltigkeit sowohl positive als auch negative Aspekte einhergehen. Gut sei die Sharing Economy dann, wenn dadurch weniger Ressourcen verbraucht werden und sie Menschen Zugang zu Dingen gebe, welche sie sich sonst nicht leisten könnten. Zu negativen Aspekten führt sie dann, wenn es zum Rebound-Effekt kommt oder der Aspekt der Nachhaltigkeit nur als Denkmantel fungiert, um finanziell zu profitieren (vgl. 24:33 - 25:16).QuelleSWR Aktuell Podcast Klimazentrale: Sharing Economy. Führt Teilen zu mehr Nachaltigkeit, v. 23.06.2023. Online verfügbar unter: https://www.swr.de/swraktuell/radio/sharing-economy-fuehrt-teilen-zu-mehr-nachhaltigkeit-100.html (zuletzt geprüft am 20.11.2023)
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Seit dem 24. Februar 2022, dem ersten Tag des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine sind rund 283.000 Menschen nach Deutschland gekommen, von denen 80 Prozent Frauen und Kinder sind, darunter zahlreiche Schüler:innen. In Polen hingegen stellt sich die Situation weitaus dramatischer dar. Auch hier sind rund 80 Prozent der bislang gut 2,5 Millionen Flüchtlinge aus der Ukraine Frauen und Kinder, darunter rund 700.000 im schulpflichtigen bzw. Kindergartenalter. Wie es um deren Integration in das polnische Bildungssystem steht, damit habe ich mit Dorota Obidniak gesprochen, die Koordinatorin für Internationale Zusammenarbeit der Gewerkschaft der Polnischen Lehrerschaft (Związek Nauczycielstwa Polskiego, ZNP) ist.Polen schreibt derzeit viele positive Schlagzeilen. Die große Hilfsbereitschaft der polnischen Gesellschaft, der Regierung und der kommunalen Politik bei der Aufnahme von bislang über zwei Millionen Flüchtlingen findet in Deutschland große Anerkennung. Gleichzeitig mehren sich aber auch hierzulande Berichte über die enormen Herausforderungen, die sich hieraus bereits heute ergeben. Wir wollen heute über die Integration geflüchteter Schüler:innen in das polnische Bildungssystem sprechen. Wo siehst Du hier die größten Herausforderungen?Geflüchtete Kinder haben das gleiche Recht auf Bildung wie polnische Kinder. Die Erziehungsberechtigten, in der Regel die Mütter, aber auch Tanten, Großeltern oder sogar Freunde, wenn die Eltern der Kinder in der Ukraine bleiben mussten, können das Kind in der Schule anmelden. Das Problem sind nicht die Vorschriften, sondern der physische Mangel an Plätzen und auch an Lehrer:innen. Trotz der Unterbringungsprobleme und des Lehrermangels nehmen die Schulen und Kindergärten Kinder auf. Schätzungen zufolge gibt es allein in Warschau derzeit etwa 100.000 geflüchtete Kinder im Schulalter, von denen bislang ca. 12.000 bereits die Schule besuchen. Eine durchschnittliche polnische Schule hat 500 Schüler. Man kann sich also vorstellen, dass man jeden Tag zwei neue Schulen gründen müsste, um alle Kinder aufzunehmen.Das bedeutet aber im Umkehrschluss, dass bislang erst ein kleiner Teil der ukrainischen Flüchtlingskinder am Unterricht einer polnischen Schule teilnimmt. Woran liegt das? Hängt das vor allem mit begrenzten Aufnahmekapazitäten zusammen, braucht die Entwicklung einfach mehr Zeit oder gibt es noch andere Gründe?Tatsächlich vermeidet es derzeit eine große Zahl an Erziehungsberechtigten, die in ihrer Obhut stehenden Kinder an polnischen Schulen anzumelden. Hierfür gibt es mehrere Gründe. Die meisten Flüchtlinge glauben, dass der Krieg bald zu Ende sein wird und sie in ihre Heimat zurückkehren werden. Erziehungsberechtigte, die ihren Lebensunterhalt verdienen müssen oder ein Familienmitglied haben, das arbeitet, sind der Meinung, dass es keinen Grund gibt, die Kinder unter Stress zu setzen, da gerade einmal noch etwa zwei Monate bis zu den ukrainischen Sommerferien verbleiben und die drei bis vier Monate verpasster Unterricht nachgeholt werden können, wenn sie in ihre eigene Schule in der Ukraine zurückkehren. Ein weiterer Grund ist, dass einige Flüchtlinge noch nicht entschieden haben, ob sie in Polen bleiben werden, und wenn ja, in welcher Stadt. Einige Schüler:innen nutzen die Vorteile des Online-Fernunterrichts, der von ukrainischen Schulen in Gebieten angeboten wird, in denen die aktuelle Kriegssituation dies zulässt. Auch das ukrainische Bildungsministerium hat Fernunterricht organisiert. Diese Möglichkeit nutzen vor allem die Schüler:innen älterer Jahrgänge, da sie damit möglicherweise Zeugnisse erhalten, die es ihnen ermöglichen, nach dem Krieg ihre Abschlussprüfung (Abitur) abzulegen.Das scheinen auf den ersten Blick alles nachvollziehbare Gründe zu sein. Gleichzeitig lässt sich momentan kaum seriös abschätzen, wie lange der Krieg noch dauern wird und wann die Geflüchteten in ihre Heimat zurückkehren können. Zudem herrscht ja auch in Polen Schulpflicht. Welche Integrationsmaßnahmen sieht das polnische Schulsystem für die ukrainischen Kinder vor?Im polnischen Bildungssystem gibt es bereits seit mehreren Jahren verschiedene Modelle für Migrant:innen bzw. Flüchtlinge:Es gibt zum einen die Vorbereitungsklassen (Willkommensklassen), die sich aus geflüchteten Kindern ähnlichen Alters zusammensetzen. Dort haben die Kinder je nach Alter 20 bis 26 Stunden Unterricht pro Woche, davon mindestens 6 Stunden Polnisch als Fremdsprache. Der übrige Unterricht besteht aus Mathematik, Physik, Biologie mit Elementen der polnischen Sprache (Begriffe), Fremdsprachen, Sport, Kunst und dem Erlernen der eigenen ukrainischen Sprache und Kultur.Weiterhin gibt es Schüler:innen in regulären Klassen. Wenn es in einer Schule mehrere Kinder unterschiedlichen Alters gibt, werden sie in den regulären polnischen Schulunterricht einbezogen und erhalten Einzelunterricht in Polnisch als Fremdsprache, mindestens 2 Stunden pro Woche. Diejenigen Schüler:innen, die Polnisch auf kommunikativem Niveau (ca. B1) beherrschen, werden ohnehin in den regulären Unterricht integriert.Vom Gesetz her ist auch eine Beschäftigung von Assistenzlehrer:innen bzw. von interkulturellen Assistent:innen vorgesehen. Die assistierende Lehrkraft sollte über kommunikative Kenntnisse der polnischen Sprache verfügen und eine pädagogische Ausbildung haben. Als Kulturassistent:innen kommen auch Ukrainer:innen infrage, soweit sie Polnisch auf kommunikativen Niveau beherrschen. Sie fungieren dann als Tutor:innen, Übersetzer:innen und Ansprechpartner:innen für die Eltern bzw. die Erziehungsberechtigten der Schüler:innen.Schüler:innen, die die Möglichkeit des ukrainischen