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Konservatismus erscheint heute als ein kaum mehr scharf bestimmbarer Begriff, der ein breites Spektrum von Einstellungen, Meinungen und Verhaltensmustern kennzeichnet. Der Autor versucht, demgegenüber die sozialgeschichtlichen und ökonomischen Bedingungen des Konservatismus festzuhalten, den er als gesellschaftlich verursachte Abwehrhaltung gegen Emanzipationsbestrebungen definiert, die mit dem Aufstieg von Kapitalismus und Bürgertum beginnen und in der Französischen Revolution ihren ersten epochalen Niederschlag finden. Im Einzelnen behandelt der Beitrag die Denkstrukturen des Konservatismus, seine soziale Funktion und seine Entwicklung unter den Bedingungen des organisierten Kapitalismus, die revolutionär-konservative Konstruktion des Politischen, das Verhältnis zum Faschismus und die gegenwärtigen Ausprägungen des Konservatismus - altkonservative Renaissance, formierte Gesellschaft und technokratischen Konservatismus. (KA)

Der vorliegende Beitrag zeigt, daß die Gewerkschaften in ihren weit überwiegenden Positionen und Verhaltensweisen - Ausnahmen bestätigen die Regel - zu einer Institution und (erlahmten) "Bewegung" geworden sind, die zur selbstzerstörerischen "Zukunftslosigkeit" unserer Gesellschaft beiträgt, weil sie an überholten Ordnungen und Normen festhält. Trotz aller "Zukunftskongresse" sind sie zur Entwicklung alternativer humaner Strukturen des Arbeitens und Lebens nicht (mehr) fähig. Der Maßstab der Kritik sind dabei - so der Autor - nicht die subjektiven, "utopischen" Wunschvorstellungen eines linken Theoretikers, sondern die programmatischen Ansprüche, die die deutschen Gewerkschaften einmal selbst formuliert haben. Zur Bewältigung der schon lange schwelende Krise veranschlagt der Autor ca. zwanzig Jahre. Wenn es den Gewerkschaften bis dahin nicht gelingt, einen Ausweg aus der Sackgasse der individuellen Wohlstandsmehrung zu finden, für die sie sich jahrzehntelang hauptsächlich eingesetzt haben, werden sie zu "historischen Relikten" verkommen. (ICE)

Der Autor beschreibt zunächst drei Sichtweisen des Krieges: die konservativ-reaktionäre, die liberale und die revolutionär-fortschrittsorientierte Perspektive. Diese drei Typen der Einstellung zum Krieg legen eine gewisse ideengeschichtliche Eindeutigkeit nahe, doch eine genauere Betrachtung zeigt, dass es Überkreuzungen und Hybridbildungen gibt, die die Einstellungen unübersichtlich machen. Vor allem die revolutionäre und die reaktionäre Kriegsthematisierung sind bemerkenswerte Verbindungen eingegangen, wie der Autor in seinem Beitrag näher ausführt. Er untersucht ferner die Formierung der politischen Strömungen im Gefolge der Französischen Revolution, den Wandel des Krieges mit seiner vielgestaltigen Typologie sowie die Vorstellung vom Krieg als dem großen "Aufhalter". Er zeigt auf, dass das ursprünglich konservative Dilemma, den Krieg von prinzipialistischen Regeln und Mechanismen freizuhalten und ihn als eine von mehreren Optionen der Regierung geleitete Entscheidungsgewalt zu stellen, in jüngster Zeit in der Frage wieder aufgelebt ist, ob es bei schwerwiegenden Menschenrechtsverletzungen innerhalb eines Staates eine Pflicht anderer Staaten zu einer humanitären militärischen Intervention gibt, oder ob eine solche Erwartung ihrerseits einer politischen Güterabwägung unterliegt, bei der neben den zu erwartenden Kosten des Projekts auch die eigenen Interessen eine Rolle spielen. (ICI2)

