Suchergebnisse
13 Ergebnisse
Sortierung:
World Affairs Online
Familiäres Freizeitverhalten und soziale Ungleichheit: eine multivariate Analyse von familiären Ressourcen expressiver Interaktion und innerfamiliären Spannungen
In: Methoden der Freizeitforschung, S. 189-227
Es wird demonstriert, daß die bisherige Tradition, die Bedeutung schichtspezifischer Unterschiede des Freizeitverhaltens zu erforschen, überholt ist. Mit einem Aufriß der begrifflichen und theoretischen Unklarheit von Konzepten sozialer Ungleichheit und der Widersprüchlichkeit verschiedener Forschungsergebnisse werden einfache mechanistische Thesen über Einflüsse von Schichtung oder Beruf auf das individuelle Freizeitverhalten zurückgewiesen. Im Bezug auf ein theoretisches Modell des Familienprozesses werden familienzentrierte Tätigkeiten bestimmt, zu denen auch die Freizeitaktivitäten gehören; eigene empirische Befragungsdaten werden auf der Basis dieses ressourcen- und handlungstheoretischen Konzepts nach dem Modell der rekursiven Pfadanalyse verarbeitet. Familiäre Interaktionen und Konfliktbewältigungen werden als wesentliche Faktoren für die Freizeitverhaltensweisen hervorgehoben. (HA)
"Norddeutsch - Süddeutsch": zur Kulturarbeit des vorurteilshaften Erinnerns
In: Fremdheit und Migration, S. 103-143
Durch eine Untersuchung der Konfliktwelt zwischen dienstverpflichteten schwäbischen Werkmeistern und einheimischen Arbeitern zweier Rüstungsfabriken in Hamburg-Langenhorn zwischen 1935 und 1945 sollen Vorwurfshaltungen als wirksames und sinnvolles Mittel der Kulturarbeit dargestellt werden. In lebensgeschichtlichen Interviews werden drei Gruppen nach damaligen, konflikthaft aufeinander prallenden Kulturmustern befragt: aus Hamburg stammende Mitarbeiter, in Hamburg gebliebene und in den Heimatort zurückgekehrte Schwaben. Es wird ausgeführt, daß folklorisierte Vorwurfshaltungen (Nahrung, Dialekt, Tracht, St. Pauli-Image) von beiden Gruppen geteilt werden und als ritualisierte Formen einer gemeinsamen Konfliktbewältigung aufzufassen sind. Demgegenüber werden wechselseitige Vorwürfe (Neid, Fremdheit, Freistellung vom Kriegsdienst) als nicht verarbeitet geschildert. Es wird geschlossen, daß der wechselseitige Konfliktstoff und die geteilten Vorwurfshaltungen zu einem "sinnvollen Kulturmuster" gehören. (HS)
Hegemonialanspruch und Friedensfähigkeit der Supermächte
In: Das Erbe des Sokrates: Wissenschaftler im Dialog über die Befriedung der Welt, S. 119-135
Der Verfasser beschäftigt sich mit dem grundlegenden Widerspruch zwischen Hegemonial- und Friedenspolitik der beiden Supermächte. Die konflikttheoretisch und vergleichend argumentierende Arbeit führt zu folgenden Thesen: Eine Verständigung zwischen den beiden Weltmächten, beispielsweise im Sinne eines Verhaltenskodexes, ist zur Zeit äußerst unwahrscheinlich. Einem solchen Verhalten stehen sowohl die östliche Ideologie als auch eine seit langem kurzsichtige Interessenpolitik des Westens entgegen. Hoffnungsvoller ist, daß Entwicklungen in der Dritten Welt selbst interventionistischer Politik entgegenwirken. Wo Nationalismus sich ausbreitet, werden aller Wahrscheinlichkeit nach auch immer gesellschaftliche und zwischenstaatliche Konflikte zunehmen, aber gleichzeitig wird zumindest in der Tendenz dem Interventionismus von außen vor Ort der Boden entzogen. Wenn Konflikte in der