Online-Fernunterrichts nutzen, hab die Bildungsbehörden der Stadt Warschau die notwendige technische Ausrüstung und entsprechende Räumlichkeiten zur Verfügung gestellt. Außerdem wird derzeit die Einrichtung ukrainischer Schulen geprüft, die auf nach Polen geflüchtete ukrainische Lehrkräfte zurückgreifen könnten.Erhalten die ukrainischen Schulkinder weitere Unterstützung bzw. Vergünstigungen?Ja, das tun sie. Ukrainische Schulkinder können wie alle ukrainischen Flüchtlinge kostenlos öffentliche Verkehrsmittel nutzen, zudem erhalten sie kostenlosen Eintritt zu Sportanlagen (z. B. Schwimmbäder, Tennisplätze usw.) und kulturellen Einrichtungen (Museen, Zoos). In der Schule werden ihnen außerdem kostenlose (warme) Mahlzeiten wie Mittagessen und ein zweites Frühstück angeboten. Die ukrainischen Schulkinder bekommen des Weiteren Schreibzeug, Schulranzen und Bücher gestellt.Das klingt nach einem durchdachten und umfassenden Integrationsmodell. Wie sieht es mit der Umsetzung des Modells in die Praxis aus? Sicher treten hier auch Probleme auf.Allerdings. Wir müssen hier unterscheiden zwischen Problemen, die der polnische Staat mit der plötzlichen Aufnahme einer großen Zahl zusätzlicher Schüler:innen in das Bildungssystem hat, und den Problemen der ukrainischen Flüchtlinge selbst.Die Kommunalverwaltungen, die die Schulen betreiben, aber auch die Schulen selbst warten noch auf die von den staatlichen Behörden zugesagten finanziellen Mittel, etwa um weiteres, dringend benötigtes Personal einzustellen. Zudem erwarten wir eine Änderung der gesetzlichen Vorschriften, um die Einstellung ukrainischer Lehrkräfte zu erleichtern. Hier geht es vor allem um die Anerkennung von Bildungs- und Berufsabschlüssen.Und mit welchen Problemen haben die Flüchtlinge zu tun?Die materielle Situation und die Lebensumstände der Flüchtlinge sind sehr unterschiedlich. Viele hatten bereits Kontakte in Polen, weil jemand aus ihrer Familie in Polen lebt und arbeitet (bereits vor dem russischen Überfall auf die Ukraine am 24. Februar, gab es in Polen ca. 1 bis 1,5 Millionen Ukrainer:innen, von den viele nach dem Beginn des Kriegs im Donbas 2014 ins Land gekommen sind) oder sie selbst früher in Polen (saisonal) gearbeitet hatten. Diese Menschen kennen die Sprache, haben Bekannte, Freunde oder ehemalige Arbeitgeber. Sie kommen dann auch meist fürs erste bei Verwandten oder Freunden unter. Zudem wurden zahlreiche Flüchtlinge in Wohnungen untergebracht, die ihnen privat zur Verfügung gestellt wurden.Einrichtungen wie Hotels oder Hostels haben nach einem Aufruf der Woiwodschaftsverwaltungen dem Staat Kapazitäten zur Verfügung gestellt. Der Staat hatte sich verpflichtet, die Kosten für den Aufenthalt der Flüchtlinge in diesen Einrichtungen zu übernehmen, hat jedoch den ursprünglich zugesagten Satz um zwei Drittel reduziert. Letztlich hat die Regierung einen Tagessatz pro Person angeboten, der nicht im Geringsten die Kosten für den Aufenthalt (Unterkunft und Verpflegung) deckt.Gleichzeitig leben nach wie vor sehr viele Flüchtlinge in Turnhallen und ähnlichen Notunterkünften. Dies wirkt sich unmittelbar auf die Situation der Schüler:innen aus: Einige kommen von zu Hause in die Schule, wo manchmal eine ganze Familie in einem Zimmer wohnt, aber zumindest ein Minimum an Privatssphäre vorhanden ist, andere Kinder leben in einem Wohnheim oder in einer Turnhalle, die zu einem Schlafsaal umfunktioniert wurde, wo sie nicht einmal einen eigenen Spind haben.Die meisten Flüchtlinge kommen mit einer Tasche oder einem Koffer an. Wenn sich das Wetter ändert, brauchen alle, vor allem die heranwachsenden Kinder, Kleidung, Schuhe usw. Die Polen haben riesige Mengen an Kleidung und anderen Dingen gesammelt. Überall, wo Flüchtlinge untergebracht sind, gibt es Kleidung und Spielzeug, in der Regel handelt es sich um gebrauchte Sachen.Das sind in der Tat enorme Herausforderungen. Wie unterstützt Deine Gewerkschaft, der ZNP, die ukrainischen Geflüchteten und die Schulen bei der Integration?Zunächst einmal muss ich sagen, dass in praktisch jeder polnischen Schule und jedem polnischen Kindergarten für die Unterstützung der ukrainischen Flüchtlinge Spenden gesammelt werden. Solche Spendensammlungen wurden auch von den lokalen Strukturen des ZNP in Zusammenarbeit mit den Kommunalverwaltungen organisiert, da man auf lokaler Ebene die Bedürfnisse der Flüchtlinge in einer bestimmten Gemeinde oder einem bestimmten Stadtviertel am besten kennt. Auf diese Weise gelangen Lebensmittel, Hygieneartikel, Medikamente usw. so schnell wie möglich zu den Bedürftigen.Auf zentraler Ebene hat der ZNP Maßnahmen ergriffen, um das Bildungssystem als solches zu unterstützen sowie Flüchtlinge und polnische Lehrer und Schulverwaltungen zu fördern. Dazu gehören Online-Schulungen, die in Zusammenarbeit mit erfahrenen, hochqualifizierten Fachleuten organisiert und direkt vom ZNP oder aus von ihm aufgebrachten Mitteln finanziert werden. Das sind zum Beispiel kostenlose Webinare für Schulleiter:innen über die Einstellung und Beschäftigung von interkulturellen Assistent:innen und Lehrerassistent:innen, über die Arbeitsorganisation und die Entwicklung eines Arbeitsplans für Assistent:innen entsprechend den Bedürfnissen einer bestimmten Schule oder Bildungseinrichtung. Zu unseren Angeboten gehören auch kostenlose Kurse für interkulturelle Assistent:innen, die ihnen grundlegende Informationen über das Bildungssystem in Polen, Kenntnisse über die Aufgaben des Assistenten, mögliche Arbeitsformen, das polnische Bildungssystem und grundlegende Vorschriften, die für Schüler:innen und Erziehungsberechtigte wichtig sind, sowie Orte und Möglichkeiten der Beratung vermitteln. Schließlich gibt es kostenlose Kurse zum Unterrichten von Polnisch als Fremdsprache für aktive Grund- und Sekundarschullehrer:innen.Außerdem hat der ZNP seit dem 1. April eine Lehrkraft aus Charkiw in seinem Warschauer Büro eingestellt, die eine regelmäßige Kolumne auf Ukrainisch für die ZNP-Homepage verfasst, aktuelle Informationen zusammenstellt, die für Flüchtlinge, Lehrkräfte, Schüler:innen und deren Erziehungsberechtigte wichtig sind und eine Datenbank arbeitssuchender ukrainischen Lehrkräften in Polen erstellt.Zu guter Letzt unterstützt der ZNP den Aufenthalt von insgesamt 238 Flüchtlingen in den gewerkschaftseigenen Erholungsheimen in Zakopane und Krynica sowie im Hauptsitz des ZNP in Warschau.Die Bildrechte liegen beim ZNP.
