Am Beispiel der Pflege, Behindertenhilfe und Sozialpsychiatrie werden Sektoralisierungsphänomene örtlicher Hilfesysteme dargestellt. Diese führen u.a. zur unzureichenden Versorgung von Leistungsberechtigten mit 'komplexem', feldübergreifendem Bedarf. Die Nutzer_innen Sozialer Dienste benötigen eine umfassende, leistungsbereichsübergreifende Beratung, die in räumlicher Nähe verfügbar ist. Vorgeschlagen wird die Schaffung von 'örtlichen Teilhabezentren' als dezentrale übergreifende Anlaufstellen.
Potentials of Coordination for Local Politics of Care, Disability and Mental Health Service The aim of the research project was to explore possibilities for municipalities to optimize the local design of participatory services in nursing, assistance for the disabled and mental health in interaction with relevant local actors. Using the example of the district of Siegen-Wittgenstein, the research project investigates possible sectoralisation phenomena, cooperation needs and coordination potentials in these fields. The results support assumed sectoralisation problems, arising mainly from the legal allocation of services to legal funding systems, professional assumptions, occupational groups and routines practiced in the fields, which are firmly institutionalized in the respective organizations. Recommendations include integrated coordination and planning efforts that link the various regional levels of action and fields, and the creation of several so-called 'local participation centers' in the district in order to foster despecialisation and strengthen socio-spatial orientation.
2. Hrsg.: Martin F. Reichstein Förderung durch: Forschungsinstitut für gesellschaftliche Weiterentwicklung (FGW) ; Seit September 2016 führt das Zentrum für Planung und Evaluation Sozialer Dienste (ZPE) der Universität Siegen das Forschungsprojekt "Koordinationspotenziale kommunaler Teilhabepolitik in der Pflege, Behindertenhilfe und Sozialpsychiatrie (KoKoP)" durch. Das Projekt wird im Rahmen des Programms "Vorbeugende Sozialpolitik" des nordrheinwestfä- lischen Forschungsinstituts für Gesellschaftliche Weiterentwicklung (FGW) finanziell gefördert. Ziel des Projektes ist es, anhand empirischer Untersuchungen Erkenntnisse darüber zu gewinnen, welche Möglichkeiten für Kommunen bestehen, durch Planung und Koordination die Wirkungen von Teilhabeleistungen in den Leistungsbereichen der Pflege, Behindertenhilfe und Sozialpsychiatrie zu optimieren. Zudem soll der Frage nachgegangen werden, wie professionelle Hilfen stärker mit informellen Ressourcen im Vor- und Umfeld des Leistungsgeschehens verknüpft werden können. Mögliche Problemquellen werden u.a. in einer ausgeprägten Sektoralisierung des Leistungsgeschehens, mangelnder Kooperation sowie in einer geringen Sozialraumorientierung vermutet. Im Rahmen eines eintägigen Expertenworkshops am 14. November 2017 wurden zum einen Zwischenergebnisse bisheriger Untersuchungen vorgestellt und diskutiert. Zum anderen wurden in drei Arbeitsgruppen zentrale Fragestellungen des Projekts erörtert. Der vorliegende Band ist eine Zusammenschau von Beiträgen einzelner Teilnehmer*innen dieses Workshops.
Zusammenfassung Der Beitrag stellt Ergebnisse empirischer Untersuchungen zu den Feldern der Behindertenhilfe, Pflege und Sozialpsychiatrie zur Diskussion, die im Rahmen des zweijährigen Forschungsprojekts KoKoP durch eine Forschungsgruppe des ZPE der Universität Siegen durchgeführt wurden. Diese bestätigen Annahmen über Sektoralisierungsprobleme in der Erbringung von Unterstützungsleistungen im Einzelfall, aber auch auf der Ebene des kommunalen Angebotssystems. Sektoralisierungsphänomene ergeben sich vor allem aus leistungsrechtlichen Zuordnungen, fest verankerten fachlichen Annahmen, Berufsgruppenprofilen sowie aus praktizierten Routinen der jeweiligen organisationalen Felder, die in den ihnen zugehörigen Organisationen institutionalisiert sind. Abschließend werden Implikationen für die kommunale Planungspraxis dargestellt sowie weitergehender Forschungsbedarf skizziert. Abstract: Results from Empirical Studies on Local Fields of Disability Services, Long-Term Nursing Care and Mental Health Services This paper presents results from empirical studies on local fields of disability services, long-term nursing care and mental health services which were carried out by a research group of the ZPE, University of Siegen. Results support assumptions about sectoralization problems in the provision of services at both individual and service system level. Sectoralization phenomena stem primarily from the assignment of services to legal categories of funding systems, from taken-for-granted assumptions in use, but also from professional traditions and routines practiced in each field. Finally, challenges and options for local communal planning practice are presented, while further research needs are outlined.