Dritten Welt, die in aller Regel lokale Ursachen haben, kaum noch erfolgreich von außen kontrollierbar sind und militärische Interventionen immer häufiger negative Wirkungen zeigen, werden solche Erfahrungen zu einem bedeutsamen Faktor gegen die Versuchungen des Interventionismus. Es wäre um die Chancen des Weltfriedens sicher besser bestellt, wenn Europa, gerade weil es keine wirkliche Weltmachtrolle mehr spielen kann, dort vermittelnd und ausgleichend wirken würde, wo die Großmächte immer noch aufeinanderzustoßen drohen, mit der bleibenden Gefahr, durch ihre Konfrontationen in einer unberechenbaren Dritten Welt auch Europa in den Abgrund zu zerren. (SJ)
Politisch motivierte Gewalt in der modernen Gesellschaft
In: Aus Politik und Zeitgeschichte: APuZ, Band 1987, Heft B 48, S. 29-37
ISSN: 0479-611X
"Gewalt kann man nicht aus der Welt schaffen. Kulturelle Verhaltensmuster können die Aggression jedoch bändigen, eingrenzen und unter Kontrolle halten. Was die politische Gewalt angeht, so ist es für alle verbindliche Rechtsordnung, die den inneren Frieden einer Gesellschaft dadurch sichert, daß dem Staat das Gewaltmonopol zugesprochen und dessen Ausübung an strikte Rechtsregeln geknüpft wird. Die gegenwärtigen Gefahren für unsere politische Kultur beruhen darauf, daß das Verständnis dafür, wie stark die Kultur der Freiheit von diesen beiden Bedingungen abhängt, weitgehend verloren gegangen ist und physische Gewaltsamkeit mehr und mehr akzeptiert wird. In diesem Zusammenhang wird die Entgrenzung des Gewaltbegriffs, die zunehmende Akzeptanz politischer Gewaltsamkeit, die Pervertierung des Widerstandsrechts, die Duldung von Rechtsverletzungen, das Zurückweichen vor physischer Gewaltsamkeit, wenn sie politisch motiviert wird, und schließlich die Hilflosigkeit der staatlichen Reaktion, die zu symbolischer oder Affekt-Gesetzgebung flüchtet, wo durchdachte Strategien geboten wären, erörtert. Der Beitrag zeigt auf, welche Maßnahmen notwendig sind, um den politisch motivierten Gewaltaktionen wirksam zu begegnen. Es werden die Versäumnisse benannt und die Frage gestellt, weshalb Politiker nicht in gleicher Weise Anstrengungen zur Entwicklung und Durchsetzung einer die Gewalttätigkeit ächtenden Kultur der friedlichen Austragung von innerstaatlichen Konflikten unternehmen, wie sie um die Erhaltung des Weltfriedens bemüht sind. Anschließend wird der Frage nachgegangen, wie den inhaftierten Terroristen der Rückweg in die Gesellschaft erleichtert werden kann. Gegenüber diffusen Aufforderungen zur 'Versöhnung' wird deutlich gemacht, welche Möglichkeiten bereits das geltende Recht dafür enthält, vorausgesetzt, daß die ehemaligen Terroristen sich glaubhaft von der Gewaltsamkeit als Mittel politischer Auseinandersetzungen abwenden." (Autorenreferat)
Die Parteien und die politische Kultur des Konflikts
In: Parteien in der Krise: das Parteiensystem in der Bundesrepublik und der Aufstand des Bürgerwillens, S. 49-58