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Das Wintersemester hat für Deutschlands Studierende eine dramatische Verschlechterung ihrer sozialen Lage mit sich gebracht, zeigen unsere Befragungsergebnisse. Deshalb sind die Bafög-Sparpläne der Bundesregierung grundfalsch. Ein Gastbeitrag von Clemens Weitz und Philipp Seegers.
DER SEIT WENIGEN TAGEN vorliegende Haushaltsentwurf der Bundesregierung sieht für das kommende Jahr substanzielle Einsparungen beim Bafög vor. Im Raum steht auf der studentischen Seite der Förderung ein Minus von über 400 Millionen Euro gegenüber diesem Jahr. Auch beim Schüler-Bafög dürften laut Vorlage viele Millionen wegfallen.
Freilich war absehbar, dass nach einer Reihe budgetärer Ausnahmejahre – geprägt von Not-, Sonder- und Extraausgaben – der Sparanspruch wieder tief ins Zentrum aller fiskalischen Planspiele rücken würde. Dennoch sei die Frage erlaubt, warum ausgerechnet bzw. auch bei Studierenden und Schüler*innen der Rotstift angesetzt wird. Noch dazu tiefrot, da die auf dem Tisch liegenden Zahlen den Topf de facto um über 20 Prozent kleiner machen würden. Zur Erinnerung: Vorgesehen waren laut Koalitionsvertrag eigentlich deutliche Verbesserungen, verbunden mit einer Bafög-Reform.
Die Studie und wer mitgemacht hat
Seit 2012 befragen" jobvalley" (die Studitemps GmbH) und das Department of Labour and Economics der Universität Maastricht halbjährlich Studierende aus ganz Deutschland. An der 23. Erhebung zur Studienreihe "Fachkraft 2030" nahmen 15.469 Personen teil, es handelt sich um eine bundesweite, repräsentative Stichprobe.
Für den in diesem Artikel auszugsweise dargestellten Fragenkomplex wurden die Teilnehmenden mit insgesamt 15 Ich-Aussagen zu Reaktionen auf die gestiegenen Verbraucherpreise konfrontiert. Eine Ergebnisdarstellung im pdf-Format mit weiteren Hinweisen zur Methodik findet sich unter diesem Link.
Zwar heißt es, dass bereits bestehende Förderungen von den Kürzungen keineswegs betroffen sein sollen. Immerhin. Und dennoch wohnt den Plänen der Regierung etwas Strukturgefährdendes inne, was vor allem beim Blick zurück ins Wintersemester 2022/23 deutlich wird. Ein Semester, um es klar auszusprechen, das für einen Gutteil aller Hochschülerinnen und Hochschüler wohl beispiellose Einschnitte mit sich gebracht hat.
Zu diesem Ergebnis kommt die jüngste Erhebung der repräsentativen Studie "Fachkraft 2030", die jobvalley zusammen mit der Universität Maastricht im April dieses Jahres durchgeführt hat. Bundesweit haben daran rund 16.000 Studierende teilgenommen. Um die problematische Richtung des vorliegenden Haushaltsentwurfs zu verdeutlichen, folgen einige ausgesuchte Ergebnisse.
200.000 Studienabbrüche und -unterbrechungen aus finanzieller Not
Im Rahmen der Befragung gaben für das Wintersemester 2022/23 bundesweit 7 Prozent der Teilnehmenden an, ihr Studium aus Kostengründen entweder komplett aufgegeben oder pausiert zu haben (Aussage: "Ich musste mein Studium aufgeben/pausieren"). Hochgerechnet auf die Gesamtzahl der Studierenden dürften damit über 200.000 Immatrikulierte von einer der beiden "Optionen" Gebrauch gemacht haben, über deren Nachteile für den deutschen Bildungs- und Wirtschaftsstandort man wohl kein Wort verlieren muss.
Neben regionalen Unterschieden konnten in dieser Frage vor allem auf individueller Ebene teils erhebliche Disparitäten herausgearbeitet werden. So lag der Anteil der Studienabbrüche und -unterbrechungen bei Befragten mit Migrationshintergrund bei neun Prozent – also messbar über dem Durchschnitt. Ähnlich ist das Bild mit Blick auf die Dimension "Alter". Hier zeigte sich, dass in der Gruppe der mindestens 23-Jährigen rund acht Prozent der Befragten im Untersuchungszeitraum ihr Studium abgebrochen oder unterbrochen haben. Zum Vergleich: Bei den Jüngeren waren es aus Kostengründen "lediglich" vier Prozent.
Fast 20 Prozent der Studierenden mussten ihre Wohnung aufgeben
Die vorliegenden Ergebnisse zur Aussage "Ich musste meine Wohnsituation verändern (Auszug, Verkleinerung etc.)" legen nahe, dass bewusstes Energiesparen im Wintersemester für fast jeden fünften Befragten nicht ausreichte, um die eigenen vier Wände halten zu können. Konkret gaben 18 Prozent der Teilnehmenden an, ihre Wohnsituation ungewollt verändert zu haben. Dazu auch hier die absolute Zahl: Gemessen an der Gesamtheit der Studierenden in Deutschland entspricht diese Quote über 500.000 Hochschülerinnen und Hochschülern, wobei allerdings nicht explizit erfragt wurde, welchen Anteil an den kostenbedingten Umzügen – als vermeintlich "einfachste" Alternative – die Rückkehr ins Elternhaus hatte.
