Zum Konzept der "Subkultur"
In: Sozialwissenschaftliche Informationen für Unterricht und Studium: sowi, Band 4, Heft 2, S. 39-42
ISSN: 0340-2304
Es gibt keine einheitliche Definition von Subkultur. Aus der soziologischen Literatur lassen sich 3 Subkultur-Typen herausarbeiten: die gesellschaftlich legitimierte, von der dominanten Kultur differierende Subkultur, die "Kontrakultur", die im Normenkonflikt gegen die Gesamtgesellschaft steht, und die "Gegenkultur", die in Opposition zur Gesamtgesellschaft auf Veränderung des dominanten Systems drängt. Letzterer Typ wird an den Beispielen von D. Kirby, A counter-culture explanation of student activism, Sozial Problems 19 (1971) und Proctor, Addiction, the counter-culture, The Nation (May 17, 1971) erläutert und kritisiert. Das Konzept der Gegenkultur vermag zwar gewisse Phänomene zu beschreiben, kann aber keine Erklärung liefern oder eine Einsicht in die Ursachen vermitteln. Mit fortschreitender gesellschaftlicher Differenzierung erfolgt auch eine Differenzierung der normativen Regelungen. Ein Wertsystem gilt nicht mehr uneingeschränkt für die Gesamtgesellschaft. Der Begriff Kultur läßt sich nur noch eingeschränkt verwenden, und es ist nicht sinnvoll, die Differenzierungen in Gesellschaft und Kultur als subkulturelle Erscheinungen zu beschreiben. Das Konzept der Subkultur kann diese Veränderungen nicht adäquat erfassen. (HM)