Der Beitrag beschäftigt sich mit der Fortentwicklung der Hauptströmung des bundesdeutschen Konservatismus nach 1945: dem technokratischen Konservatismus. Es wird gezeigt, daß für die konservative Theorie (Gehlen, Schelsky, Freyer, Lübbe) das Verhältnis zur Technik eine zentrale Bestimmungsgröße für den Grad an verwirklichbarer Demokratie ist. Im "technischen Staat" herrscht der Sachzwangcharakter der technologischen Eigendynamik, der durch Individuen nicht beherrscht, höchstens absorbiert werden kann. Materielle Demokratie ist in diesem Kontext lediglich eine Worthülse. Politik wird zur Vollstreckung von Sachzwängen. In einem zweiten Schritt werden die Veränderungen dieses Konservatismus unter dem Eindruck der sich momentan vollziehenden technologischen Umwälzungen untersucht. Begriffe wie "3. technische Revolution", Silicon-Valley-Mythos, das Ende des "Post-histoire", konservative "Gestaltung" der Technik, "Wertekulturpolitik" und die "Entknebelung des Politischen" stehen für den Wandel in der konservativen Theorie. Der technokratische Neokonservatismus dient hierbei als Hintergrundfolie zum Verständnis neokonservativer Politik in der Bundesrepublik. Zum Schluß wird die Weiterentwicklung konservativer Theorie in den Zusammenhang der hohen Anpassungsfähigkeit und Weiterentwicklungsfähigkeit des Kapitalismus gestellt. Der technokratische Neokonservatismus wird so zu einer Strategie im Übergang vom Fordismus zum Postfordismus. (ICA)

Die studentischen Verbindungen (Korporationen) sind bislang von der sich mit dem gegenwärtigen Rechtsextremismus beschäftigenden Forschung kaum systematisch berücksichtigt worden. Dabei bilden die auf dem Lebensbundprinzip basierenden Zusammenschlüsse von Studenten (Aktive) sowie den das Studium bereits absolviert habenden Alten Herren, die vielfach Schlüsselstellungen mit Meinungsmultiplikatorenfunktion in Staat, Wirtschaft und Gesellschaft besitzen, der Potenz nach ideale Knotenpunkte im neurechten "Netzwerk". Die Autoren kommen zu folgendem Schluß: Die Verbindungen pauschal als rechtsextrem zu etikettieren, ist sachlich falsch und politisch problematisch. Einige von ihnen müssen bezüglich ihres Weltbildes und ihres politischen Verständnisses als "rechtsextrem" bezeichnet werden, andere bewegen sich in der Grauzone zwischen Rechtsextremismus und Konservatismus; der größte Teil allerdings dürfte eher traditionell konservative Einstellungen vertreten. (ICE)

Der Beitrag konzentriert Fragen einer Wirkungsgeschichte des Konservatismus um zwei Unterscheidungen: An dem, was nahe liegt, haben wir alle irgendein Interesse, ein höchst handfestes, primäres, oder ein mehr abgeleitetes, sekundäres. Bedeutung dagegen verleihen wir nachträglich dem, was uns eigentlich fern liegt, wir machen es gleichsam künstlich zum Interesse. Interessen sind das Geschäft all derer, die in den politischen Zeitauseinandersetzungen stehen, während Bedeutungsfragen eher die wissenschaftlichen Sinngeneratoren beschäftigen. Rückblickend ist für den Autor die wesentliche, substantielle Leistung des westdeutschen Konservatismus, die illusorischen Revolutionshoffnungen der 68er verhindert zu haben. Der Konservatismus ist damit schon allein demokratietheoretisch ein substantieller Teil der Öffentlichkeitsgeschichte der westdeutschen Nachkriegsdemokratie, und diese Geschichte ist bisher nirgends geschrieben worden. Sie muss mit der Weberschen Kategorie der "objektiven Möglichkeit" arbeiten: was wäre aus der westdeutschen Demokratie geworden, wenn es keinen konservativen Widerstand gegen das destruktive Potential revolutionärer Hoffnungen und ihres notwendigen Umschlags in Enttäuschungen gegeben hätte? Diese Geschichte kann aber geschrieben werden, weil sie nicht die geltenden Institutionen tangiert: "Und die Geltung von Institutionen sollte jedem Konservativen, sofern er sich nicht revolutionär gebärdet, am Herzen liegen". (ICA2). Die Untersuchung bezieht sich auf den Zeitraum 1945 bis 2005.