Erhebliche Abweichungen liegen mit Bezug zur Wohnsituation auch in regionaler Hinsicht vor. So mussten laut eigener Aussage im vorangegangenen Semester in Sachsen-Anhalt und Brandenburg jeweils 25 Prozent (!) der Befragten ihren Wohnraum kostensparend anpassen (Auszug, Verkleinerung etc.) – deutliche Höchstwerte vor Stadtstaat Hamburg, wo die Quote bei 21 Prozent lag. Hinzu kommt: Fast jeder zweite Teilnehmende sah sich im Wintersemester 2022/23 aus finanziellen Gründen gezwungen, im Wohnbereich weniger Energie zu verbrauchen. So gaben bei der Aussage "Ich musste mich beim Heizen meines Zimmers/meiner Wohnung einschränken bzw. Strom sparen" exakt 49 Prozent der Hochschülerinnen und Hochschüler an, ihren Verbrauch entsprechend nach unten angepasst zu haben. Interessanterweise weichen hierzu die Angaben von weiblichen und männlichen Befragten deutlich voneinander ab. Denn während Hochschülerinnen in bundesweit 57 Prozent der Fälle angaben, den Energieverbrauch gesenkt zu haben, geschah dies auf Seite der Hochschüler deutlich seltener (41 Prozent).
Erhebliche Einschränkungen auch beim Lebensmitteleinkauf
Welch gravierenden Einfluss die gestiegenen Verbraucherpreise im Wintersemester 2022/23 auch auf das alltägliche Konsumleben der Studierenden hatten, zeigt die Auswertung für die Aussage „Ich musste mich beim Lebensmittelkauf einschränken“. Sie wurde von 58 Prozent (!) aller Befragten bejaht. Ferner fällt dazu auf, dass die Quote in keinem der 16 Bundesländer unterhalb der 50-Prozent-Marke liegt, hoch bedenkliche Spitzenwerte konnten in Mecklenburg-Vorpommern (67 Prozent) und Thüringen (69 Prozent) gemessen werden.
Auch in zwei weiteren Bereichen des studentischen Konsumlebens musste laut Umfrage deutlich Verzicht geübt werden. Und zwar beim Einkauf von Kleidung sowie beim Essengehen und -bestellen. Was letztgenanntes Thema betrifft, lag die studentische Verzichts-Quote ebenfalls (und erwartungsgemäß) auf hohem Niveau. So stimmten insgesamt 64 Prozent der Befragten der Aussage "Ich musste mich beim Essengehen/-bestellen einschränken" zu. Auf weiblicher Seite waren es sogar 69 Prozent, während die Quote auf männlicher Seite bei 58 Prozent lag.
Was den Aspekt Kleidung betrifft, gab weit mehr als jeder zweite Befragte an, im Untersuchungszeitraum weniger als geplant / gewünscht erworben zu haben. Konkret: Die Aussage "Ich musste mich beim Einkaufen von Kleidung einschränken" wurde von fast 60 Prozent der Studierenden bejaht, wobei auch hier die Quote auf weiblicher Seite recht deutlich über der Quote der männlichen Befragten lag.
Freizeitaktivitäten aus Kostengründen deutlich runtergefahren
Dass die allgemein gestiegenen Verbraucherkosten im studentischen Leben auch abseits von Studium und alltäglichem Bedarf tiefe Spuren hinterlassen haben, zeigen die vorliegenden Zahlen für die Aussage "Ich musste mich bei meiner Freizeitgestaltung (Sport, Theater, Kino etc.) einschränken". Sie wurde von nahezu 60 Prozent aller Befragten bejaht, was folglich gerade an den Hochschulstandorten zu messbaren Umsatzeinbußen in primär studentisch genutzten Freizeiteinrichtungen und -unternehmen geführt haben dürfte. Überdies gaben rund 30 Prozent der Befragten an, im zurückliegenden Wintersemester eine bereits fest eingeplante Reise aus Kostengründen verschoben oder abgesagt zu haben.
Die Umfrageergebnisse schreien nicht nach weniger Bafög, sondern eindeutig nach mehr
"Die Bundesregierung lässt das Bafög ausbluten", hat sich dieser Tage – allen voran – Matthias Anbuhl, Vorstandsvorsitzender des Deutschen Studierendenwerks, mit markigen Worten des Unverständnisses zu den Plänen der Regierung geäußert. In seiner Kritik verweist er auf unzureichende Erhöhungen "über viele Jahre", die nun, vor dem Hintergrund der gestiegenen Verbraucherpreise, ihre ganze Negativwirkung entfalten würden. "Studienabbrüche aus Geldmangel kann sich unsere Gesellschaft nicht leisten. Diese jungen Menschen sind die künftigen Lehrkräfte, Ärzt*innen und Ingenieur*innen, die wir so händeringend brauchen", lautet sein dringlicher Appell nach Berlin.
Aus der Perspektive unserer eigenen Forschung kann man Matthias Anbuhl da nur zustimmen. Denn hinter den Studierenden in Deutschland liegt (mindestens) ein Halbjahr, das in vielerlei Hinsicht nicht nach gleich viel und schon gar nicht nach weniger schreit, sondern eindeutig nach mehr – und zwar nicht nur für den Bereich Bafög. Daher: Mit ihren Planungen setzt die Bundesregierung ein erschreckend kaltes Signal gegen die Verbesserung der Chancengleichheit, das dem deutschen Bildungs- und Wirtschaftsstandort langfristig schaden wird. Noch dazu ein Signal zur Unzeit, weit an der ohnehin verzichtsreichen Lebensrealität vieler Studierender vorbei.
Clemens Weitz ist Geschäftsführer von jobvalley. Philipp Seegers ist Research Fellow an der Universität Maastricht.