Der Verfasser erläutert die von ihm aufgestellte These, daß sich der Hindenburgsche unpolitische Traum von Harmonie und Idylle als Ziel der Politik bis heute vererbt hat, wenn auch unter gewandelten Vorzeichen; er deformiert die Parteien selbst dazu, sich als die Gralshüter des Vaterlandes oder der Verfassung aufzuspielen, die sie nicht sind. Im Ergebnis wird festgestellt, daß auf politischem Feld offenbar die deutsche Erblast weiterhin wirksam bleibt. Einerseits machen die Parteien sich als Konfliktträger verdächtig und unbeliebt. Andererseits ist für sie die Versuchung groß, sich nicht wirklich als Partei, als Teilgruppierung im legitimen Interessenstreit darzustellen, sondern sich mit einem überparteilichen Alleinvertretungsanspruch auf Grundwerte oder auf die "Gemeinsamkeit der Demokraten" wie mit einer Keule zu bewaffnen, um damit den Gegner niederzuschlagen. Die Überwindung der Erblast scheint nur möglich, wenn es den Parteien gelänge, eine politische Kultur der Freiheitswahrung zu entwickeln, die Konflikte nicht verdeckt, sondern offen und gelassen austrägt. (TR)
Die gesellschaftliche Wirklichkeit der Natur: neue Aufgaben für die Sozialwissenschaften
In: Politik und die Macht der Technik: 16. wissenschaftlicher Kongreß der DVPW 7. bis 10. Oktober 1985 in der Ruhr-Universität Bochum ; Tagungsbericht, S. 421-433
Angesichts aktueller Entwicklungen in Natur, Umwelt, Technik und Ökonomie werden neue Aufgabenstellungen für die Sozialwissenschaften diskutiert. Dazu wird die Ausblendung des Naturzusammenhangs am Beispiel der herrschenden nationalökonomischen Theorien verdeutlicht. Die traditionelle strikte Trennung zwischen Natur- und Geistes- bzw. Sozialwissenschaften wird durch die gesellschaftliche und natürliche Realität des 18. und 19. Jahrhunderts erklärt. Sie entspricht nach Ansicht des Autors einer unnatürlichen Erfahrung des Menschen und einer unmenschlichen Erfahrung der Natur. Die Veränderung der Konfliktaustragung in der heutigen Gesellschaft wird auf die Rolle der Technik bezogen. Anhand der Akzeptanz und der Sozialverträglichkeitsproblematik der neuen Technik wird begründet, warum sich die Sozialwissenschaften nicht nur mit den sozialen Konflikten, sondern auch mit den Gegenständen der Konflikte, also u. a. der Technik selbst, zu befassen haben. (HA)
Konflikthandeln von Betriebsräten: Handlungsmuster betrieblicher Interessenvertretungen ; zwei Fallstudien
In: Untersuchungen des Instituts zur Erforschung sozialer Chancen (ISO), Köln
Restrukturierung der Energiepolitik durch neue soziale Bewegungen?: die Beispiele Zwentendorf und Hainburg
In: Österreichische Zeitschrift für Politikwissenschaft, Band 15, Heft 1, S. 61-72
Der Beitrag stellt dar, wie sich in Österreich am Beispiel der Kernkraftwerke Zwentendorf und Hainburg die energiepolitische Entscheidungsfindung zu einem politischen Konflikt ausweitete. Aufgezeigt wird, wie sich eine öffentliche, nationale Kontroverse um die beiden Projekte entwickelte und es so nicht mehr möglich war, die Entscheidung für die Kernkraftwerke auf normalen administrativem Wege durchzubringen. Der Widerstand aus den Reihen der Anti-Atomkraft-Bewegung bzw. der Ökologiebewegung und betroffener Bürger führte zu einer die Systemrationalität überschreitenden Konfliktdynamik. Durch die Teilnahme neuer Akteure und die Änderungen der Wege der Entscheidungsfindung kam es zu einer Restrukturierung etablierter Energiepolitik. Im Fall Zwentendorf endete der Protest in einer Volksabstimmung mit der Folge von zwei Volksbegehren, im Fall Hainburg mit der Einsetzung eines Regierungsbeauftragten und einer Ökologiekommission, auf deren Einfluß hin die Regierung auf das Kernkraftwerk verzichtete. So verlagerte sich die Bestimmung der Energiepolitik von vordergründig technisch-betriebswirtschaftlichen Kriterien zu ökologischen Aspekten und zu einer grundlegenden Neuordnung von Bürgerbeteiligung. (AF)