Der Beitrag konzentriert Fragen einer Wirkungsgeschichte des Konservatismus um zwei Unterscheidungen: An dem, was nahe liegt, haben wir alle irgendein Interesse, ein höchst handfestes, primäres, oder ein mehr abgeleitetes, sekundäres. Bedeutung dagegen verleihen wir nachträglich dem, was uns eigentlich fern liegt, wir machen es gleichsam künstlich zum Interesse. Interessen sind das Geschäft all derer, die in den politischen Zeitauseinandersetzungen stehen, während Bedeutungsfragen eher die wissenschaftlichen Sinngeneratoren beschäftigen. Rückblickend ist für den Autor die wesentliche, substantielle Leistung des westdeutschen Konservatismus, die illusorischen Revolutionshoffnungen der 68er verhindert zu haben. Der Konservatismus ist damit schon allein demokratietheoretisch ein substantieller Teil der Öffentlichkeitsgeschichte der westdeutschen Nachkriegsdemokratie, und diese Geschichte ist bisher nirgends geschrieben worden. Sie muss mit der Weberschen Kategorie der "objektiven Möglichkeit" arbeiten: was wäre aus der westdeutschen Demokratie geworden, wenn es keinen konservativen Widerstand gegen das destruktive Potential revolutionärer Hoffnungen und ihres notwendigen Umschlags in Enttäuschungen gegeben hätte? Diese Geschichte kann aber geschrieben werden, weil sie nicht die geltenden Institutionen tangiert: "Und die Geltung von Institutionen sollte jedem Konservativen, sofern er sich nicht revolutionär gebärdet, am Herzen liegen". (ICA2)

"Die Implosion des Ostens hat im Westen so etwas wie eine 'Entkernung des Politischen' ermöglicht: Die Biedermeier-Fassaden der alten Bundesrepublik werden hochgehalten und herausgeputzt, während im Innern kein Stein, kein Prinzip auf dem anderen bleibt. Die konservativen Sprachpolitiker haben dafür das falsche Zauberwort der neuen Normalisierung geprägt. Verkleidet als Anpassung, wird der Salto mortale rückwärts geprobt. Auf diese Weise lassen sich fast legitimationslos die Uhren der Moderne in Deutschland zurückdrehen." In seinem Aufsatz zeigt der Autor, daß öffentliche Wahrnehmung und auch fachliche Beschreibung der bundesrepublikanischen Verhältnisse (wie auch der neuen Weltordnung) bei weitem nicht auf der Höhe der Zeit sind. Er konstatiert, daß die neue Konstellation einer radikal skeptischen Kritik durch die Kritik selbst noch nicht eingeholt worden ist. (psz)

Der Beitrag unternimmt den Versuch, die Varianten des "Konservatismus", die gemeinhin als "rechts" verortet werden, in ihrem tatsächlichen Spannungsverhältnis zum Extremismus zu differenzieren. Zunächst erfolgt eine Darstellung des fortschrittskeptischen Konservatismus als äußerst vielschichtige Erscheinungsform ganz unabhängig von der Frage des Extremismus. So geht es zunächst um den Konservativismus als historische Gestalt sowie anschließend um die allgemeinen "zeitlosen" Strukturmerkmale des Konservatismus. Es werden die konservativen Strömungen der Gegenwart skizziert und der Bezug des Konservatismus zu extremistischen Ideologien thematisiert. Abschließend wird der Frage nachgegangen, wie die heutige Situation in Deutschland einzuschätzen ist. (ICB2)