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Der Ministerpräsident von Ungarn, Viktor Orbán, ist ein Beispiel für den Aufstieg des Populismus in Europa in den 2010er Jahren. Deswegen ist es besonders interessant zu erforschen, wie er über einen so langen Zeitraum die Unterstützung der Öffentlichkeit gewinnen konnte. Vor diesem Hintergrund und angesichts der zunehmenden Bedeutung sozialer Netzwerke bei Wahlkämpfen haben Szebeni und Salojärvi (2022) Orbáns Instagram-Beiträge einer Untersuchung unterzogen.Laut der Analyse werden visuelle Inhalte auf Websites wie Instagram verwendet, um Authentizität zu schaffen und eine Verbindung zum Volk aufzubauen, was für die Aufrechterhaltung und Erneuerung der populistischen Hegemonie von entscheidender Bedeutung ist. Die Umsetzung wird im folgenden Abschnitt genauer erläutert. Die Analyse fokussierte sich auf alle Instagram-Posts Orbáns aus dem Jahr 2019, einem Jahr mit hoher Posting-Aktivität. Insgesamt wurden 131 Posts untersucht, einschließlich Bilder, Videos und deren Bildunterschriften. Kommentare und Likes wurden aus der Analyse ausgeschlossen.Im Jahr 2020 nutzten 79 % der ungarischen Bevölkerung das Internet, dabei waren Facebook und Instagram die beliebtesten Plattformen. Seit 2014 teilt Orbán Beiträge auf Instagram. Die auf Orbáns Instagram geposteten Bilder wirken professionell, auch Farben und Kompositionen der Fotos wirken einheitlich. Alle Bilder sind mit einer kurzen Bildunterschrift versehen, die meisten in zwei Sprachen, Ungarisch und Englisch, sowie mit ein paar Hashtags. Die Mehrheit der Beiträge wurden in einem professionellen Umfeld aufgenommen. Von den 87 Fotos, auf denen Orbán zu sehen ist, zeigt er sich nur in 17 in einem privaten Umfeld. Orbán präsentiert sich üblicherweise als ein beschäftigter und hart arbeitender Politiker, der keine Zeit für Freizeitaktivitäten hat. Orbáns Professionalität zeigt sich auch in seiner Kleidung. Auf nahezu allen Bildern trägt er einen Anzug, meist mit Krawatte.Die Rolle des traditionellen männlichen AnführersGerade bei populistischen Führungspersönlichkeiten liegt oft ein Fokus auf Eigenschaften, die mit männlicher Dominanz verbunden sind. Außerdem positionieren sich viele populistische Bewegungen gegen den Feminismus und unterstützen konventionelle Geschlechterrollen. Orbán präsentiert sich als Verkörperung von Männlichkeit durch die Art, wie er in Bildern den Raum einnimmt, die Art der Personen, mit denen er zusammen fotografiert wird, und durch Verweise auf das Militär oder den Sport.Die politischen Ämter von Fidesz und der Regierung sind hauptsächlich mit Männern besetzt. Bei Kabinettssitzungen oder kleineren Zusammenkünften sind ausschließlich männliche Politiker vertreten. Frauen treten auf Orbáns Instagram eher in unterstützenden Rollen auf, wie beispielsweise seine Frau, die ihn zur Wahl begleitet. Orbáns Leidenschaft für Fußball, einem traditionell männlich konnotierten Sport, betont ebenfalls sein männliches Image, beispielsweise zeigt er sich beim Feiern mit ehemaligen Fußballspielern. Auch in seinem privaten Umfeld nimmt Orbán eine traditionelle männliche Rollen ein, etwa als Vater oder Großvater, der die Feiertage zusammen mit seiner Familie verbringt.Konstruktion einer geteilten nationalen IdentitätOrbán betont in seinen Beiträgen oft die Bedeutung von Großungarn, einem Staat, der vor 1920 bestand. Der Verlust eines Großteils des Teritoriums nach dem Ersten Weltkrieg ist tief in der nationalen Identität Ungarns verankert und wird als traumatisch empfunden. Orbáns Instagram-Beiträge zeigen oft Städte mit alten ungarischen Namen. Dabei stellt er sie so dar, als ob sie noch zu Ungarn gehören würden. Zudem verwendet Orbán häufig die ungarische Flagge und Nationalfarben, um ein Zugehörigkeitsgefühl und eine geteilte nationale Identität zu signalisieren.Religiöse Symbole sind auf Orbáns Instagram vor allem während der Feiertage präsent und werden als Teil der ungarischen nationalen Identität betrachtet. Darüber hinaus spielt die Konstruktion von einem "Wir"-Gefühl gegenüber "den Anderen" eine wesentliche Rolle in Orbáns Online-Präsenz. Dabei werden "die Anderen" oft als äußere Bedrohungen oder Gegner der nationalen Interessen dargestellt.Außerdem präsentiert er sich als international bedeutenden Politiker, als einen Führer, der eng mit dem Volk verbunden ist. Seine Beiträge zeigen selten Normalbürger:innen, sondern fokussieren sich hauptsächlich auf Bilder seiner Auslandsreisen und Treffen mit ausländischen Politiker:innen. Dabei scheint Orbán besonders mit Populist:innen sowie religiösen Führer:innen in Kontakt zu treten.So wird deutlich, dass Viktor Orbáns Instagram-Beiträge aus dem Jahr 2019 mehr als nur Selbstinszenierung sind. Sie werden strategisch eingesetzt, um seine politischen Überzeugungen zu verbreiten, seine Macht zu festigen und die ideologische Einheit seiner Anhänger zu fördern. Die präzise Auswahl von Themen, Bildern und Geschichten hebt die zentralen Elemente seines populistischen Regimes hervor und unterstreicht die Relevanz Sozialer Medien in der heutigen politischen Landschaft. LiteraturZea Szebeni, S., & Salojärvi, V. (2022). "Authentically" Maintaining Populism in Hungary – Visual Analysis of Prime Minister Viktor Orbán's Instagram. Mass Communication and Society, 25(6), 812-837. https://doi.org/10.1080/15205436.2022.2111265