Entwicklungsperspektiven der Ost-West-Beziehungen
In: Leviathan: Berliner Zeitschrift für Sozialwissenschaft, Band 15, Heft 1, S. 126-140
ISSN: 0340-0425
In dem Beitrag wird davon ausgegangen, daß die in der Dritten Welt zu beobachtenden eigenständigen Entwicklungen die Handlungsspielräume der Großmächte mehr und mehr einschränken werden. Die Rüstungskontroll-Problematik wird jedoch zentraler Gegenstand der Ost-West-Beziehungen bleiben, solange die Rüstungskonkurrenz eine beherrschende Rolle spielt. Als Ansatzpunkt der Analyse wird ein Rückblick auf die Geschichte der Ost-West-Beziehungen genommen, um dann von dieser Grundlage aus eine Bewertung der Ausgangslage für zukünftige Entwicklungen vorzunehmen. Dabei werden über die Rüstungsproblematik hinaus zwei politisch sensible Problembereiche herausgearbeitet, die im nächsten Abschnitt behandelt werden: die Weiterentwicklung der Konfrontation in Europa an der direkten Nahtstelle des Ost-West-Konfliktes und die Entwicklung an der geopolitischen Peripherie in der Dritten Welt. Es wird deutlich gemacht, daß die geopolitische Peripherie schrumpft und die Dritte Welt sich in Zukunft immer weniger für diese Rolle eignen wird. In einer solchen Entkoppelung von Dritter Welt und Industriegesellschaften liegt auch eine Chance für die Entwicklung der Ost-West-Beziehungen. In den abschließend entwickelten Perspektiven wird auf die Notwendigkeit neuer Akzentsetzungen in den Ost-West-Beziehungen eingegangen. Bei diesen Akzenten handelt es sich im einzelnen um: Mäßigung in der ideologischen Auseinandersetzung; Mäßigung in der Rüstungskonkurrenz; Vertrauen schaffende Sicherheitsstruktur; positive Interdependenz; gemeinsame Institutionen; geopolitische Entkoppelung. (KW)
Ecology and economics
In: Ekistics: Oikistikē : the problems and science of human settlements, Band 54, Heft 327, S. 326-328
"...weil wir praktisch in 'ner verkehrten Welt leben": Schichtarbeiter und ihre Frauen erzählen
"Ich war vor kurzem mal bei meinem Schwager eingeladen. Der ist Ingenieur im öffentlichen Dienst. Und da waren mehrere Leute, die auch im öffentlichen Dienst arbeiten. Die haben mich gefragt: 'Ham Sie eigentlich auch gleitende Arbeitszeit?' - Ich sach': 'Ja, meine Woche beginnt Montagmorgen um sechs bis zwei ... und dann Sonntagabend um zehn bis annern Morgen um sechs. Und dann die nächste Woche von mittags zwei bis abends um zehn.' - Da hat man mich angeguckt, als
wenn man sagen wollte, der muß irgendwie nich' ganz hundertprozentig klar im Kopf sein ... 'Wieso, die stellen doch die Öfen übers Wochenende ab?' - Ich sach: 'Was?' Ich sach: 'Ham Sie überhaupt eine Vorstellung von einem Stahlwerk', ich sach, 'wo man überhaupt arbeitet?' Ich sach: 'Bei uns werden Montagmorgen die Maschinen angeschmissen, im Dreischichtsystem', ich sach, 'und dann geht das bis Sonnabendabend um zehn Uhr ... und natürlich nachts und Sonntags auch!' - 'Och ', ham die gesagt, 'das würd' ich nur zwei Tage machen, dann wär' ich tot'. ... Das kann sich mancher Außenstehende gar nicht vorstellen, wie das ist, wenn wir da mittags zur Schicht fahren - und statt in den Garten oder zum Baden zu fahren, müssen wir zur Schicht. Das ist ..." (Jürgen Mahnke, Schichtarbeiter)