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Der Podcast des Deutschlandfunk wurde am 31.08.2023 veröffentlicht. Gegenstand des Podcasts ist ein Vortrag der Sozialwissenschaftlerin Viola Muster von der Technischen Universität Berlin, den sie im Rahmen der Ringvorlesung zum Klimaschutz "TU Berlin for Future" am 08.05.2023 an der Technischen Universität Berlin gehalten hat (vgl. 02:23 – 02:38).Der Vortrag hat den Titel "Befreiung vom Überfluss – Besitzreduktion und Minimalismus als Beitrag zum Ressourcen- und Klimaschutz?". In ihrem Vortrag geht sie der Frage nach, ob uns Decluttering (engl. Ausmisten / Aufräumen) dabei helfen kann, langfristig nachhaltiger zu konsumieren (vgl. 01:20 – 02:14). Die wichtigsten Erkenntnisse ihres Vortrages werden hier zusammengefasst. Er gliedert sich wie folgt:Skizzieren des Problemhintergrundes – Was kennzeichnet unser Leben im ÜberflussKonsumkritik am Beispiel von Suffizienz und MinimalismusVorstellung des ForschungsprojektsDa die ersten beiden Punkte hier im Blog bereits ausführlich behandelt wurden, werde ich mich in diesem Blogbeitrag auf den dritten Punkt fokussieren.Als interessanten Fakt benennt Muster zunächst, dass Konzepte wie Genügsamkeit und freiwilliger Verzicht keine Neuerfindungen sind, sondern eine lange Tradition aufweisen. So sind diese bereits im Hinduismus, Buddhismus oder auch der christlichen Tugendlehre zu finden.(vgl. 25:20 - 25:49). Auch zeigt die Lebensreformbewegung auf, dass Menschen sich schon seit langem kritisch mit der starken Ausrichtung an materiellen Dingen auseinandersetzen (vgl. 25:50 - 26:22). Schon lange gibt es also viele Konzepte, Bewegungen und Begriffe, die sich alle in dem Punkt einig sind, ,,dass es um eine Abkehr von dem Zuviel geht, und das mit dem Ziel eines guten Lebens, dem Wunsch nach einem guten Leben jenseits von Massenkonsum und Überfluss" (26:27 - 26:56).Muster führt seit 2021 ein Forschungsprojekt mit dem Namen "Mein Ding – Ich bin, was ich nicht habe" durch, das aktuell immer noch läuft (vgl. 37:46 - 38:38). Vor der Durchführung der Studie stellte sie gemeinsam mit ihren Kollegen Vermutungen über die Chancen und Risiken an, welche Decluttering für die Förderung eines suffizienten Konsumverhaltens mit sich bringen könnte.Mögliche Chancen des Decluttering für die Förderung eines suffizienten Konsumverhaltens:Die Decluttering-Ratgeber eignen sich für diverse Bevölkerungsgruppen, da sie in einfacher Sprache geschrieben und somit für eine breite Masse anwendbar sind. (Vgl. 38:40 - 39:20)Da es beim Decluttering nicht darum geht, lediglich zu überlegen, wie man zukünftig nachhaltiger konsumieren kann, sondern man sofort mit den Dingen beginnt, welche einen im eigenen Zuhause umgeben, sind die Effekte des Ausmistens direkt zu spüren in Form des Empfindens von Befreiung und Entlastung, welche mit dem Entrümpeln einhergehen (Vgl. 39:21 – 39:53)Des Weiteren nimmt man an, dass eine aktive Auseinandersetzung mit dem Besitz Reflexionsprozesse anregt, die dabei helfen können, Bedürfnisse zu erkennen und Konsumroutinen zu hinterfragen. Diese Reflexion ist nach dem aktuellen Forschungsstand maßgebend für die Verwirklichung eines nachhaltigen bzw. suffizienten Konsums (Vgl. 39:55 – 40:29)Mögliche Risiken des Decluttering für die Förderung eines suffizienten Konsumverhaltens:Kritisch sind die Decluttering-Ratgeber unter anderem deshalb zu betrachten, da sie sich häufig lediglich auf die Gebrauchsgüter im eigenen Haushalt fokussieren, aber nicht auf die tatsächlich relevanten Bereiche, welche hohe CO2-Emissionen verursachen wie z.B. Wohnfläche, Heizung, Auto usw. (Vgl. 42:00 - 42:31).Ebenfalls kritisch zu betrachten sind Influencer, da man annimmt, dass diese zwar aufgeräumte Wohnungen und Kleiderschränke haben, dafür jedoch stärker ressourcenintensive Verbrauchsgüter und Dienstleistungen nutzen wie z.B. Mobilität, auswärts essen usw. Dies wird häufig jedoch nicht bedacht und vermittelt somit ein falsches Bild. (Vgl. 42:35 – 43:15).Ein weiteres Risiko, welches mit dem Decluttering einhergeht und von Muster als besonders hohes Risiko eingeschätzt wird, ist, dass das Ausmisten dazu motivieren kann, Neuanschaffungen zu tätigen (Prinzip one in one out). Dadurch würde Decluttering möglicherweise im Umkehrschluss dazu beitragen, dass das Konsumverhalten nicht nur aufrechterhalten, sondern eventuell sogar verstärkt wird. (Vgl. 43:19 – 44:18 )Diesen Überlegungen geht Muster im Rahmen des Forschungsprojektes nach. Dieses führt sie gemeinsam mit ihren Kollegen der TU Berlin, dem ConPolicy Institut für Verbraucherpolitik sowie Bürgerwissenschaftlern durch. Letzteres sind Bürger, die sich freiwillig dafür angemeldet haben, am Forschungsprojekt teilzunehmen. Jedoch sind sie nicht nur Teilnehmer, sondern Mitgestalter des Projektes. Sie konnten mitwirken bei der Entwicklung der Fragestellung sowie des Umsetzungsdesigns, der Datenerhebung und auch der anschließenden Auswertung. (Vgl. 36:30 – 37:45).Die Bürgerwissenschaftler setzen sich primär aus älteren Menschen zusammen, die im Laufe ihres Lebens eine Menge an Konsumgütern angesammelt haben – mittlerweile mit der Feststellung, dass sie diese enorme Masse in großen Teilen gar nicht benötigen. Auch sind die Teilnehmenden größtenteils Akademiker und weiblich. Dennoch hält Muster die Studie für repräsentativ (Vgl. 47:48 – 49:04).Die genannten Faktoren haben jedoch nachweislich einen Einfluss auf das Konsumverhalten, weil ältere Menschen in der Regel mehr besitzen als jüngere. Auch Menschen weiblichen Geschlechts sowie Menschen mit großer Wohnfläche neigen dazu, mehr zu besitzen. Auch spielt der Bildungsgrad in Bezug auf das Konsumverhalten eine entscheidende Rolle, da Menschen mit einem höheren Bildungsgrad i.d.R. ein höheres Einkommen haben und dadurch oftmals mehr konsumieren (Vgl. 49:05 – 49:45).Zunächst wurden die Bürgerwissenschaftler befragt, was sie sich selbst vom Ausmisten erhoffen. Die häufigsten Schlagworte waren hierbei: ,,Mehr Klarheit, Übersicht, Ordnung, Entlastung, Erleichterung, Entspannung, Seelenruhe, mehr Freiheit, Befreiung, Freiraum, mehr Zeit und weniger Aufwand". Dies verdeutlicht, dass mit dem Überkonsum stark negative Emotionen verbunden sind. (Vgl. 46:00 – 46:50).Anschließend erhielten die Bürgerwissenschaftler bzw. Teilnehmenden Übungen mit Tipps zum Reflektieren, zum Dokumentieren und zum Ausmisten, wozu sie selbst Erfahrungsberichte angefertigt haben. Daraufhin haben sie selbst mit Personen aus ihrem Umfeld Befragungen zu deren Erfahrungen mit Besitzreduktion und Ausmisten durchgeführt. (Vgl. 44:23 – 45:06).Dabei kam heraus, dass die Mehrheit der Befragten den Platz, welchen sie durch das Ausmisten gewonnen haben, auf lange Sicht nicht frei halten konnten und dieser sich wieder gefüllt habe. Ein kleiner Teil gab an, hierzu keine Angaben machen zu können, oder auch, dass dies je nach Kategorie (Kleidung, Technik…) variiere. In manchen Kategorien hätten sie den gewonnenen freien Platz auf lange Sicht halten können, in anderen wiederum habe sich der Platz nach kurzer Zeit wieder gefüllt. Insgesamt zeigte sich mehrheitlich die Tendenz, dass sich der Platz nach dem Ausmisten auf lange Sicht wieder gefüllt hat. (Vgl. 49:48 – 50:49)Auch wenn die Studie aktuell noch immer läuft, stellt Muster aus den bereits gewonnenen Erkenntnissen ein vorläufiges Fazit an:Das Interesse an Minimalismus und Decluttering resultiert oftmals auf der negativen Wahrnehmung des Konsumdruckes (Vgl. 51:45 – 52:22)Die Übungen zu der bewussten Auseinandersetzung mit dem Besitz können dabei helfen, das Anschaffungsniveau zumindest für einen bestimmten Zeitraum zu senken. Unklar ist es noch, ob dieser Effekt nur vorübergehender Natur ist (Vgl. 52:23 – 52:49)Weiterhin ist bisher noch unklar, mit Hilfe welcher Maßnahmen genau dieser Rückfall oder auch das weitere Beibehalten der alten Konsumgewohnheiten verhindert werden kann. (Vgl. 52:52 – 53:03)Muster sieht die Besitzreduktion als Chance, jedoch nicht als Garantie an, sein Konsumverhalten nachhaltig zu verändern. Jedoch betont sie, dass hierfür Unterstützung notwendig sei. (Vgl. 53:04 – 53:23)Als besonders hohes Risiko betont sie die "one in one out-Praktiken", die dazu führen können, Konsum nicht nur aufrechterhalten, sondern sogar zu verstärken. (Vgl. 53:25 – 53:50)QuelleDeutschlandfunk Nova Podcast: Überfluss. Was Ausmisten (nicht) mit nachhaltigem Konsum zu tun hat, 31.08.2023. Online verfügbar unter: https://www.deutschlandfunknova.de/beitrag/ueberfluss-was-ausmisten-nicht-mit-nachhaltigem-konsum-zu-tun-hat (zuletzt geprüft am 19.11.2023)
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Piotr Banaś ist eine Koryphäe auf dem Gebiet deutscher und polnischer Post- und Ansichtskarten. Schon vor 10 Jahren hat er einen interessanten Bildband herausgebracht, in dem er sich mit der Aneignung von Niederschlesien mit den Mitteln der Postkartenproduktion nach 1945 beschäftigt. Dieser viel zu wenig beachtete Band soll hier erneut in Erinnerung gerufen werden. Wobei "Aneignung" (oswajanie) hier vielleicht nicht das richtige Wort ist, zunächst wäre wohl das Wort "Polonisierung" richtiger.Die erste Ansichtskarte im Besitz des Autors, die aus den "Wiedergewonnenen Gebiete", wie die ehemals deutschen Ostgebiete von Mitte 1945 an in Polen genannt wurden, stammte aus Bad Altheide im Glatzer Land. Es war eine deutsche - in leichter Sepia gehaltene - Landschaftskarte, auf deren Rand der Absender handschriftlich den neuen polnischen Namen Puszczykowo-Zdrój (heute Polanica-Zdrój) markierte. Diese Praxis war anfangs gang und gäbe, so Banaś. Polnische Fotografen unter den Ansiedlern, die in den Besitz deutscher Fotostudios und -ateliers kamen, verkauften zunächst Ware aus noch vorhandenen "deutschen Altbeständen". In der Regel (aber nicht immer) strichen sie die deutschen Beschriftungen durch oder überstempelten sie mit dicken Streifen und/oder überschrieben diese mit polnischen Bezeichnungen. Für den Historiker ist von Bedeutung, dass die Karten oft die vorläufigen polnischen Namen der niederschlesischen Orte und Landschaften trugen, bis sie nach und nach (bis in die 1950er Jahre) verändert und vereinheitlicht wurden. So sehen wir neben "Karkonosze" – dem polnischen Namen für das Riesengebirge - hin und wieder auch die wortwörtliche Übersetzung Góry Olbrzymie, so steht Wieniec Zdrój für Świerardów Zdrój (Bad Flinsberg) oder die anfangs erwähnte Bezeichnung Puszczykowo-Zdrój für Bad Altheide. (S. 17-20)Deutsche Kinder mit polnischen FahnenDie "deutschen" Karten zeigten oft menschenleere Motive, Stadtpanoramen und Berglandschaften, die sich weitgehend problemlos für polnische Kunden und Adressaten von damals eigneten. Aber an vielen Beispielen zeigt Banaś auch, wo noch "deutsches Leben" auf den Straßen sichtbar wird, was Gebäude, Fahnen, Ladenschilder, Autos, aber auch Menschen verraten, u.a. Jungs in Lederhosen, die in Polen eindeutig nicht getragen wurden. (S. 72-81) Auch die ersten Glückwunsch- und Feiertagskarten wurden nach gleichem Verfahren umgedeutet und vertrieben. (S. 21-24) Manchmal nimmt die Aneignung – hier im richtigen Sinne des Wortes – groteske Züge an: Beispiel ist ein Leporello, das ursprünglich dem Rübezahl-Verlag in Krummhübel (Karpacz) entstammte, wo zunächst auf zwei Farbkarten putzige deutsche Kindergestalten mit eingefügten polnischen Fahnen vor einer Gebirgslandschaft Ferienstimmung verbreiten sollen. Bei dem dritten Motiv staunt man aber gewaltig – es könnte von einem Kraft-durch-Freude-Plakat stammen: Ein hochgewachsener blonder "Arier", begleitet von einer kräftigen, sportlichen Blondine, bestimmt mit einer selbstsicheren Geste die Richtung und sendet Grüße aus Dolny Śląsk, wie Niederschlesien nun auf Polnisch heißt. Auch wenn die Bildersprache des Dritten Reiches und des "sozialistischen Realismus" durchaus vergleichbar waren, so verweist die Haltung des Mannes (aber auch seine Kleidung und Ausrüstung) auf ein deutsches Muster. Eine stalinistische Adaptation müsste mindestens verlangen, dass beide Gestalten rote Pioniertücher tragen, selbst das ist nicht der Fall, die karierten Kleidungsutensilien korrespondieren bei Mann und Frau mit den Farben der Landschaft. (S. 107-109)Banaś ist aber vor allem ein Genre-Historiker, seine Ausführungen über die ersten Grafikbetriebe, die sich der "polnischen" Postkarten aus Niederschlesien angenommen haben, sind fundiert und spannend gleichermaßen. Natürlich ging es dabei oft um Propaganda und die Vereinnahmung des deutschen Raumes für die polnische Öffentlichkeit: Weder die Ansiedler, noch die im polnischen "Mutterland" verbliebenen Adressaten dieser Karten wussten etwas über die neuen Städte und Landschaften. Somit gehörten die slawischen (sprich: polnischen) Spuren, darunter Architekturdenkmäler, Kirchen, Sarkophage von Piasten-Herzogen zu den beliebtesten Motiven der neuen polnischen Produktionen. Nicht selten wurden Parallelen zwischen den "polnischen" Rittern des Mittelalters und den polnischen Soldaten sichtbar, die heute wie damals die "Wacht an der Oder" hielten.Die Rolle des WestinstitutsEine bedeutende Rolle bei der Idee und Herstellung solcher Karten spielte damals das Posener Westinstitut (Instytut Zachodni), das die kaum vorhandene Wissenskompetenz über die Oder- und Neiße-Gebiete nun auch mit anspruchsvollen Postkarten füllte und sich stark für deren politische Aneignung wie kulturelle Polonisierung einsetzte. Die 24 editorisch hervorragend herausgegebenen Postkarten des Westinstituts, die ab 1948 erschienen und wichtige polnische Spuren in den Wiedergewonnenen Gebieten zeigten, sollten vor allem den polnischen Anspruch u.a. auf Breslau und Niederschlesien unterstreichen. Übrigens war dabei auch ein Bild der Lausitzer Hauptstadt Bautzen, wo der polnische König Bolesław der Tapfere im Jahr 1018 einen Friedensvertrag mit deutschen Fürsten schloss. Soweit ging die polnische Westgrenze nun nicht, aber die Karte zeigte einen polnischen Anspruch auf mehr… (S. 36-53)Der Bildband zeigt noch mehr "politische" Raritäten, etwa Bilder von 1945 von B. Sekuła, auf denen die Zerstörungen von Breslau kaum sichtbar sind (S. 56-66), in Gegensatz dazu steht eine Serie aus dem Jahr 1948 unter dem Motto "Wrocław oskarża" (Breslau klagt an, S. 67-71), die ein etwas anderes Bild auf den Zustand der Odermetropole wirft. Die Serie entspricht einer ähnlichen Produktion, die die Zerstörungen von Warschau thematisiert (wie der Autor schreibt, bleibt unklar, wen Breslau nun anklagt, den Gauleiter Hanke oder die Rote Armee). Hinzu kommt noch die politische Interpretation des Erscheinungsbildes. Die aufgeräumte, ruhig anmutende Stadt (von 1945!) sollte einladend wirken und möglichst viele Ansiedler ansprechen. Sie sollte den Eindruck vermitteln, eine normale, für die neuen Einwohner attraktive Stadt zu sein. In diesem Zusammenhang stehen auch einige "Auftragspostkarten", die von lokalen Behörden herausgebracht wurden und die Polen direkt aufforderten, sich anzusiedeln: "Przyjeżdżajcie na Dolny Śląsk" (Kommt nach Niederschlesien). Auf. S. 198 zeigt Banaś ein Foto eines großzügigen Landhofs in Czernica (Tschirne) bei Löwenberg (Lwówek Śl.), der nun von dem Ansiedler Stanisław Śmiechowski in Betrieb genommen worden isthat. "Ten dom czeka na Ciebie" (Dieses Haus wartet auf Dich) steht darunter.Erwähnenswert ist noch ein zweites Projekt des Westinstituts: Eine Serie zur Breslauer Ausstellung zu Wiedergewonnenen Gebiete, die in Form eines 6-seitigen Postkarten-Büchleins 1948 veröffentlicht wurden. Auch wenn der Grafiker nicht genannt wird, heben sich die Bilder in Form von Propagandaplakaten durch ein professionelles und ästhetisches Konzept ab. Die Karten sind farbig und zeigen in polnischer und englischer Sprache die Vorzüge der polnischen Westgebiete in den Kategorien Polen in Europa, Bevölkerung, Anzahl der Ansiedler, polnische Bevölkerung vor und nach 1945, Schul- und Hochschulwesen, Anteil der Kohleproduktion an der Gesamtproduktion vor und nach 1945. Auch wenn die Zahlen aus heutiger Sicht nicht aussagekräftig sind (z.B. die stellte Kohleproduktion in den Wiedergewonnenen Gebieten 1938 9% der deutschen Produktion dar, während sie 1947 45% der polnischen Produktion ausmachte, S. 131-135), so bestechen die Bilder durch unkonventionelles, modernes Design. Auch sonst nehmen Bilder der genannten Ausstellung aus dem Jahr 1948 mehrere Seiten des Werkes in Anspruch (136-147).Einen großen Anteil an den Bildpostkarten haben Motive, die von Künstlern, in der Regel Grafikern, gestaltet wurden: Wacław Łobanowski (S. 82-85), Henryk Wieczorek (86-91), Felicja Potyńska (92-96) und Andrzej Kurkiewicz (97-98).Auch Privatinitiative war gefragtDer Leser erfährt auch von einigen "privaten" polnischen Fotografen und Postkartenherstellern, die sich auf diesem Gebiet im Rahmen der "privaten Initiative" auf dem Markt etablierten, zum Beispiel der aus Lemberg stammende Jerzy Mańkowski, der sich in Glatz (Kłodzko) niedergelassen hatte und zunächst Bilder dieser Stadt aus dem Studio seines Vorgängers nutzte. Kein anderer "privater" Fotograf hat seine Firma so weit entwickelt wie der eben genannte Mańkowski, dessen Bilder es bis in die ersten Bildbände über die Wiedergewonnenen Gebiete schafften (S. 72-81). Erwähnenswert ist auch, dass Mańkowski 1957 nach Westdeutschland fuhr, um sich in die Technologie der Farbbildherstellung einweisen zu lassen. Allerdings wurden danach die Möglichkeiten für kleine private Betriebe in Polen wieder beschnitten.Insgesamt ist das Werk eine gelungene inhaltliche und ästhetische Darstellung von Ansichtskarten-Propaganda, mit der Niederschlesien nach 1945 den Polen nähergebracht werden sollte: Einerseits den Siedlern helfen, sich im neuen Land heimisch(er) zu fühlen, andererseits den übrigen Polen beweisen, dass die Region vor Jahrhunderten schon zu Polen gehörte und nun auf Ewigkeit im neuen Polen verbleiben soll. Das Werk empfehle ich Leserinnen und Lesern, die sich mit der Geschichte Niederschlesiens und Nachkriegspolens befassen ebenso wie all denen, die sich für das Medium Post- und Ansichtskarte, zumal in diesem spannenden historischen Kontext, begeistern.Piotr Banaś: Oswajanie Ziem Odzyskanych, Korporacja Polonia, Warszawa 2009, 204 S.Preis 27 PLN https://dedalus.pl/Oswajanie-ziem-odzyskanych-Dolny-slask-na-poczotwkach-Pawe-Banas